Schubkasten Hinterstück geschwalbt!? "Fachlich richtig?"

andreas26810

ww-pappel
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Guten Abend werte Gemeinde,
Eine Frage, die sich nicht (zufriedenstellend) beantworten ließ, treibt mich her. Ich selbst bin noch in der Lehre, vorher in anderen Gewerken tätig und 25 Jahre alt.
Soviel zu mir, nun meine eigentlich Frage/Problem: 2 konträre Meinungen (Lehrer und Meister :eek: ) Wer welche vertritt ist hierbei unerheblich, mein Problem ist nur das beide das andere als gänzlich falsch abhaken.

Pos.: A ist Vorder u Hinterstück Zinken weil "anders hab ich das noch nie gesehen!"

Pos.: B Hinterstück die Schwalben "verhindert ein Hohlwerden der Seiten,eine zugfeste Verbindung brauchen wir nur vorne und ein besserer Lauf ist auch bei größerem Schwinden o Quellen gewährleistet.

Irgendwie macht B Sinn. Fach und Konstruktionsbücher (Nutsch) zeigen und nennen aber ausschliesslich Variante A.
...und um die Verwirrung komplett zu machen gibts dann aber doch eine beträchtliche Anzahl an antiken Schubladen die der Konstruktion B entsprechen:rolleyes::emoji_grin:

Meine Gedanken tendierten ja rund um "beides richtig" und das B einfach nicht mehr zeitgemäß, da nicht erforderlich ist (konstantere Wohnraumtemperaturen also warum 2 Maße?)...Es wäre aber dann dennoch fachlich richtig gelöst, wenn denn so konstruiert?!

Was ist nun richtig, was falsch:emoji_slight_smile:?
 

benben

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Hallo,

muss ehrlich sagen dss ich nur die eine Variante kenne. Habe das auch bei alten Möbeln noch nicht gesehen. Regt aber schon zum Nachdenken an.
Ist aber beim Verleimen auch schwieriger.:confused:

Bin mal gespannt was die anderen so meinen, ich für mich werde wohl bei der bekannten Methode bleiben.

Gruss
Ben
 

Sägenbremser

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Hallo Andreas

die Variante B wurde wirklich vor langer
Zeit auch verwendet. Bei leichten Zügen
auch nicht ganz verkehrt, aber in der Ver-
leimung etwas diffiziler. Mir wäre schon das
Anreisen der Verbinder zu umständlich, da ja
auch noch der eingenutete Boden keine
offenen Nuten zeigen sollte.

Beim maschinellen Zinken ist das natürlich
noch umständlicher zu handhaben.

Bei wirklich belasteten Auszügen, wie Werk-
zeugschränken ist die Variante auch nicht
wirklich sinnführend, da werden die Hinter-
stücke nur zu leicht rausgedrückt.

LG Harald
 

Mister G

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Ich kenne auch nur Version A.

Pos.: B Hinterstück die Schwalben "verhindert ein Hohlwerden der Seiten,eine zugfeste Verbindung brauchen wir nur vorne und ein besserer Lauf ist auch bei größerem Schwinden o Quellen gewährleistet.

Ich würde sagen: wenn ein Schubkasten so stark quillt oder schwindet, dann war die Holzauswahl mangelhaft.
 

ChrisOL

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Hallo,

ich habe gerade mal ein paar Bücher durchgeschaut, in keinem konnte ich Variante B finden.

Quellen:
Spannagel
Erich Brüggemann - das große Schreinerbuch
David Charlesworth's - Furniture Making Techniques Volume two

Nicht das diese Bücher vollkommen korrekt sind, aber die basieren alle auf Ausarbeitungen von erfahrenen Tischlern. Gerade Leher mögen doch den Beleg anhand von Quellen.

Grüße
Christoph
 

Keilzink

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.-.. ich hab hier mehrere Möbel um 1900 und auch etwas früher stehen. Alle Schubkästen haben vorne und hinten Schwalbenschwänze - vorne verdeckte, hinten offene. Die Möbel waren in sehr unterschiedlichen Zuständen, als ich sie gekauft habe, und ich musste viel restaurieren - aber ich musste kaum mal was machen an den Schubfächern - einmal ein geschwundener Boden, das wars aber auch schon. Kein Verzug, und alle liefen von vorne herein ohne Probleme.

Andreas
 

uli2003

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Variante B ist falsch. Gesehen habe ich das schon bei Prüfungen & Gesellenstücken :emoji_grin:
Welchen Vorteil das beim Schwund haben soll, erschließt sich mir nicht.

Der Grund ist einfach:
Schwalbenschwanz-Zinkungen wurden nicht aus dekorativen, sondern funktionellen Gründen 'erfunden', auch aus der Not mangelnder Klebemöglichkeiten.
Oft wurden die Kästen gar nicht verleimt, sondern stramm zusammengedrückt - manchmal ein Nägelchen dabei. In der Variante B würde sich das Hinterstück lösen.
Zinkungen wurden auch nie probeweise zusammengesteckt. :emoji_slight_smile:
Das ist mir auch heute noch ein Dorn im Auge. Dieses Hin- und Herbiegen einer schlecht ausgearbeiteten Zinkung macht das Ergebnis am Ende noch schlechter.

Grüße
Uli
 

ölfisch

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Hallo,

Variante B ist mir nicht bekannt.
Ein Gegenargument zu B ist das am hinten leicht überstehenden Seitenstück der Schubkasten zu stoppen ist. Wenn nun rutschige Sachen im SK sind und mit Schwung geschlossen wird klatschen die Sachen gegen das Hinterstück und lösen es. Zum anderen können sich bei (über-) voll beladenen Schubkästen Sachen am darüber liegenden Laufrahmen verhaken. Das drückt dann beim öffnen wieder gegen das Hinterstück.
Leider erfahre ich das fast täglich. Einer unserer Werkstattschränke hat Fingerzinken, durch die unpflegliche Überbeladung haben sich schon einige Hinterstücke und Vorderstücke verabschiedet. :emoji_wink:
Wobei das bei Variante B nur hinten passiert.

Insgesamt ist bei den heutigen Leimen ein Lösen im "Normalbetrieb" eh unwahrscheinlich.

PS: ich werde bei alten Möbeln mal darauf achten ob ich Variante B finde.


Zinkungen wurden auch nie probeweise zusammengesteckt. :emoji_slight_smile:
Das ist mir auch heute noch ein Dorn im Auge. Dieses Hin- und Herbiegen einer schlecht ausgearbeiteten Zinkung macht das Ergebnis am Ende noch schlechter.

Daumen hoch!

Gruß M.
 

Besserwisser

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Ich will mich Uli vollumfänglich anschliessen.
Mister Gs Einwand teile ich auch 100%.
 

derdad

Moderator
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Hallo zusammen!
Mir war bis jetzt auch nur Variante A bekannt. Bei Gesellen- oder Meisterprüfung würde man höchstwahrscheinlich mit Variante B durchsausen.
Ich kenne zwar die alten Techniken ziemlich gut, bin jedoch nicht so vermessen um zu sagen, nur diese alten, traditionellen Varianten sind das A und O. All unser heutiges Handwerkswissen hat sich im Laufe der Zeit entwickelt, und wurde aus der Praxis geboren. Zinken sind nicht entstanden "nur will sie so schön sind" sondern weil es eine Verbindung war die gehalten hat, auch wenn die Verleimung nicht optimal war. Fingerzinken, z.B., wären in früheren Zeiten kaum möglich gewesen. Bei den heutigen Leimen sind sie kein Problem. Eine Gratleiste war früher so ziemlich die einzige Möglichkeit, eine größere Holzfläche gerade zu halten. Heutzutage haben wir dafür verschiedene Varianten. Mit unseren heutigen Schrauben kann man Eckverbindungen herstellen, die gleichwertig (oder sagen wir beinahe gleichwertig- um keine Diskussion mit Traditionalisten anzufangen) sind, wie so manche alte Holzverbindung. Früher war Schrauben beinahe unmöglich (und die Schrauben selbst sauteuer).
Deshalb ist auch die Erklärung zu Variante B nicht ganz von der Hand zu weisen und "nicht grundsätzlich falsch".
Unsere alte Tischlertradition ist schön, man darf aber nicht vergessen, so manches hin und wieder zu hinterfragen.

in diesem Sinne
gerhard
 

beppob

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grüß euch zusammen,

als mir in der lehre das zinken gezeigt wurde schwirrte der Seniorchef noch in der Werkstatt rum, der wäre heute schon gut über 100 jahre alt und hat damals sogar noch erzählt, wie er mit fußantrieb gedrechselt hat, der war echt noch vom alten schlag :emoji_wink: aber von variante b hat selbst der nie was verlauten lassen und der gab immer seinen Senf dazu, wenn mir der Juniorchef was erklärt hat :rolleyes:
 
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