Schatulle restaurieren

Akim

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hallo leute,
also diese schatulle möchte ich restaurieren!
hoffe das sie auf den bildern einigermassen zu
sehen ist. als hauptproblem sehe ich den verzogenen
deckel an der wohl entspannt werden muss. ich dachte daran das furnier des deckels mit wasserdampf abzulösen und dann in die deckelplatte zwei gratleisten einzuarbeiten. bin mir aber nicht sicher ob das das richtige ist :confused: .
dann ist da noch eine kleine furnierfehlstelle und ränder von gläsern auf dem deckel
die wohl das kleinere übel sind. für tips von euch wäre ich wirklich dankbar! :emoji_grin:
gruß
achim
 

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Akim

ww-kiefer
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hi leute,
gibts hier tatsächlich niemanden der mir ein paar tips geben
kann :confused: .
gruß
achim
 

edelres

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Schatulle

Hallo Akim,

ich habe schon einiges geschrieben wie ich in einem solchen Fall vorgehen wuerde. Leider bin ich im Moment nicht Herr meiner Zeit. Spaetestens am Wochenende schicke ich eine Antwort.

mfg

Ottmar

PS: In der Zeit die Restaurierung zu beschreiben haette ich dies locker ausgefuehren koennen.
 

edelres

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Restaurieren

Hallo Akim,

Mangels Zeit, konnte ich nicht frueher antworten.
Die Fehler welche an deinem Kaestchen zu sehen sind kommen haeufiger vor.Meist sind diese Art von Arbeiten nur einseitig fourniert und dann verzieht sich so einiges.

In einem solchen Fall nehme ich den verzogenen Deckel ab. Mittels eines Buegeleisen und einem gut feuchten Lappen mittels eines sehr flachen Messers,entferne ich das Fournier von den Seiten des Deckels.

Wichtig, Ich markiere bevor ich anfange das Fournier mit einem weichen Bleistift, so dass ich es spaeter an die gleiche Stelle anbringen kann

Bei deinem Kaestchen ist eine Zierleiste mit Halbrundprofil an der Unterseite des Deckels, solche Leisten entferne ich durch einschneiden mit einem scharfen Messer entlang der Leimkante(verhindert Ausreissen vom Fournier) loese die Leiste dann mittels eines flachen Messers oder Stechbeitel.

Ich fange an einer Seite mit dem heissen Buegeleisen, aufpressen des feuchten Lappens an, wenn die Fournierkante sich etwas oeffnet schiebe ich das Messer dazwischen. Ganz flach halten, das Messer soll nicht schneiden sondern durch geringe Keilwirkung das Fornier abloesen. So Stueck fuer Stueck das Fornier loesen.

Nun markiere ich die Deckelseitenteile in jeder Ecke, so dass spaeter alles wieder in der richtigen Reihenfolge zusammen gesetz werden kann. Je nachdem ob die Seitenteile (a)seitlich am Deckel angebracht sind (Seitenkante ist mit dem Deckelfournier abgedeckt) oder(b) unter dem Deckel geleimt sind (Seitenfournier gegen Deckelfournier geklebt). Bei (a) loese ich das Deckelfournier etwas weiter als die Seitenholzstaerke ab.Mittels eines scharfen Messers schneide ich leicht entlang der Leimkante an der Unterseite des Deckels ein und oeffne die Leimfuge Deckel /Seitenteil (ca 20mm Stechbeitel) leicht in die Leimfuge klopfen/pressen springt meist leicht ab.

Nachdem die Seitenteile abgeloest sind , lege ich den Deckel auf eine glatte Flaeche , wie leicht/schwer sich der Deckel flach druecken laesst sehe ich dann wieviel Kraft vorhanden ist. Ich klebe nun den Deckel mit der Fournierseite auf ein gerades Melamin/usw Kunststoff beschichtetes Stueck Abfall mittels Doppelklebeband auf. oder verwende einige auf die Deckelstaerke ausgeschnittene Kloetzchen und druecke mittels Schrauben damit den Deckel flach auf die Unterlage.
Nun saege ich die Unterseite des Deckels, halbe Holzstaerke, in Laengsrichtung mittels einer Rueckensaege ein. Ein Schnitt ca alle 25 mm je nach der Verzugskraft mehr oder weniger. Diese Einschnitte verleime ich mit Holzstreifen in der Saegeschnittbreite aus. Sollte der Deckel geworfen sein(Diagonalverzug) mache ich einige Einschnitte diagonal. Welche ich ebeso verleime. Nachdem die Verleimung getrocknet ist, verputze ich die Unterseite, loese ich den Deckel vorsichtig mit einem flachen langen Messer von der Unterlage ab. Mittels Tesacrepp befestige ich die Seitenteile in der richtigen Reihenfolge am Deckel, so dass ich diesen auf das Unterteil stellen kann. Da sehe ich nun wie er passt (das Unterteil ist oft auch verzogen) und gleiche alle Unterschiede durch Veraendern/Ausgleichen der Seitenteile aus so dass der Deckel wieder flach auf der Unterseite aufliegt. Nun verleime ich alle losen Teile klebe das Fournier zurueck an die Richtigen Stellen. Wichtig an der Oberkante des Deckels genau arbeiten und an der Unterseite ueberstehendes Fournier nach Antrocknung des Leimes vorsicht den Seitenteilen anpassen. Vor dem verleimen der Halbrundzierleiste nochmals den Deckel auf die Unterseite setzen und noch vorhandene Ungenauigkeiten ausgleichen. Nun die Zierleisten anleimen. Beim Verleimen von Deckel und Seitenteilen vorsichtig mit dem Druck der Schraubzwingen, Verzugsgefahr!! Nun wuerde ich das fehlende Stueck Fournier an der unteren Ecke ergaenzen. Ich versuche immer wenn moeglich ein Stueck altes Fournier zu verwenden, (gewinne ich meist von Resten alter Moebel) blended besser ein als ein neuses Stueck Fournier. Wichtig moeglichst gleiches Porenmuster verwenden. Groeberporiges Holz faellt immer auf, beim Einpassen durch mit und gegen das Lich sehen wie die Laufrichtung des neuen Foruniers bestens einblendedt Fehler in der Laufrichtung fallen auf!.

Wichtig die Scharniere muessen unbedingt neu angepasst werden, die Loecher stimmen nach diesen Aenderungen nicht mehr. Loecher mittels z.B. Zahnstochern ausleimen und neu vorbohren.

Nachdem saemtliche Reparaturen ausgefuehrt sind, entferne ich den alten Uberzug mit einem pastoesen AbbeizerDie Entfernung der schwarzen Ringen auf dem Deckel versuche ich auszubleichen.Bei Tintenflecke und Flecken durch Eisen verursacht versuche ich als erstes eine 15-20 %ige heisse Oxalsaeuereloesung. Sind die Flecken verschwunden, gut wenn nicht, als naechten Schritt verwende ich einen Glasfaserradierer (z.B. FaberCastell 30103) mit leichtem Druck des Glasfaserbuendels schleife ich die dunklen Stellen in Faserrichtung ab.
Vorsicht nicht zuviel sonst entstehen helle Flecken!
Sollten nun noch nicht alles Farblich ausgeglichen wirken, bleiche ich dann die gesamte Oberflaeche mit 30 -35%igen Wasserstoffperoxid. Foambrush verwenden.
die Oberflaeche damit gut feucht halten, trockene Stellen mit dem W-peroxyd nachfeuchten, - einwirken lassen und dann zuegig mit warmem Wasser abwaschen und mit einem Zelluloseschwamm oder/und Papierhandtuechern alle Feuchtigkeit entfernen

Noch nicht auf der Oberflaeche schleifen!

Nachdem alles getrocknet ist entscheide ich mich danach eventuell zur Anfeuerung mittels Anilinwasserbeize zu arbeiten. Nun grundiere ich sorgfaeltig mit drei satten Auftraegen. Nach dem dritten Auftrag schleife ich leicht mit 400er Papier ab, nur die Grundierung und eventuelle aufstehende Holzfasern glaetten . Danach trage ich die notwendigen weiteren Lackschichten auf. (Schellack, Nitrolack, Spirituslack usw)

Wichtig bei Verwendung von Oxalsaeuere, Aetznatron, Wasserstoffperoxid Gummihandschuhe, Schutzbrille/Gesichtsschutz, Gummischuerze und Gummisctiefel verwenden.!!!!

Wuensche viel Geduld und Erfolg beim Restaurieren.

mfg

Ottmar

PS: Alles unnoetige Schleifen auf dem alten Fournier vor der Grunddierung vermeiden., dadurch behaelt das Kaestchen einen gewissen gealterten Eindruck.
 

Akim

ww-kiefer
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:emoji_grin: vielen vielen dank für deine ausführliche antwort.
ich freue mich und werde deine ratschläge befolgen.
gruß
achim
 
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