Schädlinge im Holz: Rothaarbock

OmnimodoFacturus

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Hallo Leute,

letzten Mai habe ich von einem Landwirt einen Teil eines aufgeschnittenen Eichenstammes gekauft, mit dem ich mir ein paar Möbelstücke bauen will.
Eigentlich wollte ich den gleich zum Kammertrocknen bringen aber der Kammertrockner meinte ich soll die Bohlen erst mal ein Jahr ruhen lassen und dann zum Kammertrocknen bringen, sonst spalten sich die Bohlen zu stark auf.
Daraufhin hab ich die Bretter in einer trockenen Garage gelagert.
Jetzt will ich die Bohlen bald wegbringen und habe geschaut wie die so aussehen. Leider sind auf den Bohlen zahlreiche Käfer unterwegs, die ich mit Google als Rothaarbock identifiziert habe.

Wie soll ich jetzt vorgehen?
Kann ich das Holz noch verwenden?
Einfach abbürsten und zum Kammertrocknen bringen, weil die Käfer da eh sterben?
Soll ich die Bohlen auftrennen und erst dann zum Trocknen bringen?

Vielen Dank für jede Hilfe!
 

carsten

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Hallo

Eiche gilt eigentlich als recht widerstandsfähig auch gegen Holzkäfer.
Aber evtl weiß das der Käfer nicht. Sauber abkehren und nachsehen ob das Kernholz betroffen ist.
Getrocknet wird eigentlich am Stück nur vorgetrocknete Stücke kann man dann aufgetrennt und vorgeschnitten nachtrocknen.
Rinde und das Splintholz können durchaus förderlich sein für eine schonendere Trocknung
 

seschmi

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Laut Wikipedia leben die Larven unter der Rinde und bohren sich nur oberflächlich ins Holz.

Bei Eiche wird der Splint immer recht schnell von irgendwelchen Tierchen angefressen. Die gehen aber nur minimal ins Kernholz und drehen dann um. Bei luftgetrockneter Eiche hatte ich noch nie verwertbaren Splint. Der war immer mehr oder weniger schadhaft.

Wenn es Käfer sind, sind sie ja auch schon ausgeflogen.

Ich würde es einfach ganz normal trocknen lassen. Meine Erwartungen wäre, dass Du den Splint vergessen kannst, aber das Kernholz ganz normal verwendbar ist.
 

seschmi

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Du kannst natürlich auch mal eine Bohle besäumen und schauen, wie tief die Fraßgänge gehen. Ich würde aber wetten, dass der Kern okay ist.

Wie gesagt, ich kaufe Eiche immer luftgetrocknet und hatte immer Schädlinge im Splint, aber nie im Kern.
 

brubu

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Hast Du Rinde am Holz gehört die weg, der Rothaarbock ist ein Scheibenbock, die befallen Hölzer in Rinde.
Gruss
 

OmnimodoFacturus

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Ich hab die Bohlen so bekommen und einfach zum trocknen gelegt. Die Rinde ist also dran. Ich mach die Käfer aber jetzt einfach mal weg.
 

herp

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Hallo, wenn das Holz nicht lange genug fürs Kammertrocknen gelegen ist trockne doch selber mit einer Kammer schonender über Monate. In den USA machen die das auch ständig mit selbergebauten kammern. Einfach ein Gehäuse aus konstruktionsholz Isolierplatten und Baufolie und drinnen einen Luftentfeuchter und zwei ventilatoren zur Zirkulation. (dry kiln nennt sich das) Ich hab so eine (Kellertemperatur so 16-20°) und kann die zwischen 25° und 40° einstellen (z.B. wenn ich es heißer brauche stelle ich eine Lampe rein) Luftfeuchte schwankt zwischen 40 und 80% je nachdem wie ich die bzw. den Trockner einstelle. Hab aktuell 1.5 kubik eiche drinnen.
Mit Schädlingen werde ich das später so machen. Aktuell läuft die Kammer auf 40°. Das Holz wird bald eine recht hohe Temperatur bis in den Kern haben. Dann werde ich einen Bauheizstrahler reinstellen und die Kammertemperatur für ein paar Stunden auf 60° erhöhen. Dann ist jeder Kefer tot.
 

OmnimodoFacturus

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Echt coole Idee! Vielen Dank!
Für diese Charge ist das sicherlich noch nichts, aber für die Zukunft werde ich mir das mal überlegen. Wobei ich mich vorerst vermutlich auf den Kauf von trockenem Holz beschränken werde.
Wie lange braucht das Holz bei dir dann zum trocknen? Kann das Holz direkt nach dem Aufschneiden in diese Kammer gepackt werden?
 

herp

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Aus Berichten aus den USA die ich gelesen habe lassen die das ein halbes bis ein Jahr liegen und trocknen dann weiter. Die komplexität von selbstgebauten kammern geht von tischventilator, Baufolie und einen Raumtrockner bis hin zu so was: https://www.pubs.ext.vt.edu/content/dam/pubs_ext_vt_edu/420/420-030/420-030_pdf.pdf

Hier hab ich was zu meinem geschrieben. https://www.woodworker.de/forum/threads/holztrockner-trockenkammer.95498/
als erstes hatte ich ca. 0.4-0.5m3 Zirbe drinnen. Das war luftgetrocknet ka wo das gelegen ist aber eher so das übliche trocknen im freien.
Nach einem Monat hat sich die raumluft stabilisiert. Es war fast nichts mehr an neuem Wasser in den Lufttrocknern drinnen. Die Raumfeuchte war so 45% die Temperatur hab ich dann auf 27° gestellt. Da lief dann wirklich nur ein kleiner energiesparender minitrockner und 2 umlüfter. Zu dem Zeitpunkt war das Holz garantiert bereit für Innenraummöbel.

Jetzt hab ich die Kammer vor ca. 3 Wochen mit Eiche voll geräumt. Sicher 1.5m3. Die war ein paar jahre im freien. Jetzt ist die aber neben Schnee gestanden und die Bretter haben beim Transport auch etwas schnee abbekommen. Ich hab auf über 30° eingestellt. Die 2 kleinen trockner haben die Luftfeuchte nicht mehr alleine raus bekommen (Ich empfehle pro breeze 1500ml oder optisch baugleiche weil die billiger sind die ziehen gut für ihre 40 watt) Dann hab ich einen normalen Raumentfeuchter reingestellt. Irgend so ein Standardgerät mit Kompressor. (Die kleinen haben Peltierelemente) Jetzt heizt die Kammer zwischen 33 und 40° und die Luftfeuchte ist so bei 50-60%. Die Geräte haben schon über 30l Wasser aus der Luft gezogen. Im Holz dürften rechnerisch so 170-200l wasser sein, rechnerisch müsste ich so 60-80l rausziehen. Jetzt geht es schon etwas langsamer. Sobald es noch weniger wird verzichte ich wieder auf den großen Trockner und lass nur die zwei kleinen laufen und wenn fertig nur den einen kleinen zum Zustand halten weil in der Umgebung ist es zu feucht. Wahrscheinlich nach 2.5-3 Monaten Trockendauer. Stromkosten für die 1.5 kubik zum trocknen hab ich dann ca. 60-80€.

Investiert hab ich ca. 200€ für alles zusammen. Den großen Kompressortrockner der so 100-140€ kostet hatte ich schon.
In meiner Gegend gibt es viele Bauern mit minisägewerk. Da kann ich günstig bei Bauern direkt luftgetrocknetes Holz kaufen da kostet es oft 1/3 von den üblichen Preisen bei Holzhändlern.
 

OmnimodoFacturus

ww-robinie
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Ja genau aus dem Grund ist es auch für mich interessant. Ich mach mir da mal Gedanken und versuche das eventuell nachzubauen. Das Holz jedes mal zum trocknen bringen ist einfach sehr aufwändig.
Vielen Dank für die Tips und Anregungen!
 
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