Restauration alter Bauernschrank Weichholz

tobe008

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Liebe Woodworker - Profis,

wie ich im Forum gesehen habe, "tummeln" sich hier auf der Plattform ja einige Profis - ich bin also genau richtig und hoffe sehr, dass ihr mir weiterhelfen bzw. Tipps geben könnt :emoji_slight_smile: Habe zwar schon einige Möbel "fit" gemacht, Thema "Weichholz" ist aber noch neu für mich.

Anbei seht ihr das gute Stück, welches es mir vor wenigen Tagen sehr angetan hat: einen alten Bauernschrank aus Weichholz ca. 1900 rum.

Ich fange einfach mal an...würde den Schrank gerne abschleifen und danach einwachsen (gerne matt, gefällt mir besser als glänzend). Abbeizen ist meiner Ansicht nach nicht erforderlich, Wurmlöcher hat er auch nicht.

- Schleifen: Stahlwolle 000 oder Schmirgelpapier Körnung bis max. 400!? Stahlwolle soll angeblich mit einigen Mitteln nicht so doll reagieren bzw. deren Partikel nach dem Schleifen.
- Wachs: welches Wachs könnt ihr empfehlen? CLOU oder Briwax? Gibt ja so Einiges auf dem Markt...Viele streichen es ja erst im hlabflüssigen Zustand mit einem Pinsel ein und gehen im Anschluss mit einer Bürste drüber...empfehlenswert? Welche Art von Bürste?
- Wie oft würdet ihr wachsen? Einmal - dann nochmals fein schleifen - und dann n zweites Mal?
- Schellack Sanding Sealer: soll ich eine Grundierung verwenden? Feuert aber zu sehr an, oder!? Würde den Schrank gerne so hell lassen.

Sooo, wie ihr seht, einige Fragen...wäre wirklich super nett, wenn mir jemand, der Weichholzmöbel schomal aufbereitet hat, weiterhelfen könnte :emoji_slight_smile:

Besten Dank im Voraus
Tobias
 

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M_B

ww-kirsche
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Also, ohne jetzt den Miesmacher spielen zu wollen...mit Restaurierung hat das alles nichts zu tun (eine Restauration ist übrigens eine Gastwirtschaft). Hier soll ein sowieso schon vergewaltigtes Möbel aufgehübscht und dem Zeitgeschmack (Holzoptik) angepasst werden. Was auch legitim ist, aber wie gesagt mit einer "Restaurierung" nichts zu tun hat. Um ein Zeitzeuge der Historie zu sein fehlen diesem Möbel zB schon mal zwei elementare Faktoren, die originale Oberfläche und die Patina. Was wir sehen, ist das Skelett eines Schrankes, der einem neuzeitlichen Geschmack angepasst wurde, und mit dem ursprünglichen Teil, seinem historischen Kontext und seiner Geschichte so gut wie nichts mehr zu tun hat. Ich gebe zu, das ist jetzt dogmatisch und hart formuliert, aber dieses Weichholzschrank-abbeizen-und-wachsen-ist-restaurieren geht mir schräg runter.
 

tobe008

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Sehr geehrter Herr "Miesmacher",

entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie nun leider so titulieren muss, aber da dieses Forum "Neuling an Profi" heißt - was ich so deute, dass Leute, die nicht gerade jeden Tag in ihrer Garage Möbel herrichten bzw. nicht, wie wohl Einige hier, Tischler, Schreiner o.Ä. gelernt haben - finde ich Ihre Antwort weder hilfreich, noch spannend für andere Forumteilnehmer, denen es vielleicht auch so ergeht wie mir.

Entschuldigen Sie bitte auch meine Ausdrucksweise, im Speziellen das Wort "Restauration" bzw. "Restaurierung", aber mir fiel zwischen Tür und Angel nichts Besseres als "Aufhübschen" bzw. "Einwachsen" ein...für Sie als wohl Wissenshungrigen bzw. Verfechter der deutschen Sprache folgender Link, um die Begrifflichkeiten zu klären: Restaurierung und Restauration. Die Wiederherstellung historischer Werte - Fraunhofer IRB - baufachinformation.de

Meine Frage war übrigens auch nicht, ob diesem Möbel elementare Faktoren fehlen...wenn der Schrank dem neuzeitlichen Geschmack angepasst wurde, dann ist dem eben so. Sollten Sie "Originale" besitzen, dann beglückwünsche ich Sie an dieser Stelle!!!

Machen Sie sich im Übrigen auch keine Gedanken wegen Ihrer dogmatisch und hart formulierten Äußerung. Sie hat meines Erachtens nur an dieser Stelle in einem Forum wohl genau so viel zu suchen wie der von mir gekaufte Schrank in Ihrem Wohnzimmer, wo er als Skelett nichts verloren hätte.

Mit besten Grüßen eines "Nicht - Schreiners"

Ein Hoch auf das "Neuling an Profi" Forum...hier werden Sie geholfen, oder wie war das!?
 

WinfriedM

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Kommt mal wieder runter. Ist doch alles Geschmackssache und Wörter haben für jeden eine andere Bedeutung. Hauptsache man versteht das Anliegen hinter den Wörtern...

Schleifen - ich denke, es reicht ein Schliff bis 240. Denk dran, mit dem Schliff nimmst du auch die oberste Schicht, die durch Licht nachgedunkelt ist. Wenn du dann nicht fleckig werden willst, musst du überall ordentlich was weg schleifen. Insofern kann es auch sinnvoll sein, stattdessen nur etwas mit Schleifvlies oder Stahlwolle zu glätten und nicht wirklich was runterzuschleifen.

Wachs: Da geht z.B. Antikwachs von Clou. Ich bevorzuge das aus der Dose. Mit Lappen aufreiben und später mit Lappen oder Bürste polieren.
 

tobe008

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Hallo Winfried,

danke, dass Sie das Anliegen hinter meinen Worten verstanden haben :emoji_slight_smile: Wie Sie schon sagten, ist alles Geschmackssache.

Das mit dem Schleifen ist mir durchaus bewusst, hatte eigentlich auch vor, zu glätten...nur habe ich gelesen, dass bei Stahlwolle wohl des öfteren feinste Partikel im Holz verbleiben, die im Anschluss mit Wachs reagieren und Flecken hervorrufen können.
Wollte eigentlich Stahlwolle 000 nehmen.

Sollte ich den öfters wachsen und zwischenschleifen oder reicht einmal aus!?

Bürste wahrscheinlich eine etwas Härtere aus Rosshaar o.Ä.!?

Besten Dank im Voraus für Ihre Unterstützung
 

welaloba

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Hallo Tobias, dein Foto gibt ehrlich gesagt nicht so wirklich die Info her, ob an dem Schrank was gemacht werden muss. Ausserdem fehlt die Information, welches Oberflächenmaterial jetzt drauf ist - Lack? Schon Wachs? Sehe ich Wasserflecke untenrum? Sehe ich graue Stellen obenrum an den Applikationen? Detailfotos wären angebracht...
Jetzt bisschen glätten und bisschen Wachs auftragen bringt evtl. nicht viel bis garnix.
Gruß Werner
 

tobe008

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Hallo Werner,

besten Dank für Deine Nachricht - leider hatte ich nur mein Handy mit und konnte keine Detailphotos machen, ich weiß, das ist mehr als nur dürftig :emoji_frowning2:

Auf der Oberfläche befindet sich Wachs, da der Schrank die letzten Jahre immer gewachst wurde. Wasserflecken konnte ich genauso wenig erkenn wie graue Stellen.

Meinst Du, ich sollte ihn evtl. ganz glätten und dann komplett neu einwachsen, um eine gleichmäßige Tönung zu erreichen!? Auf hellere/ dunklere Stellen habe ich ehrlich gesagt weniger Lust.

Danke
Tobias
 

WinfriedM

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Stahlwolle kann Rückstände hinterlassen, die dann mit Wasser - nicht mit Wachs - reagieren (Rost). Muss man gut abbürsten. Oder man verwendet Schleifvlies, da gibt es keine rostenden Rückstände. Schleifvlies ist ähnlich wie die harte Rückseite von Aufwasch-Schwämmen (die man auch dafür missbrauchen kann...).

Bürste: z.B. etwas härtere Schuhputzbürste - aber eine frische neue, nicht eine, mit der schonmal schwarze Schuhcreme gebürstet wurde :emoji_wink:

Wachs kannst du mehrmals auftragen, bis es gefällt...
 

Grenen

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Hallo Tobias,

Am besten schleifst du den alten Wachs ab mit Körnung 80.
Es gibt viele verschiedene wachssorten und manchmal gehts ruck zuck mit runterschleifen eine wachssorte und manchmal dauert es bei einem anderen ein bisschen länger.(bei farbe geht jeder (weichholz)schrank bei uns im Tauchbecken)

Wenn wachs von ein alter Weichholzschrank entfernt werden muss und später soll neu gewachst werden schleifen wir immer mit Körnung 80 und dann den ""feinschliff"' mit Körnung 100/120 (Ezenterschleifer) .
Körnungen über 120 verwenden wir nur beim Lackieren von weichholzmöbel

Wir wachsen alles mit Briwax,ich hab früher verschiedene Wachse für weichholzmöbel probiert und Briwax ist mir am besten gefallen qua Optik
Es verarbeitet sich leicht und man braucht im Prinzip nur einmal zu Wachsen um ein schönes Finish zu bekommen
Wachs und seine Optik sind aber auch eine Geschmacksache,es gibt auch andere Marken der dir und andere vielleicht besser gefallen

Zum beitrag von M_B kann ich nur sagen das antike Weichholzmöbel (und restaurierung sölcher möbel) für viele Antikhändler/Restaurator immer ein Reizwort bleiben wird.
 

welaloba

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Hallo Tobias, wenn dein Schrank gewachst ist und fleckig, dann ist es mit "Glätten" einfach nicht getan. Vergiss die Stahlwolle, vergiss das 80er Papier. Ist beides nicht das Mittel der Wahl. Besorge dir Wachslöser - gibts z.B. von Liberon (nicht verwandt oder verschwägert) und nimm die alten Wachsschichten ab -vorher Beschläge abschrauben-. Ist u.U. etwas zeitaufwendig, braucht evtl. mehrere Anwendungen, ist aber holzschonend. Liberon empfiehlt Stahlwolle, gut geht an der Stelle auch Kunststoff-Schleifvlies.
Feinschleifen (120/150/180), da wo das Holz dann noch fleckig ist, kannst du anschließend immer noch. Wenn du neu wachsen willst, gebe ich zu bedenken, dass Wachs allein irgendwie verschwindet. Da sollte evtl. erst eine Grundierung drauf. Z.B. ein Schellackanstrich oder eine gut härtende Ölgrundierung. Wenns nicht so dolle glänzen soll, ist das Wachsen nachher ja ein Klacks. Gruß Werner
 

Tilia

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Hallo Tobias!

Zum Beitrag von M_B:

Matthias, du solltest Dir darüber klar sein, daß hier im Forum ein freundlicher Umgangston sozusagen "ungeschriebenes Gesetz" ist!! Vor allen "Neulinge" kann man durchaus angenehmer empfangen... Du kannst Deine Meinung auch in einem respektvollen Ton klar und frei äußern... Außer dem fehlt Deinem Beitrag jegliche konstruktive Anregung... So wie Du schreibst zwingst Du andere ja regelrecht dazu eine Gegenposition einzunehmen! Hast Du damit was erreicht? Was würdest Du denn Machen?! Einfach rauszurufen was man nicht machen würde ist immer einfach...

80er Schleifpapier ist so ein Stichwort wo sich dem Restaurator die Nackenhaare aufstellen. Wie wenn man mit den Fingernägeln über eine Schultafel kratzt... Auch das "Skelett" ist immer noch eine schöne historische Arbeit. (Meiner Meinung nach) Wenn Du einmal anfängst so grob zu schleifen wirst Du mit schleifen nicht mehr fertig... Auch wenn sich die Methode schnell anhört ist sie doch ziemlich rabiat. Auf diese Art und Weise werden schöne Profile rundgeschliffen, Schnitzereien abgenudelt, ...
Zum Thema Laugenbad kann ich nur sagen, schnell schnell, aber in vielen Fällen tödlich(!) fürs Holz und auch für Verleimungen...

Die Unterscheidung von Aufarbeitung und schonender Restaurierung teile ich mit Matthias, wenn auch keinesfalls den gegebenen Tonfall... Die Spanne zwischen Brutaloaufarbeitung und musealer Restaurierung ist sehr groß und man könnte in beide Richtungen weit ausholen...
Wichtig ist meiner Meinung nach bei Stücken wie dem gegebenen, daß man sich sensibel und mit Einfühlungsvermögen ans Werk macht und die Schritte bedenkt. Es gibt immer(!) mehrere Möglichkeiten! Meiner Meinung nach findet sich für einen guten Holzhandwerker auch immer eine Möglichkeit, bei der schonend aber auch effektiv gearbeitet werden kann. So würde man, ohne große Schäden und Verluste an der historischen Arbeit, sozusagen den Mittelweg gehen.

Nun hast Du ja schon Anregungen aus den verschiedensten Richtungen. Lass Dich von dem Querschläger von M_B nicht abschrecken, vielleicht hat er ja auch nur einen richtig miesen Tag gehabt und es an der falschen Stelle rausgelassen... Im Kern hat er aber doch ein wenig Recht, denn allzu oft werden Möbel regelrecht kaputtrestauriert. Z.B sind durch die schon erwähnte Schleifmethode etwa an vielen barocken und älteren Intarsien schöne Detailgravuren von Gesichtern, Blumen, e.t.c. unwiederbringlich verloren gegangen, weil aus Kostengründen der Weg zum Fachmann unterlassen wurde....

Viel Spaß und Erfolg bei der Arbeit!
Sicher werden noch viele Tipps folgen...
Auch solltest Du bei Unklarheiten unbedingt weiterfragen!

Gruß, M.
 

tobe008

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Hallo zusammen,

das sind ja schon viele Tipps, die ihr mir hier gegeben habt...besten Dank hierfür :emoji_slight_smile:
Wie gesagt, ich wollte keine Grundsatzdiskussion anfangen, ob bei Weichholzmöbeln durch das Schleifen etc. Details kaputt gemacht werden. Ich habe mir den Schrank gekauft, weil er mir so gefällt - möchte ihm einfach was Gutes tun :emoji_slight_smile:

Tauchbecken soll nicht zum Einsatz kommen, genauso wenig ein "krasses" Abschleifen.

Soweit ich verstanden habe, werde ich folgendermaßen vorgehen:

1. Beschläge & Knöpfe ab und anschließend mit Liberon und Kunststoff-Schleifvlies die alten Wachsschichten abnehmen.
2. Feinschliff mit (120/150/180)...Könnte ihr Schleifpapier empfehlen?
3. Unklar ist mir immer noch das Thema GRUNDIERUNG: verschwindet Wachs alleine wirklich so schnell? Wird es mit einem Schellackanstrich oder eine gut härtende Ölgrundierung nicht zu dunkel? Kenne nur Sanding Sealer...
4. Wachs drauf und anschließend mit Bürste polieren (natürlich eine unbenutzte :emoji_slight_smile:)

Vielen Dank nochmals für Eure Unterstützung
Tobias
 

tobe008

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@welaloba: bekomme ich die Liberon Produkte denn auch im gut sortierten Baumarkt um´s Eck oder eher online...irgendwelche Tipps hierzu, auch bzgl. des Schleifvlieses?

Kann ich den Abwachser denn vorsichtig über das Holz kippen und dann zum Schleifen anfangen oder lieber auf das Vlies direkt auftragen?

Vielen Dank nochmals :emoji_slight_smile:
 

welaloba

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Abwachser

Hallo, den Abwachser gibts wahrscheinlich am einfachsten online, ich habe den gugel probiert, der bringt u.a. Handwerkerversand und Deffner, zu Schleifvlies hörtest du weiter oben schon mal einen Tip. Wenn wir sicher sind, dass wir hinterher gut sauber machen - die Restspäne absaugen, können wir auch mit feiner Stahlwolle arbeiten. Bei Nadelholz würde ich wohl "0" (eine Null) nehmen.
Gruß Werner
PS.Der Abwachser wird am einfachsten mit einem Flachpinsel auf das liegende Holz aufgetragen und wirken lassen. Dann abwarten und ausprobieren, wann man mit Stahlwolle weiterarbeitet. Es gibt auf der Büchse eine Anleitung und: man macht zwangsläufig seine eigenen Erfahrungen. Schleifen mit papier ist nicht zwangsläufig nötig, ich sagte schon, dass ich nur schleifen würde, wenns den nötig ist. Nach dem Wachs entfernen würde ich mit etwas Alkohol befeuchten um zu sehen, ob das Holz noch fleckig ist. Wenn das Holz nicht fleckig ist, brauchst du das alte Wachs eigentlich gar nicht komplett abzunehmen.
PS2: Was Grundierung angeht: Ein Schellackanstrich feuert das Holz natürlich etwas an, aber von "dunkel" würde ich da nicht sprechen. Wachsauftrag: Lieber gaaanz dünn und mehrmals. Das Wachs sollte härtende Anteile wie Carnaubawachs haben.
Was du nicht direkt auf deinem Möbel an Sichtseiten probieren willst, erkundest du halt auf später unsichtbaren Stellen wir Rückwandaussenseiten...
 

Grenen

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80er Schleifpapier ist so ein Stichwort wo sich dem Restaurator die Nackenhaare aufstellen. Wie wenn man mit den Fingernägeln über eine Schultafel kratzt... Auch das "Skelett" ist immer noch eine schöne historische Arbeit. (Meiner Meinung nach) Wenn Du einmal anfängst so grob zu schleifen wirst Du mit schleifen nicht mehr fertig... Auch wenn sich die Methode schnell anhört ist sie doch ziemlich rabiat. Auf diese Art und Weise werden schöne Profile rundgeschliffen, Schnitzereien abgenudelt, ...
Zum Thema Laugenbad kann ich nur sagen, schnell schnell, aber in vielen Fällen tödlich(!) fürs Holz und auch für Verleimungen...

Hallo Marcus,

Bekommt man in Deutschland als Gewerbetreibende heut zu Tage noch eine Genehmigung um alte Schränken ausserhalb eines Laugebecken mit Hand zu Waschen?
Früher hab ich Schränke mit handburste gewaschen aber die Zeiten und auflagen der Behörde haben sich geändert
Bei uns ist das strengstens verboten,da gibts hohe Bussgelder wenn man als Gewerbetreibende dabei erwischt wird ohne tauchbecken zu arbeiten,die Bussgelder werden einem vom Gericht aufgelegt und nich von ein Ordnungsamt,ist also kein Kavaliersdelikt

Es ist also nicht eine sache von schnell schnell.........es ist doch auch nicht in mein Interesse wirtschaftlich gesehen das ich oder ein Mitarbeiter von mir ein alten Schrank im Tauchbecken stecke und ''schwimmen'' lasse wobei das Holz so in mitleidenschaft gezogen wird das später nur nach eine Restaurierung/aufarbeitung mit grosse Zeitaufwendung wieder etwas vernüftiges dabei rauskomt
Beim einkauf ist mir Orginalität,Qualität und Bierfarbe (wenn möglich) wichtig,nach 30 jahren weiss ich schon welcher art von Schranken in ein Tauchbecken Probleme geben.....

Schränke die gewachst sind,so wie der dreitürer von Tobias,sind doch früher schon abgelaugt und dann geschliffen worden
Der 80-er Körnung nehmt das meiste Wachs auf ohne grösseren Schaden an der Oberfläche,mit einer 100/120 Körnung wird nachgeschliffen wobei die Oberflächen nicht so in miteidenschaft gezogen werden das Schaden entstehen
Das dir da die Nackenhaare aufstellen bei 80-er exzenterschleifpapier versteh ich also nicht so gut,meine erfahrungswerte bei alten gewachsten Weichholzmöbel und schleifen sind da ganz andere
Mir ist aber klar das man keine Ornamente und Schnitzereien mit einem Schleifer im Angriff nehmen sollte,da gibts aber auch andere mögchlichkeiten.

Zum thema Wachsentferner : haben wir auch probiert und bei manchen alten gewachsten Schränke passierte überhaupt nichts,die fingen sogar an zu Glänzen
Bei andere Schränke wirkte es schon besser und wurde tatsächlich wachs entfernt
Wir wachsen unsere Schränke mit Briwax und es war in alle fällen troztdem notwendig den ganzen Schrank zu schleifen,es blieben immer Ruckstände zurück obwohl wir gedacht haben es sei alles sauber gewesen,man bekommt mit der Kombination Briwax-wachsentferner keine schöne einheitliche Öberfläche
Das mag aber bei der Verwendung andere wachssorten im zusammenhang mit wachsentferner anders sein

Wenn ich dann den Zeitaufwand mit dem Wachsentferner in betracht ziehe und ich muss trotzdem noch den ganzen Schrank mal nachschleifen,dann besser gleich schleifen
Hat nichts mit schnell schnell zu tun,schleifen Funktioniert bei den alten gewachsten Weichholzmöbel die wir bisher hatten für uns halt besser.

Versteh mich bitte nicht falsch aber seit mehr als 30 Jahren bin ich als selbstandige Tischler ausschliesslich mit alten/antiken und massanfertigungen von Weichholzmöbel beschäftigt
Wenn wir Rabiat oder Brutal alte Weichholzmöbel restaurieren/aufarbeiten würden hätte es uns als Betrieb schon nicht mehr gegeben,gewiss nicht in dieser Zeit

Das sind meine Erfahrungswerte mit gewachsten Weichholzmöbel,andere mögen es anders sehen oder erfahren haben
 

tobe008

ww-pappel
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Hallo zusammen,

ich finde es wirklich sehr, sehr hilfreich und nett, dass ihr mir mit Eure Erfahrung und Expertise mitteilt...interessant ist es für mich vorallem, zu sehen, dass jeder von Euch anders vorgeht.

Was die Entscheidung für mich natürlich umso schwerer macht...aber ich habe ja noch einen sehr alten Weichholztisch, an dem ich mich "austoben" bzw. "proben" kann.

Wie es scheint, gibt es 2 grundsätzliche Diskussionen/ Vorgehensweisen:

1. WELALOBA: Abwachser mit Pinsel auf das Holz - Abschleifen mit Kunststoff-Schleifvlies - mit Terpentin/ -ersatz säubern und dann bei Bedarf die fleckigen Stellen noch feinschleifen.

Schellackgrundierung drauf - im Anschluss Wachs bei Bedarf mehrmals auftragen und bürsten.

2. GRENEN: 80er Körnung - Feinschliff mit 100/120...Ornamente natürlich nicht (wie würde ich die "säubern"? Mit Vlies?) - Briwax (das wohl mit dem Entferner zusammen nicht so doll ist!?)...also lieber schleifen und dann wachsen, ohne oder mit Grundierung!?

Ich bin gerade "Hin und Her gerissen", das sind ja doch 2 unterschiedliche Methoden.

Andere Frage: wo liegt der Unterschied in einer Schellackgrundierung (zB Sanding Sealer) und einer Ölgrundierung!?

Besten Dank nochmals :emoji_slight_smile:
Tobias
 

WinfriedM

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Öl feuert das Holz stark an, wird also wesentlich dunkler. Öl bleibt dafür offenporig und das Holz kann atmen. Bei Schellack wird die Oberfläche abgesperrt. Bei einem dünnen Auftrag Schellack wird das Holz aber vermutlich noch nicht völlig abgesperrt sein.
 
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