Alten Rauspund zu Regalen verarbeiten

e42b

ww-pappel
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Hallo in die Runde,
beim googlen bin ich auf dieses Forum gestoßen und habe gleich etwas kreuz und quer gelesen, was ich recht interessant fand. Zwar komme ich aus einer Tischlerfamilie, bin aber von der Ausbildung her eher Geisteswissenschaftler. Handwerkliches Arbeiten ist mir gleichwohl nicht fremd. Im Bereich Holz habe ich ein paar Kleinmöbel (um-)gebaut und mich auch mit Musikinstrumentbau befasst, wobei aber bislang nur Umbauten von E-Gitarren herausgekommen sind. Auch habe ich vor vielen Jahren auch einmal im Trockenbau gearbeitet.

Zur Frage: Ich habe etliches an ca. 40 Jahre lang gelagerten Fichten-Rauspund mit Nut und Feder, den ich aus der Auflösung einer Kfz-Werkstatt vor vielen Jahren statt Bezahlung für Arbeit bekommen habe. Das Material war etliche Jahre als Regalbretter im Einsatz. Es ist nur einseitig gehobelt und auf der gehobelten Seite durch die vorherige Verwendung verschmutzt. Da ich in meinem neuen Domizil gern Regale hätte, die die lichte Höhe der Räume von ca. 3,15m voll ausnutzen können und ich das oben beschriebene Material schon habe, denke ich mir, dass ich es dazu verwenden könnte.
Meine Idee ist, jeweils zwei Bretter in passender Länge längs so zu verleimen, dass sich der jeweilige Verzug gegenseitig zumindest halbwegs egalisiert. Die Feder wird abgeschnitten und die Oberfläche per Dickenhobel zumindest halbwegs gesäubert bzw. geglättet, wobei ich nichts Keimfreies erwarte. Die Geschichte des Holzes darf durchaus noch teilweise sichtbar sein. (Das Material hat jetzt 21 mm. Wenn ich mit 19 rauskomme, ist das für mich ok.)
Die Befestigung soll mit Keilen an der Decke erfolgen, wobei zwei gegenläufige Keile mit einer 6er Gewindestange, Scheiben und Muttern gegeneinander gespannt werden. Um den Druckverzug etwas auszugleichen, soll ein Brett in etwa der Mitte alle zwei Ständerbretter fest verschraubt werden. Die Sichtkanten werden durch Schleifen angefast.
Die Einlegeböden können dann dem Vorfindlichen folgen.

Werkzeugmäßig bin ich folgendermaßen ausgestattet:
Handkreissäge, Pendelkappsäge, kleine Tischkreissäge,
diverse Handhobel, ein Elektrohobel, eine Abrichten-Dickenhobel-Kombi beabsichtige ich anzuschaffen, bin aber dabei auf den Gewichtsbereich bis 30 kg beschränkt, weil die Bearbeitung auf dem Dachboden stattfinden muss und ich schwerere Geräte dort nicht hinbekommen werde.. (Angedacht ist eine Atika adh 204.), Schwingschleifer, Bandschleifer.
Handwerkzeug wie Stechbeitel, Tischlersäge, Klemmen und Zwingen gibt es wohl genug, genauso wie Handbohrmaschinen und Akkuschrauber. Eine amtliche Hobelbank (französich, aber ohne Hinterzange) habe ich auch.

Da ich aus etwas Erfahrung im Bootsbau weiß, dass PU-Leim für Verleimungen mit Luft (Die Feder ist immer weniger breit als die Nut tief.) besser geeignet ist als normaler Tischlerleim, beabsichtige ich, solchen zu verwenden. Über Tipps zu günstigen Quellen würde ich mich freuen.

Ich habe mir das Projekt im Kopf zusammengebastelt, zwar hier und da etwas Erfahrung, bin aber am Ende ein Laie. Meine Erfahrungen im Bühnenbildbau liegen schon etliche Jahrzehnte zurück und ich habe auch Angst vor dem Projekt.
Ich bin offen für Einwände und Tipps und wirklich dankbar für alle Infos, die mir helfen können.

Viele Grüße
 
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Time_to_wonder

ww-robinie
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Ich finds immer schade, am Ende Nut und Feder abzusägen. Das kannst Du vermeiden, indem Du ein Brett längs in der Mitte aufrennst und die eine Hälfte vorn und die andere hinten an ein Nut-Feder-Brett ansteckst.
 

IngoS

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Hallo,

ich arbeite viel mit Altholz, so auch mit Fußbodendielen. Üblicher Weise sind die alle geschüsselt. Erst die linke (konkave)Brettseite abrichten.
Wenn du die Nut- Federverbindung verleimen willst, bedenke, dass die Dielen auf der Unterseite nicht dicht schließen. darum finde ich es geschickter, Nut und Feder weg zu hobeln und die neu gefügten Kanten zu verleimen.

Hier arbeite ich Dielen zu Fußleisten um, da siehst du schon Einiges, wie man vorgehen kann.

Gruß

Ingo
 

Martin45

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Wenn das nur Keller/Werkstattregale werden sollen, mach es wie du vor hast, oder die Variante mit den halbierten Brettern, wenn es mit dem Material auskommt. Da würde mich die leichte Schüsselung normaler Rauspundbretter nicht wirklich stören.
Soll es für die Wohnung sein, dann kann man an die aufwändigere, aber edlere Variante von Ingo rangehen.
 

e42b

ww-pappel
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Herzlichen Dank für die wertvollen Beiträge.

Die Regale sind für meinen Arbeitsraum (IT und Bildende Kunst) und für den Wohnbereich gedacht. Keimfrei darf das aber nicht sein. Holz ist ein faszinierender Werkstoff, der auch bitte gern Geschichte mit sich herumtragen darf.
Nach etwas Überlegung habe ich mich zu folgender Vorgehensweise entschlossen:
Die Bretter sind ja etwas geschüsselt und in sich auch ein wenig verdreht. Zudem ist eine Seite nicht gehobelt. Die meisten sind gut sechs Meter lang und ich habe nicht wenige davon. Ich werde also zunächst aus den vollen Längen am besten geeignete (wenig geschüsselt, wenig verdreht) Nutzlängen herausschneiden. Stärker geschüsselte werde ich in der Mitte analog zu einem Entlastungsschnitt teilen, um sie bei den vollen Brettern auf Nut/Feder aufsetzen zu können. Die Schüsselung kann ich teilweise durch Abrichten der Federkante ausgleichen, da der Anschlag der Abrichte neigbar ist. (Da werde ich etwas probieren müssen, aber im Prinzip müsste das gehen, denke ich.).
Ich bin mir noch nicht ganz sicher darüber, wann ich die ungehobelte Seite behandeln soll und auch nicht darüber, wann ich sie über die Abrichte und wann durch den Dickenhobel schieben soll.
Ein wenig Reserve habe ich aber immerhin dadurch, dass ich die (verdreckte) gehobelte Seite nicht unbedingt noch einmal (komplett) hobeln muss. Mit Schleifen wäre das vermutlich auch getan. Somit könnte ich die Schüsselung in die Mitte bringen, wo sie weniger auffällt.
Mittlerweile habe ich das Ganze noch einmal durchdacht und denke, dass eine Reststärke von 19 mm illusorisch ist. Nachdem die Bretter aber viele Jahre fest verschraubt in einem Regal aus Stahlträgern unter Last in einer nicht geheizten Lagerhalle verbracht haben, ist die Schüsselung nicht übermäßig groß. Die darauf liegenden Lasten haben sie eher ein wenig gekrümmt, was ich durch die Böden vertikal leicht ausgleichen kann, wenn ich sie sorgfältig aufstelle.. Ich denke, dass ca. 15 mm Reststärke ein Ziel ist, das ich anpeilen kann. Das wäre so meine Schmerzgrenze.

Was meint Ihr?

Eventuell hätte ich die Möglichkeit, die Verleimung in einer Furnierpresse abbinden zu lassen, habe aber keine Idee, wie ich dort eine Querverspannung unterbringen könnte.

Als Quelle für PU-Leim habe ich folgende eruiert: ebay. Wenn jemand eine günstigere hat, immer her damit. Ich nehme auch mehrere Flaschen und leg mir die auf Halde. Große Gebinde sind ungeeignet, weil ich keinen laufenden Verbrauch habe.

Je mehr ich mich dem Beruf meines Vaters (der immer schon mein Held war) annähere, desto mehr steigt meine Hochachtung vor seiner Arbeit.
 

Bauwas

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Ich würde Weißleim nehmen.
Dass der PU bei Leimungen mit Luft besser halten soll, das stimmt nicht. PU schäumt auf und bildet Bläschen. Wie sollen die Bläschen denn was halten?
Haltbare Leimfläche hast Du nur an den Nutwangen und da reicht auch Weißleim, welcher sich wenn er rausquillt sehr einfach entfern lässt im halbgtrockneten Zustand mit einem Stechbeitel abschieben.
 

e42b

ww-pappel
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Herzlichen Dank für die Beiträge.
Ja, der Leim. Weißleim kenne ich seit vielen Jahrzehnten, PU-Leim erst seit ein paar Jahren, als ich einige Zeit im Bootsbau ausgeholfen habe. Dort wird bei der Ruderblattproduktion z.T. mit Splintholz gearbeitet. PU-Leim hat hier den Vorteil, dass er in eventuelle kleine Hohlräume hineinquillt, wohingegen Weißleim beim Auftrocknen eher etwas an Volumen verliert. Aus dem Grunde, dass die Bretter nicht mehr jungfräulich sind und damit die Nut-/Federkanten automatisch nicht passgenau anliegen können, habe ich PU-Leim ins Auge gefasst. Aber auch Deine Argumente haben etwas für sich. Ich werde das einfach testen.
 
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uglyripper

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Eigentlich verwendet man im Bootsbau Epoxy- oder Polyesterharze. PU-Leim, Hohlräume und Splintholz hört sich nach Sparproduktion an.
 

ger-247

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Sparproduktion nur im Sinne von Gewichtsersparnis. Ruderblätter werden stabverleimt und anschließend laminiert. Das Lamimat bringt da in erster Linie die Stabilität, das Splintholz die Optik.
 

e42b

ww-pappel
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Genauso ist es, @ger-247.
Gewicht ist im Bootsbau ein Kapitalthema. Bei Ruderblättern kommt hinzu, dass Löcher in der inneren Struktur für Versteifung sorgen können. Das Blatt sieht von außen harmlos und hübsch aus, ist aber nichts, das man zwischen Tür und Angel herstellen kann.
Die Verleimung der Blattschichten findet mit PU-Leim statt und zwar ausschließlich. Der Tragaufbau besteht aus einer (oder mehreren) glas- oder kohlefaserverstärkten Schicht(en) Epoxydharz, die dann auch noch mehrmals verschliffen und (im Bedarfsfall) neu beschichtet werden. Das Finish bildet dann eine Schicht aus (immer) seewasserbeständigem hochfestem Lack.
So ein Ruderblatt muss am Ende auch hübsch aussehen. Drin steckt aber wesentlich mehr als das. Allein die Form erfordert jahrelange Entwicklungserfahrung (Der Entwickler hat etliche Jahre lang komplette Boote und Yachten gebaut.). OK, heute kommt das aus dem Rechner, aber wenn ich Industrieproduktion mit Handwerk vergleiche, finde ich unsere zu Fuß hergestellten Blätter mindestens als schöner und was das Gewicht anbelangt, deutlich überlegen. (Zudem kann man angeben, wo jedes einzelne verwendete Stück Holz wann und wo gewachsen ist und sie sind auf in dieser Bauart auf ein mögliches Höchstmaß an Festigkeit ausgelegt.)
Die Arbeit kostet halt und wie ich das sehe, viel zu wenig. Der Hersteller ist nun etwa 80 Jahre alt, hat Krebs und beschränkt sich auf den Handel mit Holz. Sein Wissen wird großenteils mit ihm sterben und ich bin dankbar dafür, dass ich einen kleinen Teil davon lernen konnte. Allerdings werde auch ich keine Ruderblätter bauen, denn ich bin auch schon 67 und sehe nicht, dass für solche Ruderblätter derzeit adäquate Preise zu erzielen wären. Zudem habe ich damit aufgehört, weil der Schleifstaub trotz Maske unerträglich wurde. (Alle diese Blätter wurden von Hand verschliffen.)
Traditioneller Bootsbau ist heutzutage leider nicht mehr verkäuflich. Wäre ich 30, würde ich vielleicht versuchen, das Handwerk zu retten, bin ich aber nicht. Ich versuche nur, mit meine beschränkten Mitteln für die letzten Jahre um die Runden zu kommen.
 
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uglyripper

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Moin,

interessant! Nur, damit wir auf einen Zweig kommen und vom gleichen Thema reden. Von welcher Art "Ruderblätter" sprecht ihr beide genau?

Gruß, ugly
 

e42b

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Hi,
es gibt nur eine Art Ruder, nämlich das Blatt, das zum steuern eines Wasserfahrzeugs dient. Die Blätter, die der Fortbewegung dienen, heißen "Riemen", wenn sie eine Aufnahme am Boot haben, oder "Paddel", wenn sie freihand geführt werden.
Grüße
 

uglyripper

ww-esche
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Es gibt aber X verschiedene Arten Boote. Insofern war das ein wirklich interessanter Exkurs, deshalb die Frage für welche Art Boote dort die Ruder gebaut werden. Generalisieren lässt sich das jedoch ganz sicher nicht. Es gibt Ruder aus Stahl, Massivholz, Sperrholz-Massivkern beschichtet, Schaum handgeshaped mit Stabilsierungsrippen z.B. aus Eiche, im Serienbau absolut üblich: ausgeschäumte Aluformen GfK beschichtet und im Regattabau CNC gefräster Schaumkern + Carbon/Epoxy im Vakuumverfahren.

Gruß, ugly
 

e42b

ww-pappel
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Ah, Entschuldigung, dann habe ich Deine Frage falsch verstanden. Es fängt an beim Optimisten und geht bis zu Längen von mehr als 10m, vorzugsweise Segelboote.
 
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