Tür richten bei 110 Jahre altem Bauernschrank

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Hallo liebes Woodworker-Team,

wir haben uns vor ein paar Tagen einen betagten Bauernschrank zugelegt. Das Zusammenbauen (Schrank ist mittig teilbar) war schon ein nettes Puzzle, dass es am Ende dennoch geklappt hat, hat uns ja fast stolz gemacht ;o)

Leider haben wir nun ein kleines Problem mit beiden Türen. Ich versuche es mal aus Laiensicht (dazu bin ich auch noch 'ne Frau ;o) so gut wie möglich zu beschreiben :

Die Türen bestehen aus jeweils 4 breiten Leisten aussen (ca. 15 cm breit), wobei die obere und untere per Nut in den beiden äußeren eingelassen ist. Mittig in den Türen sind einzelne Bretter, die von den Äußeren eingefasst sind. Vorne an der Tür ist dann umseitig eine Zierleiste aufgenagelt.

Bei beiden Türen hat sich jeweils an der linken Seite die Nut der oberen Leiste aus der Öffnung des linken Seitenbrettes geschoben. Ca. 2cm weit. Das sitzt alles so fest, dass man nicht mit einem Hammer draufhauen kann, um alles wieder ins Lot zu bringen. Genau an dieser Seite befindet sich bei der linken Tür oben das Scharnier zum einsetzen in den Korpus.

Ich weiß, dass Holz sein Leben lang arbeitet, aber ihr Profis hier wisst doch sicher, ob man daran etwas machen kann. Geht das als Laie, oder gehört es in Tischlerhände? Kann dieser das denn richten, oder ist das ein hoffnungsloser Fall? Falls da nur ein Profi ran kann/sollte - mit welchem Preis müsste man da rechnen (Richtwert würde reichen)?

Über ein paar hilfreiche Antworten würde ich mich sehr freuen.

Viele Grüße
Mina
 

derdad

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Hallo Mina!
Fragen über Fragen :emoji_wink: Nein im Ernst: bei einem alten Bauernkasten lässt sich normalerwese immer etwas herrichten, weil er aus Massivholz ist und meist handwerklich gut aber einfach konstruiert ist. Mit etwas Geschick und Liebe geht es auch als Heimwerker.
Als Hilfe wären aber ein paar Fotos ganz gut. Gesamtansicht, ein paar Details. Es gibt genug Profis hier im Forum die dir dann sicherlich hilfreich zur Seite stehen.
Nur als Ferndiagnose: Wahrscheinlich sind die äusseren Friese (Seitenbretter) miteinander mit einem eingestemmten Zapfen verbunden. Über Hirn (Stirnseitig) sieht man dann nur die abgesetzte Feder die in die Nut greift. Wenn du genau schaust müsstest du jeweils an den Ecken der Türen (dort wo die Verbindung sein müsste) Holznägel sehen. Die halten den Zapfen zusätzlich neben dem Leim. Um die Türen zu zerlegen, bohr die Holznägel heraus. Dann zerleg die Tür, säubere die Verbindung und verleim das Ganze neu.
Aber wie bereits gesagt, ein paar Fotos helfen für weitere Ratschläge.

gerhard
 

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Hallo Gerhard,

vielen Dank für deine Antwort. Ich habe eben Fotos gemacht, die leider aufgrund einer noch minimalen Beleuchtung (sind erst vor Kurzem eingezogen) nicht ganz so scharf geworden sind. Huch, ich seh grad, wie setze ich denn hier Bilder ein?

Mit den Friesen und dem eingestemmten Zapfen hats du völlig Recht - das kann ich den Türen genau so zuordnen. Allerdings habe ich keine Holznägel gefunden. Nur die Leisten sind mit kleinen Nägeln eingeschlagen. Vielleicht kannst du (oder ein anderer Profi hier) etwas auf den Bildern erkennen..........zumindest falls es mir gelingt hier welche einzustellen ;o)

Einen schönen Abend noch.....
Jasmin







 

edelres

ww-robinie
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Tueren verleimen

Hallo Jasmin,

der Zustand in welchem sich der Schrank befindet, laesst vermuten, dass diesser im Tauchverfahren abgelaugt wurde. Die Spaetfolgen sind dann dass wie an den Bildern sichtbar wurde, dass sich die Leimverbindungen loesen.

Ich wuerde die Zapfenbaender abschrauben, vielleicht laessen sich jetzt der Spalten an den Tueren schliessen. Die Tueren muessen, wie Gerhard schon anmerkte zerlegt und neu verleimt werden.

Ich gehe bei solchen Reparaturen folgendermassen vor. Ich markiere vor dem Zerlegen, die Teile der Tueren, so dass ich diese in der gleichen Reihenfolge spaeter wieder zusammensetzen kann. Ich reinige die Verbindungen Schlitz und Zapfen von altem Leim. Ich setze die Tueren wieder zusammen und pruefe wie die Teile zueinander passen. Hier pruefe ich ob sich die Tueren im Winkel befinden, dies ist auf der Anschlagseite besonders wichtig, auf der Schloss-seite muessen die Tueren dann korrigiert werden falls notwendig. Kleinere Winkelfehler fallen hier nicht so auf, da die Schlagleiste der Rechten Tuer dies verdeckt. Ist alles im Winkel zerlege ich die Tueren und verleime die Tueren, beim Zwingen der Verbinungen, darauf achten, dass die Tuern nicht verspannt werden.

Es gibt mehrere Moeglichkeitn die Tueren einzusetzen: Die Klammern/Beschlaege welche das Oberteil halten, soweit loesem, dass es sich anheben laesst, die Tuere mit dem Zapfenband unten einsetzen, oben leicht anheben, das Zapfenband oben einsetzen, an der Seite das Oberteile wieder befestigen an der rechten Tuer das gleiche.

Eine andere Moeglichkeit besteht darin, ein Zapfenband (unten oder oben) abschrauben, die Tuer dann mit dem nicht abgeschraubten Band einsetzen, das lose Zapfenband einsetzen und nun die Tuere in das Band schieben und wieder verschrauben.

Das Ganze laesst sich leichter ausfuehren als beschreiben.

Als Gedankenanstoss.

mfg

Ottmar

PS: Vielleicht fragst du einen Schreiner in deiner Nachbarschaft wieviel das Verleimen kostet.


 

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Hallo Ottmar,

vielen, vielen Dank für deine Antwort, besonders auch für deine anschauliche Darstellung, wie wir später die Türen wieder einsetzen können, denn das hatten wir schon mal zur Probe versucht und uns gefragt, welche Leiste (oben und unten) man am Schrank entfernen muss, damit man mit dem Stift an ihr vorbei kommt. Aber so wie du es beschreibst, klingt es viel plausibler und ist auch schonender für die Leisten des Schrankes ;o)

Wie er in diesen Zustand geriet, kann ich leider nicht sagen, denn wir haben ihn so erworben. Ich hatte mich gleich in diesen Schrank verguckt, weil er gradliniger ist und nicht so verschnörkelt, wie manch anderer Bauernschrank. Sicher ist er ein einfacheres Handwerksstück aus vergangener Zeit, aber es lohnt sich sicher ihn in einen wohnfertigen Zustand zu versetzen. Mir reichen (fast) schließende und wieder zu öffnende Türen voll und ganz ;o)

Einen Tischler oder Schreiner suchen wir hier gerade - ich hoffe, wir finden jemanden, der sich dieser Sache annehmen mag.

Viele Grüße
Jasmin oder Mina (mein Spitzname)
 

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Nettes Hallo an Alle,

ich weiß ja nicht, ob Rückmeldungen hier erwünscht/gewollt sind, aber vielleicht ist es ja für Jemanden interessant, der ein ähnliches Problem wie ich hatte und diesen Thread über die Suchfunktion findet.

Also ich habe einen sehr netten Schreinermeister -nur ein paar Strassen von unserem Haus entfernt- gefunden (die Welt ist echt klein ;o), diesem habe ich die Türen vorbei gefahren und er sah gleich kein Problem diese wieder zu richten. Das war vorgestern.
Heute früh bekam ich einen Anruf, dass die Türen (inklusive neuer Beschläge) fertig wären und er gleich mal den Schrank abholt, um beides in seiner Werkstatt wieder zusammen zu bringen.

Na ich hab' erst mal Bauklötzchen gestaunt.......mal so eben den schweren Schrank abholen, aber nun gut. 5 Minuten später war der gute Mann (plus Verstärkung) da und schwupp die wupp der Schrank in seinem Auto. Schon morgen bekomme ich ihn wieder zurück. Und das alles für knapp 60 Euro - da war ich dann echt baff, denn ich hatte mit weit mehr gerechnet.

Also es gibt sie noch, die netten Handwerker und ich freue mich jetzt auf meinen kompletten Schrank ;o)

Lieben Dank nochmal für die guten Tipps hier - dieses Forum ist wirklich sehr zu empfehlen.

Viele Grüße
Jasmin
 

derdad

Moderator
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Danke Jasmin für die Rückmeldung!
Da sieht man wieder, dass der "Tischler ums Eck" nicht nur aufs gute Geld aus ist (obwohl er ja auch von irgend etwas leben muss), sondern auch eine Freude hat ein schönes altes Möbelstück wieder auf Vordermann zu bringen.
Außerdem nehme ich an, wenn bei dir ein Auftrag ansteht der etwas mehr als 60 Euronen ausmacht, wirst du zuerst den netten Handwerker ums Eck fragen und nicht gleich ins Möbelhaus fahren :emoji_wink:)
viel Freude noch an deinem schönen Schrank
gerhard
 
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