Tischplatte aus Linde

sheuberger

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Hallo,
ich bekomme mehrere Linde-Bohlen etwa 4m x 0,6m x 6cm quasi für umme. Daraus würde ich gerne einen Esstisch mit 3m Länge bauen, habe nun aber etwas Bedenken weil Linde ziemlich weich ist ind eher als Schnitz-Holz gilt.

Was gäbe es dabei zu beachten? Wie Anfällig ist Linde wirklich gegen Macken und Dellen im der Platte? Oberflächnbehandlung?

Danke,
Gruß
Stefan
 

dieweltistrund

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Hallo Stefan,

die Härte sehe ich als das kleinere Problem, pfleglischen Umgang vorausgesetzt, aber Lindenholz zu diesen Dimensionen zuverarbeiten Bedarf einer technischen Trocknung und einer ausgeklügelten Konstruktion, damit die große Platte auch wirklich steht und nicht reißt.

Vielleicht zeigts Du uns mal einen Aufriß und ein paar Fotos von den Bohlen.

Gruß
Jörg
 

gleiter

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Hallo Stefan!

Linde ist an sich unkritisch, ich verbaue jedes Jahr eine gute Menge zu Shojis, Trennwänden, das eine oder andere Kleinmöbel und ein Bett war auch schon mal dabei.

Tisch allerdings noch nicht. Bei "normaler" Nutzung hätte ich keine Bedenken auch eine Tischplatte aus Linde zu bauen, müßte halt etwas sanfter behandelt werden. Wiewohl ich mit einem Topf wohl in jede Tischplatte eine Delle schlagen kann, auch in Eiche.

Die 0,6 m Breite auf jeden Fall in Lamellen à so ca. 12 cm max auftrennen - kommt halt auch auf die Qualität der Rohware an. Ausgehobelt dann vermutlich irgend wo um 50 mm. Wie breit soll der Tisch werden? Auf jeden Fall kommt auch hier ein ordentliches Gewicht zusammen, dementsprechend massiv solltest Du Zargen und Beine ausführen falls ebenfalls aus Linde gefertigt.

Oberflächenbahndlung mache ich schnell und einfach: Auf Korn 120 ausschleifen, wässern und mit 240 endschleifen. Holzlasur Nr. 14 farblos von Natural einmal gut satt aufgetragen, Überstand nach ca. 5 Min wegwischen, trocken zwei Mal nachpolieren, fertig.

Für normal beanspruchte Möbel völlig ausreichend, bei einer Tischplatte würde ich minimum drei zusätzliche Lagen auftragen, ev. nach der ersten Lage und nach sehr guter Durchtrocknung noch mal einen ganz piano ausgeführten Zwischenschliff mit 240 einschieben.

Da fehlen mir allerdings valide Erfahrungswerte.

Für Platten verwende ich PurSolid von AURO, mindestens sechs Lagen. Feuert stärker an als Natural, ergibt nach völliger Durchtrocknung allerdings auch eine gut belastbare Oberfläche wo auch mal ein paar Tropfen Wasser stehen bleiben dürfen und nicht sofort weg gewischt werden müßen.

Ich würde Dir auf jeden Fall raten mit dem Obeflächenmittel Deiner Wahl an einem Muster zu experimentieren. Auch wenn sich so was über gute drei Wochen zieht bis Du erste Belastungstests vornehmen kannst ist das allemal gut investierte Zeit.

Viel Spaß beim Bauen, Linde ist ein sehr schön zu verarbeitendes Holz, ich mag's sehr gerne leiden.

Gruß aus dem Wein/4, André.
 

sheuberger

ww-kiefer
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Hallo,
vielen Dank fürs Nehmen meiner Bedenken. Die kamen insbesondere daher wie unsere Kinder mit dem derzeitigen Tisch aus Nussbaum umgehen und dort einige Macken sichtbar sind...

Bezüglich dem Trocknen:
Die Bohlen lagern nun mittlerweile seit knapp 10 Jahren zum Trocknen. Aus einer Bohle habe ich diesen Sommer komplett am Stück einen Rahmen für einen Spiegel gebaut, ohne dass sich nun im ersten Winter / erste Heizpeiode bei recht trockener Luft irgend welche Risse gebildet haben. Dabei wurde auch keine konstruktiven Vorkehrungen getroffen, um die gehohelte Bohle am Arbeiten zu hindern. Falls er doch Risse geben sollte,stören mich diese nicht wirklich. Ich würde diese mit Epoxy auffüllen.

In diesem Zuge hatte ich auch erste Muster mit Clou Aqua Lack und Osmo Hartwachs-Öl gemacht. Hier würde optisch Osmo wohl das Mittel meiner Wahl werden.

Die Bohlen würde ich gerne nur 1x auftrennen, damit ich sie durch die ADH bekomme. Konstruktion würde ich gerne mit Gratleisten ausführen. Dürfen diese aus der weichen Linde sein oder sollten sie härter sein?

Optisch soll er in diese Richtung gehen:
http://static.schoener-wohnen.de/bilder/32/46/55205/galleryimage/tisch-rolf-benz-969.jpg
Eventuell lasse ich die Baumkante allerdings dran.

Die Beine sollen Platten-Optik besitzen und leicht nach außen (Richtung Kopfende) gecknickt sein.

Danke
Gruß
Stefan
 

Jürgen_H

ww-ahorn
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Bin jetzt wahrlich kein Fachmann und wenn hier Linde für nen Tisch als in Ordnung empfohlen wird, wird das schon stimmen.

Aber ich lese immer wieder, dass gerade Lindenholz zum Schnitzen hochgelobt wird. Und zwar genau aus einem Grund: es sei weich und lässt sich gerade deswegen schön bearbeiten.

Ist das nicht widersprüchlich zu den Empfehlungen von oben?

Wie schon gesagt, ich zweifle nicht an den Aussagen.
Vielleicht kann man mich ja mal aufklären :emoji_slight_smile:

Danke schonmal!
 

Sägenbremser

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Hallo Jürgen

Bei einen Wirtshaustisch würde ich auch keine Linde
verwenden wollen, aber für einen Esstisch im Hause
wird das schon gehen. Heute werden viele Tische aus
Erle im Handel vertrieben und das ist auch nur eine
kleine Nuance härter.

Hatte ganz lange einen kleinen, klappbaren Feldtisch
zum Zeichnen auf archäologischen Feldern bei mir in
der Werkstatt stehen, der hat in seinem Leben wohl
einiges einstecken müssen, war aber dafür makellos.
Um die Löcher der früher üblichen Reisszwecken in
kürzester Zeit wieder zu verschliessen, reicht es die
Platte kurz zu wässern. Das funktioniert auch bei den
leider nicht vermeidbaren Dellen immer genau so gut.

Gruss Harald
 

dieweltistrund

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Hallo Jürgen,

die Qualität von Lindenholz zum herstellen von Schnitzarbeiten, ist nicht in erster Linie der Tatsache geschuldet das es sehr weich ist. Es ist ein sehr edeles Holz, was optisch an Walnuß locker rankommt, aber geschmeidiger/feiner zu bearbeiten ist. Wenn Du Dir insbesonders die hervorragenden Arbeiten von den Werkstätten "Tilmann Riemenschneiders" https://de.wikipedia.org/wiki/Tilman_Riemenschneider anschaust, wirst Du bestimmt die Stärken von Lindenholz erkennen.

Was anderes ist es aus Linde Gebrauchsgegenstände des täglichen Bedarfs und Möbel herzustellen. Die Härte ist garnichtmal so das Problem, es gibt ja auch Tischplatten aus Fi/Ta/Lä/Ki/ o.ä. aber es steht nicht gut und neigt zum reißen.

Gruß
Jörg
 

gleiter

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Grüßt Euch!

Die Tasache dass Linde ein gutes Holz zum Schnitzen ist bedeutet noch lange nicht dass dieses Holz für sonstige Zwecke ungeeignet ist! Es lässt sich eben sehr gut bearbeiten, das ist's auch schon.

Und wie schon geschrieben - heutzutage gibt's auch Tische aus Erle oder sonstigen eher weichen Hölzern. Nuss würde ich, übrigens, auch nicht gerade als hartes Holz ansehen, da haue ich genau so schnell eine Delle rein.

Viel wichtiger ist die Oberflächenverdelung. Mit aushärtenden Ölen wie eben das erwähnte PurSolid läßt sich schon viel machen. Mit dem Natural Öl habe ich gerade eine eigene Versuchsreihe am Laufen - kann aber dazu noch nichts schreiben.

Clou und Osmo habe ich nicht in Verwendung, kann also auch dazu nichts schreiben.

Gratleisten - je nun. Wie dick und breit soll die Platte eigentlich werden? Wie auch immer - um nennenswert Einfluss zu haben muß diese Leiste schon deutlich dimensioniert sein. So um die 10cm, bin allerdings kein Freund von Gratleisten in Tischplatten. Passt eher zu einem Tisch für eine Ritterburg, und da hauen sich die am Tisch sitzenden bestenfalls einen Blechschaden an die Beine...

Trockne das Holz auf 8% runter - besser noch ein wenig weniger - und verarbeite zügig zu einer Platte. Da ist's auch relativ egal ob die Verleimregeln beachtet werden, und eine größere Lamellenbreite ist da auch weniger kritisch. Die Platte wird sowieso mit dem Anpassen an die Raumfeuchte leicht nach oben hohl werden - was soll's. Gratleisten braucht es eigentlich nur bei feuchterem Holz.

@ Jörg:
aber es steht nicht gut und neigt zum reißen.
Na ja. Gerissene Rohware kenne ich schon, natürlich, aber wenn das raus geschnitten ist bleibt der Rest an sich stabil. Steht nicht gut? Wie meinst Du das?

Gruß aus dem Wein/4, André.
 

dieweltistrund

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Hallo André,

in der Eifel fällt Lindenholz oft von Allee-, Park-, Hof-, Stadt- oder Straßenbäume an - also Bäume die als Solitäre und nicht im Wald gestanden haben. Diese Bäume sind oft recht grob und fett gewachsen, haben Äste, Knoten, Wasserreiser, dazu bei Straßenbäumen das Salz und die Abgase etc. Daher meine Erfahrung, das Holz dieser Linden oft rissig ist/wird und zum schwinden/werfen neigt und da Stefan sagte er bekäme die Bohlen für umme, bin ich davon aus gegangen, dass es sich um Bohlen vergleichbarer Herkunft handelt.

Wenn es sich aber um Holz aus gepflegter Forstwirtschaft handelt, sieht die Sache schon wieder ganz anders aus. Daher hatte ich auch vorgschlagen, dass er mal ein paar Fotos von den Bohlen macht.

Wie sieht den die Situation mit Lindenholz bei Dir in Österreich aus? Wird da Sommer- und Winterlinde getrennt angeboten?

Gruß
Jörg
 

dascello

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Lieber Stefan,
Ganz einfach: Bau ein Cembalo nach französischem Vorbild des achtzehnten Jahrhunderts! Meister wie Hemsch, Blanchet und Taskin haben in Paris um 1750 große Meisterwerke daraus gemacht.
Im Ernst: Das wäre evtl. was für die Spezialcommunity. Ich selbst bin jetzt nicht interessiert, da ich derzeit an den letzten beiden Imstrumenten meines Cembalobauerlebens arbeite, und die sind aus Pappel.
Aber ich würde das gern weitergeben.

Gruß ausm Tal der Wupper

Michael
 

Harrer

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Servus
Feinjährig und Grossjährig (langsam und schnell gewachsen) ist aber immer ein Punkt zu beachten. Grossjährig wird immer mehr gehen/schwinden/reissen als feinjähriges Holz, also für Möbelbau weniger geeignet. Wenns natürlich etwas rustikaler sein soll ist das nicht soo wichtig. Dass das die Profis das aber begutachten können wärn Bilder natürlich förderlich.
Gruass Dammal
 
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