Restaurierung Schreibtisch Biedermeier

Ratsuchend

ww-ahorn
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Hallo zusammen,

Mein letztes Projekt: ein Biedermeier Schreibtisch um 1830, Kirschbaum, um 200 Euro ersteigert (der Materialwert ist höher) und restauriert.

Tischplatte ist massiv, dennoch habe ich sie nicht geschliffen, sondern abgebeizt und die Schadstellen mit Schellackstangen gekittet. Ansonsten einiges an Furnierersetzungen, das Schlimmste war aber das Abbeizen. Zum Abschluss Poren gefüllt und mit Schellack politiert - viele, viele Schichten. Ich habe mit sehr hellem Schellack gearbeitet, vielleicht wäre ein etwas dunklerer (Lemon oder Honey) schöner geworden.

Was mir nicht so ideal gelungen ist und auch nicht original ist. In die Säulen sind dekorative Nuten angebracht. Dachte ich setze Bronzestangen ein - würde mir eigentlich auch gefallen. Das Rundbiegen ohne Hilfsmittel am Schraubstock ist aber etwas schief gegangen. Macht aber nichts, ich kann sie entweder entfernen oder neue, präzise gebogene einsetzen.

Die Fußablage muss ich auch noch neu polstern. Aber der Tisch ist schon im Einsatz, die Monitore muss ich noch mit Halterungen an der Wand befestigen, 60 cm Tiefe sind doch etwas zu wenig.

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teluke

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Die Oberfläche der Platte gefällt mir.

Kannst Du die mal von unten fotografieren?
 

flüsterholz

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Chapeau. Politieren ( ich liebe diesen Ausdruck), wenn ich von den Fotos ausgehe, kannst Du. Hast du auch das Gestell poliert? Das dürfte ja nicht ganz einfach gewesen sein. Lemon und Honey wären tatsächlich die üblichen Farben für Kirschbaum. Aber deine Farbe hat auch ihren Reiz. Sehr schön!
 

Mathis

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Moin, sehe ich auch so: die Platte ist 100%ig furniert. Auf jeden Fall schön poliert.
Was mich wundert ist, dass die Füße und der Quersteg so gar nicht abgestoßen und das Furnier durchgenuffelt ist.
Da hab ich schon ganz andere Baustellen erlebt.
 

Ratsuchend

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Also ich bin mir ziemlich sicher, dass die Platte massiv Kirsche ist. Jedenfalls weder Eiche noch Nadelholz. Nur die Kanten sind querfurniert, was ja typisch für Biedermeier ist.

Die Füße und der Quersteg waren ziemlich mitgenommen. Müsste viele kleine Stellen ersetzen, an einer Stelle (linker Fuß) leider sogar komplett ein Furniertteil ersetzen. Die Kanten habe ich mit Schellack Stange instand gesetzt. Aber konstruktiv war der Tisch in einem wirklich guten Zustand - keine Risse, kein Wackeln oder ähnliches.

Ich muss schauen ob ich noch Bilder vom Ursprungszustand finde. Mein neues Projekt ist eine andere Nummer: Biedermeier Ladensekretär, Eiche massiv, Mahagoni furniert aber zahlreiche konstruktive Fehler, gewaltige trockenrisse, fehlende Teile und furnierschäden.
 

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welaloba

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Das Foto der Unterseite läßt mich keine Holzart erkennen.
Die Sichtseite wirkt wie furniert und zwar mit zwei sehr breiten, gespiegelten Blättern. Kann MIR aber egal sein.
 

Tilia

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So sehe ich das auch.
Sehe ich ebenfalls so.

Bei dem Erscheinungsbild ist massiv eher unwahrscheinlich. Im Biedermeier wurde sehr viel mit Sägefurnier (mehrere Millimeter stark) gearbeitet. Aus handwerklichen Gründen (vermeiden von Verzug großer Flächen) und auch um das schöne flächige Holzbild zu erreichen.

Auf Bild 3 im Startbeitrag sieht man an der Rundung vorne, so meine ich, eigentlich auch ganz gut, dass das Flächenfurnier, sowie auch der unterseitige Gegenzug, über dem Kantenfurnier liegt - und nicht umgekehrt. Dort sieht man quasi die Schmalseiten des Furnieres. Kannst Du das aus der Nähe evtl. bestätigen @Ratsuchend ?

Unbenannt.jpg

Tolle Arbeit, im Gesamten sehr schön gemacht!
Substanzschonend, und sehr gelungene Politur. Danke fürs zeigen!! :emoji_thumbsup:
 

Mathis

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Ich finde, dass die Furnierblätter untypisch langweilig sind für einen Biedermeiertisch. Außerdem haben die eine atypisch große Breite für gesägtes Furnier und eine so gleichmäßige Farbe ohne die typischen Rottöne im Holz, die aber auf Säulen, Beinen und Zarge zu finden sind.
Und wenn ich sehe, dass das Furnier der Platte über den Umleimer geht, dürfte die Platte mitsamt Gegenzug komplett neu furniert worden sein.
Ein gutes scharfes Foto der Unterseite würde mehr Klarheit bringen.
 

Ratsuchend

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Ihr habt natürlich recht, es handelt sich nicht um massives Kirsch, sondern Weichholz das beidseitig furniert wurde (und wenn ich es recht sehe auch unten mit Kirschbaum) Sieht man eigentlich schon an den Kanten.

Ich bin auch dabei, dass das Furnierbild relativ langweilig ist. Beim Kauf war eine so dicke Nitro Schicht drauf, dass man das noch gar nicht beurteilen konnte. Vielleicht hätte ich mit anderem Schellack (habe Dreiring verwendet) da noch etwas rausholen können.

Ich bin nur Amateur, hatte bisher noch nie ein antikes Möbel, das beidseitig furniert war. Bin deshalb gleich von Massivholz ausgegangen ... eigentlich sofort erkennbar, dass nicht.

Gut möglich, dass es nachträglich furniert wurde - und dann gleich mit Gegenzug, wie man das heute macht. Es handelt sich um relativ dickes Furnier - zumindest unten, oben wurde vermutlich auch schon kräftig geschliffen. Bin eigentlich davon ausgehangen, dass immer zuerst die Seiten furniert werden und danach erst die Fläche - sonst hat man einen sichtbaren Rand auf der Fläche.

Vielleicht kann ja noch jemand von den Profis eine Beurteilung abgeben, ob die Platte Original ist oder nachträglich furniert würde (und ob Sägefurnier oder Schälfurnier).

Und wenn ich die Profis schon da habe. Werde ein neues Thema mit Fotos von meinem neuen Projekt öffnen. Biedermeier Ladenkasten um 1820, Eiche massiv, mit Mahagoni furniert (einseitig). Bin hier etwas ratlos wie ich mit den trockenrissen umgehe - da werde ich professionellen Rat benötigen.
 

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Mathis

ww-robinie
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Hallo, das ist eindeutig neu furniert mit dünnem Messerfurnier. Schade, das Originale Furnier war sicher sehr viel schöner gemasert und viel fabiger, möglicherweise auch quer furniert mit einem eingelegten Faden und Querfries verziert.
 
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