Vergleich stumpfe Verleimung / Kronenfuge bei Leimholz

mig23

ww-ulme
Registriert
12. Januar 2006
Beiträge
171
Ort
33790 Halle
Hall erstmal an Alle,

als Allerallererstes: ich möchte hier keine Diskussion anregen, welche Fuge bei Leimholzplatten besser oder schlechter ist. Darüber wurde nach meiner Meinung oft genug gesprochen, gestritten und rumargumentiert.

Jeder soll das machen, mit dem er am Besten klarkommt.

Was mich viel mehr interessiert: gibt es irgendwo in den Weiten des Internets oder der gefühlten Millionen Fachbücher mal einen wirklichen Vergleich dieser beiden Fugenarten?

Also Bruchtests, Verzugstests, Materialverbrauch durchs Fräsen und ähnliches? Ich kann leider nichts finden und würde für mich gerne etwas mehr technisches Grundwissen auf diesem Gebiet erlangen.

Es kann doch nicht sein, dass alle pro "Kronenfuge" und alle pro "stumpfer Verleimung" das nur aus eigener Erfahrung berichten und das nicht auch mal irgendwo getestet wurde.

Kann mir da Jemand weiterhelfen, ohne mich Missionieren zu wollen? :emoji_wink:
 

civil engineer

ww-robinie
Registriert
31. März 2007
Beiträge
1.843
Ort
Nordostbayern
Hallo,

ich bin mir sicher, daß Du bei einer Litaraturrecherche in wissenschaftlichen Bibliotheken fündig wirst. Wenn Du Deine Recherche auf einschlägige Fachzeitschriften (evtl. auch aus dem angloamerikanischen Sprachraum), Diplomarbeiten, Dissertationen ausweitest, wirst Du fündig werden. Beginnen würde ich in Bibliotheken an Hochschulen, an denen Forschung im Bereich Holztechnik oder Materialwissenschaft mit Bezug auf Holz betrieben und gelehrt wird.

Gruß
Jochen
 

raftinthomas

ww-robinie
Registriert
16. Oktober 2004
Beiträge
3.810
Ort
Aachen/NRW
ich mach immer wieder bruchtests an reststücken von (von mir) verleimten platten. die platte muss im holz reissen und nicht in der fuge. solange die leimfuge (üblicherweise stumpf) nicht aufreisst, gibt es für mich keinen materialtechnischen grund, eine kronfuge zu verwenden.
erst wenn die stumpfe fuge aufgrund schlechter verbindungsseigenschaften des holzes mit dem leim mechanisch nicht trägt, kann man die leimfläche durch kronfuge vergrössern und scherbeanspruchungen auf den leim durch formschluss reduzieren.
das hat nicht mit missionieren zu tun.
der mehrverbrauch beträgt rund 20mm je leimfuge, relativ muss man das zu den lamellenbreiten sehen, daher kann man schlecht einen prozentualen wert angeben.
manchmal kann es dinge geben, die trotzdem für kronfugen sprechen, zb optik oder rationelles und bündiges verleimen.
 

magmog

ww-robinie
Registriert
10. November 2006
Beiträge
13.049
Ort
am hessischen Main, 63500
guude,

da eine gute stumpfe leimfuge besser hält als das sie umgbende holz, ist die frage wg. festigkeit obsolet, die nach dem verziehen ebenfalls. was soll man da noch testen?
der verlust richtet sich nach der verwendeten profiltiefe, ca 10 mm pro fuge.
soweit ich das sehe sind die handwerklichen fertiger mit großer mehrheit auf der stumpffugenseite, die anderen haben ihre guten speziellen gründe für die kronenfuge.
glaubenskämpfe und missionarischen eifer kann ich nicht erkennen, da sind eher die hobbyleute unterwegs.

gut holz! justus.
 

Norbert

ww-robinie
Registriert
19. September 2003
Beiträge
612
Ort
Markdorf
Ich will ja nicht nerven,...

...aber der Verlust pro Fuge bei Verwendung eines Verleimfräsers entspricht bei der einzig sinnvollen Fräseinstellung mit fluchtenden Anschlagbacken genau dem Abstand von Profilgrund zu -spitze (s. Skizze), also in der Regel 5 mm.

Gruß

Norbert
 

Anhänge

  • Verleimfräser.jpg
    Verleimfräser.jpg
    101,7 KB · Aufrufe: 152

schorsch

ww-robinie
Registriert
25. August 2003
Beiträge
1.550
Hallo,
Meine Meinung. Ein Fuge mit Verleimprofil sieht vielleicht besser aus, verursacht jedoch auch erhebliche Mehrverkosten die in der Kalkulation berücksichtigt werden müssen. Da ist zum einen ein bis zu 20% höherer Verbrauch an Holz, in Abhängigkeit von der durchschnittlichen Lamellenbreite und des Verleimprofils bezogen auf die Rohmenge.
Zum anderen der 10-20%-ige zeitliche Mehraufwand für das Herrichten des zusätzlichen Holzes und das Anfräsen der Verleimfräsung. Dazu kommen noch die Abnützungskosten für die sehr teuren Wendeplatten des Verleimffräsers.

Ich füge die zu verleimenden Teile in der Regel nur stumpf mittels Vorschubapperat an der Abrichte.
Vorraussetzung für eine gute Fuge sind, scharfe Messer um Faserquertschungen zu vermeiden, eine exakt eingestellte Abrichte, ein wechselseitiges Anliegen des zu fügenden Teils um eine ebene Fläche zu erzielen bzw. ein 100%-ige Winkligkeit des Fügeanschlags, sowie eine geringe Vorschubgeschwingigkeit um keine zu großen Messerschlaglängen zu erhalten.
Außerdem muss bei Harthölzern die Fuge beidseitig beleimt werden.
Eine Grundvorraussetzung, die man eigentlich nicht erwähnen sollte ist einwandfreies, trockenes Holz sowie das gestürzte Verleimen bzw. Kern an Kern Splint an Splint. Bei Hölzern mit problematischen Inhaltsstoffen empfiehlt sich immer eine Probeverleimung.
Gruß Georg
 

mig23

ww-ulme
Registriert
12. Januar 2006
Beiträge
171
Ort
33790 Halle
Erstmal vielen Dank für die verschiedenen Meinungen und Ratschläge.

Aber zurück zu meinem Problem: ich bevorzuge auch eine stumpfe Verleimung, zumindest haben die Leimholzplatten, die wir einsetzen, alle eine stumpfe Verleimung.

Nun gibt es aber Kunden, die irgendwo gehört haben, dass eine Kronenfuge bedeutend besser halten würde als eine stumpfe Fuge.

Nun kann ich anfangen, mit dem Kunden zu argumentieren, ihm Bruchtests zeigen, usw., um ihn von der stumpfen Verleimung zu überzeugen. Und dafür hätte ich gerne "offizielle" Berichte oder Prüfungen, aber ich finde nichts. :emoji_frowning2:

Schwieriges Unterfangen, wie es scheint...
 

Mister G

ww-robinie
Registriert
12. Januar 2007
Beiträge
1.002
Nun kann ich anfangen, mit dem Kunden zu argumentieren, ihm Bruchtests zeigen, usw., um ihn von der stumpfen Verleimung zu überzeugen. Und dafür hätte ich gerne "offizielle" Berichte oder Prüfungen, aber ich finde nichts.

Meinst Du wirklich, ein "offizieller" Bericht ist glaubwürdiger als ein für den Kunden im wahrsten Sinne (be-)greifbarer Bruchtest, bei dem offensichtlich die stumpfe Verleimung mehr gehalten hat als das benachbarte Holz?
 

edelres

ww-robinie
Registriert
16. November 2003
Beiträge
2.619
Ort
Redwood City, Kalifornien USA
Sonderleistungen

Hallo Mig & Forumsfreunde,

es gab(gibt?) in D amtliche Pruefungsaemter, welche z. B. Betonproben usw durchfuehrten. Es gibt sicher eine DIN Vorschrift ueber die Festigkeit dieser Art Holzverbindungen. Dort kannst du bestimmt genaueres finden.

Ich schliesse mich den Argumenten welche in Georgs Beitrag aufgefuehrt sind an. Um allen Zweifeln des Kunden aus dem Weg zu gehen, wuerde ich diese Holzverbindung als Sonderleistung + Material und Arbeitszeit anbieten.

Als Gedankenanstoss

mfg

Ottmar
 

pius

ww-esche
Registriert
25. August 2003
Beiträge
477
Ort
Freiburg i. Br.
Absätze verringern

hallo zusammen. Bin ich immer einem Irrtum aufgesessen, das eine Kronenfuge vor allem die Versätze in der Leimholzfläche verringern soll - also den unterschiedlichen Schwund der Lammellen egalisiert?
An meinem Meisterstück zB Kirschbaum Tischblatt ist zwar nicht mehr ganz eben, aber man kann die Stösse der Lamellen einfach nicht fühlen. Unter dem Tisch eine ausziehbare Platte (allerdins AH) die ich nur mit Lammello zusammengemacht habe, da spürt man die Absätze sehr deutlich...
 

Yggdrasil

ww-birnbaum
Registriert
16. November 2012
Beiträge
209
Ort
Soest
Hallo miteinander,

hiermit möchte ich das Thema Kronenfuge mal wieder aufleben lassen.

Hab diese nämlich für mich wiederentdeckt, für einen Auftrag, bei dem ich 30m² Tischplatten herstellen musste.
Grundproblem bei Tischplatten ist ja schon mal, dass die fertigen Dinger nicht mehr durch den Hobel gehen. (Außer man hat einen Rex oder ist Krankenschwester.)
Also verleimt man üblicherweise zwei Hälften mit stumpfer Fuge, hobelt, lose Feder rein und verleimen.
Hinzu kam noch, dass die 40mm Fertigmaß nur sehr knapp aus 52er Material rauskamen (zumindest bei 3,7m Tischlänge).
Also Kronenfuge.
Und ich muss sagen, bei größeren Mengen hat das für mich nur Vorteile:
Es geht tatsächlich schneller, da ein Durchgang hobeln und ein Durchgang verleimen wegfällt.
Ich erlebe keine bösen Überraschungen beim fertighobeln, da jedes Teil schon das Fertigmaß hat und ggf. gedreht werden kann.
Die Qualität der Fügekante ist bei schwierigen Hölzern wesentlich besser, da die Schnittgeschwindigkeit der Fräse höher ist, als die von Hobel oder Abrichte.
Das Leim angeben geht mit Flasche und Lamello-Flasche auch recht gut.
Außerdem ist der Fräser jetzt in der Fräse gespeichert, auf halbe Höhe. Also zukünftig halbe Materialstärke eingeben und los gehts.

Ich bin begeistert!

Gruß,

Sebastian
 
Oben Unten