Leinoel Speiseleinoel
Hallo Winfried,
danke fuer die Nachfrage
Speiseoel habe ich nicht verwendet, da ich das seltene Glueck hatte einen alten Drogisten als Mentor zu haben. Dadurch stand/steht mir ausfuehrliche Literatur zur Verfuegung.
Fuer die Herstellung von Lackleinoel wurden in den letzten hundert Jahren extra Leinsorten gezuechtet mit einem moeglichst niedrigen Gehalt an freien Fettsaeuren. Der Wert ist in der Fettsaeurezahl festgelegt, Rohleinoel Saeurezahl 2 – 6, Lackleinoel 0 – max 1. (Speiseleinoel ~8) Je hoeher die Saeurezahl desto schlechter die Trockeneigenschaften. Ich habe nur einen Punkt aus dem gesamten Trockenprozess von Leinoel herausgegriffen.
Ich habe Erfahrungen damit, mit Speiseleinoel und anderen Speiseoelen behandelte Oberflaechen zu reinigen. Auch hier in den USA werden in allen moeglichen Zeitungen/Zeitschriften Spezialrezepte genannt. Die Schreiber gehen keine Haftung ein, da immer irgendjemand genannt wird von dem das Rezept stammt. Solche Artikel zu lesen ist verschwendete Zeit. Ich sollte den Schreibern dafuer Praemien zahlen in den zwanzig Jahren, welche ich hier bin habe ich fuer das Rueckgaengig machen von solchen Empfehlungen einige zehntausen USDollar berechnet. Dies ist jedoch kein leichtverdientes Geld, da der Aufwand nicht vorhersehbar ist.
Ich versuche in allen Dingen, die physikalischen Gesetze mit gesagt/geschriebenem in Einklang zu bringen. Aus diesem Grund wuerde ich nie Leinoel so lange es nicht getrocknet ist ueberstreichen. Leinoel benoetigt zum Auskurieren Sauerstoff. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Firnis auf nicht getrocknetem Leinoel dauerhaft haften kann. Der Firnis trocknet auf der Oberflaeche, mit der Zeit, sinkt die Oberflaechenbeschichtung in den nicht getrockneten Untergrund, am Anfang entsteht Orangenhaut, spaeter Runzeln, das Endprodukt wird Krokodilhaut (Aligatorskin) genannt. Diese Art Fehler werden in der Restaurierung von Oelgemaelden oefters beschrieben. Von Moebeln habe ich bisher kaum etwas darueber geschriebenes gefunden.
Ich moechte dir damit nicht vom Experimentieren Abraten.
Was Leinoelpro auf seiner Webseite schreibt unter Arbeitsweise, ist im rechtlichen Sinne keine Empfehlung, sie erw
nen genaugenommen noch nichtmal ihre eigenen Produkte.
Z. B. Sam Malof verwendet(e) fuer das Finsh seiner Moebel eine Mischung aus Leinoelfirnis, Tungoel und Varnish zu gleichen Teilen. Varnish kann hier alles moegliche sein. Irgendwo wird von Sam Malof ein Finish in welchem er Wachs zusetzt genannt. Ein bekannter Schreiner benutzte letzteren und die Oberflaeche trocknete nicht, es blieb keine andere Loesung als Ablaugen.
Ich kenne Sam Maloof seit ca 1998, im letzten Jahr weilte er er hier als Ehrengast bei einer Woodworkervereinigung. Ich konnte Herrn Maloof bezueglich Finish befragen unter Varnish meinte er einen Oellack um dem Finsh mehr Volumen zu geben. In einem Buch von Sam Maloof ist Polyuretanlack genannt, darauf befragt sagte er dass er sich nicht erinnern kann je Polyuretanlack verwendet zu haben (er ist 93 Jahre Alt bei erstaunlicher Frische). Auf den Wachszusatz angesprochen und die Rezeptur, sage er, dass dies nur beim letzten Anstrich benutzt wurde, in seine normale Mischung , welche erhitzt wurde streuete er nach Gefuehl(*) Wachs ein und trug dies heiss auf, wischte ab und nach dem Trocknen konnte das verbliebene Wachs poliert werden.
Worauf ich hinaus moechte ist das, Maloof verwendete einen Oellack, welcher harzgefuellt war, es gibt auch Uretanlacke auf Oelbasis, diese koennen auch verwendet werden, es gibt jedoch auch Uretanlacke auf ganz anderer Basis, welche nicht mit Lein- Tungoel verwendet werden koennen. In der Literatur ist aus Varnish Polyuretanvarnish geworden, wie soll sich da ein Anwender auskennen.
(*) Die Wachsmenge wird in der Literatur als ein paar Handvoll genannt.
Dies ist ein selbst erlebtes Beispiel, wie durch Beschreiben, Nacherz
len usw Sinnentstellungen entstehen koennen.
Sehr gute verlaessliche Quellen mit nachvollziehbaren Rezepten, sind die Drogistenfachbuecher und Seifensiederliteratur, zwischen 1900 und 1930.
mfg
Ottmar