Leinöl trocknet nicht

rahel

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Habe eine Bank(vorher rohes Holz) mit abgetöntem leinöl (Rohöl)gestrichen.Zum Abtönen habe ich Mixol Konzentrat genommen. Habe nur dünn aufgetragen-trotzdem sie steht jetzt schon 2 Wochen zum trocknen-wenn ich mich drauf setzen würde wäre der Hintern grün.
Was mach ich bloß?
Weiter warten?
 

edelres

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Leinoel

Hallo rahel,


Um welches Leinoel handelt es sich? Hoffentlich nicht um Leinoel aus dem Reformhaus.

Leinoel fuer Finishzwecke wurde frueher als Lackleinoel bezeichnet, dieses ist so aufbereitet, dass alle fuer die Oberflaechenbehandlung schaedlichen Stoffe daraus entfernt sind.

Lackleinoel trocknet (theoretisch) in sechs Wochen. Die Angaben bezueglich der Trockenzeiten von Leinoel, beziehen sich auf die Oelmalerei, ich konnte bis jetzt, trotz jahrzehntelangem Suchen nichts bezueglich der Trockenzeiten als Finish finden.

In der Schellackpolitur, wird Leinoel als Grundierung verwendet als Wartezeit fuer das Trocknen werden mindestens sechs Wochen empfohlen.

mfg

Ottmar
 

Re-Mark

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Würde es vielleicht helfen, die Bank nochmal mit Leinölfirnis überzustreichen, in der Hoffnung, dass die darin enthaltenen Trockenstoffe auch das bisher schon im Holz befindliche Leinöl trocknen helfen?

Grüße,
Robert
 

WinfriedM

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Ja, das sollte problemlos funktionieren. Hab ich auch schon gemacht und auf leinoelpro.de wird es ebenso empfohlen.
 

edelres

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Vorsicht

Hallo Rahel,

Ich wuerde die Vorschlaege von Re-Mark und WinfriedM nicht anwenden oder versuchen. Das laueft nur darauf hinaus die Symtome kurieren zu wollen, ohne die Ursache zu beseitigen.

Lass mich wissen um welches Oel es sich handelt, dann kann ich dir mitteilen wie ich solche und aehnliche Faelle langfristig geloest habe. Es ist einfacher, das angewendete Oel, falls notwendig zu entfernen als einen nicthhaftenden Firnis.

mfg

Ottmar
 

WinfriedM

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Hallo Ottmar,

hast du schon schlechte Erfahrungen mit Speiße-Leinöl für Holz gemacht? Ein Öl für Holz sollte ja eigentlich entschleimt und gereinigt werden, evtl. auch gebleicht. Andererseits hab ich mal Versuche mit Speiße-Leinöl gemacht: Zuerst dieses satt aufgetragen, nach etwa einer Stunde den Überschuss abgenommen, dann 3 Tage gewartet, damit es schön einzieht. Und dann ein normales Holzöl auf Leinölbasis - in diesem Fall Natural Möbelhartöl - drüber. Das Ergebnis sieht gut aus, die Oberfläche ist ordentlich ausgehärtet (wie gewohnt, nach 1-2 Tagen). Ob das langfristig funktioniert, ist natürlich eine andere Frage.

Ich bin in solchen Sachen gerade am experimentieren, einfach weil es mich interessiert.

Ansonsten, wenn obig zuerst mit einem für Holz geeigneten purem Leinöl behandelt wurde, spricht doch gegen nachträglichen Leinölfirnis mit Sikkativen überhaupt nichts, oder? Das wird z.B. auf leinoelpro.de so empfohlen.
 

rahel

ww-fichte
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Zum verwendeten Leinöl

Ich habe bei leinoelpro gekauft und dort ist es so beschrieben:

Wie seit Jahrtausenden wird unser Leinöl aus dem reifen Samen der Flachsblüte ohne Erhitzen gepresst. So kommen weniger Verunreinigungen in das Leinöl und es kann besser in den Untergrund eindringen. Unser natürliches Leinöl – roh oder gekocht – enthält keinerlei Lösemittel, Aromate, Zusätze oder Konservierungsstoffe. Es kann bedenkenlos auch in Wohnräumen (Fußbodendielen, Vertäfelungen, Türen, Möbel) angewandt werden, denn während des Trocknens dunsten keine giftigen Gase aus. Im Gegenteil: Leinöl riecht auch während der Verarbeitung angenehm. Das rohe Leinöl von leinölpro ist sogar geeignet zur Behandlung von Kinderspielzeug und für den Kontakt mit Lebensmitteln (Frühstücksbrettchen, Arbeitsplatte)!


Die traditionelle Verarbeitung von Leinöl und Leinölprodukten hat sich seit vielen Jahrhunderten bewährt: Weil das Leinöl von leinölpro kalt gepresst und dünnflüssig ist, klebt es nicht. Es ist transparent, honigtönend und anfeuernd. Es reißt nicht und wird nicht spröde.


Wegen seiner besonders kleinen Moleküle dringt es tief in das Holz ein. So schützt es vor Feuchtigkeit und damit vorm Verrotten. Dabei bleibt das Holz offenporig und kann atmen. Weil es sich bei den dünnflüssigen Ölen von leinölpro um hochwertiges kalt gepresstes Leinöl aus nordischem Anbau handelt, trocknet es schneller. Es sind keine Verdünner wie Terpentin nötig!


Habe halt nur ein paar Tropfen Mixol zugetan.

Bin echt verunsichert mit dem Zeug.Anfangs war ich total begeistert. Habe eine alte (10J) Treppedamit behandelt -nach 24 Std. war es trocken,dann ein zweites Mal-genauso schnell trocken und deshalb ein drittes Mal aufgetragen-das hat dann allerdings ein paar Tage gedauert.
 

WinfriedM

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Pures Leinöl in 24 Stunden trocken? Das kann irgendwie nicht sein, das braucht typischerweise mindestens 2-6 Wochen. Leinoelpro hat auch sikkativiertes Öl ("gekochtes Öl"), was man normal immer danach aufträgt. Die schreiben dort:

"Arbeitsweise: Wenn Sie eine glatte Holzfläche nur ölen wollen, tragen Sie das natürliche, leicht zu verteilende rohe Leinöl mit einem Pinsel satt auf, am besten bei Zimmertemperatur. Nach 2, höchstens 3 Tagen bringen Sie einen dünnen Schlussanstrich mit »gekochtem« Leinöl auf. Nach 10 bis 15 Stunden nehmen Sie evtl. verbleibende Glanzstellen mit einem Lappen auf. Da der Oxidationsprozess Sauerstoff verbraucht, sollte der Raum gut durchlüftet sein."
 

WinfriedM

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Das kann sein, man kann das schwer unterscheiden, ob das Öl nur weggezogen oder schon trocken ist. Jetzt, wo du grüne Farbe drin hast, fällt es dir natürlich besonders auf.

Auf jeden Fall solltest du überstehendes Öl aber immer komplett von der Oberfläche abwischen nach dem Ölauftrag. Je nach Öl innerhalb von 15min - mehrere Stunden. Es soll ja keine Schicht über dem Holz gebildet werden, die bei purem Leinöl lange Zeit recht klebrig sein würde.
 

edelres

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Trockenzeit Leinoel♠

Hallo Rahel,


dass du ein Markenoel verwendet hast ist schon mal ein Lichtblick. Ich habe Mixol in Leinoelfirnis benutzt ohne Komplikationen. Ich wuerde in deinem Fall einfach abwarten. Leinoelpro sagt nichts ueber die Aufbereitung ihres Leinoels, die von mir bisher verwendeten Lackleinoele trockneten sehr langsam. Die Aussage von leinoelpro, finde ich problematisch, nach hiesigem Recht koennte dies♠ einen Haftungsanspruch darstellen.. Die Aussage einen duennen Schlussanstrich mit “gekochtem” Leinoel ist irrefuehrend und unverbindlich, da sie dabei kein Eigenprodukt nennen. Leinoelpro vertreibt Leinoelfirnis mit Trockenstoff , ist also kein gekochtes Leinoel.


Ich trage zur Kontrolle imer etwas Oel auf eine Glasscherbe(Flasche) auf und stelle diese auf die Seite. So kann ich feststellen ob etwas mit dem Oel/Firnis falsch ist . z. B. Walnussoel war nach acht Wochen noch nicht getrocknet, es trocknete irgendwann, ich vergass dies weiterzubeobachten und als ich durch Zufall darauf stiess waren zwei Jahre vergangen.


Hier bist du in der gleichen Situation wie ich schon oefters war. Hier hilft nur Geduld, alles andere laeuft auf eine Verschlimmbesserung hinaus.


mfg

Ottmar

PS: Vor zwei Jahren restaurierte ich einen Tisch mit Tungoel, das Trocknen dauerte drei Wochen. Das gleiche Oel trocknete vor einigen Wochen in 3 Tagen. Das Trocknen dauert halt solange es dauert, auch wenn es mir noch so pressiert!
 

edelres

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Leinoel Speiseleinoel

Hallo Winfried,

danke fuer die Nachfrage


Speiseoel habe ich nicht verwendet, da ich das seltene Glueck hatte einen alten Drogisten als Mentor zu haben. Dadurch stand/steht mir ausfuehrliche Literatur zur Verfuegung.


Fuer die Herstellung von Lackleinoel wurden in den letzten hundert Jahren extra Leinsorten gezuechtet mit einem moeglichst niedrigen Gehalt an freien Fettsaeuren. Der Wert ist in der Fettsaeurezahl festgelegt, Rohleinoel Saeurezahl 2 – 6, Lackleinoel 0 – max 1. (Speiseleinoel ~8) Je hoeher die Saeurezahl desto schlechter die Trockeneigenschaften. Ich habe nur einen Punkt aus dem gesamten Trockenprozess von Leinoel herausgegriffen.


Ich habe Erfahrungen damit, mit Speiseleinoel und anderen Speiseoelen behandelte Oberflaechen zu reinigen. Auch hier in den USA werden in allen moeglichen Zeitungen/Zeitschriften Spezialrezepte genannt. Die Schreiber gehen keine Haftung ein, da immer irgendjemand genannt wird von dem das Rezept stammt. Solche Artikel zu lesen ist verschwendete Zeit. Ich sollte den Schreibern dafuer Praemien zahlen in den zwanzig Jahren, welche ich hier bin habe ich fuer das Rueckgaengig machen von solchen Empfehlungen einige zehntausen USDollar berechnet. Dies ist jedoch kein leichtverdientes Geld, da der Aufwand nicht vorhersehbar ist.


Ich versuche in allen Dingen, die physikalischen Gesetze mit gesagt/geschriebenem in Einklang zu bringen. Aus diesem Grund wuerde ich nie Leinoel so lange es nicht getrocknet ist ueberstreichen. Leinoel benoetigt zum Auskurieren Sauerstoff. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Firnis auf nicht getrocknetem Leinoel dauerhaft haften kann. Der Firnis trocknet auf der Oberflaeche, mit der Zeit, sinkt die Oberflaechenbeschichtung in den nicht getrockneten Untergrund, am Anfang entsteht Orangenhaut, spaeter Runzeln, das Endprodukt wird Krokodilhaut (Aligatorskin) genannt. Diese Art Fehler werden in der Restaurierung von Oelgemaelden oefters beschrieben. Von Moebeln habe ich bisher kaum etwas darueber geschriebenes gefunden.


Ich moechte dir damit nicht vom Experimentieren Abraten.


Was Leinoelpro auf seiner Webseite schreibt unter Arbeitsweise, ist im rechtlichen Sinne keine Empfehlung, sie erwaehnen genaugenommen noch nichtmal ihre eigenen Produkte.


Z. B. Sam Malof verwendet(e) fuer das Finsh seiner Moebel eine Mischung aus Leinoelfirnis, Tungoel und Varnish zu gleichen Teilen. Varnish kann hier alles moegliche sein. Irgendwo wird von Sam Malof ein Finish in welchem er Wachs zusetzt genannt. Ein bekannter Schreiner benutzte letzteren und die Oberflaeche trocknete nicht, es blieb keine andere Loesung als Ablaugen.


Ich kenne Sam Maloof seit ca 1998, im letzten Jahr weilte er er hier als Ehrengast bei einer Woodworkervereinigung. Ich konnte Herrn Maloof bezueglich Finish befragen unter Varnish meinte er einen Oellack um dem Finsh mehr Volumen zu geben. In einem Buch von Sam Maloof ist Polyuretanlack genannt, darauf befragt sagte er dass er sich nicht erinnern kann je Polyuretanlack verwendet zu haben (er ist 93 Jahre Alt bei erstaunlicher Frische). Auf den Wachszusatz angesprochen und die Rezeptur, sage er, dass dies nur beim letzten Anstrich benutzt wurde, in seine normale Mischung , welche erhitzt wurde streuete er nach Gefuehl(*) Wachs ein und trug dies heiss auf, wischte ab und nach dem Trocknen konnte das verbliebene Wachs poliert werden.


Worauf ich hinaus moechte ist das, Maloof verwendete einen Oellack, welcher harzgefuellt war, es gibt auch Uretanlacke auf Oelbasis, diese koennen auch verwendet werden, es gibt jedoch auch Uretanlacke auf ganz anderer Basis, welche nicht mit Lein- Tungoel verwendet werden koennen. In der Literatur ist aus Varnish Polyuretanvarnish geworden, wie soll sich da ein Anwender auskennen.
(*) Die Wachsmenge wird in der Literatur als ein paar Handvoll genannt.


Dies ist ein selbst erlebtes Beispiel, wie durch Beschreiben, Nacherzaehlen usw Sinnentstellungen entstehen koennen.


Sehr gute verlaessliche Quellen mit nachvollziehbaren Rezepten, sind die Drogistenfachbuecher und Seifensiederliteratur, zwischen 1900 und 1930.

mfg

Ottmar
 

Philipp

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Wann kommt endlich...

...Dein Buch raus, Ottmar?
Dein umfassendes Wissen, das sich so löblicherweise auf reiche Erfahrung und stets kritisch-skeptisches Hinterfragen von schwer nachprüfbaren und überall kursierenden Behauptungen baut, ist hier in diesem Forum immer eine Riesenbereicherung.
Zu Wissen, daß zwar immer wieder dieselben und teilweise falschen Behauptungen regelmäßig in geschriebener Form auftauchen, gleichzeitig aber Dein Wissensschatz nicht gesammelt und strukturiert erhältlich ist, muß jemandem, der sich intensiv mit Oberflächenbehandlung auseinandersetzt, nahezu schon Schmerzen bereiten.

Vielen Dank für Deine regelmäßigen Erleuchtungen und Hilfestellungen!

Viele Grüße

Philipp
 

rahel

ww-fichte
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Danke für die vielen Antworten.
Ich denk also, ich werd abwarten.
Für die Zukunft weiß ich wenns schnell gehen soll nehm ich Leinölfirnis.
 

WinfriedM

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Ich versuche in allen Dingen, die physikalischen Gesetze mit gesagt/geschriebenem in Einklang zu bringen. Aus diesem Grund wuerde ich nie Leinoel so lange es nicht getrocknet ist ueberstreichen. Leinoel benoetigt zum Auskurieren Sauerstoff. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Firnis auf nicht getrocknetem Leinoel dauerhaft haften kann. Der Firnis trocknet auf der Oberflaeche, mit der Zeit, sinkt die Oberflaechenbeschichtung in den nicht getrockneten Untergrund, am Anfang entsteht Orangenhaut, spaeter Runzeln, das Endprodukt wird Krokodilhaut (Aligatorskin) genannt. Diese Art Fehler werden in der Restaurierung von Oelgemaelden oefters beschrieben. Von Moebeln habe ich bisher kaum etwas darueber geschriebenes gefunden.

Ein Leinöl-Firnis ist ja ein sikkativiertes Leinöl, insofern streicht man dann Leinöl auf Leinöl, was ich für unproblematisch halte. Die Trockenstoffe, die im Firnis sind, werden sich irgendwie mit dem Leinöl vermischen, was darunter ist und diesem zum schnellerem Trocknen verhelfen. Wenn nicht, auch nicht tragisch, dann dauert es halt etwas länger, bis das Leinöl darunter auch getrocknet ist.

Ich bin natürlich davon ausgegangen, dass man den Firnis nicht schichtbildend aufträgt, sondern nach 30 Minuten etwa wieder vollständig von der Oberfläche entfernt.

Sauerstoff sollte durch einen Firnis-Auftrag ebenfalls noch hindurchkommen, denn der Anstrich ist ja dampfdurchlässig.

Das sind jedoch alles lediglich logische Schlußfolgerungen ohne langjährige praktische Erfahrung. Ich experimentiere damit auch mal weiter, um ein paar verlässlichere Praxiserfahrungen mitzuteilen.
 
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