Schrank aufarbeiten

Janina

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Moin,
habe angefangen einen alten Schrank von meinem Urgroßvater aufzuarbeiten. Habe mit der Schublade angefangen und nachdem ich alle Farbschichten abgebeizt habe bin ich auf sowas wie eine Furnierschicht ? gestoßen. Die sah schon ziemlich mitgenommen aus und war schon so rissig, dass ich sie in einem ziemlich großen Aufwand einfach "abgepult" habe. Dadrunter kam dann auch das von mir gesuchte Holz, weiß leider nicht welche Art, zum Vorschein. Allerdings ist auf dem Holz von der Furnierschicht eine ziemlich hartnäckige Klebschicht.
Wie bekomme ich die runter ohne das Holz anzugreifen?
Jetzt hab ich mich an den Rest des Schrankes gemacht. Auch hier bin ich wieder auf die Furnierschicht gestoßen. Allerdings hat mein Urgroßvater wohl nicht alles damit beklebt, denn oben, wo die Schublade eingepasst wird, bin ich nach dem Abbeizen sofort auf das "Endholz" gestoßen. Natürlich möchte ich jetzt den ganzen Schrank in seinem natürlichen Holz erstrahlen lassen. Aber ich kriege dieses verdammte Furnier nicht runter. Es ist leider viel standhafter als das der Schublade.
Wär toll wenn jemand von euch einen Tip hat.
MFG, Janina
 

yoghurt

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Hmm, ja!
Zunächst: Wenn das Möbel furniert oder teilfurniert war, dann ist das Holz darunter unter Umständen nicht dass wass du sehen willst. Sprich, da es sowieso überfurniert wurde, ist bei der Holzauswahl kein Wert darauf gelegt worden Astlöcher, Bläue oder sonstwas zu vermeiden. Trägerholz für solche Möbel ist meist Nadelholz also Kiefer oder Fichte.
Das Furnier bekommst du wahrscheinlich am besten durch Hitze ab, also mit einem Heissluftgebläse oder einem Bügeleisen. Falls Du Dein "gutes" Bügeleisen verwenden willst, dann leg ein Blatt Papier zwischen, sonst ruinierst Du Dir die Sohle des Bügeleisens ganz schnell.

Gruß

Heiko
 

pedder

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Allerdings ist auf dem Holz von der Furnierschicht eine ziemlich hartnäckige Klebschicht. Wie bekomme ich die runter ohne das Holz anzugreifen?

Hallo Janina,

das geht nach meiner Erfahrung am einfachsten mit der Ziehklinge oder einem Ziehklingenhobel (Furnierschabhobel). Schleifen ist nichts, das Papier ist sofort zugesetzt.

Du solltest Dir aber bewusst sein, dass die Unterkonstruktion vom Erschaffer nicht zum Vorzeigen geplant war. Da verbergen sich manchmal grobe Schnitzer...

Liebe Grüße
Pedder
 

Janina

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Hallo,
danke schonmal für die Ratschläge. Das mit dem Bügeleisen werde ich auf jeden Fall mal probieren. Mit dem Ziehklingenhobel werde ich mich mal schlau machen, aber schon mal gut zu wissen, dass es sowas gibt.
Dass am Ende vielleicht eine mindere Holzqualität zum Vorschein kommt muss ich riskieren. Denn eine kaputte Furnierschicht, die noch nicht mal flächendeckend existiert, sieht auch nicht grade prickelnd aus. Von innen sah die natürliche Holzstruktur jedenfalls gar nicht mal so schlecht aus.
MFG, Janina
 

derdad

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Liebe Janina!
Aus welcher Zeit stammt der Schrank?
Vielleicht kannst du ein paar Foto machen und ins Forum stellen, dann kann man mehr sagen.
Lt. deinen Beschreibungen tippe ich auf folgendes: Der Schrank wurde aus Paneelplatten gemacht, oder Blindholz grob überfurniert, damit den Schrank streichen kann. Oft weiß oder auch vielfach "lasiert". Was in diesem Fall bedeutet es wurde eine Edelholzansicht aufgemalt. Die Schränke wurden gar nicht gemacht, dass man das "schöne" Massivholz sieht. Bei versch. kleineren Elementen, die man nicht verleimen musste, wurde gleich Massivholz verwendet, dass nicht mehr überfurniert wurde.
Ich kann mich auch irren, aber es ist möglich, dass dein Aufarbeiten bedeutet, du zerstörst die äußere Schicht des Möbels.

lg
gerhard
 

Janina

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Hallo Gerhard,
also eine genaue Zeit kann ich nicht benennen, kann meinen Uropa leider nicht mehr fragen, aber ich denke mal Anfang 20. Jh.
Fotos hab ich in den Anhang gestellt. Man sieht noch Reste von der Farbe (im Laufe der Jahre muss mein Uropa unzählige Male den Schrank farblich umgestaltet haben) und da wo die dunklen Stellen sind blitzt das Furnier hervor. Beim Foto der Schublade sieht man dann das Grundholz.
 

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derdad

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OK!
So wie ich es gedacht hatte ist es nicht.
Zeitlich liegst du richtig. Es ist eine Kommode aus der Gründerzeit. Sie war im original Nuss (wahrscheinlich) furniert. Auch die Schublade. Dass die Furnier stellenweise so leicht abging und rissig war liegt wahrscheinlich am Abbeizer und dem Wasser.
Dass die Kommode später überstrichen wurde war sehr normal. Wann wollte ja das "alte Graffel" verschönern. Heutzutage würde sowas als grober Frevel betrachtet.
Die "Klebeschicht" die unter der Funier hervorkommt ist Perlleim (Hautleim, Kaseinleim, Knochenleim,.......) Am Besten rückst du dem zu Leibe wenn du es anfeuchtest, einwirken lässt und mit einer Spachtel abschabst. Ziehklinge ist da nicht ganz das Wahre, die verklebt sofort wenn etwas zäh ist.
Auch wenn du die ganze Furnier ab bekommst, wird das gute Stück nicht einheitlich das "schöne Volholz" haben. Vollholz schon, aber es werden an verschiedenen Stellen Nuss Anleimer sein, die in der Farbe dunkler sind als das Nadel-Blindholz.
Du hast die Arbeit jetzt begonnen und wirst sie sicher auch zu Ende führen. Ist auch ok so. Du sollst aber trotzdem wissen, dass damit der Charakter der Kommode zerstört wird. Wenn du den "natürlichen Holzton wieder erstrahlen lassen willst", müsstest du die Kommode wieder furnieren. Das wirst du dir aber kaum antun. Den Grundstein zu deiner jetztigen Arbeit wurde schon lange vor dir gelegt, als das gute Stück farbig angestrichen wurde. Da wurde schon vor langer Zeit ein Fehler begannen.

lg
gerhard
 

Dragon187

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Hallo!
Das ist ein vertiko aus der Gründerzeit. (Wohl um 1890)
Es war Nuss furniert und hat wohl Kiefer als Blindholz. Ich glaube rechts und links waren noch Stuck ornamente ?! Wenn du jetzt alles abmachst (inkl. Furnier) hast du ein fleckiges unauthentisches Hellholzmöbel. Ich würde es neu furnieren, oder eben wegschmeissen, ist wirklich (fast) nicht mehr zu retten.
Grüße!
 

Janina

ww-pappel
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Hallo Dragon,
also wegschmeißen werde ich den Schrank bestimmt nicht, ist schließlich ein Erbstück, wenn auch ein vielleicht ein verhunztes Erbstück, aber sowas schmeisst man einfach nicht weg.
Es gibt sicherlich noch Möglichkeiten, auch wenn das Holz tatsächlich am Ende unansehnlich ist.
Viele Grüße, Janina
 

WinfriedM

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Das kann auch alles sehr spannend aussehen, man muss das eher künstlerisch betrachten, als nach einer bestimmten Vorstellung von Aussehen zu streben. Und in der Kunst ist alles erlaubt, da könntest du sogar den jetzigen Zustand mit Klar-Lasur fixieren. Im richtigen Ambiente wirkt das bestimmt gut.

Übrigens: Wenn das Holz wirklich zu schlecht aussieht, dann kannst du ja immer wieder auch lackieren und was im "Shabby Chic" Stil drauß machen.
 

derdad

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Hallo Dragon,
also wegschmeißen werde ich den Schrank bestimmt nicht, ist schließlich ein Erbstück, wenn auch ein vielleicht ein verhunztes Erbstück, aber sowas schmeisst man einfach nicht weg.
Es gibt sicherlich noch Möglichkeiten, auch wenn das Holz tatsächlich am Ende unansehnlich ist.
Viele Grüße, Janina

Da geb ich dir recht. Oft geht es mehr ums Emotionelle als ums Materielle. Viel Spaß beim Werken, und wenn du wieder Fragen hast einfach ins Forum stellen.

lg
gerhard
 
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