Verbindungstechniken bei dünnen Platten (MPX)

Osterhasi123

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Moin.

Ich lese hier seit einigen Wochen eifrig mit und nun wird es Zeit für meinen ersten eigenen Beitrag.

Ich bin 33 Jahre alt und Maschinenbau-Ingenieur. Für Holzarbeit habe ich mich immer schon begeistert, hatte aber nie die Gelegenheit mich ernsthaft damit auseinanderzusetzen. jetzt haben wir ein Haus gekauft und - endlich :emoji_grin: - habe ich einen eigenen Raum im Keller um eine kleine Werkstatt einzurichten.

Da nach dem Hauskauf erstmal andere Investitionen anstehen müssen meine ersten Holz-Projekte schlichtweg mit dem Werkzeug auskommen das vorhanden ist.

Das wären: Stichsäge (schlecht), Akkuschrauber, Akku-Multitool (beides gut, Bosch blau), Schwingschleifer (Makita). Als Handwerkzeug steht ein Hobel (geerbt, unglaublich schlecht) Stechbeitel, diverses Mess-Equipment, Rückensäge, Fuchsschwanz, Metallsägen, Laubsäge, ein paar Schraubzwingen, Schraubendreher und weiterer kleinkram sind natürlich ebenfalls da.

Mein erstes Projekt waren ein paar Kästen für die Nähutensilien meiner Frau. Das ganze ist fast fertig. Als Eckverbindungen habe ich mit Fingerzinken angefangen, der Aufwand war aber echt erheblich. Da die Kisten mit Stoff bezogen werden fällt meine Anfangs doch eher schlechte Genauigkeit hier nicht groß auf. Ich bin aber begeistert zu sehen wie schnell sich ein Lernerfolg einstellt, es klappt langsam immer besser.

Als nächstes möchte ich einen "Bauernhof" für meine 3-Jährige Tochter bauen.
Erstes Bauteil soll ein Haus mit aufklappbarem Dach werden (so ähnlich auf holzbauernhof.de zu finden). Als Material schwebt mir 6mm MPX vor, ich bin allerdings noch nicht ganz festgelegt. Die Konstruktion soll möglichst simpel werden und mangels Kreissäge/Oberfräse (letzteres bringt vielleicht der Weihnachtsmann) aus rechteckigen Platten bestehen die ich im Holzfachhandel zuschneiden lasse. lediglich bei dem Giebel muss ich wohl die Laubsäge schwingen.

Ich stehe jetzt vor folgendem Problem:
Wie kann man _einfache_ Eckverbindungen für 6mm Plattenmaterial realisieren?
- Stumpf verschrauben:scheidet bei der Dicke wohl aus.
- Leimen ohne weiteres: Hält doch sicherlich nicht, oder?
- (Finger-)zinken: Zu Aufwändig.
- Holzleiste auf die Innenseite um mehr "Fleisch" zum verschrauben zu haben?
- Metall-Winkel, von innen eingeschraubt. Wäre bei dem geplanten Häuschen wohl ganz okay, aber wie verschraube ich die?

Das Problem mit dem Verschrauben habe ich auch bei Beschlägen, z.B. dem Scharnier für das klappbare Dach.

6mm Schrauben sind praktisch nicht zu finden und würden wohl auch kaum halten. Rundkopfschraube + Mutter auf der Innenseite wäre meine Laien-Lösung, die mir aber nur eingeschränkt gefällt:confused:. Wie macht ihr das?


Alternativ kann ich natürlich höhere Materialstärke nehmen, aber dann wird das Haus langsam zu schwer um von meiner Tochter durch Haus und Garten getragen zu werden.

Viele Grüße
Tom
 

Hans-Friedrich

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Mit dem gegebenen Werkzeug und deiner Erfahrung tatsächlich nicht ganz einfach.
Auf Gehrung gearbeitet und verleimt würde gut funktionieren. Ist mit Oberfräse oder Handkreissäge/Tischsäge auch recht einfach herzustellen. Mit Handhobel geht das auch, ist aber nichts für "mal eben so nebenbei lernen".
Stumpf verschrauben sollte funktionieren, wenn du vernünftig vorbohrst. ich würde 3x40 Schrauben nehmen.
Holzleisten innen geht, sieht aber nicht wirklich schick aus.
Das gleiche bei Aluleisten. Zur Befestigung würde ich da Schrauen mit Feingewinde und eine Hutmutter innen nehmen. Das funktioniert dann auch bei den Scharnieren.
Für die Schrauben nicht in den Baumarkt, sondern zum Eisenwahrenladen gehen.

Fingerzinken sind aber immer noch die sauberste Lösung.
Als Tipp: Lege mehrere Stücke beim sägen übereinander, dann hast du weniger Sägeschnitte :emoji_wink:

Als Scharnierersatz sollte auch ein Stück Leinen funktionieren, dass mit Weißleim aufgeklebt wird. Dann hättest du da auch keine Probleme.
 

dragendorf

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Hallo,
was ich zuletzt im Toys r us gesehen habe (Burg) war erschreckenderweise nur genagelt/tackert und wohl verklebt (wirkte wie 6mm 3- schichtplatte). Die Höfe im Link scheinen aus Sperrholz genau so hergerichtet zu sein.
Mädchen spielen dazu dann doch eher etwas materilaschonender wie Jungs.
Ich würde in den Ecken einfach dreiecksleisten leimen, Nageln und innen die Spitzen einfach verschleifen und dick überlackieren.
Mein Western Fort von Opa gebaut, war aus ca. 6mm Vierkantstäben verklebt, er hat damals wohl immer Pakete mit Leisten stabilisiert und mit ordentlich Schnurwicklungen verpresst. Außer einem Dach haben es 2 raue Jungs+ Freunde nicht beschädigt, und alles wurde mit Handsäge, Kordel, Gummis als Pressen und Schleifpapier gebaut.
Mit ca. 10 entstand ein Saloon, für den hatte ich Sperrholz auf einen festen Karton geklebt(Patex oder Uhu, und danach mit der Laubsäge Türen und Fenster ausgesägt, Koppel und Werbeschild entstanden aus Lackrührleisten von einem befreundeten Maler.
Sollte heute noch auf einem Speicher stehen, hatte jedoch ein festes Dach.
Wenn man die Nötigen Nuten aus 2 bzw. mehr Leisten mit Fuge herstellt ist diese Lösung vieleicht interessant, Eichhorn Pferdestall, 29-teilig bei Jokers.de kaufen fürs Dach würden sich einfache Dübel als Zapfen anbieten.
Aus mehreren 5mm Buche Leisten und Sperrholz mit dem Werkzeug, Leim und einer Rolle Klebeband zum verzwingen schon fast als Vater Tochterprojekt zu verwirklichen (einfacher Weißleim ist meines Wissens selbst wenn man mal dran leckt nicht gefährlich).
Gruß
 

elchimore

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Hallo und herzlich willkommen! :emoji_wink:

Meine Eltern hatten mir und meinem Bruder damals auch einen Bauernhof aus Holz gebaut. Sperrholz war auch das Material, allerdings wohl etwas dicker... ich tipp mal so aus der Erinnerung auf 10mm... In den Ecken waren vierkantleisten aufgeleimt und das ganze war verleimt, keine Schrauben, Nägel oder ähnliches... und das Zeug hat uns zwei Jungs locker überlebt und wartet jetzt im Keller auf unseren Nachwuchs...... :cool: (was aber noch etwas dauern kann)....
Hoffe dass hilft dir weiter
Grüssle Micha
 

fritz-rs

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Osterhasi123

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Wow, dankeschön für eure Tips!

Das ganze soll schon einigermaßen unverwüstlich werden, so getackerte Lösungen empfinde ich hier als unschön.

Leisten in den Ecken ist vermutlich die beste Lösung für die Eckverbindung, zumindest an den Stellen an denen sie nicht auffallen. Bei der Fertigung der mittlerweile sechs Nähkästen habe so viele Zinken gemacht dass ich dringend Abwechslung brauche und diese daher nicht in Frage kommen :emoji_slight_smile:

Die Beispiele von Dragendorf mit den genuteten Rahmen hat mich jetzt aber zusätzlich fasziniert, da hatte ich noch gar nicht drüber nachgedacht. Eine solche Rahmenkonstruktion für Schiebe-Seitenwände ist eine super Idee und gibt gleichzeitig genug Klebefläche für die anderen Seiten.

Das Spitz-Dach soll unbedingt von einer Seite aufklappbar sein, hier habe ich bisher drei Möglichkeiten für den Klapp-Mechanismus:
1. Dickeres Material nehmen (10mm) und Scharniere schrauben.
2. Maschinenschrauben mit Senkkopf +Mutter zur Scharnierbefestigung.
3. Stoff-"Scharnier", geklebt.

Ich google mich heute abend mal ein bisschen zu der Stoff-Lösung schlau, klingt interessant. Vielleicht kann ich auch zwei dünnere Sperrholzplatten miteinander verkleben und den Stoff dazwischen setzen zwecks höherer Festigkeit. Sonst hätte ich Angst das man ihn mit etwas Kraft vom Holz abziehen kann.

Viele Grüße
Tom
 

fritz-rs

am 7.9.2016 verstorben
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Beim "Stoffscharnier" wähle "Buchbinderleinen". Das ist vorimprägniert und verzieht sich nicht.

Gruß Fritz
 

magmog

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guude,

oder für die durchgehenden teile dünnes material (6mm?) verwenden und
für die teile, in die geschraubt werden soll, dickeres (12 oder 15mm?).
bei geschickter Konstruktion lässt sich der Anteil des dickeren materials
leicht minimieren.
wo es nicht anders geht hilft ein schöne kleine leiste.
 

Martin Graf

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nur eine Anregung

Hallo Tom,

in Anbetracht Deiner Werkzeugausstattung kommt wohl nur das Verkleben mit Rechteck- oder Dreieckleisten in Betracht. Das ist dann sicherlich auch stabil genug.
Als Anregung habe ich hier mal ein paar Bilder von einem "Bauernhof", den ich mal gebaut habe. Hier habe ich fertig gekaufte Vierkant-Leisten genutet - das ging ganz gut, aber dafür brauchst Du eine Oberfräse, eine Tischkreissäge oder zur Not einen Nuthobel (gibts recht günstig im gebraucht, aber dann must Du Dich auch mit dem Thema schärfen auseinander setzen...).
Die Konstruktion ist sehr stabil und ich habe absichtlich auf ein abnehmbares Dach verzichtet. Dafür sind alle Türen bzw. Fenster beweglich und mit einem Riegel versehen. Die Türen wurden alle mit der Hand mit einer billigen Laubsäge ausgesägt (vorher mit einem Cutter anritzen, dann verläuft der Schnitt nicht). Auch die Scharniere/Riegel sind alle handgefertigt - geht mit ein wenig Geduld und Schleifpapier recht gut.

Stall.pdf


Gruß
Martin
 

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Osterhasi123

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Moin nochmal

meine Werkzeugausstattung wird wachsen, die Wünsche sind jedenfalls schonmal da.
Mit einem Schärfstein habe ich ein paar alte Stechbeitel nach Anleitung im Internet wieder ganz gut scharf bekommen, beim Hobel habe ich nach zwei Stunden entnervt aufgegeben...

Ich habe mit etwas Vorlauf und Planung bei meiner Arbeit Zugriff auf eine kleine aber sehr exakte Tischkreissäge, die eigentlich für Metall-Arbeiten gedacht war, zur Zeit aber mit Holzsägeblättern bestückt ist. Sie ist nur eben nicht direkt greifbar wenn man sei braucht. Da ich in etwa einer Woche in Elternzeit verschwinde wird der Zugriff erstmal noch schwieriger.

Eigentlich bin ich ein Technik-Fan und möchte natürlich von allem das beste und neueste. Aber wie gesagt: Spaß machts auch ohne teures Werkzeug, man muss bei den Ideen eben die beschränkten Möglichkeiten berücksichtigen. Ich hoffe, dass sich mit der Zeit herauskristallisiert, welche Werkzeuge meine Möglichkeiten am besten erweitern.
Ich vermute als nächstes eine Oberfräse und je nach dem wie sich meine Ideen entwickeln irgendwann dann eine Lamello-Fräse.

@Martin: Der Bauernhof sieht klasse aus! Überleben die feinen Scharniere und Details den rauhen Kinderaltag tatsächlich ohne Blessuren?

Viele Grüße
Tom
 

Martin Graf

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ausreichend stabil

Hallo Tom,

den Bauernhof hat mein Sohn zum 3. Geburtstag bekommen - ist jetzt fast 3 Jahre her. Nur der vergleichsweise lange Riegel des großen Tores musste bisher dran glauben. Der Grund, warum genau dieser kaputt gegangen ist, liegt vermutlich auch daran, dass dieses zweiflüglige Tor keinen Anschlag besitzt und somit "durchschwingen" kann. Eine Reparatur wäre aber schnell zu erledigen, denn der Rest ist vollkommen intakt beblieben.
Falls es bei Dir schnell gehen muss: Kauf Dir doch einfach ein paar Meter Fichteleisten mit 20x20mm bis 30x30mm und säge auf der genannten Maschine ein paar Nuten mit 6mm Breite. Den rest kannst Du dann in Ruhe zu Hause mit Deinen Handwerkzeugen erledigen.
Die Leisten für mein Projekt habe ich mit einem einfachen 50€ Frästisch und einer uralten AEG-Oberfräse von meinem Vater (gibts gebraucht für unter 50€) hergestellt.
Die Elternzeit würde sich ja geradezu anbieten, um die Bedienung einer Oberfräse zu erlernen...

Viel Spaß
Martin
 
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