Schatulle auftrennen, aber wie?

tom0815

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Hallo zusammen,

das hier ist mein erster Beitrag hier im Forum, daher kurz Vorstellung :emoji_wink:
Ich bin der Tom, 35 Jahre alt und selbstständiger Webdesigner/Software-Entwickler/Fotograf. Zum Holzwerken bin ich sehr schleichend gekommen. Ich hab mich schon immer für Holz interessiert und mehr schlecht als recht daran herumgedoktert. Seit es YouTube gibt, komme ich allerdings ganz gut voran, sodass ich jetzt schon ein paar ganz schmucke Stücke hinbekommen habe. Aber jetzt mal zum Thema:

Ich baue gerade an einer Schatulle. Grundkorpus habe ich jetzt schon verleimt und alles schön bündig gehobelt. Jetzt wollte ich das ganze eigentlich auf der Tischkreissäge auftrennen, als mir aufgefallen ist, dass ich gar keine habe :emoji_wink: Spaß beiseite: normalerweise würde ich das Ding jetzt zum Schreiner tragen und dort auftrennen, aber das kann ja nicht ewig so weiter gehen. Zumal mein Lieblingsschreiner seine (Miet-)Werkstatt im April leider für immer dicht macht :emoji_frowning2:

Meine Handkreissäge hat an der Unterseite ein paar Aussparungen, an denen ich hängen bleibe, wenn ich über die Schatulle fahre. Außerdem ist das etwas kippelig auf der kleinen Fläche und überhaupt kommt mir das eh sau gefährlich vor.

Bandsäge hab ich auch nicht. Eigentlich hab ich nur eine Japansäge, die tendenziell in Frage käme, aber ich schätze nicht, dass ich da einmal rings rum komme, ohne dass die Säge gewaltig verläuft.

Was für Werkzeuge eignen sich denn dafür? Grundsätzlich arbeite ich lieber mit Handwerkzeugen, auch weil ich hier im Mietshaus Nachbarn habe auf die ich Rücksicht nehmen möchte. Tischkreissäge würde ich mir gern mal zulegen, aber ich fürchte, dass ich mich dann nicht mehr um die eigene Achsen drehen könnte. Höchstens die Proxxon FET, aber ich glaube, die ist mir zu unflexibel. Und ne Bandsäge mit >200mm Schnitthöhe krieg ich genauso wenig im Keller unter wie ne TKS.

Ich hab mal überlegt, ob ich mir ne günstige Handkreissäge verkehrt rum unter die Werkbank schnalle. Das wäre auch das einzige, was mir im Moment an Powertools einfällt.

Mit Handwerkzeugen ginge vielleicht eine Rahmensäge? Wenn ja, müsste ich vermutlich vorher einmal mit einem Nuthobel ringsrum gehen, um eine Führung für die Säge zu schaffen. Klingt das sinnvoll? Wobei ich auch weder Nuthobel noch Rahmensäge besitze, also das müsste ich dann auch beides erst anschaffen und so wie ich das sehe, kann ich mir für das Geld auch gleich ne günstige TKS holen (PTS10 z.B.).

Ihr seht schon, es geht nicht nur um die Schatulle. Meine Werkstatt ist auch noch lange nicht optimal. Grundsätzlich geht's bei mir in Richtung Kleinkram und Möbel, also Schatullen, Lautsprecher, Schubladen, Kisten, Bilderrahmen, ab und zu mal nen Tisch, Schrank oder Bett. Hat da jemand nen Tipp, wie ich mein Schatullenproblem lösen kann und gleichzeitig was für die Zukunft meiner Werkstatt tun kann? Ich bevorzuge Handwerkzeuge. Powertools wenn sinnvoll.

Zur Verfügung habe ich im Moment:
Handsägen, Hobel, Stechbeitel, Stichsäge, Handkreissäge, Kapp-/Gehrungssäge, Oberfräse Standbohrmaschine, Akkuschrauber und diversen nichtspanenden Kram.

Tom
 

Fiamingu

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Wenn du nichts Neues anschaffen möchtest
und deine Stichsäge es mit dir schafft gerade
zu sägen, säge die Ecken mit der Handsäge ein,
und die Verbindungsstrecken mit der Stichsäge.
Nur müssen die Schnitte in den Ecken so breit
sein wie die Schnittbreite der Stichsäge sonst
bekommst du das Blatt nicht eingetaucht. Dann
hobelst du rundum sauber bei.
 

tom0815

ww-pappel
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Mit der Stichsäge geht mir zu viel Höhe verloren, weil das so unsauber wird. Da traue ich es mir noch eher mit der Japansäge zu. Aber die Idee ist nicht verkehrt. Das kann ich mal bei der nächsten Schatulle testen, aber bei dieser hier habe ich nicht viel Spielraum, weil der Inhalt schon fest steht und ich mich beim Zuschnitt schon etwas vertan habe :emoji_wink:
 

raziausdud

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Hallo Tom,

Du brauchst eine Handsäge mit schmalem Sägebllatt und ohne Rücken, das sind gewöhnlich Japansägen. Dann sauber anzeichnen und los. Oder Du zwingst eine L-förmige Leiste an zwei Seiten. Mit einer Hand sägen mit der anderen das Blatt an die Leiste drücken, zuerst die Ecke mit 45 Grad und dann immer flacher werdend, irgendwann kann man das Blatt umsetzen, so dass man jetzt nur die Längsseite sägt, die Blattspitze ist jetzt im Inneren der Schatulle. Dann die kurze Seite bearbeiten. Und das Ganze ebenso mit den beiden anderen Seiten.

Du könntest ein Brettchen auf der Sägebasis der Handkreissäge fixieren und so die hakenden Stellen umgehen. Schatulle gut festspannen.

Umgekehrt, Handkreissäge unter ein Brett/Tisch, Schatulle an einem Anschlag entlang führen ... das geht recht gut, ist ja jetzt eine primitive Tischkreissäge. Das ist aber wegen des freiliegenden Sägeblatts gefährlich. Wenn, dann sehr aufmerksam arbeiten.

Du denkst wohl daran, die Schatulle mit einer Rahmensäge in einem Rutsch, quasi wie ein dickes Stück Holz aufzutrennen. Geht sicher auch, wenn die Sägehöhe ausreicht. Aber auch dabei immer stückweise von allen vier Ecken ausgehen, die Schatulle immer wieder wenden, irgendwann hast Du schöne Führungen fürs Weitersägen. Rahmensägen gibt es doch sicher günstig auf Flohmärkten.

Herzliche Grüße
Rainer
 

Friederich

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.Eigentlich hab ich nur eine Japansäge, die tendenziell in Frage käme, aber ich schätze nicht, dass ich da einmal rings rum komme, ohne dass die Säge gewaltig verläuft.
Hallo Tom, da hätt ich keine Bedenken.
Mit dem Streichmaß ringsum anreißen. An jedem Eck ansetzen und bis zur Mitte mit 45 Grad weitersägen. Durch leichte Kontrolle mit dem Finger am Sägeblatt kannst du quasi beliebig weit sägen ohne Abweichung vom Riß.
Du mußt halt immer ein Auge haben auf beide Risse. Bzw. immer abwechselnd jeden Riss ein paar Millimeter weiter sägen. Die jeweils andere Schnittfuge dient solange als Führung.
Nicht zuviel Druck geben. Fast nur das Eigengewicht der Säge nutzen.
Ist im Prinzip nicht anders als das Sägen von Zinken.

Optimal wär eine Säge ohne Rückenverstärkung (Ryoba Komane z.B.). Aber wenn die Schatulle nicht zu groß ist, gings auch mit Rückenverstärkung.Du könntest dann wohl nur nicht bis zum Ende die 45 grad beibehalten.

Die beiden Häften dann auf einem Sandpapier auf einem Maschinentisch vollends glätten.
 

tom0815

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Danke für die super Antworten! Ihr habt mir Mut gemacht und ich werde es mit der Technik über Eck mit meiner Japansäge versuchen.
 

Komihaxu

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Mit dem Streichmaß ringsum anreißen.
Genau. Und dann am besten gleich noch mehrfach mit einem scharfen Messer den Anriss nachziehen.
Erst ganz sanft, dann mit etwas mehr Druck, bis es ein nennenswert tiefer Schnitt ist.
Wenn das Messer schon eine kleine Führungsnut hinterlassen hat, läuft die Säge da fast von selbst rein.
 

tom0815

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Ok, also es hat geklappt, auch wenn ich dann doch noch einige Stündchen mit dem Hobel drüber bin, bis die Schatulle überall schön bündig war. Danach noch schöne Scharniere befestigt und gefreut.

Dann hab ich die Kiste gewachst, befüllt und an ihren Bestimmungsort gestellt und nach ein paar Tagen hat sich vorne ein Spalt von fast 3mm gebildet. Scheinbar hat sich da was verzogen.

Woran kann das liegen? Ich hab die Kiste nur außen gewachst und dort, wo der Deckel auf die Schatulle trifft. War das falsch? Oder liegt's einfach an unterschiedlicher Luftfeuchtigkeit zwischen Werkstatt und Wohnung?

Ist jetzt kein Drama, ich kann's ja nacharbeiten, aber mich würde der Grund interessieren und ob ich was falsch gemacht habe.
 

tom0815

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Ich hab mal zwei Bilder angehängt. Kann man da erkennen, was falsch gelaufen ist?
 

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Friederich

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Hallo Tom,
das Deckelbrett will in der Breite schwinden, kanns aber nicht, da es durch das daruntergeleimte Langholz gesperrt wird. Daher krümmt sich das Ganze. Hätte auch reißen können.
Ideale Konstruktion für den Deckel wäre Rahmen mit unverleimter Füllung.
Bei so einer kleinen Kiste kanns aber trotzdem gutgehen, wenn das Holz den richtigen Feuchtegehalt hat und die Jahrringe möglichst stehen. Bei dir sind sie zum großen Teil liegend.

Wäre die Schnittfuge etwas tiefer angesetzt, wäre die Biegung geringer. So wie beim Unterteil, wo ja das Problem im Prinzip das selbe ist. Der Boden schaffts hier aber nicht, das wesentlich höhere Seitenteil zu biegen.

Bleibt zu hoffen, daß nicht in ein paar Wochen noch Boden oder Deckel reißen.
 

tom0815

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Hmpf, ok. Irgendwie hab ich mir sowas schon gedacht. Ich mach in der letzten Zeit häufig solche Schweinereien :emoji_wink: Ist schon bei meinem Brotkasten in die Hose gegangen, wobei da der Unterschied an Luftfeuchtigkeit anscheinend echt extrem ist. Der ist richtig auseinander gegangen und wenn mal ein paar Tage kein Brot drin ist (z.B. Urlaub), dann bekommt er wieder die alte Form.

Dann warte ich mal noch ein paar Wochen ab und wenn nicht gerissen ist, glätte ich einfach nochmal die Seiten.

Langsam wird mir klar, warum die Möbel aus dem Möbelhaus in der Regel aus MDF sind :emoji_wink:

Vielen Dank für die hilfreichen Hinweise!

Tom
 

Komihaxu

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Schönes Lehrstück.
Auch wenns nicht zu gebrauchen ist: nicht wegwerfen!
Das kannst du dir in 5-10 Jahren noch mal anschauen und du wirst dir denken
"Was ich damals für einen Mist gemacht habe, unglaublich!" :emoji_grin:

Wenn du dran bleibst, kommt das Wissen im Umgang mit der Holzauswahl, den Verleimregeln, der korrekten Massivholzkonstruktion und das Leimholz aus dem Baumarkt einfach Müll ist. :emoji_wink:
 

tom0815

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Hehe, nee, das schmeiß ich nicht weg. Die Schatulle steht jetzt auf dem Schreibtisch und erfüllt ihren Zweck. Wenn sie sich komplett verziehen oder gar brechen sollte, kommt sie in den Keller und erfüllt dort dann einen anderen Zweck :emoji_wink:

Das mit dem Baumarktholz ist mir bei den letzten Projekten auch so langsam gedämmert. Die Bezugsquelle werde ich demnächst definitiv überdenken :emoji_wink:
 
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