Stühle reparieren

Bauermv2

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Hallo liebe Kollegen,

ich habe gerade den Auftrag erhalten 10 antike Stühle aufzubereiten.
D.h. reinigen, farbliche korrekturen, Holzabplatzer reparieren und Verbindungen nachleimen.
Das Nachleimen der Schlitz und Zapfen Verbindungen stellt sich doch schwieriger dar als ich dachte. Da die Sitzflächen (Rahmen auf Gehrung) voll auf die Zargen aufgeleimt sind kann ich die Verbindungen an den Stollen nicht ohne Beschädigung lösen um Leim neu aufzutragen.
Im Prinzip bräuchte ich eine Idee wie ich ausreichend Leim in die Verbindung pressen könnte. Über Andere Vorschläge denke ich auch gerne nach.

Gruß Manfred
 

flo20xe

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Ich behelfe mir bei sowas damit, dass ich einen möglichst dünnflüssigen PU-Leim (z.B. von Würth) nehme und diesen so gut es geht in die Ritzen bzw. Öffnungen fliesen lasse. Anschließend nehme ich eine Druckluftpistole und blase mit wenig Druck in die Öffnungen. Dabei verteilt sich der Leim. Ggf. die Anwendung wiederholen damit genügend Leim eingebracht wird. Vorher außenrum mit Malerkrepp abkleben.

Wir haben so schon zahlreiche Stühle repariert ohne sie komplett zu zerlegen. Bis jetzt noch keine Beanstandung dass die Reparatur nicht dauerhaft ist.

Viele Grüße,

Flo
 

Glismann

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Zur Apotheke gehen und eine Spritze mit entsprechender Nadel kaufen.
Für Leim nehme ich die dicken Nadeln.
 

Keilzink

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... wenn die wirklich "antik" sind, dann sind die mit einem Leim geleimt worden, der sich bei Wärmezufuhr löst. Methode könnte sein: feuchten Lappen um die Leimung wickeln, mit dem Warmluftgebläse dran, vorsichtig! Immer mal wackeln, ob sich was löst.
Wenn nicht: sind sie entweder nicht "antik" oder von einem "Restaurator" verhunzt worden - der was anderes als Knochen oder Fischleim verwendet hat.

Bin Amateur, schreibe das hier aber trotzdem: weil bei antikem Möbeln Pu-Leim absolut daneben ist - vor allem in Hinblick auf mögliche folgende Restaurierungen.

Andreas
 

uli2003

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Bin Amateur, schreibe das hier aber trotzdem: weil bei antikem Möbeln Pu-Leim absolut daneben ist - vor allem in Hinblick auf mögliche folgende Restaurierungen.

Hi Andreas, was ist denn mit den 'heutigen' Stühlen in 100 oder 200 Jahren? :emoji_slight_smile:
Dann sind die auch antik.

Spaß beiseite - das Problem kenne ich auch. Auch andere Leime lassen sich mit Spritze und Luft verteilen. Ganze Sitzflächen mit nassem Lappen und Fön zu lösen wird vermutlich mehr Schaden als Nutzen verursachen.

Grüße
Uli
 

K.-H. Krenn

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Kann Andreas nur beipflichten, es wäre ein Frevel antike Möbel z. B. mit
modernen Plastikleimen wie PVAC, noch schlimmer PU zu behandeln.
Stellen mit Heißluftgebläse anwärmen, heißen Glutinleim wie Knochen-oder
Hautleim in die offenen Fugen einfüllen. Dann Verbindungen mit Zwingen
sichern und ca. 30 Minuten warten bis der Leim geliert und kalt ist.
Nach diesem ersten Schritt können die Zwingen schon wieder abgenommen werden.
24 Stunden ruhen lassen und fertig. Vorausgesetzt auf den Verbindungen saß vorher
schon Glutinleim.
Viel Erfolg
 

flo20xe

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Ich bin bei meinem Post von einer "schreinermäßigen" Reparatur ausgegangen. Wenn die Stühle fachgerecht restauriert werden sollen, dann kann das ein entsprechend Kundiger gern so machen. Da zähle ich mich dann aber nicht dazu und nehme entsprechende Anfragen gar nicht an bzw. leite dann zu einem Restaurator weiter.

Wenn wir in der Werkstatt Stühle zum Richten bekommen, ist den Kunden normalerweise daran gelegen, den Stuhl zu einem vernünftigen Preis wieder instand gesetzt zu bekommen. Und bitte so, dass er nicht nach einem halben Jahr wieder zu wackeln anfängt. Das geht imho am besten mit PU-Leim.

Ob das Frevel ist oder nicht geht mir sonst wo vorbei, wirtschaftlich ist es jedenfalls meistens nur so möglich.
 

Keilzink

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Kann Andreas nur beipflichten, es wäre ein Frevel antike Möbel z. B. mit
modernen Plastikleimen wie PVAC, noch schlimmer PU zu behandeln.
Stellen mit Heißluftgebläse anwärmen, heißen Glutinleim wie Knochen-oder
Hautleim in die offenen Fugen einfüllen. Dann Verbindungen mit Zwingen
sichern und ca. 30 Minuten warten bis der Leim geliert und kalt ist.
Nach diesem ersten Schritt können die Zwingen schon wieder abgenommen werden.
24 Stunden ruhen lassen und fertig. Vorausgesetzt auf den Verbindungen saß vorher
schon Glutinleim.
Viel Erfolg

... oder dasselbe mit Fischleim. Da muss dann auch nicht erhitzt werden, der bindet kalt ab und verbindet sich klaglos auch mit Knochenleim- Resten. Ich habe damit die besten Erfahrungen gemacht.
Wo einem wirklich das Graussen kommen kann: wenn man an einem schönen und/oder wertvollen Stück Verbände lösen muss - und diese dabei zerstört werden müssen, weil jemand den falschen Leim reingespritzt hat.

BTW: Die allermeisten "Möbel von heute" werden in 100 oder 200 Jahren nicht mehr existieren. Entweder, weil sie aus Schredderholz gemacht wurden - oder, weil durch ungeeignete Leime eine Restaurierung unmöglich, zu teuer oder zu schwierig wird. :emoji_slight_smile:


Andreas
 

Besserwisser

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Also zunächst einmal gehören die Möbel ja immer jemandem, der damit auch machen kann, was er möchte. Und wenn der eine -weit günstigere- Instandsetzung mit modernen Mittel haben möchte, dann darf der das wollen. Das mag dem Einzelnen vielleicht als Frevel erscheinen.
Und selbst wenn der Besitzer sein Möbel quasi zerstören möchte, um eine Alltagstauglichkeit zu behalten, dann ist das OK. Ich hab mal nen Barcokschrank ziemlich zersäbelt, weil der Eigentümer da seinen neuen Fernseher reinpacken wollte. Sein Kommentar war: Mir doch egal, was nutzt mir der Schrank, wenn er im Keller steht, weil ich ihn nicht gebrauchen kann?
Recht hat er.

BTW: Die allermeisten "Möbel von heute" werden in 100 oder 200 Jahren nicht mehr existieren, weil sich die Moden und Bedürfnisse ändern.
 

Bauermv2

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danke für die zahlreichen Antworten.
Vielleicht sollte ich antik durch alt ersetzen. Die Stühle dürften 80-90 Jahre alt sein. Ich denke ich kann keinen Glutinleim erkennen.
Die Kundin wünschte aus Preisgründen auch keine Restauration sondern eine Reparatur vom Schreiner. Restaurieren könnte ich auch nicht.
Nachgeleimt wurde jetzt mit Pu und der Spritzenmethode.

Gruss Manfred
 

derdad

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Hallo Manfred!
Vielleicht hast du ein Bild von den Sesseln, dann kann ich evtl noch ein paar zusätzliche Hilfestellungen geben.
Eine Schnellvariante bei Sesseln die mit eingestemmten Zapfen hergestellt sind:
Die Zapfen der seitlichen, und der Vorder/Hinterzarge treffen sich jeweils im Fuß auf Gehrung.
Ich Bohre von Innen 2 Löcher pro Fuß. Jeweils Knapp neben der Zarge angesetzt (soweit man eben mit dem Bohrfutter ran kommt) in Richtung der Gehrung (Zapfentreffpunkt).
Ein scharfer Bohrer Vorausgesetzt, spürt man, wenn man in die Luft zwischen den Zapfen trifft.
Jetzt richte ich mir gleich zwei entsprechende Dübel und einen Hammer her.
Dann spritze ich zuerst etwas Wasser (das ich einziehen lasse), und gleich anschließend PU Leim in ein Loch. So viel, dass der Leim beim zweiten Loch wieder herauskommt.
Jetzt die Dübel nachschlagen. Die Dübel komprimieren jetzt den leim, und er kriecht in alle Ritzen.
Wenn man es richtig gemacht hat, quillt der Leim mit der Zeit stellenweise leicht bei den Fugen heraus.
Ah, Ja. Bevor ich mit dem ganzen Prozedere beginne, spanne ich den Sessel mit Spanngurten (oder Zwingen) zusammen.
Leim trocknen lassen. Wegschneiden. Passt.
Beim ersten mal ist es Empfehlenswert, ein bisschen zu kontrollieren, damit der Leim nicht die Oberfläche des guten Stücks versaut.

lg
gerhard
 

Bauermv2

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Hallo Gerhard,
danke für den Tip. Genau so wie du es beschreibst bin ich vorgegangen. Bohrloch so gross dass die Spritze ohne Kanüle genau passt, Leim hineinpressen und mit Dübel verschließen.

Gruss Manfred
 

Mitglied 30872

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Hallo Gerhard,
das ist ja 'ne richtige Operation. Ich habe auch so einen Patienten hier, der nachgeleimt werden müsste (Rabenauer Stuhlbau). Welche Art von Dübeln nutzt Du dabei? Prinzipiell würden ja Zahnstocher dafür genügen, da ja auch die Kanülen recht dünn sind. Oder machst Du das wie Manfred ohne Kanüle?
 

welaloba

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Hallo Stühlereparierer, ich habe Gerhards Beitrag gelesen, ist ja spannend mit dem PU. Ich bevorzuge an der Stelle Fischleim für die identische Aktion: bohren, Leim einfüllen und verdübeln.
Bei Rabenauer Stühlen kann man meistens, wenn nicht schon mal nachgeleimt wurde, die Sitze abnehmen - sachte bis herzhafte Hammerschläge mit passender Zulage sind erforderlich. Wenn der Sitz ab ist, kann man auch noch von anderen Stellen Leimeinfüll-Löcher bohren oder aber lose Verbindungen vollends lösen, asuseinandernehmen und neu verleimen. Alles kein Hexenwerk.
Gruß Werner
PS: Die Löcher sollten natürlich dem Dübel angepasst sein, in der Regel reichen 5 mm - 6 mm geht auch noch.
 

derdad

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Einen schönen Abend zusammen!
Fischleim habe ich noch nicht ausprobiert. Werd ich demnächst versuchen. Ist sicherlich bei wirklich historischer Restaurierung die ideale Lösung. Denn da hat ein PU-Leim wirklich nichts verloren.

lg
gerhard
 

Keilzink

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... dann nimm "Kanadischen Fischleim". Ist das beste, was mir je untergekommen ist. Schlägt viele moderne Leime um Längen.

Andreas

PS: Das sage ich jetzt als Handwerker - nicht als Schreiner, sondern in einem anderen Fach. Es gibt so etwas wie "Handwerklichkeit". Das bedeutet, man weiss wie es geht und was nicht geht. Und das bedeutet: man hält sich dran.

Wenn man bei den Schreinern meint, sich nach Belieben darüber hinwegsetzen zu können, ist das ein Problem der Schreinerzunft. In meinem Bereich hätte ich sowas nie zugelassen.

Andreas
 

derdad

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... wenn die wirklich "antik" sind, dann sind die mit einem Leim geleimt worden, der sich bei Wärmezufuhr löst. Methode könnte sein: feuchten Lappen um die Leimung wickeln, mit dem Warmluftgebläse dran, vorsichtig! Immer mal wackeln, ob sich was löst.
Wenn nicht: sind sie entweder nicht "antik" oder von einem "Restaurator" verhunzt worden - der was anderes als Knochen oder Fischleim verwendet hat.

Bin Amateur, schreibe das hier aber trotzdem: weil bei antikem Möbeln Pu-Leim absolut daneben ist - vor allem in Hinblick auf mögliche folgende Restaurierungen.

Andreas

Hallo Andreas,
ich habe es bis jetzt noch nicht geschafft eine Stuhlfuss-Zargen Konstruktion mit gestemmtem Zapfen mit feuchtem Tuch/Wärme zu lösen.
Wenig Wärme------ tut sich nichts
Viel Wärme-------da ist vorher die Oberfläche kaputt.

Ich geb dir aber Recht. Bei echten "Persönlichkeiten" arbeitet man wie es sich gehört.
lg
gerhard
 

uli2003

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Grundsätzlich bin ich ja auch der Meinung, dass wertvolle Stücke mit 'originalen' Leimen verleimt werden sollen.

Der Kunde ist jedoch König, ich lebe von dem, was die Arbeit einbringt, und wenn der Kunde mir sagt: 'Mach fertig, Hauptsache hält und kostet nicht viel' dann mache ich das, und wenn es mit PU ist.
Ich schicke den Kunden nicht weg, und äußere mein schlechtes Gewissen. Und ich setze mich da auch keine 2 Stunden ran, um nachher eine Stunde bezahlt zu bekommen.

Frevel hin oder her. Ein Hinweis auf die nicht authentische Vorgehensweise ist sicherlich angebracht, das steht außer Frage.

Grüße
Uli
 

K.-H. Krenn

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Ich bin bei meinem Post von einer "schreinermäßigen" Reparatur ausgegangen. Wenn die Stühle fachgerecht restauriert werden sollen, dann kann das ein entsprechend Kundiger gern so machen. Da zähle ich mich dann aber nicht dazu und nehme entsprechende Anfragen gar nicht an bzw. leite dann zu einem Restaurator weiter.

Wenn wir in der Werkstatt Stühle zum Richten bekommen, ist den Kunden normalerweise daran gelegen, den Stuhl zu einem vernünftigen Preis wieder instand gesetzt zu bekommen. Und bitte so, dass er nicht nach einem halben Jahr wieder zu wackeln anfängt. Das geht imho am besten mit PU-Leim.

Ob das Frevel ist oder nicht geht mir sonst wo vorbei, wirtschaftlich ist es jedenfalls meistens nur so möglich.

Mit Glutinleim dauert die Reparatur auch nicht länger als mit den modernen Leimen,
es ist wirklich kein Hexenwerk.Diese halten genauso fest, was Jahrhunderte gut war, bei den Neuen hat man noch keine Langzeiterfahrung. Was die Wirtschaftlichkeit angeht, ein Kilo Knochenleim 1 : 3 in Wasser aufgelöst kostet ungefähr 2 Euro.
Zu diesem Preis bekommt man keinen modernen Leim.
 

flo20xe

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Wie in meinem zitierten Post ja ersichtlich ist, teile ich dem Kunden ja mit, wenn ich mich fachlich nicht dazu in der Lage fühle, die Reparatur bzw. dann ja eher die Restaurierung ordentlich auszuführen.

Bei wertvollen Stücken bin ich ja auch der Meinung dass das ein Fachmann für so etwas machen soll.

Insofern verstehe ich die Aussage von Keilzink auch nicht.

Der Aussage von Uli ist so nichts hinzuzufügen.

Viele Grüße,

Flo
 

uli2003

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Sicherlich ist eine Reparatur mit Knochenleim gut und haltbar.

Länger dauert sie gewiss, denn ich habe gar keinen da. Den müsste ich erst besorgen und zubereiten. Für jeden Stuhl, denn für etwas anderes hätte ich keine Verwendung.

Weißleim und PU sind immer griffbereit. Ich vermute bei 99% meiner Kollegen ist das so.

Dann stellt sich immer die Frage wann ein Stuhl historisch wertvoll ist. Mit Stühlen hab ich schon die dollsten Sachen erlebt. :emoji_slight_smile:
In den wirklich allermeisten Fällen muss erst mal Haushaltskleber wie UHU, Pattex und Co weggepopelt werden. Dann Winkel, Nägel, Schrauben, von allen Seiten irgendwo in die Verbindung gebastelt.

Und ganz zum Schluss soll der Tischler das dann richten, das gute, alte, wertvolle Stück :emoji_slight_smile:

Grüße
Uli
 

Keilzink

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... jeder, der antike oder auch nur alte Stücke restauriert, hat das Problem, dass da vorher mit untauglichen bis untauglichsten Mittelen rumgepfuscht wurde. Ich habe gerade eine fast museale Jugenstil-Anrichte 100 Gramm leichter gemacht - in Form moderner Nägel! Die ursprünglich gewichst war, was aber irgendeinen Pinselschwinger nicht daran gehindert hat, da auch noch eine Schicht Schellack drüberzuschmieren.

Gut, das akzeptiere ich, Pfusch ist Trumpf und halt der Normalfall, wenn Menschen etwas tun, von dem sie keine Ahnung haben - aus welchen Gründen auch immer.

Aber einer, der einen Handwerkstitel hat, tut doch so was nicht -oder? Oder doch, wenn der König Kunde das verlangt? Barock-Schränke "zersäbeln", damit die Glotze reinpasst? (wenns mal Barock war und nicht Neo - aber was solls)

Andreas
 

derdad

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... jeder, der antike oder auch nur alte Stücke restauriert, hat das Problem, dass da vorher mit untauglichen bis untauglichsten Mittelen rumgepfuscht wurde. Ich habe gerade eine fast museale Jugenstil-Anrichte 100 Gramm leichter gemacht - in Form moderner Nägel! Die ursprünglich gewichst war, was aber irgendeinen Pinselschwinger nicht daran gehindert hat, da auch noch eine Schicht Schellack drüberzuschmieren.

Gut, das akzeptiere ich, Pfusch ist Trumpf und halt der Normalfall, wenn Menschen etwas tun, von dem sie keine Ahnung haben - aus welchen Gründen auch immer.

Aber einer, der einen Handwerkstitel hat, tut doch so was nicht -oder? Oder doch, wenn der König Kunde das verlangt? Barock-Schränke "zersäbeln", damit die Glotze reinpasst? (wenns mal Barock war und nicht Neo - aber was solls)

Andreas

Guten Morgen!
Ich meine, da sollte man schon ein bisschen unterscheiden. Bei einem 0815 Gründerzeit Möbel, die z.T. schon industriell gefertigt wurden, wird es sicher nicht das große Verbrechen sein, wenn ich Verbindungen nicht in Originaltechnik wieder Herstelle. Das ist sicherlich besser, als das gute Stück landet auf dem Sperrmüll, weil es nicht mehr verwendbar ist, und die Reparatur im Original dem Besitzer zu teuer.
Ist der "Patient" jedoch wirklich eine Antiquität die diesen Namen auch verdient, dann pflichte ich Andreas bei.

lg
Gerhard

P.S.: Dieses Thema wird jedoch immer zu einem Glaubenskrieg führen. Wie so viele Themen in diesem Forum.
 

uli2003

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Aber einer, der einen Handwerkstitel hat, tut doch so was nicht -oder? Oder doch, wenn der König Kunde das verlangt? Barock-Schränke "zersäbeln", damit die Glotze reinpasst?

Das ist eine gute Frage. :emoji_slight_smile:
Mal ehrlich - wem gehört denn das Möbel? Wer hat die Rechte daran?

Also: Wenn ich als Kunde antike Stühle zu Hockern verarbeitet haben möchte, gehe zu einem Schreiner und bitte ihn die Lehnen abzuschneiden - dann hat er diese Arbeit auch zu machen.
Natürlich wird oder muss er sogar auf diesen Frevel hinweisen, aber damit ist es auch genug.

Aus ethischen Gründen ablehnen würde ICH das nicht.

Wenn ein Kunde absolut keine Ahnung von Techniken hat, aber wertvolle alte Möbel die er erhalten und repariert haben möchte, ist es natürlich verpflichtend dem Möbel entsprechend vorzugehen. Aber dann wird in der Regel auch vorher über die Kosten dafür gesprochen.

You get what you pay for.

Grüße
Uli
 
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