Verzierungen auf Schellack

talynn

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Hallo,

ich bin so begeistert von diesem Forum, dass ich mich gleich anmelden musste:emoji_wink:

Jetzt habe ich auch gleich ein Anliegen:

Ich habe mir alte Nachtkästchen gekauft, die laut Verkäufer abgelaugt sind. Ich möchte sie nun aufarbeiten. Nachdem mir die mit Schellack behandelten Möbel so sehr gefallen würde ich mich gerne an die Schellackpolitur heranwagen.
Ich weiß, dass das nicht so einfach wird und habe mich schon in das Thema eingelesen- auch hier schon eifrig die Suchfunktion genutzt.
Mein Vorhaben:
Die Schränkchen reinigen (mit was?) + versuchen, die grünlichen Flecken des einen zu entfernen
mit sehr feinem Schleifpapier glätten
das Holz mit Öl anfeuern- nötig? (Ich hätte gerne einen warmen Holzton als Endresultat) mit welchem? Oder rubinroten Schellack verwenden? Weiß jemand eine Seite auf der man sich die Farbtöne anschauen kann?
dann die Poren mit Schellackpolitur auffüllen
nach mehreren Politurgängen mit Öl auf Glanz polieren

Und, das mag jetzt dilettantisch klingen, aber ist es möglich, eine schwarze Verzierung auf die, mit Schellack behandelten, Schränkchen aufzubringen? Bemalen? Marquetterie? Vorher oder nachher? Oder auch nur die Kanten dunkel bis schwarz absetzen? Das habe ich nicht im Forum gefunden...

Tut mir leid- gleich diese viiiielen Fragen- ich bin aber schon voller Tatendrang und kanns kaum noch abwarten:emoji_wink:
Ich wäre für Tipps sehr dankbar!
Annette
 

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derstraubi

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Kein Schellack auf Nadelholz. Das geht nicht.
Diese Nachtkästchen waren deckend gestrichen, vielleicht auch maseriert.
Angesichts der Holzauswahl wird Dir da auch nichts anderes übrigbleiben. Da kannst Du jede deckende Farbe die mit Pinsel o.ä. aufgetragen wird verwenden.
 

talynn

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Hallo Hermann,

vielen Dank für deine schnelle, wenn auch frustrierende Antwort! Du hast mich so vor viel, wohl auch unnötiger, Arbeit bewahrt!
Jetzt habe ich wirklich viel über das Thema Schellack gelesen und nirgendwo wird erwähnt, dass man diese Politur nicht auf Nadelholz anwenden kann.

Da Neugier eine meiner größten Schwächen ist: Wieso geht Schellack auf Nadelholz nicht?

Deckende Farbe kommt für mich nicht in Frage, da ich ja gerade das Holz sehen will und z.B. Shabby überhaupt nicht mag!
Ich denke, ich werde mit Ölen und Wachsen versuchen, so viel Glanz wie möglich zu erreichen:emoji_wink:
 

derstraubi

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Also geht nicht ist natürlich übertrieben. Es geht alles. Nur ist Nadelholz im Bereich der weichen Jahrringe und wegen des starken Härteunterschieds zwischen den Jahren kein guter Untergrund für die harte, hochglänzende Schellackoberfläche.
Man hat also langfristig keine Freude daran, auch wenn man mit etwas Mühe da schon eine Schicht draufmachen kann. Außerdem bekommst Du bei jedem Ast, bei jeder ausgebesserten Stelle und bei jedem Riss eine Oberflächenstörung.
Es ist also ein eher elastischer Film nötig. Jede Art von Ölfarbe, Acrylfarbe, Kunstharzfarbe etc. ist da geeignet. Deckend hat den Vorteil, daß die ganzen Holzfehler und ausgebesserten Stellen verdeckt werden. Aber auch klar oder lasierend geht natürlich. Geschlossenporige glänzende Flächen funktionieren halt wegen des unruhigen Untergrundes nicht. Selbst moderne 2K Lackflächen werden für solche Nadelholz-Massivflächen nicht empfohlen (und gehen auch tatsächlich nicht).
Ölen und wachsen ist ein guter Gedanke für Heimanwendung. Ich persönlich öle aber auch Nadelholz nicht so gerne, weil das manchmal fleckig wird. Unbedingt ausprobieren (gründlich schleifen). Aber ein Öluntergrund unter dem Wachs ist schon stabiler. Gut trocknen lassen vor dem wachsen. Vielleicht weiß auch noch einer der "Ölscheichs" hier einen Riesentrick?
Grundsätzlich waren solche Möbel von der Konstruktion und Holzauswahl her aber eben für deckenden Anstrich geplant.
 

elmgi

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talynn

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@Hermann:
Nochmals Danke! Deine Erklärung ist für mich sehr plausibel. Dadurch ist mein Frust wegen der Schellackpolitur schon fast verschwunden:emoji_wink: Das wäre ja ein Desaster gewesen- die viele Arbeit und dann langfristig ein schlechtes Ergebnis...
Ich würde vermuten, dass diese schöne Technik immer mehr in Vergessenheit gerät, da doch, meinem Eindruck nach, der grösste Teil der Möbel aus Nadelhölzern hergestellt wird. Kann das sein?

Gibt es irgendwo eine Liste von Hölzern, die besonders für die Schellackpolitur geeignet sind, bzw. hast du einen link im Internet für mich?
Das wird nämlich garantiert nicht mein letztes Projekt gewesen sein und ich kann beim nächsten Kauf auf die Holzart achten...
Wäre es eigentlich sinnvoll, die Schränkchen vorher mit Renuwell zu behandeln?

@Elmar:
Danke für deinen link! Besonders dein Tipp, Schadstellen erst nach dem Grundieren auszubessern. Darauf wäre ich jetzt nicht gekommen, ich hätte alles vorher gemacht.

Ich weiss jetzt aber nicht, ob ich mit der Methode ein warmes Braun mit wirklichem Glanz hin bekomme.

Hat jemand noch einen Tipp bezüglich der dunklen/schwarzen Verzierungen, bzw. dunklem Absetzen der Kanten?
Liebe Grüße
Annette
 

derstraubi

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Schellackpolitur gibt es tatsächlich wohl nur noch im Restarierungsbereich. Allenfalls kann man noch einen polierten Konzertflügel finden. Das ist einfach zu teuer.
Polieren lassen sich alle festen, feinporigen Laubhölzer. Gerne genommen: Birne, Kirsche, Nußbaum, Mahagoni, Palisander. Wobei die letzten drei schon wieder deutliche Poren haben und etwas mehr Arbeit machen beim Porenfüllen.
Das mit Nadelholz stimmt wohl, aber als Staub- oder Bröselplatte. Der Nadelholz=Massivholzeindruck kommt vom Elch. Die haben die polnischen Kieferwälder abgeholzt und mähen gerade die Ukraine und Sibirien. Dieses Nadelholz ist halt billig, kein Tropenholz und leicht verfügbar. Und der Mensch kauft nur billig und leicht verfügbar.:eek:

Renuwell ist ein dünnflüssiges, nichttrocknendes Öl. Das verschwindet ungleichmäßig im rohen Holz und trocknet nicht. Würde ich nicht machen. Manchmal hat man Hölzer vor dem polieren geölt um sie anzufeuern. Aber dafür wurde auch eher ein Leinöl genommen.

Schellack, wenn Du den als Grundierung hernimmst, läßt sich mit spirituslöslichen Beizen/Farbstoffen färben. Manche der Baumarkt/Clou-Tütchen sind spirituslöslich. Damit kannst Du einerseits den Braunton versuchen, wenn Du gleichmäßig genug auftragen kannst, und andererseits mit schwarz oder sehr dunkelbraun Deine Ornamente aufmalen. Auch andere Farben kann man zum malen hernehmen, wenn sie auf dem Schellack halten. Da aber immer noch eine dünne Schicht zum Schutz drüber.

Grundregel: ausprobieren!
 

talynn

ww-pappel
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...dann muss ich mir wohl einen Konzertflügel zulegen:emoji_wink:
Danke für die Holzarten! Kirsche oder eine Truhe aus intelligentem Birnbaumholz werden dann wohl meine nächste Wahl sein.
Bei den Schränkchen bin ich jetzt, dank deiner Hinweise, ganz vom Schellack weg und werde zwei davon nur ölen und wachsen, die anderen beiden mit leichter Tönung lasieren und ölen. Wobei ich davon ausgehe, dass zuerst lasieren und dann ölen richtig ist, oder?
Ich werde auf jeden Fall mal ein Probebrett behandeln- hast ja Recht mit deiner Grundregel...

off topic:
genau! Das FSC-Siegel z.B. und der Elch, da sieht man, was so ein Siegel wert ist: Pseudo-Beruhigung für die Verbraucher. Nur, wenn man mal seinen Kopf benutzt, kann sich doch jeder ausrechnen, dass die Billigmentalität und ein gutes Gewissen gar nicht zusammen passen können.
Billigproduktionen im Allgemeinen sind in meinen Augen reine Rohstoffverschwendung und nur auf eine kurze Haltbarkeit angelegt, damit der Markt angekurbelt wird.
Ich habe schon seit langem beschlossen, nur noch Gebrauchtes an Möbeln zu kaufen, wo es nur geht und hatte dabei das Glück, alte Massivholzkleiderschränke zu finden, die man (fast) nur noch zusammen stecken muss und die schon viele Umzüge unbeschadet überstanden haben.
Das musste ich jetzt mal sagen/ schreiben, da es mich wirklich ärgert...:mad:
 
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