Sägefurnier als Laie verarbeiten

Tömmel

ww-pappel
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Liebes Forum,

in einem Beitrag weiter unten habe ich einen Tipp von Euch erhalten, den ich jetzt weiterverfolgen will. Regalstollen der Stärke 60 mm würde ich aus einem MDF-Kern mit aufgelegtem, 3 mm starkem Kirschfurnier fertigen. Das Furnier soll auch für die Stirnseiten der Stollen verwendet werden.

Nun habe ich einen Lieferanten gefunden, der mir tatsächlich ein solches Furnier liefern würde, aber ich zögere: Kann ich das ohne nennenswerte Erfahrung beim Furnieren (bisher nur Umleimer :emoji_wink:) wirklich selbst? Beim Schreinern selbst bin ich einigermaßen geschickt und habe eine gute Kreissäge zur Verfügung, aber ich bin weit weg vom Können eines Profis.

Wie würdet Ihr mein Vorhaben spontan beurteilen?

Vielleicht habt Ihr nebenbei noch ein paar Tips zu folgenden Fragen:
  1. Womit werden die Furnierblätter verleimt? Mit einfachem Weißleim?
  2. Wie kriege ich das Furnier an den Stirnseiten "um die Ecke"? Besser auf Gehrung oder stumpf aneinander?
  3. Wie schneidet man die Furnier-Blätter: Säge oder Messer?
  4. Ich müsste dasselbe Maerial auch für einen Einlegeboden mit der Stärke ca. 25 mm verwenden. Geht das gut, oder verzieht sich der beim Leimen?
  5. Sind solche Furnierblätter durchgängig verwendbar, oder muss ich mit Ausschuss rechnen, den ich nicht verwenden kann (bestimmt die Bestellmenge).
Ich bin Euch für jede Antwort dankbar. Ich beschreite hier persönliches Neuland!

Viele Grüße
Tömmel
 

vollholz

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Hallo,
wozu soll denn das dicke Furnier bei dieser Anwendung gut sein?
Es würde doch völlig reichen, die Stirnseiten mit etwas dickerem Furnier zu beleimen und die Flächen mit normalem Messerfurnier zu furnieren. Die erzielbare Kantenausführung bleibt die gleiche, Du umgehst aber die Probleme mit dem dicken Furnier.
Sachma!
Grüße,
Jens
 

fritz-rs

am 7.9.2016 verstorben
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ich denke auch, daß Du Dich, wenn es nicht unbedingt eine Massivholzkonstruktion sein muß, mit normalem Furnier beschäftigen solltest.
Dann aber, zur Kantenschonung und gegen Feuchteschäden von unten, überall massive Anleimer mit ca. 5mm unterleimen!
Für Sägefurnier sehe ich Weißleim eher nicht ideal geeignet. Mit PU-Leim, das wäre eine Alternative, habe ich noch nicht furniert. Er würde aber den Sägeschnitt ausgleichen.
Machs Dir nicht komplizierter, als es sein muß.

Gruß Fritz
 

Tömmel

ww-pappel
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Wie gesagt: Ich bin hier völlig unerfahren und hole mir gerne alle Tipps ab, die ich kriegen kann.

Meine Gedanken waren (aber wahrscheinlich liege ich hier völlig falsch):
  1. Das Furnier soll möglichst einfach zu verarbeiten sein. Gefühlsmäßig hätte ich mich vor einem Dickfurnier weniger gefürchtet als vor einem dünnen.
  2. Das Furnier soll möglichst wenig schlagempfindlich sein: Hier kommt die Hausfrau mit dem Staubsauber vorbei.
  3. Ich hätte die Kanten aus ähnlichen Gründen gerne mit 1-2 mm abgerundet oder -gefast. Mit einem dünnen Furnier komme ich hier nicht weit.
Wahrscheinlich habe ich aber ganz einfach eine falsche Vorstellung vom Sägefurnier. Ich hatte mir da schöne ebene dünne Holzplatten ausgemalt.

Summa summarum finde ich einfach keine richtige Lösung, wie ich die Stollen in Kirsche herstellen soll. Alternativ hätte ich auch zwei 27 mm starke Leimholzplatten zusammengeleimt, aber mein Holzhändler kann mir nur kunterbunde stabverleimte Platten anbieten...

Ich bin schon drauf und dran, die Holzarzt zu wechseln.
 

Dr.db

ww-birnbaum
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Also soo dramatisch ist das nun auch wieder nicht!


Sägefurnier ist in vielen Bereichen der Verarbeitung sogar "einfacher" wie ich finde.
Das Furnier reagiert tatsächlich eher wie dünne Holzplatten, als wie dünnes Papier... also mal ganz umgangssprachlich ausgedrückt. :rolleyes:

Du kannst es wunderbar an einer guten Kreissäge zuschneiden und das Fügen ist auch weniger Fummelskram, da es einfach steifer ist.

Verleimen kannst du es prinzipiell mit allen gängigen Leimen.
Optimal wäre eine Heißverleimung mit Kaurit-Leim, da dieser sehr schön die geringe Unebenheit(Sägeschnitt) ausfüllt.
Mit Weißleim ist die Verklebung theoretisch etwas schwächer, aber ich glaube nicht dass man das in der Praxis merkt....
Ein weiterer Vorteil ist, dass du bei diesen Furnierstärken wenig Ärger mit Leimdurchschlag und Durchschleifen hast!
Grade das sind beliebte Anfängerfehler die du hier leicht umgehen kannst....
Du könntest mit entsprechenden Zulagen auch gut ohne Furnierpresse furnieren, das wäre bei 0,6er Furnier wegen Leimdurchschlag und Weißleim schon riskanter.

Dazu kommen die Vorteile beim Endprodukt;
- wiederstandsfähiger da dicker
- Furnier/Anleimer haben den identischen Farbton
- späteres Abschleifen möglich...
- keine Farbdifferenzen bei geklappten Furnierblättern (Haarrisse vom Messern auf einer Seite/verstärkte Öl/Lackfärbung hier)


Alternativ solltest du dir auch mal Gedanken über gemessertes Starkfurnier machen!
Gibt es auch bis 2,5mm und kostet bei Kirsche etwa 30€/m². Dein Kirsche Sägefurnier kostet wohl eher 80€/m²....!?


Ich bin übrigens auch Anfänger und habe jetzt schon öfters mit Starkfurnier gearbeitet.
Ich sehe, abgesehen vom Preis und der geringeren Auswahl fast nur Vorteile!!


Für deine Regalböden würde ich aber schon das gemesserte Starkfurnier kaufen. Der einzige Vorteil vom Sägefurnier ist, dass du beim "Klappen" keine Farbunterschiede nach der Oberflächenbehandlung hast...
Denn beim Furnier-Messern in der Fabrik reißt das Furnier auf der "gestreckten" Seite an tausenden Stellen ganz ganz leicht ein. Diese Seite "saugt" nachher z.B. stärker das Öl auf und wird minimal dunkler....

Bei einer Kommode oder Tischplatte würde mich das stören, bei Regalböden etc. wäre es mir absolut egal.
Zudem weisst das gemesserte Starkfurnier keinen Sägeschnitt auf und ist somit glatter.
Eine Verleimung mit Weißleim ist hier also uneingeschränkt zu empfehlen!




:emoji_slight_smile: Viel Erfolg :emoji_slight_smile:
 

Mathis

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Womit werden die Furnierblätter verleimt? Mit einfachem Weißleim?
Ja, wenn du gutes Sägefurnier nimmst, ist das genau der richtige Leim. Das setzt aber einen guten (glatten) Sägeschnitt voraus, wenn das Furnier z.B. mit einer normalen Bandsäge oder gar einem Gatter geschnitten wurde, musst du erst den rauen Sägeschnitt aufwendig glätten. Das kostet Zeit und ist mühsam, sogenanntes Sägefurnier bei Ebay ist meistens von recht primitiver Qualität, auf Bandsägen gesägt und sehr rau. Billiges Furnier wird da teurer. Gib lieber beim Furnier ein paar Euro mehr aus.
Die Firma, die ich dir empfohlen habe, macht perfektes Sägefurnier, das du direkt ohne Vorarbeiten verleimen kannst.

Wie kriege ich das Furnier an den Stirnseiten "um die Ecke"? Besser auf Gehrung oder stumpf aneinander?
Auf Gehrung ist nicht nötig, das ist für einen Laien sehr fummelig. Stumpf reicht völlig aus, zumal du ja die Ecken verrunden willst.

Wie schneidet man die Furnier-Blätter: Säge oder Messer?
Auf jeden Fall mit einer feinen (Kreis-)Säge, ein Stück Sperrholz unterlegen verhindert Ausbrüche.

Ich müsste dasselbe Maerial auch für einen Einlegeboden mit der Stärke ca. 25 mm verwenden. Geht das gut, oder verzieht sich der beim Leimen?
Einen Einlegeboden musst du unbedingt beidseitig furnieren, und zwar quer zur Maserung des Bodens, sonst wirds todsicher krumm.

Sind solche Furnierblätter durchgängig verwendbar, oder muss ich mit Ausschuss rechnen, den ich nicht verwenden kann (bestimmt die Bestellmenge).
Wenn die Längen und Breiten passen, hast du wenig bis keinen Ausschuss, wieso auch? Das sind dünne Holzplatten, da gibts keinen Ausschuss, höchstens Verschnitt.

Gerade für Laien ist die Arbeit mit gutem Sägefurnier deutlich einfacher, so hats Dr.db schon völlig richtig gesagt:
Also soo dramatisch ist das nun auch wieder nicht! Ich bin übrigens auch Anfänger und habe jetzt schon öfters mit Starkfurnier gearbeitet.
Ich sehe, abgesehen vom Preis und der geringeren Auswahl fast nur Vorteile!!
 

Philipp

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Bügeln

Du kannst normales Messerfurnier auch aufbügeln. Das habe ich an einem hohen CD-Regal aus Spanplatte gemacht (ansonsten furniere ich gerne mit Knochenleim).

Dazu Furnier und Deine Stollen mit Weißleim einpinseln (Furnier dafür mit Klebeband auf ebene Unterlage kleben), trocknen lassen, anschließend aufbügeln mit Backpapier als Zwischenlage).

Vorteil: du brauchst keine komplizierten Preßvorrichtungen und kannst auch gut über gerundete Kanten furnieren.

Viel Erfolg bei Deinen Versuchen und Gruß, Philipp
 

Tömmel

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Liebes Forum,

vielen Dank für Eure ausführlichen und sehr hilfreichen Beiträge!

Ich war jetzt kurz davor, das Experiment mit dem Sägefurnier anzugehen, bin aber jetzt zu folgeden Schluss gekommen:
- unterm Strich etwas billiger als mit Leimholz
- aber viel mehr Arbeit
- mit Risiken bzgl. der Holzbeschaffenheit und Verarbeitbarkeit
- und offenbar doch nur mit etwas Erfahrung zu beherrschen

Das Möbelstück wird insgesamt wegen der Kombination mit Satinato-Glas recht kostspielig. Deshalb werde ich das Risiko in diesem Fall nicht eingehen, den Holzpart mangels ausreichender Erfahrung zu versauen, und gehe dann vorerst doch mit den teureren Leimholzplatten weiter.

Auf alle Fälle werde ich aber beim nächsten Möbelstück wieder an die Option Sägefurnier denken.

Vielen Dank Euch allen und noch ein schönes Wochenende
Tömmel
 

Dr.db

ww-birnbaum
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Es gibt auch Leimholzplatten die nicht so gestückelt ausschauen :emoji_wink:

Nennt sich dann z.B. "durchgehende Decks", also die einzelnen Bretter sind auf ganzer Länge aus einem Stück, und nur in der Breite gefügt.
Bei normalen Leimholzplatten ists ja "Parkett-Style", also auch in der Länge gefügt... meist so ~40cm lange Decks...
Ist natürlich auch günstiger aus den kleinen "Schnibbelstückchen".... :emoji_wink:
 

Sägenbremser

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Guten Abend Tömmel
Du stemmst da schon ein grösseres Projekt denke ich.Respekt.
Die Regalstollen könntest du auch aus Leimholzplatten (durchgehende Lamellen) schneiden.
Aus den Reststücken schmale Riegel sägen und zwischen die Deckseiten leimen um auf die
gewünschte Dicke zu kommen. Spart viel Geld wenn die Platten nur 18-20 mm stark sind,
schont die Holzbestände und ist auch etwas leichter im Hantieren mit den Werkstücke bis sie einge-
baut worden sind. Du bewegst jedes Teil bestimmt 20 mal in der Werkstatt.
Viel Erfolg bei deiner Arbeit wünsche ich dir,Harald
 

Tömmel

ww-pappel
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Hi nochmal,

also, die Leimholzplatten, die ich jetzt beim Holzhändler vorgeführt bekommen habe, haben immerhin durchgehende Lamellen (ca. 40...50 mm breit), die untereinander auch noch relativ homogen aussehen. Ein ganz guter Kompromiss, denke ich.

@ Sägenbremser:

Die Regalstollen könntest du auch aus Leimholzplatten (durchgehende Lamellen) schneiden. Aus den Reststücken schmale Riegel sägen und zwischen die Deckseiten leimen um auf die gewünschte Dicke zu kommen.
Sowas in der Art hatte ich ursprünglich vor, aber ich kriege zurzeit nur 27 mm starke Leimholzplatten. Die nehme ich doppelt und habe dann immerhin 54 mm dicke Stollen. Ursprünglich hatte ich auch vor, mit der von Dir beschriebenen Technik zu arbeiten, lasse das jetzt aber der Einfachheit halber bleiben. Das einfache Doppeln hat auch den Charme, dass ich die Platte längs in der Mitte sägen und dann einfach umklappen kann, so dass sich an der Stollenstirnseite eine interessante, symmetrische Maserung ergibt.

Vielen Dank für Eure Anteilnahme. Das ist ja ein echt gigantisches und sehr reges Forum hier!

Viele Grüße
Tömmel

P.S. Zu Sägenbremsers Vorschlag noch eine Anmerkung: Ich habe (mit Übungs-Fichtenholz) damit experimentiert, die beiden Stollenlagen mit einer zueinander gewandten großzügigen 45°-Gehrung zu versehen und dann in den entstehenden Hohlraum einen quadratischen Stab um 45° verdreht einzuleimen. Zum Schluss noch den dreieckigen Überstand abschneiden. Das hat auch sehr schöne Effekte ergeben. Von der Stirnseite her gesehen ergaben sich so drei sichtbare Lamellen. Über die Größe der Gehrung lässt sich das Breitenverhältnis zueinander steuern. Oh je, hat diese Beschreibung irgendwer kapiert?
 
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