Schellackpolitur erhalten

monty100

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Hallo,
das gerade erstandene Vertiko hat noch eine schöne, evtl. auch originale Schellackpolitur. Die würde ich natürlich gerne erhalten, es gibt aber auch Verschmutzungen und kleinere Kratzer, so wie es halt ist, wenn ein Möbel länger im Gebrauch war und dann noch ein längere Zeit in der Scheune gestanden hat. Trotzdem glänzt die Politur noch. Eine Überlegung ist, mit Baolin zu reinigen und dann mit Zweihorn Hochglanzpolitur abzupolieren. Da Baolin ja auch ölhaltig ist und bei einer Schellackpolitur so auch vorgegangen werden kann, um das Polieröl abzunehmen, ist die Überlegung theoretisch wohl richtig, ich habe es aber noch nicht gemacht und denke mal, es gibt auch andere Ideen von woodworkern, die da schon Erfahrungen gesammelt haben. Bin gespannt auf Eure Vorschläge.
 

welaloba

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Hallo monty, Baolin würde ich nur nehmen, wenn ich ganz sicher wäre, dass die Oberfläche keine "Löcher" hat, will sagen, das Baolin sollte nach Möglichkeit nicht freiliegendes Holz berühren. Das kann dunkle Flecke geben. Sicherer bist du, wenn du das Baolin erst mal sein lässt und gleich mit Hochglanz 10099 von Zweihorn rangehst. Erst gut abstauben und vorsichtig feucht abwischen kann dem vorausgehen. Bedenke, dass auch die Hochglanzpolitur nichts anderes als ein kräftiger Reiniger ist. Mit nicht zu feinem Tuch auftragen, evtl. etwas wirken lassen und mit Watte auspolieren. Kann sein, dass du den Vorgang -je nach Dreckschicht- auch mal wiederholen musst. Bei alten ausgehärteten Wachsschichten kann das in Arbeit ausarten.
Wenn du mit dem Hochglanzreiniger an rohes / freiliegendes Holz gerätst, ist das nicht so tragisch, die Stelle kannst du notfalls mit Wasser nachwaschen. Wenn trocken, mit Flies abreiben und Oberfläche wieder aufbauen.
PS: Ich habe schon Vertikos erlebt, allerdings eher aus den 1910- 1920 er Jahren, die schon frühe Nitrolacke bzw. Mischprodukte drauf hatten. Bei diesen erlebt man schon mal, dass die Poren, je nach verwendetem Füllmaterial, ordentlich rausquellen.
Gruß Werner - hoffe, ich konnte helfen.
Vielleicht gibts mal das eine oder andere aussagefähige Foto. Danke
 

monty100

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Ok, die Oberfläche habe ich schon gründlich untersucht. Die Türfüllungen sehen wirklich sehr gut aus, flächig, auch bei Streiflicht mit Halogenstrahler - und das deckt wirklich alles auf - einwandfrei. Da könnte man über die Anwendung von Baolin noch nachdenken. Da die Hochglanzpolitur, das genannte Mittel habe ich da, aber eben auch ein Reiniger ist, möchte ich doch erstmal nur die Politur versuchen und dann das Ergebnis abwarten. Bei dem Auftrag benutzte ich immer Zewa-Rolle und abpoliert habe ich mit einem Baumwollhandtuch, dass aus dem Trockner kommt. Da habe ich ganz gute Erfahrungen mit gemacht. Das Foto wird noch etwas dauern, da ich gerade noch ein anderes Vertiko poliere. Allerdings ist ja auch ein Foto nur eine Teilfläche betreffend ok. Gruß und Danke
 

monty100

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So, die Antwort hat zwar gedauert, aber es könnten ja auch nochmals andere auf den Thread stoßen. Der Tipp mit der Hochglanzpolitur war genau der richtige. Es war alles nur Dreck. Mit Wasser habe ich nicht vorgereinigt, das hätte sicherlich Sinn gemacht, aber ich bin da halt vorsichtig. So musste ich öfters nacharbeiten, bis die Polierwatte sauber blieb. Das Vertiko hat jetzt einen schönen Glanz mit etwas Patina. Den Deckel musste ich mit dem Ballen nachpolieren. Das ging nach der Reinigung mit der Hochglanzpolitur ganz problemlos, die neue Deckpolitur passt sich auch gut dem Gesamtbild des Vertikos an. Vielen Dank für den Tipp
 

Restauratte

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Ich hab das auch öfter bei alten Schellackpolierten Instrumenten, daß die Oberfläche nur verschmutzt ist. Nun gibt es ja im Fachhandel dieses sogenannte Polish, welches auch zum Auspolieren von Schellackoberflächen verwendet wird - ist aber eine ziemliche Arbeit und ein recht hoher Lappenverbrauch. Irgendwann bin ich dann mal da zu übergegangen nur noch Polierspiritus zu verwenden. (Ballen dann wie bei der Endpolitur verwenden). Der Ballen ist dann zwar dreckig, aber die Oberfläche glänzt wie neu - Vorraussetzung natürlich daß die alte Politur noch in Ordnung war.
 

monty100

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Bei dieser Vorgehensweise hätte ich jetzt vermutet, dass der Polierspiritus die alte Politur anlöst und dann der Schellack im Ballen landet bzw. sonstwie über die Fläche verteilt wird. Aber wenn das auch geht......Vom Glanz her bin ich mit dem Produkt von Zweihorn recht zufrieden. Müsste denn bei Deiner Vorgehensweise nicht auch wieder abpoliert werden? Dann käme ja wieder der Reiniger zum Einsatz. Bisher fehlt mir noch ein bißchen die Erfahrung, alte Polituren zu retten. Ich hatte halt immer gleich neu gemacht.
 

welaloba

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Wir fischen ziemlich im Trüben. "Abpolieren" ist die Anwendung von Benzoepolitur, davon habt ihr wahrscheinlich noch nie was gehört. Das ist die letzte Politur zum Härten und Klären bei neuen Beschichtungen, wenn diese gut / lange genug getrocknet bzw. ausgehärtet sind und bei alten Polituren, wenn diese zu reinigen sind. Funktioniert ganz gut nach dem Einsatz des Reinigers zum Frischmachen von alten Schichten. Mit Vorsicht zu genießen, nix für Anfänger.
und nix für ungut-
Gruß Werner
 

Restauratte

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Mit Vorsicht zu genießen, nix für Anfänger.

Man kann sich damit auch die Politur hervorragend versauen :emoji_grin:
Aber wenn Benzoe schon mal erwähnt wird - sehr sparsam verwenden, wenige Tropfen auf dem Ballen reichen völlig aus.

@monty,
im Grunde genommen ist es auch ein erneutes Auspolieren, kleinere Kratzer werden damit auch wieder beseitigt.
 

welaloba

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Ungeduld

...daß die Oberfläche nur verschmutzt ist. Nun gibt es ja im Fachhandel dieses sogenannte Polish, Irgendwann bin ich dann mal da zu übergegangen nur noch Polierspiritus zu verwenden. (Ballen dann wie bei der Endpolitur verwenden). Der Ballen ist dann zwar dreckig, aber die Oberfläche glänzt wie neu - Vorraussetzung natürlich daß die alte Politur noch in Ordnung war.

Wenn das klappt: Chapeau! Würde ich aber immer unter (wie schon oben gesagt), unter Ungeduld verbuchen. Und ich bin fast sicher, dass auf die Art leichter eine alte Oberfläche zu zerstören ist.
Wie monty schon sagte, es kann wohl durchaus passieren, dass die alte Oberfläche angelöst wird und ich den Dreck, der obendrauf klebt, richtig reinarbeite. Kann ich also nicht empfehlen. Vor allem, wenn ich nicht so ganz sicher bin, welche Oberfläche eigentlich vorgefunden wird. Wenn zB. wachshaltige Mattierung drauf ist, würde ich wohl mit Polieralkohol erst mal das Wachs rausnehmen, was eigentlich nicht gewünscht ist.-
Benzoe nur ganz wenig: Stimmt. Und auch nur bei reiner Schellackpolitur. Und für beste Ergebnisse in Verbindung mit Polieröl. Und in zügigen eher flüchtigen Bewegungen mit anfangs nicht zu viel Druck.
und ja, das Polieröl wird mit Polish wieder abgenommen.
Gruß Werner
 

Restauratte

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Wenn das klappt: Chapeau! Würde ich aber immer unter (wie schon oben gesagt), unter Ungeduld verbuchen. Und ich bin fast sicher, dass auf die Art leichter eine alte Oberfläche zu zerstören ist.

Ja können sollte man es schon, aber da gehe ich bei monty mal von aus. Natürlich, es kommt auch auf die alte Oberfläche an, hab ich beispielsweise Petersburger Lack oder Nitro drunter, fängt es an zu krümeln und das war es dann mit der Oberfläche.
Es sollte sich wirklich um eine reine Schellackoberfläche handeln.
Das man ein wenig von den Dreck wieder in die Oberfläche einpoliert, sehe ich jetzt allerdings nicht dramatisch - schließt die Poren und die fettigen Anteile verbleiben im Ballen. Es sollte allerdings ohne Unterbrechung durchpoliert werden bis der Ballen richtig trocken ist, so wird zwar der Schellack auch angelöst, verteilt sich aber auch gleichmäßig wieder - halt aufpassen daß man ned stecken bleibt, dann hat man einen Schaden in der Politur.
 
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