Schellack und Druckstelle

dascello

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Liebe Woodworkers,

mein Langzeitprojekt, das italienische Cembalo aus Zypressenholz, bewegt sich Richtung Fertigstellung. Nun wird ja gut, was lange währt, ich bin auch sehr zufrieden so weit, aber im Laufe der Bauzeit passieren auch schon mal kleine Malheurs.
So entstanden durch Unachtsamkeit auf der fertigen Oberfläche, wie gesagt, Zypresse, mit Schellack fast auf Hochglanz poliert, einige kleine Druckstellen.

Im rohen Holz waren die kein Problem: Nasses Wattebäuschchen drauf, eine Stunde warten und trocknen lassen, beischleifen, fertig.

Aber unter dem Schellack?

Es ist zum Glück nicht eine riesige Fläche, die neu zu polieren wäre, halt nur die obere Kante eines Abschlussprofils, aber, wie kriege ich das Wasser dazu, seinen aufschwellenden Job zu tun, unter dem Schellack? Oder muss ich das Ganze abschleifen? Dann würde ich wohl die ganze Umgebung abschleifen, aber genau an der eingdrückten Stelle bliebe der Schellack wohl drauf.

Oder etwa besser die Beule drinlassen?


Gruß vom heißen, windigen Rhein



Michael
 

elgarlopin

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Hallo, dascello!

Dein Beitrag erinnert mich daran, dass ich vor fast 20 Jahren (!)zusammen mit einem Musik-Kollegen ein Cembalo gebaut habe. Was für einen Typ, kann ich nicht mehr sagen, ich war lediglich der "Holzkopp", obwohl schon Musiker (Gitarre).
Das zur Historie!
Wenn ihr wie wir mit einem Bausatz arbeitet, besteht u.U. die Möglichkeit, das Profil nachzubestellen.
Nur so'ne Idee.
Viel Spaß noch weiterhin, und "Gutes Gelingen und Klingen"!
Franz
 

dascello

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Lieber Franz (schmunzel),

das ist ja interessant, dass Du auch mal so was gebaut hast. Wie klingt das denn?
Ja, einen Bausatz habe ich vor 26 Jahren auch mal zusammengebaut, aber das isses jetzt nicht.
Meine jetzigen Instrumente (derzeit Nummer sechs) baue ich aus Holz, an dem noch die Rinde hängt. Nachbestellen kann man da nix. Natürlich könnte ich ein neues Profil anfertigen (das erste hab ich ja auch selbst gezogen) aber das wären Kanonen auf Spatzen.
Ich dachte nur, dass jemand einen dirty Trick kennt, den Schellack örtlich abzulösen (Spiritus?), damit das Wasser zum Anschwellen in die Druckstelle rein kann. Das Holz kommt dann wieder hoch (sogar höher als vorher) und man kann das beischleifen und neu polieren.
Wie gesagt, beim rohen Holz hab ich das schon oft gemacht, nicht aber unterm Schellack.


Gruß


Michael
 

welaloba

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Hallo Michael, Alkohol ist das Mittel der Wahl. Den Schellack kannst du damit partiell weich machen und zB. mit einem kleinen Stück Schleif - Flies wegnehmen. Dann das Holz rausquellen lassen. Ob das allerdings nachher alles unsichtbar ist, dafür würde ich jetzt nicht die Hand ins Feuer legen. Kann sein, die Stelle weitet sich im Lauf der Aktion etwas weiter aus. Wenn es ein Leistchen ist, wäre noch eine Idee, das ganze Leistchen freizulegen und nach der Beulenentfernung neu zu polieren. Trägst du die ersten Schichten Schellack mit dem Pinsel auf? Dann sollte das nicht so ein großer Akt sein... Ansonsten: Das obligatorische Foto zur Bestandaufnahme... Gruß Werner
 

elgarlopin

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Ja, Michael, sehr interessant, welche Gemeinsamkeiten in der Biografie!

Und wenn du - ich mache das ab und zu mit Leim, der unter Furnier soll (Kürschner) - mit einer feinen Injektionsnadel eine Wasserspritze gibst?
Vorher natürlich am Probestück ausprobieren!

Franz
 

dascello

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Lieber Werner,

schön, mal wieder von dem Mann mit Hut zu hören.
Alkohol werde ich nehmen. Isopropyl oder simpler Spiritus? Rasierwasser hab ich auch :emoji_slight_smile:!

Ganz runterschleifen könnte ich auch, klar.
Lieber aber nicht.....

Ja, bei den Leistchen nehm ich zuerst den Pinsel, da lohnt das große Poliergedöns nicht wirklich. Hauptsache Poren zu und hinterher mit Poliermilch drüber.

N' Foto hau ich morgen rein, ok?

@Edgarlopin: Was ist denn aus dem Cembalo geworden? Das waren damals fast immer Bausätze französischer oder flämischer Vorbilder der Firma Zukermann. Wenn man wusste, was man tat, kam da mitunter auch was Ordentliches bei raus.


Gruß


Michael
 

welaloba

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Grüß dich Michael,
der Spiritus (Ethylalkohol) 99 % wäre das Optimum. Der 93 %ige aus der Drogerie löst vielleicht etwas langsamer wegen der 6 % mehr Wasser im Topf. Ist aber zu vernachlässigen. So lange sich ein Lack mit Lösemittel abnehmen lässt, verzichte ich aufs Schleifen, weil ich so das Holz weitgehend in Ruhe lasse. Bißchen schleifen vor und nach dem Dellen raus dämpfen kannst du dann immer noch.
Gepinselt und anschließend Poliermilch? Bringen wir dir bei Gelegenheit mal einen Polierballen bei?:emoji_grin:
Gruß Werner - gespannt auf Foto...
 

unatorium

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servus michael,

wenn die druckstelle nicht allzu tief ist, kannst du versuchen die stelle mit schellack aufzufüllen (immer wieder gut trocknen lassen, aufüllen, trocknen usw) funktioniert eigtl. ganz gut, dauert allerdings ziemlich lange. am schluß mußt du halt die stelle egalisieren mit lackschleifpapier und ein paarmal drüberpolieren.

gruß robert
 

dascello

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Lieber Werner (nochmalschmunzel),

ne, ne, den Polierballen kenne und benutze ich natürlich. Nur der erste Auftrag an den profilierten Kleinteilen geht halt besser mit nem Pinsel. Dann Polierballen, dann denselben unter Zuhilfenahme von Polieröl, dann mit dem Ballen und Zweihornpolitur auspolieren.

Ok?

@ unatorium: Leider hab ich die Kamera vergessen, daher Bilder erst morgen. Auffüllen würde ich auf einer geraden Fläche probieren. Hier muss ich aufquellen.

Gruß vom freundlichen Rhein


Michael
 

dascello

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Liebe Woodworkers,

so, jetzt hab ich Fotos gemacht und da sinnse.

Aber eigentlich habe ich schon beschlossen, das Holz in Ruhe zu lassen, d.h., ich werde mit Alk den Schellack lokal abnehmen, dann die Druckstellen mit Wasser aufquellen, trocknen lassen, so wenig wie möglich schleifen und eine neue Schellackoberfläche aufbauen.

Danke für die Tipps und die Anteilnahme.


Gruß vom bedeckten Rhein


Michael
 

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