Sprachwissen: der Auslassungs-Apostroph

Bauwas

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Hallo, ich muss hier jetzt mal gezwungenermaßen einen auf Klugscheißer machen:
Wer sich mal die Mühe machen möchte, auf der Duden-Seite im Menü die Rubrik „Sprachwissen“ auszuwählen findet unter D14 folgenden Satz:

„Man kann einen Apostroph setzen, wenn Wörter der gesprochenen Sprache mit Auslassungen schriftlich wiedergegeben werden und sonst schwer verständlich sind <§ 97>.“

Man beachte bitte bei diesem Satz das Wort „kann“

Darauf folgen Beispiele u.a.

„In den folgenden Fällen wird üblicherweise kein Apostroph gesetzt:
[….]
4.
bei Verbindungen der Kurzform des Pronomens es mit dem vorangehenden Wort – sofern das Lesen nicht erschwert wird.

ZUM BEISPIEL​

  • Wie gehts (auch: geht’s) dir?
  • Sie machte sichs (auch:sich’s) bequem.
  • Wenns (auch: Wenn’s) weiter nichts ist ...
  • Aber eher: Sie weiß, wo’s langgeht.“
 
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fahe

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...in all jenen Fällen, bei deren Betrachtung die Rechtschreibreformbemühungen zur Verschlimmbesserung der Sprache sich zu solch felsenfesten Kann-Bestimmungen durchgerungen haben, halte ich's schlicht so, dass ich schreibe, wie man es lernte, als dieses Land noch als das der Dichter und Denker galt.

Wo mir vorgeschrieben wird, dass "dass" statt "daß" geschrieben wird, beuge ich mich. Selbstredend unter dem Vorbehalt der ausdrücklichen Nichtzusicherung jeglicher Form von Einsicht. :emoji_wink:

Ferrtsch bin'sch... :emoji_joy:


PS: Ich warte schon gespannt darauf, wann die Dudenredaktion den neusprachlichen Verballhornungen "iwie" und "iwo" Absolution erteilt. Ich fürchte, das iwann in nicht zu ferner Zukunft zu erleben. :emoji_wink:

PPS: Eben mal den Blechtrottel namens Duden-Mentor den Eingangssatz prüfen lassen. Fand der gut... und hatte eine "Empfehlung", die mich schon wieder ratlos macht. "Kann-Bestimmungen" hätte er gern als "Kannbestimmungen" ohne Kopplungsstrich.
Ich lernte ja dereinst, dass die Kopplung derartig schlechter Wortschöpfungen zusammengesetzter Substantive der grauen Masse unterm Haar hilft, deren Sinn schneller zu erfassen. Mag aber auch eine Marotte vom Herrn Professor F. gewesen sein.
 
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mj5

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...in all jenen Fällen, bei deren Betrachtung die Rechtschreibreformbemühungen zur Verschlimmbesserung der Sprache sich zu solch felsenfesten Kann-Bestimmungen durchgerungen haben, halte ich's schlicht so, dass ich schreibe, wie man es lernte, als dieses Land noch als das der Dichter und Denker galt.

Viele versuchten mir das korrekte Schreiben beizubringen, in einer Zeit als/wo "Schoenschreiben" noch wichtig war. Offensichtlich erfolglos.
Koma-Setzunk? Rechtschreipunk! "Lirum-Larum-Loeffelstiel..." - wegen so einem Scheiss (sic!) sollte ich in der Grundschule mal nachsitzen.
Zu einer Zeit, "als unter den Talaren..." und das Land wenig bis gar nicht von Dichtern und Denkern, sondern von Filbingers regiert wurde.
Aber immerhin: Zum sorgfaeltig/aufmerksam/kritisch Lesen koennen hat mich spaeter ein grossartiger Deutschlehrer angeleitet.

Er liebte sie. Sie aber liebte ihn nicht. Und gegen den Schmerz des Herzens hilft das Fuellen mit Blei.
Heinrich Heine bleibt einfach mein Lieblingspoet!

Hi @fahe
Rechtschreibungsregeln sind m.E. das kleinste Problem. Sich verstehen und verstaendigen koennen ist das Ding.
Viele Menschen scheinen mir nicht mehr in der Lage zu sein in mehr als 3-5 Wort-Saetzen zu kommunizieren. Oder das zu wollen... So sad!
Wenn ein aus Serbien stammender Maler dich angrinst, nachdem Du ihm gesagt hat, dass es deine Fingerabdruecke auf der frisch getrichenen Eingangstuer sind... und der Mensch grinst und sagt "Schaissah!"... Let's talk! :emoji_grin:

Zusammengesetzte Substantive? Jambus, Trochaeus und Anapest sag ich nur... "Boehmische Doerfer" fuer mich. :emoji_innocent:
Und mir bestimmt auch niemand wie ich rede. Ausser meiner Tastatur, die kein "Es-Zett" kennt.
Oder der Forumssoftware, die aus einem harmlosen "äh" immer gleich Panik macht. aeh...

Aber das ist natuerlich nur dem Mattes' seine Meinung.

Gruesse
Mattes
 
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yoghurt

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Ja, an schlechten Tagen denke auch, dass Berlin komplett gescheitert ist.

Aber irgendwie gehört auch das zu dieser speziellen Mischung, die den berühmten Berliner Charme ausmacht. Ein neuer Name wird es nicht retten genausowenig wie der Wechsel im Roten Rathaus. Jede Regierung hat im Zweifelsfall mit dem Wust der eigenen und anderen Fehlentscheidungen und deren langfristigen Auswirkungen zu kämpfen.

Darüberhinaus sollte diese eher nicht parteipolitische Äußerung genug und vielleicht zu viel der Politik im Forum sein.
 

Time_to_wonder

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Zur Bauzeit des BER haben satirische Medien vorgeschlagen, die deutsche Hauptstadt in die Nähe eines funktionierenden Großflughafens zu verlegen. Fand ich lustig…
 

Bauwas

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Hallo @fahe !
Mit der Rechtschreibung sehe ich es nicht mehr ganz so verkniffen seit ich weiß, dass die Regeln nur in öffentlichen Institutionen verbindlich anzuwenden sind. Im Privaten darf man also prinzipiell tatsächlich schreiben, wie es einem die Eingebung sagt.
Seit dem Reform-Desaster kennen sogar Lehrkräfte teilweise die korrekte Schreibweise mancher Wörter nicht.
Die Grundschullehrerin meines Sohnes strich ihm das Wort „kucken“ mit „k“ als Fehler an. Ich klärte sie auf :emoji_sunglasses:.
„Gucken“ und „kucken“ ist beides korrekt.
 

fahe

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„… dass ich schreibe, wie man es lehrte …“ hätte dem Satz deutlich mehr Tiefe gegeben. :emoji_slight_smile:
...ich wollte keine Überforderungen produzieren. :emoji_sunglasses:

Ich bin ja auch nicht missionarisch in Sachen Sprachpflege unterwegs. Also zumindest, solange mir keiner bei diesem Thema an Bein macht. :emoji_wink:
Es gilt das alte Sprichwort, wonach sich ein jeder so gut ***, wie er eben kann.*

Ich bestreite auch mitnichten, dass Sprachentwicklung richtig und wichtig ist. Zwischen Sprachentwicklung und Sprachverarmung ist viel fließender Übergang.

Selbst in der "Jugendsprache" gibt es Neuschöpfungen, denen ich viel abgewinnen kann. "Screenitus" war so ein Beispiel. Das ist freilich eine Neuschöpfung, die für sich schon ein gewisses geistiges Niveau bezeugt.

Sprache ist immer auch Identität. Da stimmt es mich auch nicht eben zuversichtlich, dass ich mitten in der deutschen Hauptstadt mittlerweile meine Bestellung oft genug auf englisch in den Kellnerblock diktieren muss, damit der Tisch nicht leer bleibt.

Ich hab' mal eine Untersuchung zur Entwicklung des aktiv genutzten Wortschatzes von Schulabgängern gelesen. Sah jetzt nicht so wirklich beruhigend aus.

Ich übertreibe mal: Wenn wir uns mehrheitlich auf B2-Niveau (Das wären so schlappe 3000 Vokabeln...) bewegen, bellen wir uns alle nur noch an. Zur Einordnung: Bisher billigte man dem Durchschnittsdeutschen in aller Regel so etwa 15000 aktive verwendete und etwa 50000 verstandene Wörter zu.

„Gucken“ und „kucken“ ist beides korrekt.
Ich weiß. Und schreibe dennoch "gucken". Bin ja kein Kuckuck. :emoji_wink:


* Die männliche Form gilt in dieser Formulierung ersatzweise für jedes der heute bereits bekannten und alle künftig zu findenden Geschlechter.
Das wusste man zum Zeitpunkt der Entstehung noch nicht.
 

fahe

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Irgendwie doch schon.
Sagen wir in versöhnlicher Weise mal so: Ich bemühe mich wenigstens um vollständige Sätze und halbwegs schlüssige Argumentation. :emoji_sunglasses:

Falk ist sowas wie der Nietzsche im Forum hier
Take care.

Du weißt ja: "Die einen werden durch großes Lob schamhaft, die anderen frech."

Hab' ich jetzt tatsächlich olle Friedrich zitiert? Ich schleiche sofort hinweg, mich zu geißeln. :emoji_joy:
 
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