Jugendstillklavier, überarbeiten ??

Jugendstil

ww-pappel
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Hallo miteinander
Ich habe seit einer Woche ein sehr schönes altes Jugendstilklavier der Firma Ullrich aus Dresden. Alter unbekannt.
Der Zustand denke ich ist OK für das Alter.
Es hat Messing - und Perlmuteinlagen.
Die Oberfläche läst sich sehr leicht abschleifen. Ich weiß auch nicht was da für eine Oberfläche drauf ist.
Holzart müßte Nußbaum sein.
An den seitlichen Füßen oder wie man das nennt sind 5 feine Rillen eingearbeitet ( Von oben bis unter) auch am Deckel vorne sind diese Rillen und in den 3 Füllungen unten quer herum.
So nun möchte ich dieses Klavier so schön wie möglich wieder aufarbeiten. Es sollte so aussehen wie fast frisch vom Klavierbauer.
Welche Oberfläche ist da Zeitgemäß ( mit etwas glanz dabei )
Ihr schreibt über soviel Möglichkeiten da wird mir ja ganz komisch zumute.
Wie soll ich bei den Perlmuteinlagen vorgehen ? Schleifen wäre wohl absolut falsch denke ich. Das Perlmut glänzt auch noch toll, aber das Funier drum rum nicht !
Was mache ich mit den Messingeinlagen die sind schon so dunkel das man sie kaum noch sieht, was ja total schade ist bei diesem Stück.
Ich weiß viele Fragen, aber bei Euch denke ich bin ich schon Richtig.
Vielen Dank vorab für die Mühe

Gruß Otto

Eines ist mir noch durch den Kopf gegangen, was meint Ihr dazu wenn ich die Rillen leicht dunkler beize, damit diese besser zur Geltung kommen ?

DANKE
 

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welaloba

ww-robinie
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Hallo Otto,
hast du schon mit Schleifen begonnen? Hast du dabei schon Holz angeschliffen? Welchen Hintergrund hat deine Aussage, dass du "auch nicht weißt", welche Lackoberfläche auf deinem Klavier drauf ist? Hast du schon mal ein Möbel restauriert? Kennst du den Umgang mit verschiedenen Lösemitteln ? Kennst du den Umgang mit Polierballen? Kennst du den Unterschied zwischen Zellulosemattierung, (die möglicherweise auf deinem Möbel drauf ist) und Schellackmattierung (wachshaltig)?
Und bitte, was genau hast du vor zu tun mit diesem Klavier? (Es sollte so aussehen wie fast frisch vom Klavierbauer)
Z.B. einen Schnelldurchgang mit Mattierung (vorher feststellen, welche Sorte (s.o.) drauf ist, ob alles fest ist oder abblättert) Wenn alles fest, vorsichtig reinigen mit Hochglanzreiniger, gut sauberreiben, dann Ballenauftrag, etwas Polieröl kann verwendet werden, Ballen nicht zu nass, lange trocknen lassen vor nächstem Auftrag; (alter Lack wird bei dieser Methode immer leicht angelöst, aber auch reaktiviert, schneller Glanz) Erfordert Erfahrung. (Der Name "Mattierung" kann irritieren - man erzielt dabei nicht matte Flächen, sondern sehr schön glänzende; diese sind allerdings nicht so stabil und dauerhaft wie reine Schellackpolituren, su.)
Zweite Variante: Vorhandene Oberfläche, wenn diese nicht zu regenerieren ist, abwaschen mit Alkohol, Porenfüllung prüfen, ergänzen, neue Schellackoberfläche aufbauen. Dh., Poren füllen in vielen Durchgängen unter Verwendung von stark verdünntem wachsfreiem Schellack (50 - 100 g / Ltr Alkohol) , immer wieder glattreiben, mit NurAlkoholballen überschüssiges Bimsmehl wegpolieren. 24 Std. Trockenzeit nach jedem Durchgang. Evtl. vorsichtiger Zwischenschliff, Korn 320 oder so. Gegen schräge Lichtquelle prüfen, ob Poren dicht. 2 Wochen warten, wieder prüfen, weiter füllen...
Wenn Poren dicht, Deckpolieren immer noch mit wachsfreiem Schellack (120 - 160 gr / Ltr Alk.) , (ohne Polieröl erst mal.)
Wenn die Fläche beginnt zu glänzen bzw. der Ballen nicht mehr laufen will, kann etwas Polieröl hinzu genommen werden. Profile ua. nicht polierbare Stellen nicht zu früh mit Petersburger Lack ausziehen, nach ca. 2 Tagen Trockenzeit können diese vorsichtig mitpoliert werden. Achtung, der Petersburger Lack neigt immer wieder mal zum Kleben. Immer über Nacht trocknen lassen; bei Schellackauftrag mit Öl wird nur noch im schlimmsten Ausnahmefall zwischengeschliffen! Wenn alles kringelfrei poliert ist, nach 2 - 3 Tagen mit Benzoepolitur auspolieren. Viel Druck, viel kringeln, Ballen immer gut auspolieren. Über Nacht trocknen. Polierölreste und andere Restpartikel mit Hochglanzreiniger von Zweihorn entfernen.
Wie gesagt, kann sein, du hast noch kein Möbel restauriert. Also überlege gut, ob du hier das Schleifen anfängst. Bestimmt berichtest du mal, über welche Erfahrungen du verfügst und ob du mit den Kurzbeschreibungen was anfangen kannst. Die Bescheibung Variante 2 für Schellackpolitur kann nur ein kurzer Abriss sein, ich würde den Teufel tun und hier 20 Seiten Details beschreiben...
PS:
Festsitzende Einlegearbeiten müssen plan mit der Fläche sein. Diese werden automatisch mit schön und mit poliert. Durch die Bimsmehlbehandlung werden auch Messingeinlagen idR wieder hell.
Gruß Werner
 

Jugendstil

ww-pappel
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Hallo Werner

Erst mal vielen Dank für die rasche Antwort.
Also angeschliffen habe ich nur das kleine Seitenteil der Tastatur weil ich mal probieren wollte wie aufwendig das schleifen wird. mit 240er ging das ohne großen Aufwand, als wenn gar kein Lack drauf wäre und wenn dann nur ganz ganz dünn. Deshalb bin ich mir auch nicht sicher was den da für eine Oberfläche drauf ist. Das abschleifen wäre also keine große Mühe. Es sind halt auch Wasserflecken, kleine Dellen und Kratzer drinnen. Da muß ich ja erstmal schleifen, denke ich mal so.
Wenn ich dann mit einem feuchten Lappen übers Holz fahre bekommt es eine wunderschöne Farbe, aber etwas dunkler halt.
Ich bin gelernter Schreiner, habe aber mit alten Oberflächenbehandlungen noch keine Erfahrung.
Habe mal vor 10 Jahren ein Klavier auch abgeschliffen (war in einem schlechten Zustand mußte noch Funier nachleimen und ausbessern) und hab es aber aus unkenntnis, dann nur ein paar mal Geölt und dann aufpoliert. Optik war OK.
Jetzt da ich ein schönes Jugendstilklavier habe möchte ich ja nichts falsch machen.
Ich bin nicht in Zeitdruck. Ich bin jetzt 46 J und hab die Innere Ruhe dazu. Es soll so schön wie möglich werden.
Gruß Otto
 

dascello

ww-robinie
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Lieber Otto,

mal ne ganz andere Frage: Wie ist denn der technische Zustand des Klaviers?
Und: Ist das ein "Oberdämpfer" oder eine "moderne" Mechanik?

Die erste Frage beantwortet sich dann, wenn man mal drauf spielt.
Kommen alle Töne?
Ist das Ding sehr verstimmt?
Wenn man die Tonart noch erkennen kann: Wie hoch steht der Ton a'? Norm wäre 44o hz oder höher.
Zur Stimmhaltung: Die Wirbel sitzen in einem sog. Stimmstock aus Schichtholz oder massiver Eiche/Buche. Sehr oft halten die hier nicht mehr, was dazu führt, dass das Ding schnell verstimmt. Abhilfe bringt ein Wechsel der Wirbel (meistens dann auch Neubesaitung) eine Nummer dicker. Das geht aber nur, wenn der Stimmstock nicht gerissen ist. Ob er das ist, wird ganz schnell klar: Wenn irgendwo jeder ZWEITE Ton grausamer als die anderen verstimmt ist, dann verläuft da ein Riss.
Du kannst Dir denken: Wenn der Stimmstock hin ist, dann fragt es sich, ob eine zeitaufwändig Restaurierungung des MÖBELS Klaver aus Blickrichtung des Teils als MUSIKINSTRUMENT noch lohnt.
Zur Mechanik: Hier kann man meist sehr vieles noch richten. Auch Risse im Resonanzboden lassen sich ausspänen, das lohnt meistens noch. Brüche oder Risse im Gussstahlrahmen sind aber immer finaler Natur.

Zur zweiten Frage: Bis in die zwanziger Jahre hinein baute man noch Oberdämpfer. Aufmachen und Nachsehen: Blickst Du auf eine Reihe Klavierhämmer oder auf eine Serie von oben liegenden Dämpfern, die mit Lederriemen angesteuert werden?
Im zweiten Fall hast Du zwar ein nettes Möbel, ein wirklich brauchbares Klavier wird das aus moderner Sicht aber nicht mehr. Im ersten Fall gibt es Hoffnung.

Wenn Du mehr wissen willst, melde Dich. Ich kann Dich auch anrufen.

Gruß

Michael
 

Jugendstil

ww-pappel
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Hallo Michael

Hier anbei ein paar Fotos von Innen.
Also ein Oberdämpfer ist es nicht die Hämmerchen sehen noch gut aus. Die Töne klingen auch noch gut außer drei vier Töne sind ein wenig daneben.
es fehlen zwei Seiten, aber nicht von den Bassseiten (umwickelte). Die Tasten kommen gut zurück. Seitliches spiel minimal.
Ich hab mal die Tasten rausgemacht und nach den vorderen Filzen geschaut vier fünf Stück müßten neue Filze bekommen, da der Filz fast nicht mehr da ist, aber die Tasten streifen nicht.
Die höchsten Töne klingen fast nicht, vielleicht liegt es daran das die Filze zu hart sind oder an den Seiten, das kann ich nicht einschätzen.

Vielen Dank für die MÜHE
Otto
 

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dascello

ww-robinie
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Lieber Otto,

das sieht tatsächlich ganz vernünftig aus.
Die Sache mit den Saiten und den Hammerköpfen sollte sich ein Klavirebauer mal ansehen, wird aber nicht die Welt kosten. Viel Spaß beim Polieren.

Gruß aus dem sonnigen Bergischen

Michael
 
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