Verbindungen mit Warmleim lösen

Rani

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Hallo,

das Thema kommt ja in jedem Thread auf wo es ums Stühle verleimen geht.
Warmleim soll, so heißt es oft, einfach durch Zufuhr von Wärme lösbar sein.

Jetzt stell ich mich anscheinend zu blöd an oder habe dabei was nicht verstanden. Ich arbeite sehr viel mit Warmleim, nur keine Verbindung konnte ich so leicht wieder lösen.

Mache ich harten Leim warm passiert erstmal garnichts, erst wenn man Wasser dazugibt wird er weich. Nur wie bekomme ich ich jetzt das Wasser in die Leimfuge, ohne dass die Feuchtigkeit über das Holz wieder nach außen transportiert wird?

Grüße
 

Mathis

ww-robinie
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Alte Verbindungen, die mit Warmleim verleimt wurde, lassen sich meist ganz einfach mit etwas pwer dünner Kanüle eingespritztem Alkohol lösen.

Alkohol wirkt durch Verspröden auf den Glutinleim, meist hört man es nach dem Einspritzen leicht knistern, so hab ich schon viele Warmleimverbindungen gelöst...
 

Keilzink

ww-robinie
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... da hab ich vielleicht sogar was: es gibt zur Reinigung von Böden diese kleinen Dampfreiniger. Ich habe so einen von Kärcher, da kann man die "Pistole" vom Stiel trennen. Das Ding hat einen 2 Meter langen Schlauch, heizt sich in 10 Minuten auf 120 Grad hoch, baut mächtig Druck auf.
Die Pistole hat einen Auslöser (Trigger). Wenn ich so eine Zapfen- oder Dübelverbindung lösen will, drücke ich die Mündung auf eine Ritze, einen Spalt oder ein Loch und ziehe ab. Der 120 Grad heisse Wasserdampf zischt jetzt mit Überdruck vorne raus: Das klappt bestens.
Nur eines ist sehr wichtig: Wenn man das Teil ein paar Minuten nicht abgezogen hat, kühlt der Schlauch aus und es bildet sich flüssiges Wasser in ihm. Deshalb immer erst die Mündung in einen Eimer halten und abziehen, bis nur noch Dampf kommt. Dann erst ans Werkstück. Und Vorsicht ist insgesamt angesagt: Man hat sich im Nullkommanix verbrüht, wenn man nicht aufpasst. Die Hand, die am Werkstück ist, sollte immer in einem Handschuh stecken: man weiss nie, wo der Dampf wieder rauskommt!

Übrigens: Boden reinigen geht mit dem Teil auch ganz phantastisch.

Grüsse über den Teich: Andreas
 

TinaRestauro

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Hallo,
ich praktiziere ebenfalls je nach Anwenungsfall/ Problemstellung die Methode mit Ethanol wie Mathis. Man muß nur aufpassen, dass umgebende Oberflächen dadurch nicht gelöst werden. Mit einer feinen Kanüle eingebracht, Tropfen für Tropfen ist das aber i.d.R kein Problem.
Es funktioniert natürlich auch mit Dampf bzw. Feuchtigkeit und Wärme. Das Problem hierbei ist natürlich, dass auch das Holz quillt und es ewig dauert.... Was bei dauernder Dampfeinwirkung mit alten Überzügen passiert kann sich jeder denken.

@Ottmar:
Dann klär uns bitte über die physikalischen Eigenschaften auf...
 

Mathis

ww-robinie
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...Im Internet nun auch in unserem Forum wird Alkohol zum Loesen von Glutinheissleimverbindungen vorgeschlagen. Wer so etwas schreibt gibt damit sein Nichtwissen der physikalischen Gegebenheiten von Glutinheissleimverbindungen preis.

Lieber Otmar, und wer sowas schreibt, gibt damit nur seine Voreingenommenheit und dogmatische Verbohrtheit preis.

Blöde nur, dass das Ganze mit dem Alkohol trotz deiner Suada so gut funktioniert. Ich habe -zig Jahre mit Warmleim und wirklich antiken Möbeln gearbeitet, nicht an dem Jahrhundertwendetrödel, der in den USA für antik gehalten wird und vielleicht mit was ganz anderem verleimt sein mag...

Schon oft habe ich mit dieser Methode ältere Leimverbindungen erfolgreich und einfach gelöst.

Wie so oft im Leben gibt es mehere Wege zum Ziel, mach du mit Muttis Dampfkochtopf weiter, und ich machs mit der Injektion von Alkohol und einem sanften Hammerschlag, und gut isses.

Alkohol loesst oder Versproetet keinen Glutinheissleim. Dieser Unsinn wird auch durch staendiges Wiederholen nicht praxistauglich.

Dann fang doch mal damit an, diesen Unsinn bei Wikipedia zu korrigieren. Da steht doch tatsächlich unter: "Vor- und Nachteile von Glutinleimen" sowas falsches wie: "Gealterte Verleimungen können meist sehr schnell durch Benetzung mit Alkohol gelöst werden, dieser versprödet die Verleimung und führt zur Lösung." (Zitat aus Wikipedia Glutinleim, Stand 10.12.14.)

Auch in vielen Instrumentenbaubüchern steht sinngemäß das gleiche, und ich hab noch nie einen Instrumentenbauer mit Muttis Dampfkochtopf an einer teuren Violine oder Gitarre rumwurschteln gesehen, wenn er deren Decke abnehmen muss, um im Inneren was zu verleimen, wohl aber mit Spritze und Alkohol: In diesem Video kann man bei Minute 3:10 sehen, dass es funktioniert, bei 3:50 hört man sogar das Knacken beim Lösen der Leimfuge. Aber das ist sicher alles nur Unsinn, und wer so arbeitet, "gibt damit sein Nichtwissen der physikalischen Gegebenheiten preis", oder?

.
 

edelres

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Vielen Dank

Vielen Dank Andreas,

das ist eine grossartige Idee.

Ich habe mal kurz gegogelt und fand dass so ein Heissdampfgerate unter hundert Euro zu haben ist. Heissdampf dazu noch mit Ueberdruck ist ideal, da kann die Temperatur und Feuchtigkeit gezielt angewendet werden.

Vielen Dank fuer Deinen Hinweis auch das Erwaehnen der moeglichen Gefahren.

mfg

Ottmar
 

TinaRestauro

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Hallo Ottmar,
dass sich ALTE Glutinleimfugen durch Alkohol AUFLÖSEN hat auch niemand behauptet. Der Alkohol bewirkt eine Versprödung des Leims durch Wasserentzug im Leim und damit eine zerstörte Leimung. Dass ich der Leim in Alkohol nicht auflöst ist mir durchaus bewusst...
Dieses Verfahren wird in allen Museumswerkstätten angewendet, in denen ich bis jetzt gearbeitet habe (u.a. bei Boulle und Roentgenmöbeln) ebenso in den Fachhochschulen für Restaurierung. Der Fragesteller hat ja nach der Lösung einer Verbindung mit alten Leimfugen gefragt und nicht eine Lösung frischer Leimfugen....
 

Holz-Fritze

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@ edleres

das mag ja alles stimmen was du schreibst. Aber es ist schon ein unterschied ob etwas versprödet oder angelöst wird.

Es gibt viele Materialien die sich mit Lösemitteln nicht anlösen lassen aber tasächlich verspröden. (Bei Kunststoffe häufig)

Übrigens die Methode über ein Sicherheitsventil einen Schlau zu stecken finde ich gefährlich. Denn das Sicherheitsventil soll ja den Druck begrenzen, damit der Kessel nicht explodiert.
Wenn du da einen Schlauch aufsteckst erhöht sich durch den Druckverlust im Schlauch der Druck im Kessel. Dann würde ich zumindest das Ventil entfernen und den Kessel offen fahren oder besser einen Schlauchnippel an den Kessel löten.
 

Mathis

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..Mathis du weichst vom Thema ab und tust in deinem Beitrag deine Meinung Kund, das was Du schreibst hat kaum Bezug auf Ranis Frage, dies ist die Diskussionsgrundlage fuer mich alles ander ist Meinung/Glauben usw darauf werde ich nicht eingehen.

Otmar, und mit diesem Beitrag weichst Du noch viel mehr von der Frage des TE ab, du rechtfertigst wortreich deine falsche Aussage, dass sich Verleimungen mit Glutinleim nicht mit Alkohol verspröden und somit auch gar nicht öffnen lassen...

Dein ganzes pseudowissenschaftliches Experimentieren geht völlig an der Farge des TE vorbei, sie ist nur eine vergebliche Rechtfertigung für die unqualifizierte Behauptung am Ende deines Beitrags # 4.

Vielleicht hast du ja die Frage des TE nicht richtig verstanden...hier ging es nie um das Auflösen von Glutinleimen, sondern um das mechanische Lösen einer solchen Verbindung. Zur Erinnerung: der Titel war: "Verbindungen mit Warmleim lösen".

Und genau das tun alle Restauratoren und Instrumentenbauer seit langer Zeit erfolgreich mit ein paar Tropfen Alkohol.

Wie Tina völlig richtig schreibt, ist der durch Wasserdampf angerichtete Schaden an Holz und Oberfläche nicht akzeptabel bei der Restaurierung.

Als Gedankenumstoß!

Mathis
 

Keilzink

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... da wir hier im Amateur-Bereich sind, will ich meine Beobachtungen denn auch dazugeben.

Ich habe das auch schon öfter mal gelesen, dass man mit Alkohol Glutinleim "lösen" könne - und das ist halt falsch, weil schlampig ausgedrückt. Der Leim löst sich nicht, er reisst, wenn er unter Spannung gesetzt wird und man gleichzeitig Alkohol in die Verbindung gibt. Und nichts anderes zeigt das verlinkte Video des Gitarrenbauers.
Insofern ist das sicher eine gute Methode, um Verbindungen mit Glutinleim zu lösen. Ich selber habe das zu ersten Mal versucht, als ich dünnes Furnier zu lösen hatte - das hat überhaupt nicht funktioniert, das Furnier ist mir laufend abgebrochen und zerrissen. Die Lösung meines Problems damals waren feuchte Tücher und ein Bügeleisen - weil ich kein Furniereisen hatte. Inzwischen habe ich mir ein kleines Furniereisen für solche Fälle gebaut und bastle gerade an einem zweiten herum, das, wenn es irgendwann soweit ist, eine kleine Gasheizung mit sich herumträgt - aber das nur am Rande.

Auf jeden Fall habe ich seit dieser frustrierenden Erfahrung mit Furnier & Alkohol darauf verzichte, das weiter zu versuchen, und bin bei meiner Dampfreiniger-Lösung gelandet - wenn es um Zapfen- oder Dübelverbindungen geht.

Den unerfreulichen Streit hier könnte man also beilegen: Irgendwie haben beide Seiten recht und unrecht - je nach dem. Die Verbindung löst sich unter Spannung mit Alkoholeinfluss, der Leim aber löst sich nicht.

Andreas
 

edelres

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Missverstaendnisse

Liebe Forumsfreunde,

es tut mir leid dass ich mit meinem Beirag die Gefuehle anderer verletzt habe. Ich moechte mich hiermit bei Allen dafuer entschuldigen.

Ich wuensche ein frohes gnadenreiches Weihnachtsfest und ein erfolgreiches unfallfreies Jahr 2015

Ottmar
 

Keilzink

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"Ich wuensche ein frohes gnadenreiches Weihnachtsfest und ein erfolgreiches unfallfreies Jahr 2015"

... da schliesse ich mich an!

Andreas
 
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