Borkenkäfer-befallenes Holz

neugieriger

ww-birnbaum
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Hallo alle,

ein Bekannter von mir möchte ein Blockhaus - sein Gedanke war, Balken schneiden zu lassen, ca 16 x 24 cm
und zwar aus Stämmen, die vom Borkenkäfer gekillt wurden, weil die wesentlich billiger sind.

Ist das auf jeden Fall Blödsinn oder unter den richtigen Umständen durchaus machbar?
Was ist zu beachten?
Freue mich auf eure Gedanken dazu.

Grüße, Hans.
 

carsten

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Hallo

ich vermute die deutliche Mehrheit an Bäumen die vom Borkenkäfer in Mitleidenschaft gezogen wurden haben nicht die Dimension die es braucht um Balken der gewünschten Dimension zu erhalten.
Ansonsten spricht nix dagegen Holz ehemals vom Borkenkäfer befallenen Bäumen zu verwenden.
Der Borkenkäfer ist ein Frischholzschädling und befällt fast nur die Schicht direkt unterhalb der Borke. Der Bereich wird entweder beim Einschnitt im Sägewerk weggeschnitten oder beim Hobeln zerspant.
Deutliche Spuren im "fertigen" Nadelholz habe ich bis dato nur sehr sehr selten gesehen.
 

Sel

ww-esche
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Kann es vielleicht aber auch sein, wenn der Borkenkäfer sein Werk getan hat, das dann der sterbende Baum sein Holz verändert? Das vielleicht andere Schädlinge sich einnisten?

Schließlich werden die toten Bäume oft nicht sofort gefällt und abtransportiert, manchmal wird gewartet bis der ganze Bestand tot ist. Dann kommt der Harvester und die Sache ist schnell gerodet und weggefahren.

Ist hier in den Gebieten (Elbsandsteingebirge, Naturschutz!) leider so. Bei einzelnen befallenden Bäumen können die nicht entfernt werden, weil der Mensch keinen Einfluß auf die Natur nehmen darf. Also wird der ganze Wald vom Käfer aufgefressen. :emoji_frowning2: Ist der Wald tot, so muß komplett gerodet werden, das nennt sich im Naturschutzgebiet dann "Verkehrssicherungspflicht". Klingt nicht logisch, ist es auch nicht. Aber der (angebliche) Naturschutz will das so. Übrigens läßt man dem Borkenkäfer eine Chance: Einzelne Bäume bleiben stehen oder werden liegengelassen (mit Rinde!), damit sich dort Kleintiere und Spezialisten ansiedeln können. Und damit (ist ja nicht zu vermeiden) der Borkenkäfer ein Winterquartier hat.

LG Sel
 

Schwarzfahrer

ww-ahorn
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Hi.
Käferholz hat zwar hier bei den Zimmerern nicht den besten Ruf, weil es angeblich schneller blau wird,
aber wenn es nicht lange als Totholz im Wald steht, zeitnah geschnitten und getrocknet wird, passiert nichts.
Du hast halt keinen Einfluß darauf, wann es geschlagen wurde.
Von den Dimensionen her hätte ich keine Angst, dass die nicht ausreichend wären. Der Käfer macht hier vor nichts mehr halt.
Und bei der Trockenheit die letzten zwei Sommer sind auch die stärksten Fichten nicht mehr sicher.
Von daher müßten also genug starke Stämme zu bekommen sein.

Gruß vom
Schwarzfahrer
 

Mitglied 30872

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...Schließlich werden die toten Bäume oft nicht sofort gefällt und abtransportiert, manchmal wird gewartet bis der ganze Bestand tot ist. Dann kommt der Harvester und die Sache ist schnell gerodet und weggefahren.

Ist hier in den Gebieten (Elbsandsteingebirge, Naturschutz!) leider so. Bei einzelnen befallenden Bäumen können die nicht entfernt werden, weil der Mensch keinen Einfluß auf die Natur nehmen darf. Also wird der ganze Wald vom Käfer aufgefressen. :emoji_frowning2: Ist der Wald tot, so muß komplett gerodet werden, das nennt sich im Naturschutzgebiet dann "Verkehrssicherungspflicht". Klingt nicht logisch, ist es auch nicht. Aber der (angebliche) Naturschutz will das so. Übrigens läßt man dem Borkenkäfer eine Chance: Einzelne Bäume bleiben stehen oder werden liegengelassen (mit Rinde!), damit sich dort Kleintiere und Spezialisten ansiedeln können. Und damit (ist ja nicht zu vermeiden) der Borkenkäfer ein Winterquartier hat...

Das was Du beschreibst, bezieht sich nur auf den Ruhebereich innerhalb des Nationalparks Sächsische Schweiz, somit nicht auf das Elbsandsteingebirge insgesamt. Die Verkehrssichrungspflicht, der im Übrigen jeder Grundeigentümer unterliegt, gilt natürlich auch für den Freistaat Sachsen als Grundeigentümer. Diese Pflicht bezieht sich nur darauf, Schaden von Dritten zu vermeiden, d.h. das Borkrnkäferholz bleibt überall dort stehen, wo es kein Verkehrssicherheitsproblem gibt. Das ist also tatsächlich sehr logisch. Ein Blick in die Internetseiten der Nationalparkverwaltung sei hier empfohlen.
 

Mitglied 30872

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Hallo alle,

ein Bekannter von mir möchte ein Blockhaus - sein Gedanke war, Balken schneiden zu lassen, ca 16 x 24 cm
und zwar aus Stämmen, die vom Borkenkäfer gekillt wurden, weil die wesentlich billiger sind.

Ist das auf jeden Fall Blödsinn oder unter den richtigen Umständen durchaus machbar?
Was ist zu beachten?
Freue mich auf eure Gedanken dazu.

Grüße, Hans.

Richtig, aufgrund des Überangebotes ist der Preis für Fichtenholz auf knapp 50% des Preises von vor gut 2 Jahren gefallen.
Ich würde beim Kauf darauf achten, dass die Fichten nicht allzu lange trocken gestanden haben bzw. auf dem Polter lagen, da die Stämme je nach Lagerort tlw. stark gerissen sind. Sicher reißt das Holz später auch, aber durch die Bearbeitung kommt es zu Entlastungsstellen, sodass die Risse nicht so heftig sind.
 

Mitglied 30872

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Hallo

ich vermute die deutliche Mehrheit an Bäumen die vom Borkenkäfer in Mitleidenschaft gezogen wurden haben nicht die Dimension die es braucht um Balken der gewünschten Dimension zu erhalten.
Ansonsten spricht nix dagegen Holz ehemals vom Borkenkäfer befallenen Bäumen zu verwenden.
Der Borkenkäfer ist ein Frischholzschädling und befällt fast nur die Schicht direkt unterhalb der Borke. Der Bereich wird entweder beim Einschnitt im Sägewerk weggeschnitten oder beim Hobeln zerspant.
Deutliche Spuren im "fertigen" Nadelholz habe ich bis dato nur sehr sehr selten gesehen.

Im Grunde sind vom Borkenkäferbefall alle Dimensionen betroffen, also auch Starkholz. Der einzige Borkenkäfer, der ein Problem darstellen könnte wäre der Linierte Nadelnutzholzborkenkäfer, kurz Lineatus. Der folgt nach dem Absterben der Fichten. Der Käfer bohrt sich dabei bis 4 cm ins Splintholz ein und legt dort sogen. Leitergänge an. Aber wenn eckige Balken gesägt werden, zumal bei entsprechenden Dimensionen, sollte das unproblematisch sein.
 

Sel

ww-esche
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Radebeul
Das was Du beschreibst, bezieht sich nur auf den Ruhebereich innerhalb des Nationalparks Sächsische Schweiz, somit nicht auf das Elbsandsteingebirge insgesamt. ...
Ein Blick in die Internetseiten der Nationalparkverwaltung sei hier empfohlen.
Ich habe persönlichen Mailkontakt mit Herrn Mayr von der NPV. Es stimmt schon das die Verkehrssicherungspflicht nicht überall gilt. Trotzdem wird Holz geschlagen in Form der Rodung. Hier wird der Waldumbau als Grund angegeben. Immer wieder kommen neue Argumente auf, Holz in Massen fällen zu können. Wirtschaftliche Gründe, trotz Verfall des Holzpreises, stehen immer noch auf der Tagesordnung. Da wird auf "legalem" Weg der Naturschutz wissentlich umgangen und die Bestimmungen entsprechend ausgelegt. Ich kann das anhand etlicher Beispiele mit Foto, Datum, Ort... beweisen.
Allerdings geht dieses Thema hier zu weit im Forum. Gerne ausführlicher per PN.

LG Sel
 
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