Nachölen

hexenhaus

ww-kiefer
Registriert
9. Dezember 2004
Beiträge
50
Ort
Braunschweig
Hallo,

da unsere Küche sich langsam der Vollendung nähert (ich hoffe, dieses Wochenende, haben sie zwischendurch schon unfertig in Gebrauch), habe ich mal eine ganz praktische Frage.

Wie funktioniert das mit dem Nachölen? Dabei stellen sich ja zwei Probleme:
- Ich möchte weder Fußboden, noch Wände noch Küchenmöbel einsauen.
- Die Einbauten, wie Randleisten, Spüle, Ceranfeld sind im Weg und sollen ja auch nicht dreckig werden. So mal eben ausbauen ist nicht.

Wieviel Öl soll ich auftragen? Als die Platten noch frei lagen, war ich damit sehr großzügig und sie haben auch reichlich aufgenommen. Außerdem war alles abgedeckt und ich hatte bei nass schleifen genug Platz.

Also jetzt auch nass schleifen? Wie verhindert ihr kleine "Unfälle"? Wie kann man getrocknetes Hartöl entfernen, z.B. von der Wand oder vom Fliesenboden. An einer Stelle ist ein Spritzer an der Wand, hatte ich nicht gesehen.

Viele Grüße

Astrid

P.S.: Da viele hier im Forum schon nach Strapzierfähigkeit gefragt haben: Wir mussten die Küche wegen einer großen Feier in Gebrauch nehmen. Habe auf den geölten Buche-Arbeitsplatten schon Teig für die gefüllten Teigtaschen mit Gehacktem, Zucchini und roter Paprika (leicht scharf) ausgerollt - kein Problem. Außerdem ist beim Auftauen der Johannisbeeren für einen Johannisbeer-Buttermilch-Kuchen mit Haselnussguss was daneben gegangen. Es hat bestimmt eine Stunde gedauert, bis wir das bemerkt haben. Es gab keine Spuren.
 

edelres

ww-robinie
Registriert
16. November 2003
Beiträge
2.619
Ort
Redwood City, Kalifornien USA
Nachoelen

Hallo Astrid,

in aehnlichen Faellen gehe ich folgendermassen vor. Alles wo kein Oel hinkommen soll decke ich mit Tesakrepp 4308 ab, mit einem kleinen Roller, welche fuer das Anrollen von Tapetenstoessen gefertigt werden, druecke ich das Band auf den Untergrund auf. (kein Billig Kreppband verwenden, damit sind keine scharfen Abgrenzungen moeglich)

Wichtig die neue Tesakrepprolle in einem Plastikbeutel aufbewahren und nur zur Benutzung herausnehmen und immer auf einer sauberen Unterlage (Porzellanteller) ablegen, sonst setzt sich an den Seiten der Rolle Staub und Schmutz an und diese Partikel erscheinen dann im Oelfinish als dunkler Strich oder/und als ausgefranzte Linie.

Fuer gestrichene Waende wird ein Kreppband mit anderem Kleber gefertigt, den genauen Typ kenne ich nicht.

Das Nachoelen fuehre ich mit einem Ballen aus welchen ich aus einem alten Tshirt fertige. Diesen Ballen tauche ich in eine mit Oel gefuellte flache Schuessel und masiere das Oel in den Ballen ein bis er sich vollgesogen hat. Es ist sehr Wichtig den Ballen so vorzubereiten, ich giesse am Anfang von hinten Oel in den Ballen, damit er sich gleichmaessig mit Oel saettigt. Wenn der Ballen stimmt binde ich ihn zu. Er soll so zusammengelegt werden, dass sich unten eine glatte Flaeche aehnlich einem Gummiball bildet. Ist der Ballen nicht mit Oel gesaettigt, saugt er bei Auftragen Oel ein, welches jedoch auf die Oberflaeche kommen soll. Mit dem so vorbereiteten Ballen nehme ich gerade soviel Oel auf dass nichts Abtropft (evtl Abstreifen).

Sollten Stellen vorhanden sein bei welchen der vorhandene Oelfilm zerstoert ist, behandele ich diese Stellen zuerst (auch falls noetig mit leichtem Nasschliff) Nach dem Trocknen der Reparaturstellen kann dann der Oelauftrag beginnen. Mit einem gut eingearbeiteten Ballen und ein Paar duennen Gummihandschuhen gibt es keine Sauerei. Den Ballen in einem entsprechend grossen Schraubglas im Kuehlschrank aufbewahren, so laesst er sich ueber eine laengere Zeit verwenden.

Das Oel trage ich nun quer zur Faser und dann laengs zur Faser auf. Bei vertikalen Flaechen arbeite ich von Unten nach Oben und verteile das sich nach Unten laufende Oel alle 5 bis 10 Minuten. Auch fuer den Oelauftrag ueber Kopf arbeitet der Ballen perfekt.

Nach dreissig bis neunzig Minuten (ausprobieren) nehme ich das ueberschuessige Oel ab.

Das Auffrischen eines Oelfinishes geht relativ schnell vor sich und es ist nicht noetig grosse Mengen Oel aufzutragen.

Wichtig!!! Oelgetraenkte Lappen im Freien Trocknen, verbrennen oder unter Wasser aufbewahren Selbstentzuendungsgefahr!!!

Viel Spass beim Oelen.

mfg

Ottmar

PS: Ich habe mal mit einfachen Mitteln die Schutzwirkung meines Oelfinish getestet. Nur Rotwein erzeugte schlecht zu entfernende Flecken, wenn der vergossene Wein auf der Oberflaeche trocknen kann, wird er gleich entfernt gibt es keine Flecken.
 

raftinthomas

ww-robinie
Registriert
16. Oktober 2004
Beiträge
3.810
Ort
Aachen/NRW
üblicherweise musst du ja da nachölen, wo viel beanspruchung bestand. also eigentlich nur in der mitte der platte bzw vorne. randbereiche werden ja wenig "aktiv" genutzt und auch entsrechend nicht agressiv gereinigt.
also einfach mal so zwischendurch, und nur da, wos auch nötig ist.
so eine vollrenovierung wie von ottmar empfohlen ist wahrscheinlich nur alle paar jahre nötig.
 

hexenhaus

ww-kiefer
Registriert
9. Dezember 2004
Beiträge
50
Ort
Braunschweig
Hallo Ottmar und Thomas,

vielen Dank für die Tipps. Das mit dem Ballen werde ich morgen mal ausprobieren.
Ich habe noch eine Frage zur "Herstellung" des Ballens. Knüllst du erst einen Abschnitt Stoff zusammen und ziehst zum Abschluss eine Ecke glatt drüber und machst du ihn aus zwei Abschnitten Stoff, also eine als Füllung und eine als "Sack"?

Ich werde vor allem um das Spülbecken herum öfter mal nachölen. Die Wasserbeaufschlagung ist da doch recht hoch. Ich schätze der Rest der Flächen ist höchsten 1 bis 2 mal im Jahr dran. In der Regel kommen wir derzeit nur am Wochenende zum Kochen und Backen, da wir sonst auf Arbeit essen.

Grüße

Astrid
 

edelres

ww-robinie
Registriert
16. November 2003
Beiträge
2.619
Ort
Redwood City, Kalifornien USA
Oelauftrag

Hallo Astrid,

Die Ballengroesse richtet sich danach ob ich Flaechen oder schmale Kanten (wie Leisten oder in Ecken) Oelen will. Ich richte meinen Ballen aus zwei Stuecken (Einlage und Ueberzugsstoff) Baumwolltrikotmaterial ca 80 x 80 cm (*) und lege die Ecken des Matrials zum Mittelpunkt, Bild 1 und 3, so falte ich die Ecken faltenfrei ueber, bis ich eine dichte Ballenform erreicht habe,Bild 4, mit einer glatten Unterseite. Wie in Bild zu sehen ist, lege ich den Ueberzugsstoff ueber den Balen und giesse von hinten Oel in den Ballen mit durch Gummihandschuhen geschuetzten Haenden knete ich den Ballen bis er total getraenkt ist, bei kraeftigem Druecken des Ballens erscheint Oel auf der Unterseite. Nun ziehe ich das Ueberzugsmaterial stramm zusammen und binde es mit einer Schnur stramm ab. Wenn ich auf die glatte Unterseite des Ballens druecke fuehle ich einen Wiederstand wie bei einem Gummiball.

Ich giesse nun Oel in eine flache Schale, tauche den Ballen ins Oel und streife den Ballen am Rand leicht ab. Wenn Oel von selbst abtropft ist es zuviel Oel.

Ich habe mir diese Methode erarbeitet, als ich in D in einem historischen Gebaeude mehrere abgelaugte Holzecken und Wandverkleidungen oelte. Am Anfang brachte ich mit Pinsel oder Spezialkissenmehr Oel auf mich selbst als an die Decke. Mit dem Ballen bekam ich hin und wieder mal einen Tropfen ab, ist unvermeidbar. Auch bei vertikalen Flaechen arbeitetet er hervorragend. Durch verstaerken des Drucks laesst sich mehr Oel aufbringen, wenn die Oberflaeche nassglaenzend aussieht ist genug aufgetragen.

(*)( dieses Mass ist variabel und abhaengig von der Staerke des Materials als auch von der Groesse des gewuenschten Ballens)

Das Beschreiben des Wie und Warum dauert laenger als einen Tisch zu Oelen.

mfg

Ottmar
 

Anhänge

  • Bild 1.jpg
    Bild 1.jpg
    74,3 KB · Aufrufe: 79
  • Bild 3.jpg
    Bild 3.jpg
    88 KB · Aufrufe: 74
  • Bild 4.jpg
    Bild 4.jpg
    378,5 KB · Aufrufe: 77
  • Bild 6.jpg
    Bild 6.jpg
    59,4 KB · Aufrufe: 76

hexenhaus

ww-kiefer
Registriert
9. Dezember 2004
Beiträge
50
Ort
Braunschweig
Küche

Hallo Ottmar,

vielen Dank für die ausführliche Beschreibung. Bilder sagen wirklich immer mehr als tausend Worte.
Aus dem Weiterbau der Küche ist am Wochenende nichts geworden. Das Wetter war so schön, dass es uns nach draußen gezogen hat. Am Sonntag bin ich dann meine allererste Spritztour mit dem Rennrad gefahren (45 km). Schön über kleine Landstraßen über die Felder zusammen mit meinem Mann und einem Freundespaar.
Der Freund ist gelernter Tischler und ihm hat die Küche schon gut gefallen auch im unfertigen Zustand. Anschließend wurde schön gegrillt.

Jetzt die Woche soll es ja öfter regnen, dann kommen wir auch wieder mehr zum Basteln im Haus.

Viele Grüße

Astrid
 
Oben Unten