Leimtränke mit Titebond I und lackieren

MukerBude

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Hallo,

um den natürlichen Holz-Farbtons zu erhalten, habe ich den Zedernhals der Gitarre vom gebeizten weiß/grün (Shabby Chic) und der darüber gestrichenen Grundierung, mit drei unterschiedlichen Körnungen Schleifpapier befreit.

Ja, meine Fingerkuppen brennen.

Eine Leimtränke mit Titebond I (rot) und Wasser im Verhältnis 1 : 10 hergestellt - hier im Forum wurde ein Mischungsverhältnis von 1 : 20 vorgeschlagen, das erscheint mir zu flüssig - und das Zedernholz dreimal mit dieser Flüssigkeit tief eingerieben. Natürlich habe ich jeden Vorgang ausreichend trocknen lassen und danach mit 320‘er Schleifpapier quer zur Faser geglättet.

Ein weiterer Auftrag der Leimtränke, zeigt keine vorübergehende Verdunklung des Holz‘, also scheint eine ausreichende Sättigung im Holz erreicht zu sein.​
Die natürliche Holzfarbe ist erhalten.
Der Hals ist sehr angenehm geschmeidig.

Jetzt stellt sich die Frage:​
Lässt sich diese Prozedur auf alle Hölzer der Gitarre übertragen?
- Decke - Engelmann-Fichte = 2,1 bis 2,4 mm
- Boden - Black-Limba = 2,3 bis 2,5 mm
- Zargen - außen Padouk = 3 Lagen a 0,8 mm
Und danach ein Finish mit Nitrocellulose-Lack auftragen?

Nachtrag, am nächsten Tag, weill ich das Wichtigste vergessen habe.
Ich Frage deshalb, weil die drei Hölzer alle sehr dünn sind und sich nicht verziehen sollen.
 
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seba79

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Hallo, das hört sich für mich sehr abenteuerlich an, gerade bei der Decke. Auf jeden Fall würde die Decke ja an Masse zunehmen und der Klang wird sich ändern. Mit mehr Masse selten zum guten. Daher verwende man ja auch eher ganz dünnen Schellack.
Bei elektrischen Gitarren würde ich das natürlich anders sehen. Bin aber eigentlich kein Experte.
 

MukerBude

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@ seba79,
ich sehe das genau umgekehrt. Das Wasser verdunstet wieder und es bleibt nur ein Zehntel der wenig aufgetragenen Flüssigkeit auf dem Holz, also weniger als bei einem Primer etc.

Ja natürlich, aber auch Schellack braucht eine Grundierung.

Es handelt sich um eine Konzert-Gitarre und ich habe mich für NitrocelluloseLack entschieden, der ebenfalls sehr dünn aufträgt.
 

seba79

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Es stimmt wohl, zumindest früher hat man eine Tunke aus Knochenleim gemacht. Wieder was gelernt, dann habe ich nix gesagt..
Aber warum nitro? Schellack ist doch viel schöner. Ich mag schon alleine den Geruch.
Viele Grüsse Sebastian
 

flüsterholz

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Leimwasser ( ist wohl dasselbe wie Leimtränke?) kenne ich nur als Grundierung für Kreide/Ölgründe um ein Einsinken der selbigen zu verhindern. Hat das die gleiche Funktion bei Nitrolacken? Bei Schellack habe ich das noch nie gemacht. Könnte mir vorstellen, dass die Diffusion durch das Leimwasser stark heruntergesetzt wird, ist aber nur eine Vermutung. Vielleicht hast Du dich da schon intensiver mit beschäftigt. Wenn es so wäre, würde ich es bei den anderen Bauteilen eher nicht machen. Zumindest wäre ich sehr skeptisch, ob das nicht zu Schäden führt. Vielleicht kennt sich ja noch jemand mit Nitrolacken besser aus. Ich weiß nur, wie man das Zeug wieder runter macht. 1 zu 10 ist, zumindest für Öl/Kreidegründe, die richtige Mischung.
 

DZaech

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Normalerweise verwendet man in so einem Fall (sofern das heute noch jemand macht) Nitro-Hartgrund als 1. Schicht, um ein Einsinken der Decklackierung zu verhindern. Leimwasser klingt doch sehr nach einer Behelfslösung, zumal Weissleim gar nicht richtig „hart“ wird, sondern immer zähelastisch bleibt.
 

flüsterholz

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Normalerweise verwendet man in so einem Fall (sofern das heute noch jemand macht) Nitro-Hartgrund als 1. Schicht, um ein Einsinken der Decklackierung zu verhindern. Leimwasser klingt doch sehr nach einer Behelfslösung, zumal Weissleim gar nicht richtig „hart“ wird, sondern immer zähelastisch bleibt.
Mit Knochenleim wird es hart, nicht elastisch. Mit Weißleim hab ich das noch nie gemacht.
 

welaloba

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Warum muss es denn Titebond sein? Hast du da Erfahrungen oder nur yt Wissen? Ich würde jedenfalls Knochenleim oder Fischleim als Grundierung für Schellack nehmen. Ob die Leimlösche was taugt für Nitrolack (hast du Die Spritzausrüstung/ Düse 1.5) halte ich mindestens für abenteuerlich. wenn Nitrolack, dann auch Nitrofüller.
 
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MukerBude

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@seba79
“Oh, ich habe noch nie von einer Grundierung bei Schellack gehört. Sicher?“
Von der Firma Contura Natur, habe ich zwei Fernand Freres Produkte:
- Premium Schellack - Geigen & Gitarrenlack zum streichen
- Schellack-Grundierung - zum streichen
:
Vor Jahren hatte ein Kollege eine klanglich hochwertige Gitarre, deren Hals mit Schellack lackiert war. Der gesamte Hals hat sich klebrig angefühlt.

---

Nitro, weil der Arbeitsaufwand geringer ist, und weil es bei gleicher Dünne eine höhere Härte und damit bessere Akustik hat.
:
Die akustisch rechnerischen Werte von Schellack auf Holz, sind gegenüber Nitrocellulose-Lacken eher schlecht. Abgesehen von der geringen Standfestigkeit von Schellack gegenüber Handschweiß. Schellack ist m. E. lediglich ein optischer Hingucker auf großen Flächen wie Konzertflügeln.

@DZaech,
Knochenleim bleibt zähelastisch ?
Ist dann - nach deiner Definition - Eisen auch zähelastisch ?

@welaloba,
Was spricht gegen eine Grundierung mit einer Fischleim-Tränke als Untergrund für einen Nitrocellulose-Lack?


Fragt
 

seba79

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Hm, also ich habe mehrere Gitarren mit Schellack gehabt (und habe auch.. da war keine klebrig) - Am Freitag wird es wieder eine mehr werden. :emoji_slight_smile: Am Hals muss es aber natürlich auch kein Schellack sein - da gibts auch Alternativen die sich einfach schöner anfühlen als eine glatte Oberfläche. Sind nicht auch gute Streichinstrumente alle mit Schellack lackiert? Ich glaube nicht das das bei Gitarren und Violinen ein optisches Argument ist.. das erkennt man ja kaum - Nitro sieht da doch auch gut aus..
 

welaloba

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@MukerBude
Ich habe Fischleim noch nicht als Grundierung für Nitrolack angewendet. Daher kann ich deine Frage so nicht beantworten. Das müsstest du vielleicht an einem Probestück mal ausprobieren.
Gruss Werner
 

flüsterholz

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Schellack-Grundierung - zum streichen
Das ist keine Grundierung im herkömmlichen Sinne, sondern soll auf einfache, streichfähige Weise die Grundpolitur ersetzen. Statt das Bimsmehl mit Hilfe von einer verdünnten Stammlösung in die Poren einzureiben, wird dem verdünnten Schellack Bimsmehl hinzugefügt und nur gestrichen. Vorteil dieser Vorgehensweise, sie ist schneller. Nachteil, das Bimsmehl wird nicht gezielt in die Poren gerieben. Würde ich als Grundpolitur nur bei einem sehr feinporigen Holz machen, wenn überhaupt. Die Gefahr, dass die nachfolgende Deckpolitur einsinkt ist ziemlich groß. Ich verwende Schellack"grundierung" (Sanding Sealer) aber gerne als Zwischenschicht zwischen Grundieröl und Wachspolitur.

Ob Fischleim ( Titebond rot ist aber doch Weißleim?) als Grundlage für Leimwasser gut funktioniert, kann ich auch nicht beantworten. Wir haben nur Knochenleim oder auch Hasenleim verwendet.

Ob Nitrolack resistenter gegen Handschweiß ist als Schellack, weiß ich auch nicht. Beim Schellack hängt es aber von den Trocknungszeiten ab, wie resistent er gegen Umwelteinflüsse ist. Will dich hier aber nicht zum Schellack überreden. Nitrolack ist sicher ein hervoragendes Oberflächenmittel für Musukinstrumente.
Deine Erfahrungen mit Fisch-Leimwasser und Nitrolack würden mich aber sehr interessieren. Vielleicht berichtest du ja nochmal.
Gruß Michael
 

DZaech

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@DZaech,
Knochenleim bleibt zähelastisch ?
Ist dann - nach deiner Definition - Eisen auch zähelastisch ?

Nein sicherlich nicht, ich schrieb:

Leimwasser klingt doch sehr nach einer Behelfslösung, zumal Weissleim gar nicht richtig „hart“ wird, sondern immer zähelastisch bleibt.

Da steht nichts von Knochenleim. Denn deine ursprüngliche Frage drehte sich auch nicht um Knochenleim, sondern um Titebond rot. Und Titebond rot ist kein Knochenleim sondern Weissleim!

Zitat Titebond- Website (weil zu der Amigrütze gibts nichtmal ein techn. Merkblatt):

Technische Hinweise:
  • Weissleim/ Aliphatischer Dispersionsharzkleber
  • Lösungsmittelfrei

Ausserdem:

Weshalb so beratungsresistent?

Was spricht gegen eine Grundierung mit einer Fischleim-Tränke als Untergrund für einen Nitrocellulose-Lack?

Der ideale, absolut geeignete Untergrund für Nitro-Lack ist Nitro-Hartgrund. Das habe ich weiter oben schon geschrieben. Der ist genau darauf ausgelegt und erfüllt all deine Wünsche. Warum man nun irgendwelche Experimente mit Leimwasser starten möchte erschliesst sich mir nicht. Was erhoffst du dir davon?
 

MukerBude

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Da steht nichts von Knochenleim. Denn deine ursprüngliche Frage drehte sich auch nicht um Knochenleim, sondern um Titebond rot. Und Titebond rot ist kein Knochenleim sondern Weissleim!

Erstmal ein dickes Sorry.
Vor Jahren hatte ich gelesen, dass Titebond rot, flüssiger Knochenleim sei. Stutzig bin ich geworden, als ich neulich las, das der Titebond braun Fischleim, härter sei als der rote.
Mein Fehler war, dies nicht weiter hinterfragt zu haben. Schäm...

Der ideale, absolut geeignete Untergrund für Nitro-Lack ist Nitro-Hartgrund. Das habe ich weiter oben schon geschrieben. Der ist genau darauf ausgelegt und erfüllt all deine Wünsche. Warum man nun irgendwelche Experimente mit Leimwasser starten möchte erschliesst sich mir nicht. Was erhoffst du dir davon?

Ich wollte verhindern, das der Lack das Holz in seiner Farbe anfeuert und dunkler macht.
Hat sich aber erledigt, weil ich das Zedernholz mit Nitro-Schleifgrund behandelt habe, der resultierende Farbton ergibt ein tolles Milchkaffe braun.

Ja, oft probiere ich Dinge aus, nur um mich dann anders zu entscheiden.
 
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