Scharnier einlassen - aber wie?

Cutcopy

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Hallo zusammen,

ich bin gerade dabei ein Scharnier in eine kleine Tischplatte einzulassen und dabei habe ich bemerkt, dass sich das Scharnier zur Mitte hin verdickt (siehe Bild 1). Ich habe die Dicke vorab nur am äußeren Ende gemessen und jetzt steht es eben ab.

Muss ich jetzt das Holz schräg abtragen, sodass das Scharnier vollständig plan mit der Tischplatte aufliegt? Und wie bekommt man das akkurat hin?

Ich arbeite aktuell mit Stemmeisen + Grundhobel.

Und die nächste Frage wäre: Ist ein selbstzentrierender Scharnierbohrer ein Muss? Ich würde sonst mit einem Bit die Lochmitte vormarkieren und dann einen normalem Bohrer nehmen.

Viele Grüße,

Erik IMG_3500.JPG IMG_3501.JPG
 

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Hi Johannes,

die Rückseite ist plan, anbei noch 3 Bilder in der Hoffnung dass sie weiterhelfen :emoji_slight_smile: IMG_3502.JPG IMG_3503.JPG IMG_3504.JPG
 

Johannes

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Muss ich jetzt das Holz schräg abtragen, sodass das Scharnier vollständig plan mit der Tischplatte aufliegt? Und wie bekommt man das akkurat hin?
Hallo,
ja, da mußt du schräg abtragen. Eventuel kannst du neben die lande Seite deiner Vertiefung Klebestreifen aufkleben. So dick wie der Dickenunterschied beim Scharnier ist. Wenn dann dein Grundhobel groß genug ist, dass er immer auch auf dem Klebeband ist, sollte das funktionieren.

Es grüßt Johannes
 

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Hi zusammen,

den Tipp mit dem Klebeband + Grundhobel werde ich an einem Probestück ausprobieren, danke dafür. Ich habe den großen Grundhobel von Veritas, sollte also klappen.

Bei der Qualität der Scharniere habe ich null Erfahrung, war ca. 5€-6€ /Stück und ja, sie haben Spiel.. Wäre aber nicht abgeneigt von einem soliden Scharnier. Wo gäbe es bezahlbare Alternativen?

Und zu tief ausstämmen klingt nach einer bitteren Erfahrung :/

Grüße, Erik
 

Friederich

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Muss ich jetzt das Holz schräg abtragen, sodass das Scharnier vollständig plan mit der Tischplatte aufliegt?
Ja. Man muss sich halt etwas Zeit nehmen, und Mühe geben; immer wieder probieren und nacharbeiten.
Stemmeisen genügt. Mit leicht balligem Anschliff gehts besser als mit Hohlschliff.

Ist ein selbstzentrierender Scharnierbohrer ein Muss?
Ich zeichne da immer das Loch mit spitzem Bleistift ab, und bohre etwas vor mit simplem "Kastanienbohrer".
Wenn die Schraube zu schwergängig ist, mit dem Gewinde etwas Wachs vom Kerzenstumpen abschaben.
 

Cutcopy

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Danke für eure wertvollen Tipps, ich werde es ausprobieren. Das Probestück wird sich in diesem Fall lohnen :emoji_slight_smile:
Viele Grüße,

Erik
 

magmog

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......das` Scharnier ist eigentlich zu weit nach rechts angeschlagen,
die schrägen Kanten des Scharniergewerbes sollten mit der Kante der Platte bündig sein.
Allerdings srscheint der angeschaubte Lappen parallel zu sein,
sodass der Übergang zur Rolle auf dem Holz aufsitzen könnte.
Bei den eigentlich teuer gefertigten Scharnieren aus gezogenen Messing und nicht aus gebogenem Blech,
wurde in der weiteren Bearbeitung leider mit für den Möbelbau viel zu großen Toleranzen gearbeitet
und die Oberflächen beschädigt. Der Durchmesser der Bohrung ist offensichtlich zu groß für den Stift.
Zwischen den einzelnen Rollen findetn zu große und unterschiedliche Spalten.

Aber...too late to cry!

Ein Scharnierbohrer ist eine feine Sache,
ein Anstechen mit einem Spitzbohrer ist wegen der notwendigen Präzision aufwendiger.
Bei Hölzern mit großem Unterschied der Härte der Zuwachsringe
ist ein Einsatz eines Scharnierbohrer durchaus zu empfehlen.
 

joh.t.

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Normale Scharniere haben immer. Mehr Spiel als Bänder.
Alternativ wäre 1 linkes und 1 rechtes Band zu nehmen. Die blockieren sich dann gegenseitig.
Die Oni Bänder haben wesentlich weniger Spiel.
 
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Also ich habe jetzt ein Probestück mit einem Scharnier versehen und es ist für mich akzeptabler als nochmal >20€ für ein Scharnier hinzublättern. Um den Abstand der beiden Lappen zu kompensieren habe ich das eine plan ins holz eingebaut (also mit Schräge), was mit Stemmeisen und Grundhobel gar nicht so schwer war. Das andere habe ich in 3mm tiefe plan (gerade) eingelassen. Die beiden Hölzer liegen dadurch eben aufeinander. Anbei noch Fotos. IMG_3509.jpeg IMG_3507.jpeg IMG_3506.jpeg
 

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Ich muss dazu sagen, die tiefere Seite des Scharniers wird weitestgehend versteckt sein. Mit Bit, Vorstecher und Akkuschrauber ging das Bohren der Löcher auch ganz gut. Danke für eure Hilfe
 

SchweißerSchnitzer

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......das` Scharnier ist eigentlich zu weit nach rechts angeschlagen,
die schrägen Kanten des Scharniergewerbes sollten mit der Kante der Platte bündig sein.
Allerdings srscheint der angeschaubte Lappen parallel zu sein,
sodass der Übergang zur Rolle auf dem Holz aufsitzen könnte
ich liiiiebe diese magmog-Antworten. Ein Satz und ich weiß wieder, dass ich nur Amateur bin. :emoji_slight_smile: (meine ich Ernst)

Mal wieder so ein Faden, wo ich in 10 Minuten Mitlesen lauter nützliche Sachen gelernt hab. Merci an die Profis.
 

Dietrich

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Hallo,

die Ränder der rückseitigen Bohrlochausgänge sehen irgendwie aufgepilzt aus, würde erstmal vorsichtig mit einem Senker nacharbeiten, natürlich nicht so tief wie an der Vorderseite.

Gruß Dietrich
 

magmog

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Guuden,

um die Lappen nicht unschön tiefer als in deren Stärke einlassen zu müssen, sich also keine Luft mehr zwischen den Lappen befindet,
werden Bänder/Scharniere „durchgedrückt".

Hier ein als Beispiel ein Scharnier „gerollt, mit durchgedrücktem Gewerbe"
https://www.baubeschlagshop.de/baubeschlaege/scharniere/aushebescharniere/scharnier612-63x42.php
Auf der Zeichnung ganz rechts unter dem Buchstaben „B" gut zu erkennen.
Damit erübrigt sich auch das schräge Einlassen weil
„sich das Scharnier zur Mitte hin verdickt" (ich habe eben erst kapiert, was damit in Beitrag #1 gemeint war!)

Das Durchdrücken kann einfach in einem Schraubstock
mit einem einseitig hinterlegten Flachstahl bewerkstelligt werden.
 
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Guuden,

um die Lappen nicht unschön tiefer als in deren Stärke einlassen zu müssen, sich also keine Luft mehr zwischen den Lappen befindet,
werden Bänder/Scharniere „durchgedrückt".

Hier ein als Beispiel ein Scharnier „gerollt, mit durchgedrücktem Gewerbe"
https://www.baubeschlagshop.de/baubeschlaege/scharniere/aushebescharniere/scharnier612-63x42.php
Auf der Zeichnung ganz rechts unter dem Buchstaben „B" gut zu erkennen.
Damit erübrigt sich auch das schräge Einlassen weil
„sich das Scharnier zur Mitte hin verdickt" (ich habe eben erst kapiert, was damit in Beitrag #1 gemeint war!)

Das Durchdrücken kann einfach in einem Schraubstock
mit einem einseitig hinterlegten Flachstahl bewerkstelligt werden.
Das ist genial und einfach zugleich! Werde ich machen, ich hoffe dass ich dabei die Scharniere nicht beschädige (ich hab keine Reserve :emoji_grin:)

Was ich aber in Beitrag #1 meinte war, dass die Lappen im Profil V-förmig dicker werden, eben zur Mitte hin. Sieht man in Bild 1 ganz oben gut, da steht der Lappen zur Rolle hin aus dem Holz ab.

Ergo bedeutet das, es ist eine Kombination aus schräg einlassen + "durchdrücken" (für mein Verständnis: die Lappen so hinbiegen, dass sie zueinander parallel ausgerichtet werden und im Anschlag zusammen anliegen).

Habt ihr Literaturempfehlungen zum Thema Scharniere? Da fehlt mir als Laie eine ganze Menge an Infos :emoji_grin:

Viele Grüße,

Erik
 

Da bin ich

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Das ist genial und einfach zugleich! Werde ich machen, ich hoffe dass ich dabei die Scharniere nicht beschädige (ich hab keine Reserve :emoji_grin:)



Erik
wenn es sich dabei um die Scharniere aus dem ersten Beitrag handelt würde das wahrscheinlich nicht funktionieren.
es handelt sich dabei im gepresstes beziehungsweise gegossenes Profil und das könnte unter Umständen brechen
 

teluke

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Genau so würde ich das auch sehen.
Deine Scharniere sind nicht aus Blechstreifen geformt und können daher auch nicht gedrückt (außer kaputtgedrückt) werden.
 

magmog

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.....vorsichtig im Schraubstock immer wieder ein bisschen nachdrücken und kontrollieren.
Messing ist zäh, und bei einem extrudiertem Profil als Basis sollte es funzen.
Bei gerollten Scharnieren kann einiges nachträglich gekantet werden,
bei den vorhandenen wäre angesichts deren Qualität der Verlust m.E. verkraftbar.
 
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