Raubbau in Rumänien

Lico

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Mahlzeit,

Robinie stammt wohl zu einem großen Teil aus Rumänien.

Meine Robinie stammt aus eigenem Wald am Fusse des Südschwarzwaldes.
Wir achten sehr darauf einen "natürlichen" Wald zu erhalten. Es bleibt Totholz drin, Bäume werden nur gefällt wenn nötig oder sinnvoll (freistellen anderer Bäume, durchforstung).
"Abfallprodukt" dabei ist "Bastel & Brennholz".

Zum Glück ist es keine Fichten Monokultur (Käfer) sondern ein natürlich vermehrter Mischwald. Selbst Esche hat bisher wenig Probleme. Die Trockenperioden der letzten beiden Sommern setzen, leider, der einen oder andern Buche (>150 Jahre) zu.

So genug OT.

Gruß SAW
 

WoodyAlan

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Wieder ein Grund mehr, einfach das Holz zu kaufen, das auch bei uns heimisch ist und zu bekommen ist. Robinien hab ich bei uns in der Gegend tatsächlich in noch keinem Wald gesehen.

Erst heute wieder hab ich die Diskussion gehabt: ersetzen der aktuellen Terrassendielen Lärche gegen Bankirai, weil die Lärche so splitterig is. Für das Geld für Bankirai bekommt man auch problemlos Eiche. Grau werden sie alle.

Zum gesunden Mischwald: bei uns wird aktuell massiv Fichte aus den Wäldern entfernt. Find ich an sich gut, bin aber gespannt, was nachgepflanzt wird. Eichen kranken bei uns in der Umgebung fast ausnahmslos am Mehltau. Eschen sind auch fast alle krank. Ich hab aktuell noch ca 15 Eschen im Garten, alle zwischen 15 und 40 Jahre alt. Und bis auf 2 auch alle krank. Im Wald neben uns wurden vor Jahren schon flächig die Fichten gefällt und anstatt gemischt anzupflanzen steht dort jetzt eine Birkenmonokultur, nur außen rum wachsen ein paar Erlen, Eichen, mittlerweile kranke Eschen und ein paar alte Pappeln. Das macht’s irgendwie ned besser.
 

predatorklein

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Moin

Sollte man im Hinterkopf behalten, wenn man Hölzer wie Robinie verwendet und dabei auf ein FSC-Zertifikat achten. Robinie stammt wohl zu einem großen Teil aus Rumänien.

Informier dich mal , wo das große schwedische Möbelhaus sein Holz herbekommt ?
Und mit welchen Methoden es geschlagen wird ?

Sibirien ist eine gute Adresse .
Und gefertigt werden viele Produkte in Tschechien oder Rumänien .
Polen ist schon zu teuer geworden .

Und trotzdem pilgern die Leute am WE in die Filialen dieser Kette .
Man kauft ja schließlich " unter Freunden " :emoji_wink:

Dafür zahlen die dank der legalen Steuerschlupflöcher , die es bei uns und anderswo gibt , kaum Steuern , und das trotz hoher jährlicher Gewinne .
Interessiert aber kaum einen .

Gruß
 

Sel

ww-esche
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Holz ist so ne Sache. Im Baumarkt weiß man normalerweise nicht wo das Holz herkommt (das Rohmaterial). Und gefertigt werden sowieso viele Sachen im Ausland, in den Billiglohnländern. Das hat aber nur in wenigen Fällen Auswirkungen auf die Qualität. Da stehen Werke mit deutschen Maschinen, nur eben die Arbeiter werden mit Hungerlohn bezahlt.

In Deutschland ist meines Wissens die Buche der Baum der Wahl. Birke ist eine Pionierpflanze, dieser Baum wird auch nicht sehr alt. Dagegen werden Buchen auch mit dem heutigen Klimawandel fertig. Klar gibts auch irgendwelche Käferchen, die Buchen zum Fressen gern haben, aber für andere Baumarten ist die Situation viel schlimmer. Eben Schädlinge und ein nicht optimales Klima.

Bei den Nadelbäumen dürfte es die Tanne sein, die hier das Rennen macht. Fichte kommt auch gut klar mit dem Klima, aber die kleinen Käferchen sind sehr potent.

Außerdem wird sehr wenig gegen eine solche Käferpopulation getan, oder gegen andere Schädlinge. Da gibts den Umweltschutz und es gibt sehr viele Naturschutzzonen/Gebiete. Dort darf nichts gemacht werden. Alles löbliche und sicher manchmal notwendige Schutzmaßnahmen, doch auch das hat seine (teuren) Schattenseiten. Die Landwirtschaft und der Industriemüll tun das Übrige. Die Tierwelt ist empfindlich gestört in der Nahrungskette, es gibt massive Einschnitte in die Wanderung des Wildes. Dementsprechend sind viele "Wildinseln" im Entstehen mit sehr speziellen Anpassungen.

Global gesehen können wir hier so gut wie nichts machen. Auf winzigen Flächen im Vergleich dazu halten wir die Naturfahne hoch. Gut so. Der Regenwald ist weit weg, dementsprechend schwierig sind Maßnahmen durchzusetzen. Kaufboykott hilft vielleicht etwas, aber dadurch wird nicht weniger Holz geschlagen in den Gebieten. Nur das Endprodukt wird örtlich umgelagert. Doch wie immer, viele Waren (nicht nur Holz) sind hierzulande wesentlich überteuert, da greift man auf preiswerte Alternativen zurück. Im preislichen Mittelfeld gibts bereits eine riesige Marktleere, das Segment stirbt aus wie z.B. der deutsche Mittelstand bei Handwerksbetrieben...

LG Sel
 

WoodyAlan

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Bei uns sterben die Fichten reihenweise auch ohne Käfer! Seit den letzten beiden Sommern gehts rapide dahin damit, ich glaube nicht dass die so toll mit Klimawechsel klar kommen, lass mich aber gern eines besseren belehren. Hatte auch Fichten im Garten, alle Kern gesund. Nach dem Sommer 2018 merkte man schon dass es ihnen nicht gut geht. Heuer mussten sie dann weg weil sie einfach abgestorben waren. Bei uns ist es seit zwei Jahren extrem trocken.
 

Mitglied 30872

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Wieder ein Grund mehr, einfach das Holz zu kaufen, das auch bei uns heimisch ist und zu bekommen ist. Robinien hab ich bei uns in der Gegend tatsächlich in noch keinem Wald gesehen. ...

Zum gesunden Mischwald: bei uns wird aktuell massiv Fichte aus den Wäldern entfernt. Find ich an sich gut, bin aber gespannt, was nachgepflanzt wird. Eichen kranken bei uns in der Umgebung fast ausnahmslos am Mehltau. Eschen sind auch fast alle krank. Ich hab aktuell noch ca 15 Eschen im Garten, alle zwischen 15 und 40 Jahre alt. Und bis auf 2 auch alle krank. Im Wald neben uns wurden vor Jahren schon flächig die Fichten gefällt und anstatt gemischt anzupflanzen steht dort jetzt eine Birkenmonokultur, nur außen rum wachsen ein paar Erlen, Eichen, mittlerweile kranke Eschen und ein paar alte Pappeln. Das macht’s irgendwie ned besser.

Die Robinie ist in unseren Wäldern tatsächlich noch nicht so häufig vertreten, auch standortbedingt. In den trockneren Sandecken, bspw. in Brandenburg, ist die Robinie bereits eine ganz normal Wirtschaftsbaumart. Sie wird durch den Klimawandel zukünftig höhere Flächenanteile haben. Dazu kommt, dass sie schnell wächst und für viele Bereiche nutzbar ist.
Das Ende des Abgangs der Eschen ist noch nicht absehbar. Ausgelöst wird das Eschentriebsterben durch den Pilz Falsches Weißes Stängelbecherchen, Hymenoscyphus fraxineus.
Das Mehltauproblem ist nicht wirklich eines. Mehltau ist höchstens in jungen Naturverjüngungen ein wirkliches Problem.
Der aktuell starke Fichteneinschlag ist der Situation geschuldet, dass die Fichtenbestände in der Republik durch die vergangenen beiden sehr trockenen Sommer massiv in Wasserstress geraten sind. Die Fichte vertrocknet und wird von Buchdrucker und Kupferstecher besiedelt. Ein ganz normaler Vorgang. Der Fichtenanbau in Deutschland in den tieferen und mittleren Lagen war schon immer eine knappe Angelegenheit. Das ist nun in den letzten beiden Jahren, auch für den Normalbürger gut zu beobachten, fast ganz gekippt. Unsere Waldbilder werden sich innerhalb der nächsten 10 bis 20 Jahre massiv ändern.
Die entstandenen Kahlflächen werden nun auf natürlichem Wege durch Sukzessionsbaumarten wie Birke und Pappel recht schnell besiedelt, es sei denn, sie werden bepflanzt. Und ja, das ist aus verschiedenen Gründen tatsächlich viel besser. Denn Fichten braucht man dort nicht mehr pflanzen. Die machen es eh nicht lange. Solche Flächen sind von Natur aus in den ersten Jahrzehnten Mono"kulturen". Natürlich keine Kulturen im Sinne von "gepflanzt". Die Bestockungen aus Birke und Pappel werden mittel- bis langfristig von standortgerechten Baumartenmischungen abgelöst. Das braucht mehrere Menschengenerationen, passiert nicht von heute auf morgen.
 

Mitglied 30872

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...In Deutschland ist meines Wissens die Buche der Baum der Wahl. Birke ist eine Pionierpflanze, dieser Baum wird auch nicht sehr alt. Dagegen werden Buchen auch mit dem heutigen Klimawandel fertig. Klar gibts auch irgendwelche Käferchen, die Buchen zum Fressen gern haben, aber für andere Baumarten ist die Situation viel schlimmer. Eben Schädlinge und ein nicht optimales Klima.

Bei den Nadelbäumen dürfte es die Tanne sein, die hier das Rennen macht. Fichte kommt auch gut klar mit dem Klima, aber die kleinen Käferchen sind sehr potent.

Außerdem wird sehr wenig gegen eine solche Käferpopulation getan, oder gegen andere Schädlinge. Da gibts den Umweltschutz und es gibt sehr viele Naturschutzzonen/Gebiete. Dort darf nichts gemacht werden. Alles löbliche und sicher manchmal notwendige Schutzmaßnahmen, doch auch das hat seine (teuren) Schattenseiten. Die Landwirtschaft und der Industriemüll tun das Übrige. Die Tierwelt ist empfindlich gestört in der Nahrungskette, es gibt massive Einschnitte in die Wanderung des Wildes. Dementsprechend sind viele "Wildinseln" im Entstehen mit sehr speziellen Anpassungen...

Die Buche befand sich bislang in Deutschland tatsächlich im sogen. Buchenoptimum. Doch leider hat der abgelaufene Sommer gezeigt, dass sie doch mit der Trockenheit ihre Probleme hat. Im Harz gibt es massive Probleme.
Und nein, Fichte kommt mit der aktuellen Situation überhaupt nicht klar. Selbst in Lagen von 600m stirbt sie ab. Und Probleme hatte der Fichtenanbau auch schon in der Vergangenheit, der Laie hat es nur nicht bemerkt. Sturmkatastrophen sind leider schnell vergessen.
Und dass nichts getan wird, stimmt so nicht. Man bekommt es nur eben nicht mit, wenn die Waldbesitzer in der Vergangenheit bruttaugliches Material (Windbruch, Schneebruch) schnell aus dem Wald geschafft haben. Bei den aktuellen Mengen sieht das eben anders aus. Das ist so nicht zu schaffen. Und was willst Du sonst tun? Per Hubschraubereinsatz alles begiften? Das trifft eben nicht nur die "Schädlinge". Da gehen alle Insekten krachen. Und Wild im Sinne von Schalenwild (Rehe, Hirsche, Mufflons) haben wir in Deutschland sowieso viel zu viele.
 

ChrisOL

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In den letzten Tagen war ich im Harz. Dort im Oberharz rund um das Gebiet Torfhaus entlang der B4 konnte man sehr viele abgestorbene Bäume und Totholz sehen. Sieht nicht schön aus.

Das waren eher junge Nadelbäume, die es nicht geschafft haben. Dazwischen waren in der Tat junge Birken zu sehen die da neu wuchsen.
 

Mitglied 30872

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Was nicht verwunderlich ist, wenn der Waldbestand von 2002 - 2012 um fast 50.000 ha wächst. Da wächst dann auich die entsprechende Population mit.

Nein, das hat damit nichts zu tun. Das ist ausschließlich auf die Minderleistung der Jägerschaft zurückzuführen.
 

blueball

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nur ein Beispiel für die Waldkenner. Früher gab es auch Wildschweine. Aber wenn man heute in den Wald geht, da ist Ja überall umgegraben schon von denen. Pilze suchen wird manchmal schon zur Geduldsprobe und Glück braucht man auch, das die Schweine nicht schon da waren. Die holen sie schon aus dem Boden raus, bevor sie überhaupt Tageslicht gesehen haben. Kennt glaub fast jeder Pilzsammler das Elend.
 

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Hinsichtlich des Waldes sind Schweine selten das Problem. Es geht um Hirsche, Rehe, Mufflons.
 

Lico

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Das verstehe ich nicht. Wenn der Waldbestand wächst, sollte doch auch der Tierbestand wachsen, oder übersehe ich da was?
Es geht nicht um den absoluten Bestand sondern um die Bestandsdichte. Die hat ohne Zweifel zugenommen. Rede mal mit Forst- und Landwirten.

Lico
 
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blueball

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Hinsichtlich des Waldes sind Schweine selten das Problem. Es geht um Hirsche, Rehe, Mufflons.
sehe ich klein wenig anders. Natürlich gibt's Frasschäden durch Rehe, Hirsche.... Da ist's natürlich auch zu viel. Beim Thema Schwarzwild.... Wenn halt umgegraben wird, haben Pflanzen- und Baumsprösslinge auch keine Chance. Ob rausgerissen oder abgefressen ist dabei wohl egal.
Fakt ist, der Bestand/ha ist zu groß. Da haben die anderen vollkommen Recht.
 
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Mitglied 30872

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sehe ich klein wenig anders. Natürlich gibt's Frasschäden durch Rehe, Hirsche....

Selbstverständlich gibt es Ecken, da nehmen die Schweine sehr viel der vorhandenen Mast (also den Samenfall insbesondere der schwersamigen Baumarten Eiche und Buche) auf. Andere wichtige Baumarten sind davon nicht betroffen. Die Wühltätigkeit der Sauen ist hier sogar positiv zu bewerten, da sie den Oberboden auflockert und ein gutes Keimbett für beispielsweise Ahorn, Esche und andere Baumarten schafft. Das, was dann insgesamt keimt, wird eben von Rehen und Hirschen aufgefressen, vor allen Dingen im Winter, wenn es keine sonstige Nahrung gibt. Das Problem ist insbesondere für den Laien, dass er den Schaden, der durch Rehe und Hirsche draußen angerichtet wird, tatsächlich nicht sieht. Die Wühltätigkeit der Sauen ist dagegen natürlich oftmals nicht zu übersehen. Über die Schäden, die von Reh und Hirsch angerichtet werden, werden im Drei-Jahres-Turnus sogenannte Verbissgutachten erstellt. In Bayern werden diese sogar auf der Homepage der bayerischen Forstverwaltung veröffentlicht. Schaue da mal rein. Alleine die Karten geben einen guten Eindruck, aber auch die Abschussepfehlungen. Soviel dazu, eigentlich geht's ja um den Raubbau in Rumänien.
 

Lico

ww-robinie
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Ironischer Aspekt am Rande: Wir beklagen zu Recht den Raubbau an Primärwäldern, der in Rumänien, aber auch an anderen Orten außerhalb der Tropen wie Alaska, Kanada oder in Skandinavien statt findet. Wir denken, wir sind zumindest in dem Punkt fein raus, weil der Raubbau an unseren Primärwäldern schon im Mittelalter statt gefunden hat.
Was mich wundert ist, dass wir mit hohem Aufwand in einigen dieser Fälle den daraus resultierenden Status aufrechterhalten, statt die Natur sich die Flächen auf natürliche Weise zurück holen zu lassen. Insbesondere meine ich die Lüneburger Heide. Heideblüte und Löns-Romantik gut und schön, aber eigentlich sind die Heide-Flächen, die wir bewundern, das Ergebnis einer mittelalterlichen Umweltkatastrophe, die mit hohem Aufwand aufrecht erhalten wird.
In UK, wo aus anderen Gründen ein ähnlicher Raubbau statt gefunden und zu einer offenen Landschaft geführt hat, die zumindest ich aus touristischen Gründen sehr schätze, gibt es schon konkrete Überlegungen, den Wald sich natürlich wieder entwickeln zu lassen. Finde ich unter touristischen Aspekten jetzt nicht so schön, scheint mir aber ökologisch sinnvoll zu sein.

Lico
 

Mitglied 30872

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Richtig. Die Lüneburger Heide wird eben aus naturschutzfachlichen Gründen so erhalten. Warum ist das so? Weil wir ein reiches Land sind, das sich Naturschutz leisten kann.
 

Besserwisser

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leicht OT:
Der Begriff Natur wird ja hier in D imho zu 99,9% falsch benutzt oder verstanden. Da assoziiert man irgendwie Ursprünglichkeit oder so mit.
Aber das gibt es gar nicht mehr. So ziemlich jede ecke ist schon ausführlich umgewühlt und kulturtechnisch genutz worden.
Eine etwas skurrile Sache gibt's hier bei uns in der Ecke. Vor ein bis zweihundert Jahren wurde da Galmei abgebaut, ein bleihaltiges Zinkerz. Dabei wurde viel Erz in der Oberfläche der Umgebung verteilt, was dazu führte, dass die Gegend oft großflächig kontaminiert ist und nichts mehr weiter wächst als Magerrasen und das Galmeiveilchen. Die solchermassen verseuchten Flächen wurden dann unter Naturschutz gestellt, eben wegen des sonst sehr seltenen Galmeiveilchens. Eigentlich sind diese Naturschutzgebiete hochverseuchte Industriebrachen.
Nun verschwand das Galmeiveilchen in den letzten Jahrzehnten langsam, andere Pflanzen kamen, keiner wusste genau, wieso. Eine Versuchsfläche wurde gepflügt, und siehe da, das Veilchen war wieder da. Der Regen hatte die Schwermetalle langsam von der Oberfläche weggeschwemmt und selbige gesäubert. Jetzt denkt man darüber nach, der "Natur" zu helfen und größere Flächen zu pflügen, um die wieder neu zu verseuchen ....
Letztlich gilt das ähnlich doch auch für die Lüneburger Heide.
 
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Lico

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Richtig. Die Lüneburger Heide wird eben aus naturschutzfachlichen Gründen so erhalten. Warum ist das so? Weil wir ein reiches Land sind, das sich Naturschutz leisten kann.
Die Heide ist ja eben *keine* Naturlandschaft. Sonst bliebe sie von allein so, wie sie ist. Man verhindert aber mit großem Aufwand, wie Schafe und Ziegen, manuelle Entkusselung und Abfräsen der Heide mit großen Maschinen, dass sich die Natur die Flächen zurück holt und sich wieder Wald bildet. Dass man damit Trockenbiotope erhält, ist für mich kein Argument gegen eine natürliche Waldentwicklung.

Lico
 

19rudi99

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Es geht nicht um den absoluten Bestand sondern um die Bestandsdichte. Die hat ohne Zweifel zugenommen. Rede mal mit Forst- und Landwirten.

Lico
Gibt es da belegbare Zahlen? Woran macht man das fest? Ich höre eher, dass Wolf und Luchs Wildarten wie Mufflon beinahe ausgerottet haben. Ausserdem führen zumindest die Staatsforsten und größere Waldbesitzer Ihre eigene Jagd durch und sollten demnach den Wildbestand im Griff haben.
Solche Verallgemeinerungen wie "die Jägerschaft" ist unsachlich und verunglimpfend. Zudem jeder Förster meines Wissens auch Jäger sein muss.
 

Mitglied 30872

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Die Heide ist ja eben *keine* Naturlandschaft. Sonst bliebe sie von allein so, wie sie ist. Man verhindert aber mit großem Aufwand, wie Schafe und Ziegen, manuelle Entkusselung und Abfräsen der Heide mit großen Maschinen, dass sich die Natur die Flächen zurück holt und sich wieder Wald bildet. Dass man damit Trockenbiotope erhält, ist für mich kein Argument gegen eine natürliche Waldentwicklung.

Lico

Nein, eine Naturlandschaft bleibt nicht so, wie sie ist, wenn man nichts tut. Stichwort Sukzession. Die Heide, genauso wie Besserwissers Abraumhalde, werden ja, wie Du selbst schreibst, mit enormem Aufwand so behandelt, dass es so bleibt. Insofern widersprichst Du Dir. Natur in dem Sinne gibt es natürlich nicht, wie auch. Tatsächlich gibt es einen konservierenden Naturschutz. Der kann in Einzelfällen durchaus sinnvoll sein, um bspw. bedrohten Arten das Überleben zu sichern, siehe Galmeiveilchen oder die von Dir genannten Trockenbiotope. Zu Sinn oder Unsinn solcher Maßnahmen wurden schon ganze Bücher geschrieben. Da muss man immer den Einzelfall betrachten. In den ganzen Natura2000-Flächen wird auch ein eher konservierender Naturschutz betrieben, Stichwort Sicherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes. Da passiert es dann auch, dass in Rotbuchenbeständen aufkommende Ahorn-Naturverjüngung beseitigt werden muss. Ja, echt.
Es gibt also keine, vom Menschen unberührte Flächen, die sich bspw. hinsichtlich ihres Artenspektrums nicht verändern. Will man das haben, muss man etwas tun. Und damit komme ich wieder dazu, dass wir ein reiches Land sind, das sich solche Dinge leisten kann. Da sollte man jetzt mal die ausgebeuteten Flächen in Rumänien beobachten. Da werden dann die Naturschützer ein besonderes Auge darauf haben, denn, welch Wunder, es wird sich auf den kahlgeschlagenen Flächen eine bemerkenswerte Artenvielfalt einstellen. Da tauchen plötzlich wieder Arten auf (Offenlandarten), die seit Jahren nicht mehr beobachtet wurden. Und jetzt?
In den Totalreservatszonen der deutschen Nationalparke macht der Mensch nichts mehr. Natur Natur sein lassen. Vielleicht erinnert Ihr Euch noch an die Diskussionen im bayerischen Wald, als sich der Borkenkäfer die Fichtenbestände zu Tisch geholt hat. Hier werden umfangreiche Flächen nicht mehr bewirtschaftet, weil wir uns das leisten können. Können sich das die Rumänen leisten? Wo holen die dann ihr Holz, da wir ja jetzt schon eifrig deren Wälder nutzen?
 
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19rudi99

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meines Wissens nicht :emoji_wink:

Ich bitte um Entschuldigung. Ist keine Voraussetzung, aber oftmals gefordert:

Da für Förster die Ausübung und Organisation der Jagd oftmals zu den dienstlichen Aufgaben zählt, insbesondere bei Beschäftigten auf der Ebene der Forstrevierleiter, ist der Jagdschein und praktische Erfahrung bei der Jagd in den meisten Forstverwaltungen eine Einstellungsvoraussetzung.[12][13][14][15]
 
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