Verzug bei Türen bei Verwendung von Leimholz

snoopy

ww-birke
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Hallo zusammen,
bin aktuell mittendrin in meinem Projekt einen Schuhschrank zu bauen.
Er ist als Highboard ausgeführt (Höhe 120cm) und etwa 1m breit.
Als Holz habe ich Erle-Leimholz mit durchgehenden Lamellen bestellt. Das Holz vom Händler hat meiner Meinung nach eine gute Qualität.
Bei dieser Größe ergeben recht gewaltige Türen(von den Dimensionen her).

Eigentlich hatte ich vor die Türen nicht in Rahmenbauweise herzustellen, sondern ich hatte gedacht ich setze Gratleisten um ein Schüsseln zu verhindern.
Gesagt getan...
Schüsseln tun die Türen aktuell nur minimal, aber sie haben einen gewaltigen Verzug.
Bekomme ich diesen irgendwie in den Griff, oder ist so eine Türe in dieser Größenordnung nur mit Rahmen und Füllung möglich?

Gruß
Tobias
 

derdad

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Hallo Tobias!
Ich nehme an du hast 2 Türen mit ca 50x120cm. Das sind eigentlich keine gewaltigen Dimensionen, sondern ganz normal.
Leimholz von der Stange ist aber nicht unbedingt geeignet dafür. Ich habe noch kein Leimholz beim Händler gesehen das wirklich keinerlei Verzug verursachen würde. Etwas besser sind in diesem Fall 3-Schicht Platten.
Normalerweise wird für Türen jedoch das Material selbst hergestellt. Auch der Optik wegen. Und man kann auf die Verleimregeln (Rechte Seite/linke Seite; Kern an Kern/ Splint an Splint) acht geben.
Auch eine Rahmentür kann (und wird) es verziehen, wenn man keine gute Holzauswahl vornimmt.

lg
gerhard

P.S.: ein persönlicher Kommentar: Mit Holz arbeiten ist heutzutage auch für Heimwerker einfacher geworden. Das Material dazu bekommt man in jedem Baumarkt, und es gibt genug Fachhändler. Dies verleitet aber dazu den Werkstoff Holz als beinahe totes Material zu betrachten. Holz zerschnitten und wieder tausendfach zusammengeleimt ist in der Handhabung beinahe so einfach wie Lego spielen. In meinen Augen verliert Holz dabei zwar irgendwie seine Seele, seine Kraft und Widerspenstigkeit behält es (zum Glück) dabei noch immer.
 

snoopy

ww-birke
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Hallo Gerhard,

danke für deine Ausführungen. Vor allem, dass du mir mal wieder in Erinnerung gerufen hast, dass Theorie und Praxis auseinander liegen und Holz nunmal arbeitet.

Ich schaue mal wie ich hier weitermache. Ich habe noch einen gedanklichen "Joker"...

Grüße,
Tobias
 

derdad

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Hallo Tobias,
lass uns doch an deinem "Joker" teilhaben. Es ist immer interessant Ideen von "nicht gelernten" Holzwerkern mit zu verfolgen. Man kann auch als erfahrener und "gelernter" Holzwurm davon lernen.

lg
gerhard
 

WinfriedM

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Was meinst du mit "Verzug". Meinst du ein Verdrehen, wenn man von oben auf die Tür schaut? (Windschiefheit)

Dagegen kann man kaum konstruktiv was machen.
 

Friederich

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Schüsseln tun die Türen aktuell nur minimal, aber sie haben einen gewaltigen Verzug.
Bekomme ich diesen irgendwie in den Griff, oder ist so eine Türe in dieser Größenordnung nur mit Rahmen und Füllung möglich?
Hallo Tobias, da über die Jahreszeiten hinweg die Holzfeuchte immer schwankt, wird es bei Massivholz auch immer Verzug geben. (Ich gehe davon aus, Du meinst damit das Quellen und Schwinden?).
Deutlich reduzieren könntest du aber diese Feuchteschwankungen durch eine möglichst diffusionsdichte Oberfläche. Also Lack oder Wachs. Wieviel Ölfinish bringt, kann ich jetzt nicht einschätzen. Schelllack soll extrem diffusionsdicht sein.
Das Schüsseln würde dadurch natürlich auch reduziert
50cm Breite bei Brettbauweise ist halt auch schon etwas grenzwertig. Da hätte ich dann doch eher Rahmenbauweise bevorzugt.
Gruß
Friederich
 

derdad

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Hallo Tobias, da über die Jahreszeiten hinweg die Holzfeuchte immer schwankt, wird es bei Massivholz auch immer Verzug geben. (Ich gehe davon aus, Du meinst damit das Quellen und Schwinden?).
Deutlich reduzieren könntest du aber diese Feuchteschwankungen durch eine möglichst diffusionsdichte Oberfläche. Also Lack oder Wachs. Wieviel Ölfinish bringt, kann ich jetzt nicht einschätzen. Schelllack soll extrem diffusionsdicht sein.
Das Schüsseln würde dadurch natürlich auch reduziert
50cm Breite bei Brettbauweise ist halt auch schon etwas grenzwertig. Da hätte ich dann doch eher Rahmenbauweise bevorzugt.
Gruß
Friederich

Hallo Friedrich!
Bei Verzug handelt es sich um das Verwinden, verwerfen, oder wie immer du es auch nennen willst. Es ist ein Resultat aus Quellen und Schwinden, aber nicht das Selbe.

Bei richtiger Holzauswahl und richtigem Verleimen sind 50cm Breite ein ganz normales Maß. Denn bei falscher Holzauswahl hat man auch bei Rahmenbauweise Probleme.

Alle Oberflächenveredelungen, sei es Lack, Wachs oder Öl, sehe ich nur als Schutz gegen Verschmutzung oder (leichter) mechanischer Beschädigung. Lack, Wachs, oder Öl als Schutz gegen Holzfeuchteveränderung zu sehen ist sicherlich ein falscher Denkansatz.

lg
gerhard
 

Friederich

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Alle Oberflächenveredelungen, sei es Lack, Wachs oder Öl, sehe ich nur als Schutz gegen Verschmutzung oder (leichter) mechanischer Beschädigung. Lack, Wachs, oder Öl als Schutz gegen Holzfeuchteveränderung zu sehen ist sicherlich ein falscher Denkansatz.
Hallo Gerhard, wie Winfried schon aufgeklärt hat, bringt Wachs und Öl diesbezüglich wohl wirklich kaum etwas. Wiewohl es mich beim Wachs etwas erstaunt. Schließlich haben ja viele Pflanzenteile eine Wachsschicht angeblich als Schutz gegen Austrocknung.

Aber diffusionsdichtere Oberflächen sollten Feuchtigkeitsänderungen schon deutlich reduzieren. Und sei es nur, daß die Schwankung von sagen wir mal 7-11% auf 8-10% reduziert wird.
Daß dies keine fachgerechte Konstruktion und Holzauswahl ersetzen darf, ist schon klar.

Bei richtiger Holzauswahl und richtigem Verleimen sind 50cm Breite ein ganz normales Maß. Denn bei falscher Holzauswahl hat man auch bei Rahmenbauweise Probleme.
Aber man hat nur einen Bruchteil der Schwind- und Quellmaße. Bei Rahmenbreite von je z.B. 5cm nur 1/5.
Gruß
Friederich
 

snoopy

ww-birke
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Hallo zusammen,

@Winfried: ja, so wie du das beschrieben hast war es von mir gemeint.
@Gerhard: Mein beschriebener "Joker" ist, dass ich Innen bei den Türen nochmals eine Art Rahmen aufsetze werde um dort auch noch Schuhe hineinzustellen. Ich hoffe, dass ich dadurch das zukünftige verdrehen etwas in den Griff bekomme.

Aber wie bereits erwähnt ist kann es auch gut sein, dass dies konstruktiv nicht in den Griff zu bekommen ist.

Als Plan B würde ich dann halt doch aus den jetzigen Türen neue Türen mit Rahmen und Füllung herstellen.

Ich werde berichten... aber erst im neuen Jahr.

Grüße,
Tobias
 

Friederich

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@Winfried: ja, so wie du das beschrieben hast war es von mir gemeint.
@Gerhard: Mein beschriebener "Joker" ist, dass ich Innen bei den Türen nochmals eine Art Rahmen aufsetze
Hallo Tobias, Rahmen aufsetzen würde ja bedeuten, daß dann auch Langholz auf Querholz verläuft. Das geht bei dieser Breite mit ziemlicher Sicherheit nicht gut.
Die jetzige Tür verdreht tatsächlich? Wird also windschief? Das hätte ich beim Leimholz auf keinen Fall erwartet. Sondern nur bei gewachsenen Einzel-Brettern aus einem drehwüchsigen Baum. Durch einen aufgesetzten Rahmen würdest Du das auch kaum in den Griff bekommen. Der müßte schon gewaltige Dimensionen haben.
Gruß
Friederich
 
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