Handhobel schärfen

winterwaver

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Liebe Fachleute,

ich habe 2 Handhobel erworben, beide Metall, einen Einhandhobel und einen
Putzhobel No 5.

Ich habe mich nun informiert; man soll die Hobelmesser vor dem Erstgebrauch
schärfen. Warum? Mir als Laie erschließt sich das nicht wirklich. Die schärfen
den Hobel doch schon von Werk aus, das Messer ist in ein Kästchen eingepackt,
da steht drauf "Vorsicht, scharf!".

Also bitte ich um Aufklärung.

Gruß

winterwaver
 

HKP84

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Die Hersteller verstehen unter dem Schärfen nur den ersten Schritt des Schleifens. Das folgende Abziehen fehlt.

Vom Polieren der Spiegelseite, dem Abziehen einer Microschneide, und dem Runden der Ecken ganz abgesehen.
 

winterwaver

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Abziehen, Mikroschneide, etc.

Ich weiß, das dies so ist. Mir erschließt sich der Grund
nur nicht. Ein Hersteller von Hobelmessern kann mit
seinen Maschinen doch sicher viel besser und genauer
Spiegelseite polieren und Mikrophase erzeugen.
Ein Kochmesser erhalte ich schließlich auch geschärft,
wenn ich es kaufe. Ist das nur so eine Marotte, so
nach dem Motto "Dat war schon immer so..."?
 

HKP84

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Das Abziehen ist ein Schritt, der Zeit kostet und von einem Mensch überwacht werden muss. Und Arbeitskraft ist teuer im Vergleich zur maschinellen Fertigung. Hobeleisen würden fertig abgezogen ein gutes Stück teurer werden. Das ist ähnlich wie bei Handsägen. Die meisten kommen noch nicht vollständig geschärft beim Kunden an. Um die Einsatzbereitschaft muss er sich kümmern. Ein Grund wieso Japansägen in den letzten Jahren so beliebt sind. Diese werden im Unterschied zu westlichen Sägen stets geschärft angeboten. Es gibt natürlich Ausnahmen. Veritas zum Beispiel liefert zum Beispiel "scharfe" Sägen (westlicher Bauart) aus und lässt sich das entsprechend fürstlich bezahlen. Für grobe Arbeiten reichen ein "stumpfes" Hobelmesser oder Sägeblatt aus. Also es ist nicht so, dass der Hobel unbenutzbar wäre mit dem Eisen im Auslieferungszustand. Nur ist das Hobeln damit alles andere als eine Freude. Ein gutes Ergebnis erreicht man nur, wenn man selbst noch einmal Hand anlegt. So schwierig ist das gar nicht und die nötige Ausrüstung ist günstig. Ich habe lange Zeit mit einem Abziehstein für 3 Euro gearbeitet und das ging wider Erwarten ziemlich gut.

Update: Die meisten Kochmesser werden übrigens nicht vollständig geschärft ausgeliefert. Der Vergleich trifft also nicht zu.
 

elchimore

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Hallo Winterwaver,
auch das Kochmesser ist meist nicht richtig scharf beim Kauf. :eek:
Die Hersteller bräuchten aber zum Herstellen "perfekt" geschliffener Hobeleisen zusätzliche Maschinen, was den Hobel für dich teurer machen würde. Ausserdem sind die Ansprüche/Vorlieben da doch etwas verschieden. Was für den einen toll ist, ist für den anderen Mist. Auch braucht der Anwender sowieso eine Schleifausrüstung, der Hobel bleibt ja nicht scharf.
Von welchem Hersteller hast du denn Hobel erworben?
Grüßle Micha
 

winterwaver

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Hobel

Ein Doppelhobel No. 5, Premium Ausführung KUNZ PLUS und einen Standard Einhandhobel A2 Eisen 1-5/8 in. VERITAS.

Ich habe auch die Veritas Schleifführung MK-II und die passenden Steinkombination
zum Schärfen und Abziehen.

Und ich habe mir das Video von Heiko Rech zum Schärfen und Abziehen angesehen. Also fühle ich mich eigentlich gut vorbereitet.

Bloß, im Zeitalter von CNC-Maschinen und Fertigungsrobotern, kann ich
mir einfach nicht vorstellen, das jemand bei so etwas noch Hand anlegen muss.
Da scheinen die Hersteller - im Vergleich beispielsweise zur Autoindustrie -
noch sehr stark manuell zu arbeiten. Das hätte ich nicht gedacht.
Mittlerweile gibt es schon 3D-Drucker mit Fräsköpfen für den Consumer-Bereich.
Nur als Beispiel.
 

Komihaxu

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In den Zeiten der maschinellen Holzbearbeitung verlässt man sich darauf, dass das Arbeitsgerät gebrauchsfertig geliefert ist. Auspacken, losarbeiten.

Bei einem Handhobel muss man sich das Schärfen aber sowieso aneignen. Wer dieses Werkzeug sinnvoll benutzen will, muss es in gutem Zustand halten. Es ist einfach nicht möglich, das Messer über Jahre/Jahrzehnte zu benutzen, ohne es zwischendurch immer wieder mal abzuziehen.

Wenn man das nicht will, dann muss man sich einen speziellen Hobel mit Wendemessern kaufen. Da wird nicht geschärft, sondern ein neues Messer eingesetzt, wenn das alte stumpf ist. Und diese Ersatzmesser kommen dann auch gleich fertig geschliffen.
Ob man mit so einem Hobel auch allerfeinste Späne abnehmen kann und perfekte Oberflächen zustande bringt (oder es doch nur ein "Baustellenhobel" ist), entzieht sich meiner Kenntnis.
 

elchimore

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.....
Bloß, im Zeitalter von CNC-Maschinen und Fertigungsrobotern, kann ich
mir einfach nicht vorstellen, das jemand bei so etwas noch Hand anlegen muss.
Da scheinen die Hersteller - im Vergleich beispielsweise zur Autoindustrie -
noch sehr stark manuell zu arbeiten. Das hätte ich nicht gedacht.
Mittlerweile gibt es schon 3D-Drucker mit Fräsköpfen für den Consumer-Bereich.
Nur als Beispiel.
Naja die Druckerfräsen von denen du da sprichst haben eine Genauigkeit, da willst du dein Hobeleisen nicht mit Abziehen. Gerade beim Abziehen der Schneide sollte doch alles sehr exakt sein. Ich fühlte mich eigentlich auch gut gewappnet, was das Schleifen angeht, die Realität hat mir dann doch einige Stolperfallen bereitgehalten.... Aber die Erfolgskurve zeigt steil nach oben. :emoji_wink: Im Gegensatz zu mir hast du neue Hobel gekauft, da dürfte sich der Aufwand in Grenzen halten die Schneiden richtig scharf zu bekommen :emoji_wink:
Grüßle Micha
 

winterwaver

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Druckerfräsen

Das mit den Druckerfräsen war nur ein Beispiel für
den allgemein technischen Fortschritt. In der Industrie
finden sicherlich noch ganz andere Maschinen
Verwendung.

Das ich das Schärfen bei Handhobeln lernen muss und
auch will, ist mir klar. Ich hätte bloß gern einfach einmal
mit einem fertig benutzbaren Werkzeug angefangen.
So etwas finde ich unprofessionell.
Außerdem kann ich nicht einsehen, weshalb man denn
Werkzeuge herstellt, die dann eine zusätzliche Schranke
zwischen Profis und Hobby-Handwerkern aufbauen.
Schließlich ist das ja kein Selbstzweck. Es ist wohl
ähnlich wie beim Backen von Brot. Wenn man früher
bei den Profis nach Rezepten zum Brotbacken gefragt hat,
nach Teigführung usw. wurde man zuallermeist von den
netten Profis barsch abgewiesen. Heutzutage gibt es Ketex,
Plötzblog und Bäckermeister Süpke, die Laien gerne beim
Erlernen alter Handwerkstechniken unterstützen.
 

rafikus

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Was, bitteschön, ist daran unprofessionell? Gerade die Menschen, die mit den Hobeln Jahrzehnte lang ihr Geld verdient haben (also die professionellen) haben ihre eigene Methoden die Eisen zu schärfen. Der eine möchte eine Mikrofase, der andere nicht. Der eine möchte die 25° Herstellerfase, der andere möchte einen anderen Winkel. Der eine möchte eine stark gerundete Schneide, andere bevorzugen gar keine Rundung.
Wozu also das Eisen um etwa 20 Euro teurer machen, nur um eine abezogene Schneide anbieten zu können?
Und das maschinelle Schleifen der Spiegelseite ist auch nicht so einfach. Mit einer normalen Flachschleifmaschine ist es nicht getan.
Also: wozu die Eisen beim Hersteller abziehen und teuer machen, wenn der Verbraucher eventuell nach 20min Arbeit (manchmal auch weniger) sowieso da dran muß?

Rafikus
 

MOORI

ww-ulme
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Hallo wintervwaver,
ich habe einen mittelroßen Hobel von DICK und einen neuen kleinen bevel up no name aus der Bucht gekauft (ähnlich dem Juuma).
Beide Hobel waren bei Lieferung so scharf, dass ich problemlos relativ feine Späne ziehen konnte.
Jedoch waren beide nicht abgerundet und ohne Mikrofase.
Also Einsatzbereit waren beide, der Anspruch entscheidet dann darüber ob´s ausreicht.
Dier Lieferant weiss bei Bestellung auch nicht wie Du die Schneide haben möchtest.
DICK liefert z.B. einen Schärfpass mit, damit kannst Du einmalig schärfen lassen. Das zweite mal kostet dann.
Wie das bei Deinen Hobeln ist, weiss ich natürlich nicht.
Eine "ganz andere" Maschine hat auch ihren "ganz anderen" Preis. Der müsste dann auf den Verkaufspreis umgelegt werden. Macht bei 100k € und phantasierten 10k Hobeln im Jahr 10€ aus.
Dann weiss der Hersteller aber immer noch nicht, ob der Schliff der Richtige für DIESEN Kunden ist.
Zumahl da ja idR. noch ein Händler dazwischen ist. Eine Bestellung mit DEM Schliff wäre die Lösung, wenn da nicht die daraus entstehende Lieferzeit wäre, die manch einer nicht bereit ist zu warten wenn er den Schliff in 30 min. selbst genausogut hinkriegt.

Ist also nicht so einfach das Ganze.

Gruß
Haluk
 

MysteriumHolz

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Dann ist da noch die Frage: lohnt sich das Herstellerschärfen, wenn die Schneide sowieso nicht lange hält?

Der UK-Schreiner Paul Sellers (hat einen Youtubekanal usw) meint zum Beispiel, er finge nach 3 Minuten Hobeln schon wieder das Schärfen an. Kommt mir ein bisschen früh zwar vor und kommt auf Holz, Eisen, Anwendung an, aber so generell bei häufigem Einsatz schärfe ich zumindest schon immer wieder.

Tipp:
Ich mag das Veritas Mk II zwar, aber achte unbedingt auf die 2 Schrauben. Die können rosten. Bei mir inzwischen so, dass es nicht mehr funktioniert. Ich warte gerade auf Ersatzteile vom Hersteller. Also mach was mit den Schrauben. Evtl. Kamelienöl? Beim Feine-Werkzeuge-Versandhändler bekommt man eine Anleitung, wo drinsteht, dass an die Rolle seitlich Öl hin soll regelmäßig gegen Rost. Ist vermutlich auch keine schlechte Idee.
 

winterwaver

ww-pappel
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Veritas Schleifhilfe

Vielen Dank für den Tipp mit den Schrauben
der Schleifhilfe. Das ist genau das, was man
sicherlich als Neuling auf einem bestimmten
Fachgebiet benötigt.

Noch etwas zu dem individuellen Schliff:
Wieso hat sich, wie in anderen Bereichen auch,
nicht so etwas wie Standards durchgesetzt.
Meinetwegen als Standard Spiegel poliert,
Microphase und abgerundete Ecken.
Wenn dies in einen Betriebsablauf integriert
ist und optimiert wird, lassen sich sicher die
Kosten in Grenzen halten. Oder tut sich im
Bereich Hobel wirklich die Kleinstaaterei des
Mittelalters auf: Jeder hat seinen speziellen,
eigenen Hobel.

Ist ja auch kein Problem, hinterher. Die Menschen,
die sich Ihre Klinge selber zurechtschnitzen wollen,
sollen doch zu Ihrem Recht kommen. Aber,
Standards sind manchmal hilfreich. Übrigens,
Hobeln muss ich auch noch lernen ;-;. Welche
Abgründe sich da wohl erst noch auftuen werden.
Brrrhhh.
 

skicu

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Zu den Schrauben der Schleifhilfe: auch darauf achten, dass man die nicht zu stark anzieht... mir ist auf einer Seite der "Metallkragen" abgeplatzt, auf dem die Mutter aufliegt. Funktioniert zwar immer noch, jetzt muss ich aber noch genauer aufpassen beim einspannen...

Gruß
skicu
 

v8yunkie

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Messer schärfen

Noch ein Tipp bei neuen Messern: Du mußt die Ecken etwas runden, die dürfen nicht "aufliegen" sonst bekommst Du Riefen. Einfach beim Schleifen mit der Schleifhilfe auf grobem Stein das ganze ein wenig nach rechts und links anheben, damit eine kleine Rundung (2-3 Zehntel reichen) entsteht. Die effektive Schnittbreite ist zwar etwas kürzer, läßt sich aber nicht vermeiden.

Gruss,
Thomas
 

DerBastler

ww-eiche
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Kochmesserr scharf im Auslieferzustand?
Ist mir neu.
Es ist wie bei den Hobeln, eine gewisse schärfe ist da aber richtig scharf ist was anderes.
Die meisten kennen den unterschied leider nicht.
 

pedder

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Meinetwegen als Standard Spiegel poliert,
Microphase und abgerundete Ecken.
Wenn dies in einen Betriebsablauf integriert
ist und optimiert wird, lassen sich sicher die
Kosten in Grenzen halten.

Der Veritas ist doch geläppt, was willst Du denn noch? Der Rest ist in ca 60 Sekunden getan. Und muss mach 30 Minuten wiederholt werden. Dann dauert das schon etwas länger.
 

Keilzink

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Bloß, im Zeitalter von CNC-Maschinen und Fertigungsrobotern, kann ichmir einfach nicht vorstellen, das jemand bei so etwas noch Hand anlegen muss.
Da scheinen die Hersteller - im Vergleich beispielsweise zur Autoindustrie -
noch sehr stark manuell zu arbeiten. Das hätte ich nicht gedacht.
Mittlerweile gibt es schon 3D-Drucker mit Fräsköpfen für den Consumer-Bereich.
Nur als Beispiel.

... kennst du den Begriff "slow-food"? Von Hand hobeln ist die Entsprechung dessen im Bereich Holzbearbeitung. Hobel, die fixfertig aus der Schachtel springen - wären "fast-food".

Andreas (slow-wood-Anhänger):emoji_wink:
 

Fiamingu

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Ghisonaccia, Korsika, Frankreich
Wenn du schnell zu deinem ziel der glatten Oberfläche
kommen möchtest solltest du auf elektrisch umsteigen.
Beim hobeln per Hand ist immer der Zeitaufwand des
Schärfens und nachschärfens da. Schnell geht beim
Handhobeln nicht. Wie bereits geschrieben schärft
jeder sein Werkzeug nach seinen persönlichen Be-
dürfnissen. Bei der Bearbeitung einer Oberfläche
von Hand habe ich bis zu 3 Hobel im Einsatz.
Grob, mittel, fein. Wobei es auch davon ab-
hängt wie gross mein Werkstück ist.
 
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