Schreibtisch - Tischauflage Stoff?

gleiter

ww-robinie
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Grüßt Euch!

Ich habe ein böse mißhandeltes Stück zum Herrichten bekommen.

Die Einlage ist ein recht festes Leinen (vermute ich mal), könnte es sein dass das mal Samt war und der Flor über die Jahre verschwunden ist? Dafür würde sprechen dass die Einlage nicht bündig mit dem Rahmen ist, sie liegt einen guten mm unterhalb.

Falls Samt: Gibt es da spezielle Stoffe für diesen Zweck?

Einleimen mit Fischleim, richtig?

Alternativ darf ich auch - wenn ich will - eine Lederdecke einbauen. Ist das mit diesem Möbel verträglich im Sinne von - ja, geht auch?

Am Aufsatz ist ziemlich herumgepfuscht worden, Reste eines Anbaues in der Mitte lassen sich noch erkennen. Wißt Ihr wie so ein Anbau mal ausgesehen haben könnte?

Und zu guter Letzt: Könnt Ihr dieses Möbel irgendwie zeitlich und räumlich einordnen?

Die Beine sind rund gedrechselt mit ein paar Abstufungen ähnlich wie die kurzen Beine des Aufsatzes und mittels Holzgewinde eingedreht.

Dank und Gruß, André.
 

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welaloba

ww-robinie
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Hallo André,
Samt ist als Schreibunterlage nicht so prickelnd. Das sieht man eher bei Spieltischen.
Schau doch mal, ob du rotes Leder bekommst. Das kann man ebenfalls mit Fischleim einleimen. Das Teil ist eindeutig Gründerzeit / Historismus, um 1880 - 1900.
Mit Holzgewinde eingedrehte Beine sprechen für ein ehemals qualitätsvolles Möbel. Hast du die fehlenden Schübe?
Ganz obendrauf kann ich mir nicht noch einen Kasten vorstellen. Eher ist das Geländer mal durchgegangen. Das würde ich versuchen so wiederherzustellen.
Wenn das Leder von der Höhe nicht reicht, kann man eine dünne Pappe unterlegen - beispielsweise.
Gruß Werner
 

gleiter

ww-robinie
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Danke Euch.

Also doch "nur" eine Leinenauflage. Das gefällt mir nicht, nicht zuletzt wegen der Stufe.

Wenn Leder kein no-no für diesen Schreibtisch ist wird es eben Leder werden.

@ Werner: Danke für die Klassifikation.

Schau Dir das dritte Bild genauer an, da ist deutlich zu sehen dass da mal was eingearbeitet war. Ist aber nicht weiter Theama, da soll ich nichts neu dazu bauen - es hat mich einfach nur interessiert was da gewesen sein könnte. Auf jeden Fall mit der gleichen Reling wie an den Ecken weil zwei Stücke recht stümperhaft zurecht "genagt" wurden um eine durchgehende Reling zu schaffen, auch wenn die Teile nie verbunden wurden.

Die fehlenden Schübe gibt es und die Verarbeitungsqualität ist in der Tat sehr gut.

Dank und Gruß, André.
 

gleiter

ww-robinie
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Hochheb. :emoji_slight_smile:

Hab' nun ein schönes Stück Leder für die Einlage gefunden. Dazu die Frage wie es einzubauen sei.

Ich hätte es exakt zugeschnitten und eingeleimt, der Händler allerdings meinte dass ich es mit so viel Zug wie möglich einleimen soll - da geht natürlich kein Zuschneiden.

Was nun?

Wenn ich es auf Zug einleime kann ich es wohl erst nachträglich "scharf" schneiden, und in diesem Bereich ist natürlich auch kein Leim.

Das Leder selbst ist ein Möbelleder, ca. 1,5 mm stark.

Einleimen möchte ich mit Fischleim.

Zweite Frage zur Reling: Die ist ja wohl aus verschieden langen Einzelteilen zusammen gestückelt, war nie verleimt oder sonst wie verbunden.

Was nun hier?

Versuchen die Einzelteile irgend wie zusammen zu fügen oder die beiden Leisten oben und unten neu herstellen?

Was sagen die Restauratoren dazu? Originalsubstanz auf jeden Fall erhalten, in diesem Falle mit Abstrichen an die Optik, oder doch lieber Neuteile verbauen?

Der Kundin ist es egal.

Danke schon mal und Gruß, André.
 

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welaloba

ww-robinie
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Grüß dich André, wenn es der Kundin egal ist und ich einen Aesthetenanspruch hätte und den Restaurator vernachlässigte, dann würde ich die beiden Leisten neu machen und so altern, dass sie einen nicht als neu anspringen. Die Frage ist da wohl, ob die Aktion ins Budget passt. Das Leder mit viel Zug einleimen ist was für Künstler. Die Frage wäre doch, ob es sich schön plan legt ohne Ziehen. Das sehe ich von hier nicht. Wenns dünn genug ist, auf Pappe leimen - am schönsten mit Umschlag - und den Umschlag leicht in die Fläche einfräsen (Bei der Furnierkante) Ist ein schwerer Eingriff. Also am besten das Leder einfach einleimen und anwalzen - vorher üben, es gibt bestimmt einen Rest. Bisschen Kante schneiden mit Stahllineal und Skalpell gelingt dir sicher. Nachleimen ist problemlos mit Fischleim wg. wasserlöslich.
Gruß Werner
PS: Die Sache mit dem Aufsatz ganz oben könnte ja doch so gewesen sein - grübel - aber das Furnier geht durch?? Glück gehabt.
 

gleiter

ww-robinie
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Hallo Werner!

Ergo habe ich den Ästheten raus hängen lassen, das Ergebnis gefällt ganz gut. :emoji_grin:

Das Leder liegt sehr plan, füllt aber von der Höhe den vorhandenen Platz aus - also nix mit Karton unterleimen.

Und Umschlagen und Einfräsen - nein, das will ich nicht machen.

Das Furnier am Aufsatz ist zwar durchgehend, allerdings eben unterbrochen wegen der Aufsatzwände.

Danke für Deine Geduld und Gruß, André.

Tante Edit meint noch hinzufügen zu wollen dass die Kundin mit der neuen Lösung sehr einverstanden ist, und das ist ja wohl das Wichtigste. André.
 

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gleiter

ww-robinie
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Gut, so weit ist das Möbel fertig gestellt. Fehlt noch die Ledereinlage.

Im angehängten Bild ist recht deutlich zu sehen dass die alte Einlage wohl nur am Rand geklebt war - kann ich das auch für's Leder so handhaben?

Weiters: Mein Fischleim ist inzwischen recht zäh geworden - beim Verleimen der Reling war's irgendwann fast wie "Asterix bei den Schweizern" / Fondue-Orgie, weit fort geschritten, wer's kennt... :emoji_grin:

Kann man Fischleim mit Wasser verdünnen?

Und wenn ja - in welchem Verhältnis auf dass eine ausreichende Klebekraft für diesen Zweck gewährleistet ist?

Dank und Gruß, André.
 

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welaloba

ww-robinie
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Fesch schaut er aus, dein Schreibtisch.
Hast du die langen Stäbe fürs Geländer neu gemacht?
Der Leim - hat er kalt gestanden? Dass der dick wird hab ich noch nie gesehen. Und ja, man kann ihn mit Wasser verdünnen. Mit kleiner Menge probieren, Wasser in Leim, viel rühren, Zimmertemperatur.
Gruß Werner
Zum Leder aufleimen reicht ein dünner Auftrag mit feinem Zahnspachtel. Von der Mitte her die Luft rausrollen mit Gummiwalze.
 

Markus2000

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Wenn Du das Leder auf zug ein leimen willst, würde ich folgendes mal testen, nimm das lichte Maß wo das Leder eingeleimt werden soll, schneide Dir dann ein Platte zu minus deiner Lederstärke und spann das Leder mit den Gesicht nach oben auf deine Platte und fixiere es mit Klammern von hinten so das es schön straff ist.
Leime dann die Unterseite vom Leder ein und leg es in den Ausschnitt und beschwere es dann von oben.
Soweit zu Theorie:emoji_slight_smile:

gruß
 

bello

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Hallo,

wenn Du das Leder vollflächig aufklebst - ich verwende für so etwas Buchbinderleim - dann musst Du während des Trocknens auf dieses Teil Druck ausüben. Ich lege dann eine Platte auf und beschwere diese mit Bleigewichten o.ä.

Gruß
 

gleiter

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Danke Euch.

Werkstatt auf knapp 30° C aufgeheizt.

Der entscheidende Tip kam vom Werner - ein ganz dickes Danke dafür. Leim verdünnt und mit dem feinen Zahnspachtel aufgetragen.

Mein Lösungsansatz: Eine exakte Schablone aus dünnem Karton gefertigt, dannach eine dünne Sperrholzplatte geschnitten, die war die Schneidehilfe für's Leder.

Leder ins Leimbett gelegt und in Form geschoben. Erst mal mit einer Schaumstoffwalze angedrückt und dabei die Luftblasen nach aussen geschoben, dann mit einer Hartholzwalze und viel Druck nachgearbeitet.

Der Fischleim hat fast sofort angezogen, eine Viertel Stunde lang habe ich noch mit einem weichen Tuch per Hand die Fläche ab und an abgerieben.

Schaut sehr gut aus, bleibt hoffentlich auch so.

Buchbinder- oder Weißleim wollte ich mit voller Absicht NICHT verwenden, Intention war dass dieser Eingriff relativ leicht reversibel sein soll.

@ Werner: Ja, die langen Stäbe sind "neu".

Dank und Gruß, André.

Tante Edit fügt noch zwei Bilder ein, das Eine komplett (die Einlage auf dem Oberbau ist lediglich gelegt), das Zweite speziell für Dich, Werner. :emoji_wink: Ist wohl sehr gut zu sehen, die Reste des Aufsatzes.
 

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