Rasierpinsel selbst bauen

ToK_ToK

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Hallo Forum,


nach längerer Forums-Abstinenz möchte ich mich wieder an Euch mit der Bitte um Hilfe wenden: meinem besten Freund soll zum Geburtstag ein Rasierpinsel zuteil werden. Selbstgebaut, versteht sich, und - damit on topic - mit Holzgriff (wahrscheinlich Efeu oder Eibe).

Den gebundenen Pinseleinsatz (Silberspitz :emoji_slight_smile: mit 21mm Außendurchmesser bekomme ich die Tage geliefert, Holz ist auch da - und nun kommt Ihr ins Spiel: wie bringt man das Eine möglichst haltbar ins andere? Kleben? Womit? Die übliche Empfehlung (2K - Endfest)?


Wäre toll, wenn einer von Euch einen Tip hat.

Viele Grüße aus Dresden,
Thomas
 

Unregistriert

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Lieber kein Flüssigkleber.
Der zieht sich wegen die Kapillarwirkung durch die Borsten bis nach ganz oben.
Nach dem Aushärten kann sich Dein Bekannter den Bart damit dann auch ohne Klinge aus dem Gesicht raspeln.

Wenn der Borstensatz nicht in einem Metallbecher gefaßt ist, sondern nur gebunden, würde ich einen pastösen, wasserfest aushärtenden und elastisch bleibenden Kleber benutzen.

Da fällt mir Karosseriekleber auf PU-Basis ein.
Teroson 1K-PUR z.B.
Von Sikkens gibts unter dem Namen "Sikkaflex" ein ähnliches Produkt.
Damit werden u.a. GFK-Hochdächer zuverlässig auf Wohnmobile gepappt.



Setz mal ein Bild vom Borstensatz und dem fertigen Pinsel rein, wenn fertig.

Janoscz
 

edelres

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Rasierpinsel

Hallo Thomas,

ich wuerde am Haarende des Griffes eine Messingtuelle anbringen, daraus ergeben sich einge Vorteile. Der ausgehoelte Griff ohne Tuelle verfaerbt sich und wird mit der Zeit bruechig.

Zum Verleimen wuerde ich einen langsam abbindend Epoxidharzkleber verwenden. Den Haarbuendel stramm in Papier einrollen, so dass ca 1,5 - 2 cm am unteren Ende frei bleiben. Diesen Teil duenn mit Epoxidharz bestreichen und senkrecht stehend trocknen lassen evtl wiederholen, so dass das untere Ende wie glasiert aussieht.

Das versiegelte Haarteil passe ich genau in den roh bearbeiteten Griff ein, nun bearbeite ich den Griff fertig. Vor dem Verleimen umwickele ich den Griff stramm mit cling wrap (einer duennen sehr dehnbaren Haushaltsfolie) Nun bestreiche ich das untere Ende des Haarteils und die Aushoehlung(*) im Griff satt mit Epoxy. Unter leichtem hin und herdrehen das Haarteil in den Griff druecken, so dass evtl dazwischen befindliche Luft entweichen kann.

Die Menge des Epoxidklebers bemesse ich so, dass dieser den Tuellenrand bedeckt.

Nun den Aufrecht stehenden Pinsel trocknen lassen.

(*) Auch die Hoehlung im Griff versiegle ich vorher mit Epoxy.

Als Gedankenanstoss

mfg

Ottmar

PS: Den Haareinsatz wuerde ich waeheren der ganzen Zeit in cling wrap wickeln so dass ein Kontakt mit dem Kleber ausgeschlossen wird.
 

ToK_ToK

ww-kiefer
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Guten Morgen Forum,


und herzlichen Dank für Eure Tips.

@ Janoscz: Wie der Kopf gefaßt ist, weiß ich noch nicht. Bisher steht nur die Aussage "Pinselkopf, gebunden". Danke für Deine Verbrauchertips :emoji_slight_smile: Ich schau mich mal um, ob ich das Ezug hier beschnuppern/bekommen kann.
Ach so: Bilder gibt's natürlich bei Gelegenheit.


@ Ottmar: Vielen Dank für Deine (wie immer) ausführlichen Beschreibungen. Das hilft bei der Beurteilung der Lage sehr viel weiter :emoji_slight_smile: Vor allem die Folien-Geschichte erscheint mir sehr sinnvoll.
Ein Zwischenstück zwischen Pinselkopf und -griff geisterte mir auch schon durch den Kopf... Du schriebst dazu "Auch die Hoehlung im Griff versiegle ich vorher mit Epoxy." Meinst Du damit die bereits eingepaßt Tülle?


Herzlichen Dank derweil',
Thomas
 

edelres

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Rasierpinsel

Hallo Thomas,

Im Prinzip besteht der Griff aus einem runden, ovalem oder vieleckigem Holz, auf welchem am Haarende eine Tuelle aufgepasst ist, Die Tuelle ist ca 5 mm laenger als das Holz. dieses habe ich so ausgehoelt, dass das Pinselteil bis zum Abbund im Holz steckt. Da mir vor vierzig Jahren kein Epoxydharz zur Verfuegung stand, passte ich das Haarteil stramm in den Griff. Das Hirnholz einschlieslich Tuellenrand dichtete ich mit Firnis. Als Kleber verwendete ich Rudol, das war ein Kleber wie Uhu welcher hart wasserfest austrocknete.

Das Haarteil ist von jedem Kleber, Lack selbst overspray zu schuetzen, bei Kontakt mit den vorgenannten Stoffen brechen die Haare ab. (wachsen nicht nach!) Der Gtiff muss vor dem Einsetzen des Haarteils fix und fertig sein. Die Tuelle vor dem Zusammenbau leicht mit Vaseline einreiben, dann laesst sich evtl ausgetretener Kleber leicht entfernen.

Zwischen 1900 und dem zweiten Weltkrieg wurden, Rasierkaestchen hergestellt , welche beim Aufklappen des an der Schmalseite angeschlagenen Deckels einen Ausstellbaren Spiegel und Faecher fuer Rasiermesser Pinsel Seife usw enthielten. Darunter befanden sich kuenstlerisch wertvolle, diese waren in den sechzig/siebziger Jahren von Sammlern heiss begehrt wenn diese vollstaendig waren und alles zusammenpasste. Die Pinselgriffe waren meist durch den Gebrauch unansehlich geworden . Damals sammelte ich Erfahrungen wie ein Rasierpinsel restauriert werden kann, was damals den Verkaufswert der Garnitur leicht verdoppelte.

mfg

Ottmar

PS: Im September weilte ich eine kurze Zeit in Dresden besuchte die Gallerie alter Meister, Ruestkammer gruenes Gewoelbe, Frauenkirche und in der Semperoper hoerte/sah ich La Traviata und Tosca. Vom kulturellen Angebot und als Stadt zaehlt Dresden zu den fuehrenden Weltstaetten. Irgendwie fand ich es zum schmunzeln dass der damalige Papst Geld brauchte um es in einem Krieg zu verpulvern, verkaufte er Rafaels sixtinische Madonna an August den III. Die Wettiner legten ihr Geld gut an.

Dresden kann man bestaunen es laesst sich nur schwer mit Worten beschreiben.
 

ToK_ToK

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Was lange währt...

'n Abend, Forum,

nach doch recht langer Bearbeitungsdauer hab' ich heute den Rasierpinsel endlich fertiggestellt: er ist aus Eibe mit der von Ottmar vorgeschlagenen Messing-Tülle entstanden. Finish: Hartöl.

Geht morgen als Geburtstagsgeschenk weg :emoji_slight_smile:

Nochmal herzlichen Dank an Euch,

Thomas
 

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fritz-rs

am 7.9.2016 verstorben
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Das Ding ist gut geworden.
Problem bei Rasierpinseln ist immer: Wie verhindere ich eine Beeinträchtigung durch das Abspülen?
Ältere, lackierte RP haben oft eine abblätternde Lackschicht. Es sollte also immer nur geölt werden.
Über das Einkleben des Haarteils in den Griff hatte ich mir auch Gedanken gemacht und erwogen, Silikon zu empfehlen.
Wegen fehlender, realer Erfahrung mit Silikon habe ich davon Abstand genommen.

Gruß Fritz
 

ToK_ToK

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Hallo Fritz,

nachdem ich den eigentlichen Pinseleinsatz bereits gebunden und in etwas Epoxy-artiges verklebt bekommen habe, war das Einkleben nicht wirklich mehr eine materialseitige Herausforderung: sowohl die Messingtülle als auch dann der Haareinsatz konnten prima mit 2K-En*fest eingepaßt werden. Bei allem anderen hatte ich Bedenken hinsichtlich der Langzeitfestigkeit und -haltbarkeit. Zudem gibt es auch aus dem Bereich der Messermacher immer wieder diese Empfehlung, und die Einsatzbedingungen ähneln sich doch stark.

In die Tülle hatte ich vorher ein axiales Loch eingebracht, so daß beim Verkleben und Einpressen überschüssiger Leim nach oben entweichen und sich so eine Art "Anker" bilden kann. Beim Einpassen des Haarteils war die Leimmenge offenbar zufällig so bemessen, daß nichts herausgedrängt wurde. Das Reindrücken des mit Frischhaltefolie umwickelten Borstenaufsatzes ging übrigens ganz hervorragend mit einer Roulladen-Nadel.
Minimale Kleberreste ließen sich mittels Schleifstern entfernen, das Nachpolieren des Tüllenrandes ging mit der Filzscheibe und ein wenig Sorgfalt. Dann noch mittels Lasergravur "individualisieren" und fertig.

Ein wenig ärgere ich mich darüber, daß während des Einklebens der Messingtülle das Holz doch ein wenig gerissen ist :emoji_frowning2: Das ließ sich zwar auffüllen, aber ohne wär's schöner. Naja - dafür isser selbstgemacht.

Also nochmal: Danke für die vielen Tips und Hinweise.

Guten Rutsch,
Thomas
 

Mitglied 30872

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Frage gelöscht.
Die Frage, die sich mir stellte, hat sich grade von selbst erledigt.
Sehr schönes Geschenk jedenfalls, würde mir auch gefallen, trotz Vollbart.
Grüße
Stefan
 
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