Guten Abend @Argentan
Dein Ansatz ist schon ganz richtig, die reine Werkzeit
kannst du natürlich dabei einsparen. Leider bleibt aber
im Hardwarebereich ein recht üppiger Aufwand für die
Ausführungshilfe übrig. Wir nennen das ganz simpel
Werkstatt. Der Holzwerkstoff ist bei der Kalkulation noch
fast die kleinste Grösse, nebenbei ist das in der Werkstatt
auch so. Den weitaus grösseren Teil nehmen die Hilfsstoffe
der Produktion, Beschläge, Oberflächenmaterialien und die
zum Werken benötigten Energien, Löhne und Zinsen ein.
Am Beispiel deines elterlichen Essplatzes kannst du schon
ableiten, das du den gleichen Geldansatz aufwenden müsstest
um nur die Herstellungsbedingungen bereit stellen zu können.
Ein wenig Knowhow gehört da auch noch dazu, etwas Übung
kann dabei das Werken auch noch ungemein erleichtern. Bei
der Konstellation wird es aber auch noch einiges an Wohlwollen
brauchen um die Ergebnisse direkt miteinander vergleichbar zu
machen.
Als kleine Aufmunterung, ich habe fast 10 Jahre lang Produkt-
muster für die Stuhlfertigung im eigenen Betrieb gefertigt. Da
wurden bei vereinbarten 59 DM je Stunde zwischen 12 bis 36 h
für jedes Modell verbraucht und das sind wirklich viele Modelle
bis das Teil in einem Betrieb auf die Fertigung gehoben werden
kann. 9 von 10 Stühlen sind niemals in die Serienfertigung ge-
kommen. Hübsche Modellsammlungen hat der Konzessionär da
in seinen Büros stehen
Konnte einmal beim grossen Bruder VITRA ansehen welche Mengen
an Prototypen benötigt werden, bis ein Bürostuhl die Fertigungsreife
erreicht hat - es war ein turnhallengrosser Raum mit Stühlen.
Jeder mit kleinen Verbesserungen im Detail um in dem harten Markt
auch auf lange Zeit seine Wettbewerbsfähigkeit zu dokumentieren.
Um das überhaupt anbieten zu können, lag die sparsam eingerichtete
Maschinenausstattung so im Bereich deiner elterlichen Esstischgruppe,
aber leider mit einer Null mehr. Das war nur für die Stuhlfertigung, eine
ganz normale Tischlerei ist da auch noch als Grundvorraussetzung nötig.
Hoffe das dieser kleine Abriss dir eine Vorstellung vermitteln konnte, in
welchem Rahmen eine einfache Tischlerei heute arbeiten muss. Da es
seit der Zeit heute eher noch etwas kostenintensiver geworden ist, um
seinen Betrieb am Leben erhalten zu können, ist der zuvor gefallene Satz
von "1 Euro die Minute für das Gespräch" wohl kaum überzogen. Mein
Zahnarzt würde sich mit dem Gebührensatz nicht begnügen wollen.
Gruss Harald