Lärche Vollholz wasserfest verleimen, welcher Leim?

rolie b.

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Hallo zusammen.
Ich möchte mir aus Lärche Vollholz einen klitzekleinen Spültisch bauen (ca 70cm lang und ca 50cm breit; das Spülbecken wird sehr klein).
Hatte mal für den Außenbereich PU-Leim verwendet, das gesamte Projekt ist "im Arsch" (verzeiht den Ausdruck).
Der Werkzeug-/ Maschinenhändler meines Vertrauens hat mir mal was von einem ganz speziellen Leim erzählt, den es speziell für diesen Zweck geben würde, hab mir leider nicht gemerkt, welcher das war.
Deshalb Frage an die Profis:
Hat jemand damit Erfahrung?
 

carsten

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Hallo

PU und Lärche ist in der Tat ein eigenes Thema. Die Inhaltsstoffe der Lärche reagieren auch noch mit dem ausgehärteten Leim und zerstören die Leimmoleküle (stark vereinfacht).
Wenn deine Arbeitsplatte im Innenbereich ist reicht normaler D3 Leim ( Weißleim)

Mit dem besonderen Leim ist vermutlich ResorcinHarz-Leim gemeint. Der ist aber aus gesundheitlichen Aspekten nicht ganz ohne. Und wird deshalb offiziell nur an entsprechend geschulte Gewerbetreibende verkauft.
Epoxidharzkleber könnten evtl noch eine mgl Alternative sein.
 

rolie b.

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Hallo Carsten.
Hab grade mal den Bindan CIN gegoogelt.
Klingt verheißungsvoll.
Eines macht mich allerdings stutzig:
Da wird auch über geräuchertes Holz (z.b. Räuchereiche) geschrieben.
Habe schon etliche Schneidbretter aus diesem Holz mit 1K D4-Leim von Würth gebastelt, keine Probleme mit der Leimfuge, auch nicht, als ich eines dieser Bretter mit einer Ätznaronlösung nachbehandelt und unter fließendem Wasser abgewaschen habe.
Dagegen das Freiluftprojekt aus Vollholz Lärche mit PU-Leim vom Ostermann ist tatsächlich voll in die Hose gegangen (wie beschrieben).
Überlegung:
Wir alle haben doch bestimmt schon PU- und Weißleim gemischt verarbeitet; könnte sowas bei so einer wasserfesten Lärchenverleimung helfen?
War halt Grade so ein Gedanke...
 

rolie b.

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bei PU? echt jetzt? :emoji_astonished: ... bin schockiert ...

ich habe vor Längerem Brettschichtholz-Lärche für draußen gekauft (und bin bisher davon ausgegangen, dass die mit PU geleimt wurden)
Ich hoffe, die Firma wusste das ... :emoji_fearful:
Von Binderholz Österreich,z.b., gibt es 3-S-Platten, AW100 verleimt; die sind auch für den Außenbereich gedacht.
Unter anderem Lärche Dreischicht/Fünfschicht.
Ich denke, wenn die das professionell machen, dann wissen die um diese Probleme bei der Verleimung von Lärche
 

brubu

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Kaseinleim wurde früher eher im Zimmereibereich verwendet weil der bei tieferen Temperaturen abbindet. Dann ging das Wissen um den Leim etwas in Vergessenheit. Vor über 20 Jahren hörte ich von einer grossen Holzbaufirma die leimen wieder mit Kasein wegen den natürlichen Inhaltsstoffen, den aktuellen Stand kenne ich nicht.
 

hhirte

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Hallo

PU und Lärche ist in der Tat ein eigenes Thema. Die Inhaltsstoffe der Lärche reagieren auch noch mit dem ausgehärteten Leim und zerstören die Leimmoleküle (stark vereinfacht).
...
Ist das grundsätzlich so? Meine Tür zum Gartenhäuschen hatte ich vor 20 Jahren aus Lärche gefertigt und mit PU-Leim verleimt.
Neulich hat sich die Zarge (auch aus Lärche) an der Scharnierseite vom Ständerwerk gelockert, und ist fast mit der Tür herausgefallen, weil ich beim Einschäumen extrem sparsam gewesen bin. Hab das jetzt verschraubt und nochmal eingeschäumt.
Die Tür ist aber noch völlig in Ordnung - und die ist extragroß 2m x 1,20m und "extraschwer".
Muß ich mir jetzt Sorgen machen?
 

carsten

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Hallo

wenn die 20 Jahre gehalten hat wird sie das vermutlich auch weiterhin tun. Gab vor etlichen Jahren mal einen Link oder auch Erklärung weshalb PU und Lärche nicht passt. Ich meine in Erinnerung zu haben das das ganze recht wissenschaftlich aufgezogen war. Weshalb ich mir nur die oben stark vereinfachte Variante behalten habe.
 

rolie b.

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ChrisOL

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Ja da kann man sich sehr tief einlesen. Es gibt einige Ausarbeitungen dazu.

https://www.empa.ch/documents/29751...006.pdf/945c68d8-8f04-45bd-95d1-8d0e96baff59?

Das Arabinogalaktan ist recht einfach gesagt eine Art Mehrfachzucker. Das kommt insbesondere im Kernholz der Lärche stark vor. Der Gehalt schwankt jedoch.

Beim sägen und hobeln kann das Galactan an die Flächen kommen die verleimt werden sollen. Das verhindert dann das der PU Leim gut eindringt.


Soweit die Theorie. Die Praxisbeispiele hier zeigen das es oft genug gut geht. Und in den technischen Datenblättern von Ponal PUR oder Soudal Pro 4oP finde ich aktuell keinen Hinweis mehr auf Lärche. Es wird als Beispiel für kritische Themen nur Teak genannt.
 

brubu

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Vorsicht:
Wir durften die Stufen einer Gartentreppe in Lärche neu verleimen. Die hatte ein anderer Schreiner bereits 2 Mal mit PU geleimt. Stufen wie normal gut 40mm mit Stahlwangen. Die Fugen waren ganz auseinander gefallen. Damals hatte ich keine Ahnung von der Problematik Lärche PU Leim.
Wir haben mit Semparoc verleimt und zusätzlich von hinten rostfreie Stäbe in die Stufen eingebohrt weil wir dem Leim allein nicht trauten.
Ist sicher 10 Jahre her, ob der Leim noch hält oder die Stäbe die Stufen zusammenhalten ist nicht bekannt.

Viel später hat mir der Aussendienstler von Jowat die Sache erklärt, er sprach von einer Zuckerschicht die sich unter der Leimschicht bilde. Daher sehe es aus wie wenn die Leimschicht gebrochen wäre. Jowat war meines Wissens damals der einzige PU Hersteller der seinen PU als ungeeignet für Lärche deklariert hat. Andere habe ich darauf angesprochen, die Antwort es geht schon...................

Ob man der Wissenschaft glauben will oder denen die sagen es geht schon muss jeder selber entscheiden.
 

Manohara

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Ob man der Wissenschaft glauben will oder denen die sagen es geht schon
was die Sache deutlich komplizierter macht ist, dass manches manchmal geht und manchmal nicht.

... und es gibt noch andere Aspekte:
wenn ein Freund von mir in die Schraubenkiste schaute, hat er meistens genau die gefunden, die gebraucht wurde. Wenn ich rein sah, war beim besten Willen keine passende drin.

Aus meiner Perspektive ist das Leben echt kompliziert und oft unübersichtlich ... aber das macht es interessant, es trotzdem als schön zu erkennen :emoji_slight_smile:

(ja ist gut, ich bin schon still ... ich wollte halt auch nochmal was sagen)
 

brubu

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was die Sache deutlich komplizierter macht ist, dass manches manchmal geht und manchmal nicht.
Wir können noch lange darüber philosophieren, wir müssen Gewährleistung übernehmen und haben weder Geld noch Zeit die Arbeit mehrmals zu machen.
Lustig war es vor langer Zeit mit einem Maler in einem Altbau. Er halt altes mit Ölfarbe gestrichenes Holz überstrichen. Ich fragte ihn mit leicht ironischem Unterton ob seine Farbe auf Ölfarbe halte. Er meinte: "Ich habe die Arbeit nicht so teuer angeboten, dass ich sie 2 Mal machen kann..."
 
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