Warum 46% Solounternehmer im Handwerk

schorsch

ww-robinie
Registriert
25. August 2003
Beiträge
1.549
Hallo,
in der letzten Ausgabe der Handwerkzeitung laß ich, dass 46% aller zulassungspflichtigen Handwerksbetriebe Solounternehmen sind, sprich keinen Angestellen angemeldet haben.
Das diese Zahl so hoch ist, habe ich nicht gedacht. Leider wurde diese Zahl nicht weiter nach Gewerken aufgegliedert. Ich schätze aber, dass dies in unserem Gewerk nicht recht viel anders aussieht. Die Frage die sich für mich daraus ergibt ist, wollen die Eigentümer lieber allein arbeiten, verdienen sie so wenig, dass sie sich keinen Mitarbeiter leisten können, brauchen die zunehmende Zahl von reinen Montagebetrieben keine Mitarbeiter, oder ??
Gruß Gerog
 

teluke

ww-robinie
Registriert
26. Oktober 2015
Beiträge
6.315
Ort
Pécs
Das werden wohl in erster Linie Kleinbetriebe sein die als Subunternehmer arbeiten.
Bei guter Qualifikation und den richtigen Auftraggebern kann das eine sehr gute Option sein.
Sie können deutlich mehr verdienen als Angestellte mit gleicher Qualifikation.
 

Mitglied 59145

Gäste
Spannend wäre ja jetzt wieviel Angestellte im Schnitt pro Betrieb da sind. Dann könnte man mit den Zahlen auch was anfangen....

Gruss
Ben
 

ölfisch

ww-robinie
Registriert
7. Juni 2006
Beiträge
682
Ort
Bonn
Hallo, da ich einer der 46% bin, kann ich meine Gründe nennen warum ich keine Angestellten habe, bzw. Azubis.
Zum einen ist bei mir die Auftragslage recht wechselnd 1 Monat "nix zu tun" im nächsten Monat ist "zuviel" Arbeit da. Da findet man keine Mitarbeiter die das mitmachen. (Verständlicher Weise)
Kosten für den ersten Angestellten: Der erste Angestellte im Betrieb ist am teuersten. Selbst ein Praktikant wird sehr teuer wenn ich Ihn ordentlich anmelde (BG). Hierzu habe ich mal eine Statistik in den Händen gehabt:
Rentabel ist im Schnitt 2-3 Mitarbeiter, 3-8 sind wieder unrentabler - ab 8 gehts wieder aufwärts.
Kommt wohl hauptsächlich durch den Wasserkopf.

Wenn die Auftragslage es kontinuierlich zulässt würde ich auch Ausbilden aber auch hier gilt der erste ist der teuerste. (Z.b. durch Vergünstigungen durch die Innung)
Ich könnte mich auch auf den Standpunkt stellen: grad läuft es gut ich stelle jemanden ein und wenn es wieder schlecht läuft wird er sofort gefeuert. (leider geht das ja bei kleinen Betrieben) Aber das finde ich moralisch sehr bescheiden. :emoji_wink:

Da ich viele Solcher Solounternehmer kenne würde ich sagen dass diese nur bedingt Subs sind. Dass kenn ich eher von zulassungsfreien Berufen/gar keine Berufe. ("Messemonteur", Hilfsarbeiter, Hausmeisterdienst ect.)

Gruß M.
 

predatorklein

ww-robinie
Registriert
24. März 2007
Beiträge
7.340
Ort
heidelberg
Moin

Da ich viele Solcher Solounternehmer kenne würde ich sagen dass diese nur bedingt Subs sind.

Würd ich auch sagen .

Bei viele kommt dazu , daß es heute extrem schwierig ist Personal zu finden mit welchem man halbwegs was anfangen kann .
Immer mehr Einzelkämpfer tun sich auch zusammen , mieten gemeinsam eine Werkstatt oder mieten sich dort ein .
So tragen mehrere Leute die Kosten , der Teil des Einzelnen ist überschaubar .

Und einer hilft dem anderen , die Auslastung ist so deutlich höher .

Nicht vergessen darf man auch wie viele Arbeiten die früher der Schreiner gemacht hat heute von der Industrie angeboten werden , zum Beispiel im Möbelbau .
Da ist einiges an Arbeit weggefallen .

Wir waren früher auch 6 Mann , dann waren wir zu viert , jetzt werkeln wir noch zu zweit .
Komischerweise ist das halbwegs geplante Arbeiten zu zweit gar nicht mal die schlechteste Geschichte , weniger Problemkunden , weniger Zeitdruck , bessere Rendite.

Uns hat bei diesem Konzept auch ein Unternehmensberater geholfen , für relativ schmales Geld .
Und der brachte auch einen Steuerberater mit der das Wort " Berater " wirklich verdient hat .

Für Mitglieder der HWK kann ich in unseren Raum nur empfehlen , mal die Seminare der HWK zu den heutigen Themen der Betriebsführung zu besuchen .
Da kriegt man viel mit was einem hilft .
Nur muß man diese Leistungen auch in Anspruch nehmen :emoji_grin:


Gruß
 

teluke

ww-robinie
Registriert
26. Oktober 2015
Beiträge
6.315
Ort
Pécs
Wie das speziell im Schreinerhandwerk ist kann ich natürlich nicht sagen.
Da kenne ich halt mein Gewerk besser.

Wenn ich aber recht erinnere ging es bei der Ausgangsfrage auch nicht speziell um das Schreinerhandwerk sondern um alle zulassungspflichtige Handwerke.
 

Mitglied 59145

Gäste
Ich weiss garnicht ob man da zwischen zulassungsfrei oder nicht unterscheiden sollte. Einfacher ist es allein!:emoji_wink:
Oftmals rechnet sich das auch besser, aber wie immer von Fall zu Fall zu sehen.

Ich finde die Zahl halt nichtssagend.

Haben die nicht Solobetriebve im Schnitt 2 oder 50 Leute?

Geht man jetzt mal von 50% Solobetriebe aus, dann bedeutet das bei im Schnitt 5 Angestellten 10% der Erwerbstätigen sind Einzelunternehmer. geht man von im Schnitt 15 Angestellten aus, dann landet man bei ca. 3 Prozent der Erwerbstätigen.

Finde diese ZAhlen halt interresanter, bzw. fehlt mir der Bezug.
Ist ja jetzt auch nicht wirklich spannend ob 2 Betriebe aus z.B. 10 Arbeitnehmer und 5 Arbeitnehmern bestehen oder aus einem und 14.

Also was sagt uns diese Zahl? Meiner Meinung nach nicht sehr viel......

Gruss
Ben
 

yoghurt

Moderator
Teammitglied
Registriert
7. Februar 2007
Beiträge
9.531
Ort
Berlin
Hallo,
es gibt ja auch diese Zeitgeist-Thema der "Generation Y", jene die zwar arbeiten wollen, sich aber fragen wozu sie sich zu viel Stress machen sollen? Ich bin zwar vielleicht zu alt für diese "Generation Y" (und zweifle auch an solchen Erklärungsmustern), aber im Prinzip trifft es das ganz gut:
Ich tischlere ganz gerne, bin aber kein Planungsgenie. Meine drei noch recht kleinen Kinder und meine jetzt gleichberechtigt vollzeit tätige Ehefrau erfordern viel zeitliche Flexibilität. Hätte ich jetzt auch nur einen Mitarbeiter, müsste ich so unglaublich viel mehr organisieren und könnte nicht einfach mal einen Tag zuhause bleiben weil es nachts Fieber gab oder meine Frau relativ kurzfristig ein paar Tage weg muss. Zudem habe ich mal gelernt, dass es sich erst richtig rechnet, wenn man drei bis vier Mitarbeiter hat. Dann wäre ich aber fast nur noch mit Arbeitsorganisation befasst - wo ich doch eigentlich gerne tischlere und nicht so gerne organisiere....

Ansonsten läuft es genau so wie Predatorklein beschrieben hat. Ich habe Kollegen in der Werkstatt. Man hilft sich gegen Geld bei großen Aufträgen, gibt unpassende oder überzählige Aufträge weiter und hat auch immer jemanden um mal etwas von A nach B zu heben. Nicht zuletzt verstehen wir uns auch gut! Es macht ja auch Spaß zur Arbeit zu gehen und sich mit den Kollegen dort zu treffen. Wir können auch selbst entscheiden wie viel Zeit pro Tag verquatscht wird. Da muss dann keiner seinen Mitarbeiter schief ansehen oder wird im Gegenteil vom Chef schief angesehen....
 

zehlaus

ww-robinie
Registriert
20. April 2013
Beiträge
1.570
Ort
im Norden
Moin,

zusätzlich zu den angesprochenen Gründen gibt es, wenn vielleicht nicht bei den Tischlern, aber schon im Handwerk viele Solounternehmer die schlicht dazu gewungen waren sich in die Selbstständigkeit zu begeben. Gründe dafür sind oftmals die Schließung des Betriebes wenn der Inhaber keinen Nachfolger findet usw.. Viele Altgesellen finden dann keinen neuen Arbeitplatz, können sich aber über die Ausnahmeregelung, oder aber da sie den Meisterbrief besitzen, jedoch nicht als Meister gearbeitet haben, auf diese Art wieder ins Erwerbsleben bringen.
 

RUMBA

ww-birnbaum
Registriert
19. Mai 2008
Beiträge
245
Ort
53879 Euskirchen
Selber Solo-Unternehmer.

Die hohen Prozente, werden aber höchst wahrscheinlich auch durch die Zulassungsfreien sein.
Sie machen auf, bei der Handwerkskammer kommen sie um die Anmeldung und Beiträge nicht drum herum.

Aber selber könnte ich nach Auftragslage teilweise 2 Leute gebrauchen, aber dann kommt die Flaute. Im Moment lasse ich mir dann teilweise von einem Kollegen helfen, nur er hat auch viel zu tuen. Ebenfalls Einzelunternehmer.

Würde ich aber jetzt einen Mitarbeiter einstellen, bräuchte ich mindestens 35.000 mehr Gewinn, der erzielt werden könnte.

Warum diese Zahl:

1. Gehalt: Ich will vernünftig leben, dann will ich auch vernünftig bezahlen.
2. Lohnnebenkosten: Sind halt da
3. Werkzeug und zweites Werkstattauto.

Man kann dann grob sagen, es geht noch alleine (keine Kinder, unverheiratet, aber bald sollte es mal auf die Knie gehen, 35 Jahre alt)

Wäre mein Vater (72) nicht mehr da, sähe es alleine auch scheiße aus. Da ich auch als Nebengewerbe Bestatter bin.
 
Oben Unten