Rüster Splint; Esche Rüster ölen?

Zinkenfreund88

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Hallo zusammen!
Habe vor in meinem Gesellenstück ein Gestell und einen kleinen Korpus aus Rüster zu fertigen. Ich brauch nur eine kleine Menge. Jetzt habe ich gestern etwas Rüster bei einem Holzhändler gefunden. Teilweise sehr krumme Stücke, aber auch Brauchbares. Doch leider besteht das Holz zum Großteil aus Splintholz. Kann ich das überhaupt verwenden? Ich meine im Spannagel mal gelesen zu haben, dass man das nicht tun sollte. Bin mir aber unsicher. Habe eben mit dem Putzhobel ein paar Stellen geglättet und schon mal 2 Arten Öl bzw Hartwachsöl aufgetragen. Teilweise ist kein großer Unterschied zwischen Splint und Kern erkennbar.
Soll ich mich vielleicht doch nach etwas anderem umschauen?
Habe noch nie mit Rüster gearbeitet, finde es aber generell wunderschön. Ich hatte eigentlich gehofft für das Gestell ein paar Stücke mit stehenden Jahresringen zu ergattern, aber dieser Holzhändler meinte das wäre bei Rüster so gut wie unmöglich. Das Problem ist nur, dass der nächste Holzhändler, der Rüster höchstwahrscheinlich auf Lager hat, ca 1,5h Autofahrt weg ist. Und ich denke ich muss mir das Holz schon selber anschauen und kann ihm nicht vertrauen und am Telefon sagen, dass ich eine schöne Bohle für mein Gesellenstück brauche.

Ich würde gerne als zweites Holz Esche nehmen. Findet ihr auch, dass es gut dazu passt?

Noch eine kleine eher unwichtige Frage: Ich habe mir das Buch von James Krenov "Die Kunst des Möbelbaus" gekauft. Darin schreibt er, dass Rüster genauso wie Esche überhaupt nicht mit Öl behandelt werden sollten, weil sie dadurch einen "feuchten unangenehmen" Gelbton bekommen würden. Man sollte sie entweder roh belassen oder mit Schellack bearbeiten.

Ich will es jetzt nicht übertreiben und es ist auch eher Zufall, dass es mir aufgefallen ist. Aber bei Dick habe ich eine Eschentischplatte von Charles Beresford(der ja unter anderem bei besagtem James Krenov ausgebildet wurde) gesehen, die mit einer Schellackgrundierung und danach 2 Schichten Tungöl mit 10% Orangenöl behandelt wurde. Die sieht wirklich wunderbar aus und ist nicht "Feuchtgelb". Bringt die Schellackgrundierung in der Hinsicht so viel ein?
Mir ist klar, dass es totale Geschmackssache ist, aber es interessiert mich einfach. :emoji_slight_smile:

Achso, fast hätte ichs vergessen. Die Esche kommt in meinem Stück dann als Deckplatte eines Wohnzimmertischs vor. Sie muss deshalb einen guten Schutz gegen Wasser etc besitzen. Ich würde gern die Version von Beresford mal ausprobieren. Hatte gedacht als Schellackgrundierung den Sanding Sealer von Rustins zu nehmen und dann auch Tungöl mit Orangenöl. Muss ich dann noch anschließend ein Wachs auftragen? Oder viellleicht einen Wachsanteil in die Tungölmischung geben?

Vielen Dank im Voraus!
 

Mitglied 30872

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Hallo Zinkenfreund,
anbei ein Tisch aus Esche. Der ist geölt mit Kunos Holzöl. Das Bild ist etwas dunkel, das Holz also tatsächlich heller, aber nicht gelb.
Du bist sicherlich ausgewachsen, aber zum Wachsen kannst Du mal die Suchfunktion nutzen. :emoji_wink:
 

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fritz-rs

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Rüster und Esche sind sich manchmal so ähnlich, daß nicht einzusehen ist, warum ein Holzwechsel erfolgen soll.
Rüster ist oft etwas dunkler und riecht bei der Verarbeitung nach Katzenresten.
In der Zeit, als ich solche Möbel gebaut habe, war noch NC als Grundierung und Schellack-Mattierung als Überzug sehr üblich.
Z.T. auch kompletter NC-Aufbau.
Mit Öl auf diesen Hölzern habe ich nur bei Drechselobjekten gearbeitet.
Einen Schellack-Öl-Wachs-Aufbau auf einer hochbeanspruchten Tischplatte halte ich für gewagt.


Gruß Fritz
 

welaloba

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Hallo zusammen!

Aber bei Dick habe ich eine Eschentischplatte von Charles Beresford(der ja unter anderem bei besagtem James Krenov ausgebildet wurde) gesehen, die mit einer Schellackgrundierung und danach 2 Schichten Tungöl mit 10% Orangenöl behandelt wurde. Die sieht wirklich wunderbar aus und ist nicht "Feuchtgelb". Bringt die Schellackgrundierung in der Hinsicht so viel ein?
Mir ist klar, dass es totale Geschmackssache ist, aber es interessiert mich einfach. :emoji_slight_smile:

Achso, fast hätte ichs vergessen. Die Esche kommt in meinem Stück dann als Deckplatte eines Wohnzimmertischs vor. Sie muss deshalb einen guten Schutz gegen Wasser[/U] etc besitzen. Ich würde gern die Version von Beresford mal ausprobieren. Hatte gedacht als Schellackgrundierung den Sanding Sealer von Rustins zu nehmen und dann auch Tungöl mit Orangenöl. Muss ich dann noch anschließend ein Wachs auftragen? Oder viellleicht einen Wachsanteil in die Tungölmischung geben?

Vielen Dank im Voraus!


Hallo Zinkenfreund, ich würde auf Schellackgrundierungen niemals Öl auftragen. Das Öl sollte von der Idee her ein klein wenig ins Holz dringen. Das geht nicht,wenn du vorher Schellack streichst, dieser sperrt das Holz ab.
Wenn Schellack, dann anschließend gleich wachsen. Und Sanding Sealer - ich hab das Zeug noch nie verwendet, kann sein, du musst höllisch viel schleifen. Vielleicht hat dazu noch jemand anders eine Meinung.
 

Zinkenfreund88

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Vielen Dank für Eure Antworten. Also ich habe hier bei mir Tungöl stehen. Das wird bei Dick wie folgt angepriesen: "Tungöl zieht tief in die Holzoberfläche ein, die es nach der Trocknung härtet, mechanisch widerstandsfähiger und in hohem Maße wasserresistent macht (etwa doppelter Schutzfaktor im Vergleich zu Leinöl). "

Ich als unerfahrener Azubi kann natürlich nicht einschätzen, wie sehr ich dem Geschriebenen Glauben schenken kann. Aber da hatte ich schon den Gedanken bekommen, ob man überhaupt einen Wachs benutzen muss. Deshalb wollte ich mal die alten Hasen um Rat fragen :emoji_slight_smile:
Ich würde wirklich nur extrem ungern einen Lack einsetzen. Gerade bei so einem Stück.

@Welaloba: Diese Ansicht hab ich hier im Forum auch schon gelesen. Es leuchtet mir auch ein. Ich frage mich nur wie so ein Charles Beresford, der wirklich tolle Arbeiten macht, dann auf die Idee kommt so einen Oberflächenaufbau zu benutzen.

Ich hab noch was zum Sanding Sealer von Rustins gefunden:


Sanding Sealer

Ist ein sehr anwendungsfreundlicher und zeitsparender Füllgrund auf Schellack- Basis mit feinem Quarz- Fluss-Sand als Füll- und Schleifmittel. Das Schließen der Poren bewirkt eine gleichmäßige Farboberfläche sowohl im Hirn-, Längs- als auch im Querholz. Der Sanding Sealer ist ein optimaler Grund für späteres Auftragen von Wachsen, Ölen und Schellack-Polituren.


Ich stehe da irgendwie ein wenig auf dem Schlauch. Einerseits soll Schellack die Oberfläche absperren, aber hier steht ja, dass es ein optimaler Grund ist.
Außerdem steht da, dass eine gleichmäßige Farboberfläche im Hirn- und Längsholz bewirkt wird, aber die Oberfläche bei dem Eschentisch von Beresford hat durchgestemmte Zapfen und einen starken Kontrast (Anhang). Oder hab ich das falsch interpretiert?
 

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WinfriedM

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Öl macht helle Hölzer in der Regel etwas gelblich. Hier mal ein Beispiel-Bild, Esche mit Auro PurSolid behandelt:

http://www.wikidorf.de/reintechnisch/uploads/Inhalt/holz-oelen6.jpg

Ob man das mag oder nicht, ist eine Geschmacksfrage.

Mit Schellack grundieren vor dem Ölen hab ich schon gemacht. Bei sehr saugfähigen Hölzern setzt man damit das Aufnahmevermögen des Holzes herunter. Nach einem Schellackauftrag ist das Holz typisch nocht nicht gesättigt, nimmt als trotzdem noch Öl genug auf. Ich benötige diese Vorgehensweise aber nicht wirklich in der Praxis, nehme dann lieber ein Öl, was nicht so tief einzieht.

Wachs auf einer Tischplatte ist pflegeintensiver und fleckenempfindlicher, würde ich vermeiden.

Tungöl funktioniert ganz gut für eine beanspruchbare Oberfläche. Nachteil ist die recht lange Trocknungszeit (wenn nicht sikkativiert) und der Geruch, der recht lange anhalten kann.
 

Zinkenfreund88

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Ok gut. Dann werde ich den Sanding Sealer mal bestellen und ausprobieren.
Kann mir jemand sagen ob ich den Splint der Rüster benutzen kann?
Hab nochmal im Spannagel geguckt und da steht, dass man den Splint als Nutzholz nicht verwenden kann. Ich konnte noch nicht rausfinden warum.
Werde versuchen nur Kernholz in meinem Gesellenstück zu benutzen, aber da ich eine größere Menge von dem Splintholz habe könnte ich es für andere Sachen verwenden.

Vielen Dank nochmal für alle Antworten!
 

Mitglied 30872

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Hallo Zinkenfreund,
bei einem Bogenbauer (Ulme) findet sich die Information, dass gesunder Splint nicht entfernt werden muss. Das wäre ein Hinweis, dass der Splint genauso wie der Kern nutzbar wäre.
 
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