Hallo davanti,
Die Voraussetzungen fuer Schleiflack sind, dass dieser wirklich hart durchgetrocknet ist, dies Kann je nach Lackbindung des Bernsteins 3 Monate dauern.
Ich schleife mit 400er Schleifpapier nass in nass, mit aufgespruehtem Oelfarbverdunner/Testbenzin, das Schleifpapier um einen Korkklotz gewickelt, vor. In dieser Phase schleife ich die gegen das Licht sichtbaren Unebenheiten aus.
Als naechstes schleife ich mit 600er dann 1000er nass weiter.
Nun verwende ich Bims, die feinste Koernung wird hier mit 5 fffff bezeichnet, ist in den Zahnpasten fuer extraweisse Z
ne enthalten.
Ich pudere den Bims auf die nasse Flaeche auf, und mit einem Stueck Filz auf einem Holzklotz befestigt, schleife ich mit geraden Strichen, die Flaeche in einer Richtung, dann in der entgegengesetzten Richtung, nun stellt sich nach Abwischen mit Papierhandtuechern schon ein seidiger Glanz ein, dies wiederhole ich bis ich einen gleichmaessigen Eindruck/Glanz auf der Oberflaeche erreicht habe.
Jetzt wasche ich die gesamte Oberflaeche sorgfaeltig mit Testbenzin und trockne mit Papierhandtuechern ab um jegliche Bimsreste zu entfernen. Ich wechsle nun die Kleider. Fuer die Endpolitur, trage ich eine Frottestirnband, wie die Tennisspieller. Damit verhindere ich dass Schweisstropfen auf die Oberflaeche fallen, welche sonst matte Flecken verursachen.
Nun spruehe ich die Oberflaeche wieder mit Testbenzin nass und Staube Tripel(*) auf. Mit Watte fuer die Autopflege reibe ich in kreisenden oder 8foermigen Bewegungen die Oberflaeche ab,ich wechsle die Polierrichtung, indem ich das zu polierende Stueck um 180° drehe oder ich wechsle auf die entgegengesetzte Seite. Nach 3 Poliervorgaengen, reibe ich an einigen Stellen mit Polierwatte ab um den Polierfortschritt zu pruefen.
Dies wiederhole ich bis die Obeflaeche gleichmassig glaenzend erscheint.
(*)Da ich dem hier angebotenen Tripel nicht traue, (wer weiss wo der herkommt) verwende ich Ceriumoxid, welches fuer die Glaspolitur verwendet wird. Doch sollte Tripel aus dem Fachhandel in D kein Problem sein.
Soll die Oberflaeche matt glaenzen, staube ich Bims auf die nasse Oberflaeche, und burste mit eine harten Haarbuerste in Langen Strichen die Oberflaeche ab. Der Matteffeckt laesst sich durch die Wahl einer groeberen Bimskoernung(3fff) bis stumpfmatt fortsetzen. Ein sehr bemerkenswerter Effekt, laesst sich erzielen, wenn z. B. der Rahmen mantt und die Fuellung glanzpoliert wird. Bei Bilderrahmen, gibt der Mattefekt der Zierleiste eine bessere Wirkung.
Ich kenne die heute angebotenen Bernsteinlacke nicht, meine Erfahrungen damit liegen ca 50 Jahre zurueck. Der damals verwendete Lack stammte von meinem Mentor und war vor dem zweiten Weltkrieg hergestellt. Das oben beschriebene Verfahren klapp so ziemlich auf allen hart austrocknenden (mehr sproeden) Lacken. Wichtig ist dabei wie schon erw
nt, dass der Lack aus/durchgetrocknet ist und viel Geduld und Ausdauer.
Zum Auftragen des Lackes verwende ich einen guten Lackierpinsel, meinen Lackpinsel verwende ich schon ca 30+ Jahre und wasche diesen, nach jedem Arbeitsschritt aus, nach Beendigung der Arbeit, wasche ich den Pinsel erst sorgfaeltig mit Lackverduenner aus, dann mit Kernseifenlauge, nun schleudere ich alle Feuchtigkeit aus und lasse den Pinsel an der Luft trocknen, ist er trocken, rolle ich den Pinsel in mehrere Lagen braunes Packpapier ein, so dass die Borsten geschuetzt sind, das Papier deckt ca 5 cm ueber die Borsten und ich lasse es offen. Der Papierwickel soll/muss so steif sein das die Borsten nicht geknickt werden koennen und muss gegen Aufrollen mit einem Klebestreifen gesichert werden (keinn Gummiband verwenden).
Die Konsistenz des Lackes sollte so eingestellt sein, dass die Pinselstriche zufliessen. Ich vermeide nochmals mit dem Pinsel ueber den feuchten Lack zu fahren, sondern trage den Lack zuegig Strich an Strich auf.
Lackieren mit dem Pinsel ist nach meiner Ansicht eine ausgestorbene Kunst, welche ich nicht beherrsche. Ich lernte von einem alten Lackierer die Grundbegriffe, doch fehlt mir die Uebung und kaum Nachfrage. Bei Schleiflack ist das nicht so wichtig, da man einen weiteren Lackauftrag aufbringen kann und hinterher dann alles glatt schleift.
Zu deiner Posting bezueglich Firnis, sowie Literatur, ueber Lackieren, da habe ich bis jetzt kaum verwertbares gefunden. Vor 1900 durfte nichts darueber geschrieben werden fiel unter Zunftgeheimnis. Sporatisch taucht in der Fachliteratur zwischen den beiden Weltkriegen verschiedenes bezueglich Lackieren auf, von Fachlehrern beschrieben nicht von Lackierern. Durch das Aufkommen der Spritzlackiertechnik und neuer schnell trocknender Lackarten, ist die Lackierung mit Pinsel verschwunden.
Als Gedankenanstoss.
mfg
Ottmar
PS: Es ist fuer mich viel einfacher eine solche Arbeit auszufuehren als nachvollziehbar zu beschreiben, da kann es leicht vorkommen dass ich Routinen uebersehe, deshalb wenn etwas unklar ist, bitte Fragen. . Das was ich oben beschrieb habe ich mir erarbeitet und es funktioniert, dies hat mit richtig oder falsch nichts zu tun, viele Wege fuehren zum Erfolg.
PPS: Bernsteinlack, verwendete ich vor sehr langer Zeit fuer ein schoenes, wertvolles antikes Kaestchen. Bei diesem war das Wurzel/Vogelaugenahorn-Furnier auf dem Deckel ruiniert. Mit
nlichem Saegefurnier, ersetzte ich das zerstoerte. Der Altersfarbton war mit Beizen nicht zu erreichen und der neufurnierte Deckel stach wie ein boeser Daumen ab. Mit Bernsteinlack, welcher sehr dunkel war, erreichte ich eine
harmoische alters Farbwirkung. Den Glanz des Deckels passte ich dem Rest des Kaestchens an. Dies war die einzige Anwendung von Bernsteinfirnis/Lack, soweit ich mich erinnern kann.