Pigmentiertes Öl für Sägegriff?

drwitt

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Guten Abend!

Hab in der Bucht eine alte Tyzack-Rückensäge (siehe Foto) aufgetrieben, die ich gerne wieder schick machen möchte. Mit den Metallteilen bin ich durch, nun möchte ich den ziemlich unaufregend gemaserten Buchegriff ölen.

Meine Vorstellung ist, mindestens einer Ölschicht Pigmente beizumischen, weil ich die Originalfarbe ganz geil finde, und das bisschen Maserung ein wenig hervorschauen zu lassen – ziemlich genau wie in der Pigment-in-Öl-Farbkarte von Kreidezeit, Ausschnitt siehe Anhang. Meine Frage: Quatschidee? Und wenn nein, so richtig?

Folgendes Verfahren hatte ich mir gedacht: 1. Grundierung/Halböl, 2. Schicht Leinöl gebleicht mit 10% Pigment-Zugabe (Kreidezeit Oxidorange), 3. und 4. Schicht Tru-Oil.

Ich weiß, dass ich mit einer fertigen Lasur womöglich schneller zum Ziel kommen könnte (äh, kann man das überhaupt überölen?). Ist nicht mein Ziel. Ich will die Dinge einfach mal selbst gemacht haben, und nach Möglichkeit das Zeug benutzen, das sich bereits im Keller befindet. In diesem Fall fehlen nur noch die Pigmente, und wenn sich das bewährt, mache ich mit Holzspielzeug für meinen Lütten weiter...

Über Ansagen und Anregungen freue ich mich!

VG
Carsten.
 

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WinfriedM

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Der Griff sieht mir nach Buche aus. Da ist das mit der gleichmäßigen Färbung durch Öl sehr schlecht, gerade auch bei so kleinen Objekten. Glaub nicht, dass das was wird.
 

drwitt

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Ahoi Winfried,
danke für die schnelle Antwort! Ist tatsächlich Buche, und wie ich finde, sehr gleichmäßig gezeichnet. Was ist denn an Buche so Besonderes, dass es mit der gleichmäßigen Färbung schlecht aussieht? (Ich hätte auch jetzt gedacht, je größer, desto schwieriger...)
VG
Carsten.
 

michaelhild

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Moin Carsten,

das hat mit der gleichmäßigen Zeichnung nichts zu tun. Buche ist dafür bekannt, dass sie Flüssigkeiten wie halt auch ein Öl sehr unterschiedlich aufnimmt.
Es gibt stellen, da dringt so gut wie nichts ins Holz ein und direkt nebenan, kann man das Öl regelrecht draufkippen, so schnell wird es aufgesaugt.
Nutzt Du nun ein färbendes Mittel, egal ob Beize oder pigmentiertes Öl hast Du durch dieses unterschiedliche Verhalten später keine einheitlich gefärbte Oberfläche, sondern sie wird fleckig. Dort wo die Buche gut saugt, wird sie dunkler, wie an Stellen, an denen nur wenig eindringen kann.
 

WinfriedM

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...wobei Beize in der Regel wesentlich gleichmäßiger wird, weil hier Farbstoffe (nicht Pigmente) die Oberfläche einfärben. Wenn man mal mit Tinte oder Filzstift ein rohes Stück Buche bemalt, sieht man, dass das überall einzieht. Mit Pigmente vom Öl ist das was anderes, die sind gröber und ziehen an verschiedenen Stellen so gut wie gar nicht ein.

Bei kleinen Gegenständen hast du das Problem, dass die Inhomogenität wesentlich stärker auffällt.

Etwas ausgleichen kannst du das bei pigmentierten Ölen, in dem du es in mehreren Schichten aufpolierst. Dann liegen die Pigmente auf dem Holz, aber bei einem Sägengriff, den du oft in der Hand hast, find ich das nicht so optimal. Das aber eher so meine Vorstellung, ob es sich wirklich so verhält, müsste man ausprobieren. Kommt auch sehr auf das Öl an. Ich hatte sowas mal mit Livos Lanon Spielzeuglasur (=pigm. Öl) probiert und fand den Gegenstand dann lange Zeit leicht klebrig von der Oberfläche.
 

welaloba

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Hallo, ich möchte mal anmerken, dass ich denke, dieser Sägengriff ist mit stark gefärbtem Lack beschichtet. Wenn das wieder gleichmäßig werden soll, muss erst mal alles runter, alles andere ist in meinen Augen Pfuscherei.

Diese Dinge wurden wahrscheinlich im Tauchverfahren lackiert (!) und wartet doch mal, was der Sägenprofi Pedder noch dazu sagen kann...
Gruß Werner
PS: Wenns meine Säge wäre, würde ich wahrscheinlich eher sagen: Schöne Patina! Sehr lebendig.
 

schorsch

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Hallo,
Beizen, Beize fixieren und anschließend ölen dürfte funktionieren. Damit erhält man ein hohe Transparenz und gute Haptik.
Gruß Georg
 

drwitt

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Guten Abend!
Vielen Dank für Eure Antworten. Bitte erlaubt mir, auf alle zusammen einzugehen. Ich habe den Nachmittag damit verbracht, das erstmal zu verstehen und nachzulesen. Gerade das Thema Beizen ist neu für mich. Und jetzt habe ich neue Fragen. Aber erstmal:

Das, was ich vorhatte, war offenbar nicht besonders originell. Man nennt es Lasur. Ein einfaches Rezept mit Halböl o.ä. plus Pigmente gibts unter [1]. Danach könnte ich die Pigmente einfach dem allerersten Ölauftrag beimischen. Nun habt Ihr eingewendet, Buche ist bei der Ölaufnahme problematisch. OK, dachte ich, dann ist meine ursprüngliche Idee zur Farbauftrag-Reihenfolge (siehe oben: erst Halböl, dann Öl+Pigmente) dann doch nicht so blöd. Allerdings wirft Winfried in einem anderen Thread [2] ein: „Pigmentierte Öle: Klappt auf geölten Oberflächen meist schlecht“. Gut, also Beizen:

Hier scheint es wohl zwei bis fünf verschiedene Arten zu geben, die verbreitetsten sind Wasserbeizen und Lösemittelbeizen, von denen die Spiritusbeize die bekannteste ist. Nach Winfrieds Erklärungen zu beiden Varianten auf seiner reintechnisch-Seite [3] denke ich, dass sich für meinen Sägegriff eine Spiritusbeize besser eignet als eine Wasserbeize.

Für die Spiritusbeize spricht demnach, dass sie weniger feuchtigkeitsanfällig ist (Handschweiß), sich zudem auch auf vorhandene Ölungen auftragen lässt (tiefer eindringende Halböl-Grundierung fände ich sinnvoll), und „die Tönung wird gleichmäßiger und es stellen sich keine Holzfasern mehr auf.“ Bingo, oder falscher Dampfer? Dagegen spricht, dass man bei derart flüchtigen Lösemitteln wenig Zeit hat, und so ein Sägegriff hat schon so seine Ecken.

Welche Variante würdet Ihr wählen? – Allerdings: Kann es sein, dass es bei den Wasserbeizen allgemein mehr Farbtöne gibt? Gibt es farblose Beizen, die ich nach Wunsch einfärben kann? Oder nimmt man da „weiß“ und Pigmente/Farbstoffe nach Wahl?

Georg hatte noch Beizfixierung ins Rennen geworfen. Hierzu wird gerne Legnofix genannt. Scheint für Privatleute nicht erhältlich zu sein. Kennt jemand eine Alternative? Brauchts das unbedingt, wenn man noch „schichtbildend“ draufölt?

Und welaloba: Der alte Lack ist schon runter, der reinste Krümelkram. So konnte ich Abbeizer und Ziehklinge kennenlernen. Letztere macht mehr Spaß und geht in der Fläche schneller, beim Abbeizer scheint mir am wenigsten Material abgetragen zu werden. Das finde ich übrigens bald das Faszinierendste an diesen alten Sägen, man kann an ihnen tausend Sachen lernen.

Allseits einen guten Start in die Woche!
Carsten.


[1] Anstrich einer Holz-Aussenwand mit einer Lasur - Kremer Pigmente GmbH & Co. KG
[2] https://www.woodworker.de/forum/geoeltes-holz-behandeln-t75319.html#post283372
[3] reintechnisch.de - HolzOelen
[4] https://www.youtube.com/watch?v=tmkf6hOktN8
 
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