Japanische Zugsägen bei der Prüfung

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ww-kastanie
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Ich bin ein ambitionierter Hobbyschreiner und habe die Japanischen Zugsägen kennen und zu schätzen gelernt. Als ich mich mit Freunden unterhielt bekam ich von einem die Aussage, dass er diese Säge auch bei der Gesellenprüfung zum Schreiner benutzt hat. Soweit so gut. Ein anderer Freund, der die Meisterprüfung als Fensterbauer abgelegt hatte sagte mir sie durften diese Sägen nicht benutzen (er ist 42, ich denke mal, dass die Prüfung vor ca. 15 Jahren stattfand).
Ich war einigermaßen erstaunt. Kann es wirklich sein, dass die deutsche Handwerkerzunft so borniert war, oder ist, dass derartige Werkzeuge verboten wurden, oder gibt es Gründe, die sich mir im Moment nicht erschließen?

Es sind genügend Profis im Forum. Was meint ihr dazu?

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Mister G

ww-robinie
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Vor 15 Jahren tauchten gerade die ersten japanischen Sägen in Deutschland auf, mancher Handwerker stand ihnen mit Skepsis gegenüber - und einige tun das bis heute. Sie mögen sicher ihre Gründe dafür haben.

Man mag ja darüber diskutieren, ob Japansägen das selig machende Allheilmittel im Holzhandwerk sind. Dass Prüfungsausschüsse "borniert" seien, weil sie auf das regional übliche Werkzeug bestehen, halte ich allerdings für daneben gegriffen.

Ich persönlich schätze die "Japaner" zwar auch. Ein guter Tischler ist aber auch in der Lage mit einer klassischen (deutschen) Säge perfekte Holzverbindungen zu fertigen. Solange innerhalb einer Prüfung für alle Prüflinge die gleichen Bedingungen gelten, ist das "Verbot" solcher Sägen m.E. durchaus legitim.
 

Thom

ww-birke
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Hallo,

also ich habe auch nie verstanden warum ich bei der Prüfung (vor 25Jahren) zum zinken die Gestellsäge benutzen musste, wo ich mit der Feinsäge wesentlich bessere Ergebnisse erzielte.

Nun wo ich selbst Ausbilde habe ich immernoch das gleiche Problem mit den Prüfern, einmal heist es Prüfung mit Gestellsäge das nächstemal mit Japaner oder sogar ist uns egal. Wobei meine Meinung ganz klar ist, das Ergebnis zählt und nicht das Werkzeug.

Gruß
Thom
 

carsten

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Hallo

Ich hab vor ca 10 Jahren eine Japansäge bei der Zwischenprüfung eingesetzt und von den Prüfern hatte keienr was dagegen. Auch bei den HWK Lehrgäängenw waren die Sägen bekannt und auch geschätzt. Dennoch sollten wir mit der Gestellsäge arbeiten. Es geht beides und der Erwerb einer solchen Säge ist jedem freigetsellt. ein Verbot halte ich deshalb für überflüssig, das kann wirklich nur von erz konservativen ( borniert passt da durchaus auch) alten Knochen von Prüferleichen kommen. Deren gehabe auf die tägliche Schreierarbeit übertragen müssten wir immer noch nur mit Gestellsäge Stechbeitel Rauhbank und Co arbeiten. Das das aber nicht upto date ist muss ich wohl nicht erklären.
Auf der einen Seite werden moderste Maschinen eingesetzt mit denen auch der Lehrling tagtäglich zu tun hat sie kennen und schätzen lernt. Auf der anderen Seite fordern wir in der Prüfung die traditionelle Arbeit mit Gestellsäge und Bohrwinde ( ja auch das solls geben) und den zwingenden Einsatz von Schlitzschrauben ( Wir hatten damals schon Schwierigkeiten die zu bekommen.)

Mal ehrlich lieben Kollegen und Kolleginnen wann habt ihr in der täglichen Arbeit als Schreiner das letzte mal mit Gestellsäge gearbeitet von der Bohrwinde ganz zu schweigen. Also wenn ich ehrlich bin das war bei mir in der Lehre beim Ausklinken eines Treppenpfostens. Danach hats von der Dimension entweder für Handkreissäge, Stichsäge oder eben Japaner gereicht. Sprich den Umgang mit der Gestellsäge hab ich nur für die Prüfung gelernt ( mal überspitzt formuliert).
Das kann doch nicht ne reele zukunftsorientierte Ausbildung sein.
Nein das heißt nicht Abschaffung der Arbeit mit Handwerkzeugen sondern offen sein für neues das tolerieren und akzeptieren wenn ein anderer das Ergebnis auf anderem Weg/ mit anderem Werkzeug erreicht.

Oder anders ausgedrückt wie Thom das schon gepostet hat: Das Ergebnis zählt und nicht das Werkzeug. Oder arbeiten wir statt ergebnisorientiert neuerdings traditionsorientiert oder gar prüfungsorientiert ?
 

Mister G

ww-robinie
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Oder anders ausgedrückt wie Thom das schon gepostet hat: Das Ergebnis zählt und nicht das Werkzeug. Oder arbeiten wir statt ergebnisorientiert neuerdings traditionsorientiert oder gar prüfungsorientiert ?

Ich denke, der richtige Weg liegt irgendwo in der Mitte. Eine Prüfung wird letztlich kaum den Arbeitsalltag des durchschnittlichen Tischlers wiederspiegeln - und das ist auch gut so.

Es gab Arbeitsweisen, Werkstoffe und Techniken, die sind tatsächlich längst überholt und haben vielleicht allenfalls in der Restauration noch ihre Berechtigung (z.B. Schlitzschrauben). Oder man lese mal im alten Spannagel das Kapitel über Spanplatten. Da kann man heute an mancher Stelle nur noch schmunzeln.

Andererseits sollte ein Tischler durchaus in der Lage sein, in einer Prüfung mehr zu zeigen, als das zuschneiden fertiger Möbelbauplatten auf der Elmo, das montieren von Topfscharnieren und mechanischen Vollauszügen. Den Beruf des "Tischlers" zu beherrschen ist für mich etwas anderes, als Maschinenbediener und Montagearbeiter zu sein - auch wenn die Realität der täglichen Arbeit für viele Tischler heute (leider) genau so aussieht.

Dass jeder die Grenzen zwischen "gut und richtig" und "überflüssig" anders zieht ist wohl legitim. Was für den einen klassisches Handwerk ist, ist für den anderen ein alter Zopf, der abgeschnitten gehört. Und was für den anderen täglicher Broterwerb ist, ist für den einen Dilettantismus. Mit diesem Konflikt müssen wir wohl leben.
 

Thom

ww-birke
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Hallo,

natürlich ist es richtig das während der Lehre das Handwerkliche zählt. Der neue Geselle sollte schon den Umgang mit Handwerkzeug gelernt haben das ist vollkommen richtig aber mit welchem Werkzeug ich was mache das ist doch egal.

Ein Lehrling sollte schon mit einer Gestellsäge, Japansäge, Bohrwinde usw. umgehen können bzw. beigebrach bekommen. Aber wenn er die notwendige arbeit lieber mit dem einen Handwerkzeug macht warum ihn dann zum anderen zwingen.

Das erinnert mich an den frühren Umgang mit linkshändern, denen man ja auch das schreiben mit gewalt rechtshändisch beibrachte.

Später im beruflichen Alltag sieht es dann sowieso anders aus, daß ist klar und vielleicht auch schade.

Gruß
Thom
 

Mister G

ww-robinie
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natürlich ist es richtig das während der Lehre das Handwerkliche zählt. Der neue Geselle sollte schon den Umgang mit Handwerkzeug gelernt haben das ist vollkommen richtig aber mit welchem Werkzeug ich was mache das ist doch egal.

Grundsätzlich stimme ich Dir zu. Aber es gibt für mich halt auch Grenzen. Wenn ich z.B. sehe, dass Prüflinge während der Arbeitsprobe Zapflöcher mit dem Akkuschrauber ausbohren finde ich das nicht so prickelnd. Auch wenn die Verbindung hinterher passt...
 

Thom

ww-birke
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Hallo,

da stimme ich Dir zu.
Aber es ist doch egal ob er die Ausbohrung mit einer Handleiher oder Brustleiher macht.

Wie oben schon gesagt das Handwerkzeug muss beherrscht werden die Betonung liegt auf Hand..

Gruß

Thom
 
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