Verarbeitung Kontaktkleber

gleiter

ww-robinie
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Grüßt Euch!

Zum Produkt Pattex Classic, also dem "ganz normalen" Kontaktkleber aus dem Baumarkt, heißt es wohl "beidseitig applizieren, wenn fast trocken, kurz aber fest zusammen drücken.".

Wenn das aber nicht möglich ist - in diesem Fall weil ein Stoff auf eine Presspappe geklebt werden soll - was spricht dagegen wenn die Pappe vollflächig mit Pattex eingestrichen, mit einem 1 mm Zahnspachtel vertrieben, der Stoff unmittelbar ins Nasse gelegt und mit einer Schaumstoffwalze angedrückt wird?

Ein Probestück hält seit einer halben Woche ohne Auffälligkeiten, ich schätze mal gute 40° C plus hatte das schon, so wirklich kalt war's noch nicht.

In Realiter werden ganz andere Temperaturen anfallen - Hochsommer sowie tiefster Winter, Feuchtigkeit kommt auch dazu. Das muß diese Verklebung aushalten, und auch für einige Jahre.

Es handelt sich um einen Dachhimmel in einem Auto, mein privates Restaurationsobjekt.

Sprühkleber aus der Dose hält nicht, und über eine Becherpistole verfüge ich auch nicht, da wäre das Neubeziehen mit passendem Kleber kein Thema.

Also Pattex Classic einseitig aufgebracht und nass verarbeitet- wenn's so geht wie ich mir das vorstelle.


Pattex selbst hüllt sich diesbezüglich übrigens trotz mehrfacher Anfrage in hartnäckiges Schweigen und Nicht-Antworten ist halt auch eine Antwort, ich möchte aber schon ganz gerne wissen ob und warum ein einseitiges Kleben im Nassverfahren nicht möglich sein soll.

Was meint Ihr dazu?

Dank und Gruß, André.
 

WinfriedM

ww-robinie
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Mit dem beidseitigen Auftrag bei Kontaktklebern will man erreichen, dass beide zu verklebende Seiten erstmal gut mit Klebstoff benetzt werden. Bei porösen oder fasrigen Materialien kann der flüssige Klebstoff hinreichend ins Material eindringen und sich dort verankern. Die Ablüftung sorgt dafür, dass der Klebstofffilm schon eine gut Festigkeit entwickelt. Das hat zur Folge, dass man beim folgenden verpressen schon sofort eine mäßig beanspruchbare Verklebung hat. Und das auch innerhalb kurzer Zeit von typisch 15 Minuten. Beim Verpressen ist entscheidend, dass beide Klebstoff-Filme miteinander eine gute Verbindung eingehen. Das wird durch hohen Pressdruck erreicht, so das beide Klebefilme zu einer homogenen Einheit "verschmelzen". So hat man ein optimales Ergebnis: Beste Verankerung in beiden Materialien, homogener Kelbstofffilm, schnelle Verarbeitung.

Wenn du nur einseitig aufträgst, hast du ein gewisses Problem: Kontaktkleber trocknet oberflächlich sehr schnell. Es bildet sich eine Haut. Wenn du dann Stoff aufdrückst, verhindert diese Haut ein gutes Eindringen in die Fasern. Das vermindert die Klebkraft bzw. den mechanischen Verbund des Klebstoffes mit dem Stoff. Je nach Arbeitsgeschwindigkeit, Applikation und Anwendung kann das aber noch hinreichend gut sein.

Wenn deine Versuche eine hinreichend gute Klebung zeigen, wäre ein Einsatz mit einseitiger Applikation denkbar.

Früher gab es Pattex mal in der Version hochwärmefest, mittlerweile scheint der Pattex Classic schon hochtemperaturfest zu sein.

Evtl. eignet sich ein Klebstoff auf MS-Polymerbasis besser, wäre zumindest mal einen Versuch wert. Das wäre z.B. Pattex 100%, bekommst du auch im Baumarkt. Weil der aber länger für die Härtung braucht, müsstest du z.B. eine Stunde fixieren können.
 

gleiter

ww-robinie
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Hallo Winfried!

Vielen Dank für diese ausführliche Erklärung, jetzt habe ich auch den Knackpunkt verstanden. Es ist also die recht kurze offene Zeit, und sobald da ein Film ist war's das auch schon mit einem guten Kontakt. Ist mir beim Experimentieren auch aufgefallen, kaum war der Stoff im Kleberbett wurden die eingestrichenen Stellen ohne Stoff auch schon recht flott trocken.

Das ist in diesem Fall also schon mal eine Gratwanderung.

Immerhin ist die Fläche 170 x 110 cm, auch wenn schon klar ist dass ich in mehreren Teilbereichen verleimen werde.

Früher gab es Pattex mal in der Version hochwärmefest, mittlerweile scheint der Pattex Classic schon hochtemperaturfest zu sein.

So ist es, - 40 bis + 110° C werden für meinen Zweck wohl reichen.


Evtl. eignet sich ein Klebstoff auf MS-Polymerbasis besser, wäre zumindest mal einen Versuch wert. Das wäre z.B. Pattex 100%, bekommst du auch im Baumarkt. Weil der aber länger für die Härtung braucht, müsstest du z.B. eine Stunde fixieren können.

Nochmals Danke.

Leider findet sich nirgendwo im Netz ein Hinweis welche Temperaturen dieser Klebstoff aushält resp. Infos über die Ergiebigkeit.

Das mit dem Fixieren ist kein Problem. Der Dachhimmel liegt ausgebaut in meiner Werkstatt, ich lege also den Stoff auf die Pappe. Da kann das auch gerne ein, zwei oder drei Tage liegen bleiben bis der Klebstoff durchgehärtet ist.

Im Prinzip ist es mir egal welchen Klebstoff ich verwende, Hauptsache er läßt sich einseitig applizieren, hat eine gewisse offene Zeit, hält die Temperaturen in einem Auto auch über einige Jahre aus und der Stoff bleibt kleben.

Gruß, André.
 

gleiter

ww-robinie
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Nachtrag:

Hab' jetzt einen Techniker bei Henkel erwischt.

Pattex 100 % geht nur bis 80° C - das ist zu wenig.

Einseitig Pattex Classic und den Stoff direkt ins Nasse gelegt - kein Problem. Es kann zwar nicht die ganz hohe Festigkeit erreicht werden wie beim Kontaktkleben, sollte aber allemal reichen.

Vielleicht kommt ja noch eine ganz tolle Kleberempfehlung, ansonst soll's eben der Classic werden.

Gruß, André.
 

threedots

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Hallo André,

habe vor einigen Jahren mal die Seitenverkleidungen eines Golf Cabrios mit schwarzem Kunstleder neu bezogen. Als Klebstoff habe ich auch Pattex classic mit nur einseitigem Auftrag verwendet. Das hat sehr gut über 4 Jahre gehalten. Es traten keine Ablösungen oder Blasen in dieser Zeit auf.

Also von meiner Seite frohes Schaffen und gutes Gelingen.-

LG
threedots
 

gleiter

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Danke für diesen Erfahrungsbericht, threedots, so was ist sehr wertvoll.

Theorie und Praxis sind ja wohl nicht immer deckungsgleich.

Und ich weiß somit auch wie ich eine sich ablösende Türverkleidung wieder richten kann...

Dank und Gruß, André.
 

gleiter

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Danke, Ulf.

Mit Sprühkleber habe ich keine guten Erfahrungen gemacht. Weniger wegen eines verwendeten Klebers der dann doch nicht die zugesicherte Wärmebeständigkeit hatte sondern viel mehr weil ich es nicht geschafft habe bei dieser Fläche gleichmässig zu spritzen.

In Folge gab's ungleichmässigen Auftrag auf dem Stoff, und trotz Andrückens mit einer Schaumstoffwalze hat sich das als Berg- und Talbahn auf der Sichtseite gezeigt.

Ist eindeutig ein Verarbeitungsfehler, will ich nicht noch mal haben.

Gruß, André.
 
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