Zimmermann auf der Walz- Betteln in Kneipen zünftig oder nicht?

Mathis

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Moin moin,

ich hab gerade mit Freunden in einem Lokal gesessen, als ein ca. 50+ -jähriger Zimmermann in vollem Ornat hereinkam, sich kurz mit dem Inhaber besprochen hat und dann mit dessen Erlaubnis von Tisch zu Tisch gegangen ist, die Leute angesprochen hat und um Geld gebettelt hat.
Mir kommt das komisch vor, alleine schon das hohe Alter, ok, wenn er erst mit 47 die Lehre begonnen hat, kann er auch noch mit 52 auf der Wanderscaft sein, aber dann betteln?
Zudem meinte eine Freundin, dass das für Wandergesellen nicht zulässig sei nach den Zunftregeln.

Wer weiß da was?

Ich habe den Verdacht, dass da jemand unter dem Mantel der Wandergesellen sich auf unlautere Weise beim Betteln einen Vorteil verschafft.
 

Neige

ww-robinie
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Zu den Regeln meine ich zu wissen, dass für Kost und Unterkunft kein Geld ausgegeben werden darf. Da wohl auch auf der Walz die Ehrbarkeit ein große Rolle spielt, würde ein Geselle auf Wanderschaft aus moralischen Gründen kein Geld annehmen, was m. E. das Betteln auch ausschließt.
 

Mitglied 59145

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Es gibt sogenannte Schächte, das sind Vereinigungen. Da hat jeder so seine eigenen Regeln, dann gibt es aber auch noch Freireisende. Also Gesellen ohne Schacht Anbindung.

Ich kenne ein sogenanntes Vorsprechen, hat aber auch ein speziellen Namen, hierbei wird nach kostenlosem Essen/Trinken/Unterkunft gefragt. Das ist, auch in meinen Augen, legitim.
Ein "betteln" nach Geld kann ich mir nicht vorstellen. Kenne ich auch nicht, habe da schon Recht häufig Kontakt gehabt.

In den meisten Schächten ist folgendes Vorraussetzung:
Ledig
Schuldenfrei
Unter 30 Jahre alt

Jedenfalls um auf Wanderschaft zu gehen, zugehörig bleibt man wohl auf Lebenszeit.

Gruss
Ben
 

zündapp

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Ich meine, da gibt es so etwas wie "auf den Tisch schlagen". Die Gesellen ziehen durch die Kneipe von Tisch zu Tisch und klopfen mit dem Stock auf den Tisch. Sie stellen sich vor und fragen höflich um einen Beitrag für Essen und Logis.
Habe ich vor langer Zeit schon erlebt.
Finde ich ok, bin froh, dass es noch Leute auf der Walz gibt.

Gruß,

Wolfgang
 

Mathis

ww-robinie
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Ja klar, finde ich auch, aber mit deutlich über 50 Jahren? Und der hat auch nicht mit dem Stock auf den Tisch geklopft, sondern nur irgendeinen Schnorrspruch aufgesagt.
In den meisten Schächten ist folgendes Vorraussetzung:
Ledig Schuldenfrei Unter 30 Jahre alt
Also unter 30 war der bestimmt nicht, der müsste sich sogar anstrengen, mal so alt zu werden, wie der schon jetzt aussah.
 

zündapp

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Ja, das sieht erst einmal komisch aus, ich kann es aber nachvollziehen, wenn jemand vielleicht gar nicht sesshaft leben will. Wenn Du an der frischen Luft lebst, altert die Haut schneller, dann siehst Du mit 40 aus wie andere mit 70.

Dass es Wandergesellen gibt, die große Probleme mit dem heimisch werden haben und die Walz immer wieder verlängern habe ich auch schon gehört. Vielleicht war das ja so einer und hat auch schon ein bißchen was von der Welt gesehen.


Gruß,


Wolfgang
 

Mitglied 59145

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Ich denke schon das diese "gealterte Optik" eher an Alkohol und Zigaretten liegt. So eine Wanderschaft verlangt dem Körper schon einiges ab.:emoji_wink:

Ich finde das auch eine tolle Sache, aber viele haben anschließend wirklich Probleme oder anders gesagt, das bürgerliche Leben passt dann einfach nicht mehr.

Gruss
Ben
 

welaloba

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Moin, meine 7 Jahre als Kneipenwirt in den 1980er Jahren ließen mich einige Wandergesellen sehen. Ein oder zwei Biere waren immer drin. Dass da einer die Tische abgeklappert hätte, wage ich zu bezweifeln.
Gruss Werner
 

ChrisOL

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Hallo,

vor ein paar Wochen habe ich abends in der Kneipe einen ca Mittdreißiger auf der Walz getroffen. Der wollte um eine kleine Spende oder etwas zu Essen bitten. Er bekam dann ein Bier und etwas zu Essen von uns ausgegeben. Im Gespräch sagte er das Dänemark sein Ziel sei. Er wäre immer ein paar Wochen zur Mitarbeit in einem Betrieb und würde dann weiter ziehen. Ich weiß nicht mehr wie lange er unterwegs war, es waren aber mehrere Jahre.

Der wirkte ehrlich, authentisch und offen. Den haben wir gerne unterstützt.
 
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