Intarsie

ww-pappel
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Hallo zusammen,

ich verzweifele gerade dabei, im Münchner Raum einen qualifizierten Handwerker zu finden, der sich bereit erklärt, bei uns das Parkett abzuschleifen und neu zu versiegeln.

Details zum Parkett:
8 Jahre alt
Vollholz
Eiche
Fischgrät
Randfries (da in Altbauwohnung originalgetreu verlegt im Rahmen Sanierung)
Gesamtstärke: 22mm

bisher 1x versiegelt mit 2K-PUR Lack, 6-Schichten, (seiden-)glänzend
Grund für 6-fach Versiegelung: der Parkettleger plante die übliche 3x Versiegelung, benötigte aber aufgrund Unebenheiten und Seidenglanz-Optik 6 Schichten für ein wunderbares, perfektes Finish. Natürlich sind 3x Versiegeln derzeit von uns angefragt.

Leider hat unser Mieter es fertig gebracht, diese unglaublich gute Arbeit in der kurzen Zeit stark zu malträtieren, so dass wir für unseren bevorstehenden Einzug das Parkett abschleifen und in der Art wie zuvor neu versiegeln möchten.

Der frühere Parkettleger – sehr erfahren in Altbau-Sanierung – ist nicht mehr tätig. Sehr schade!

Wir suchen nun einen Experten, der sich mit Liebe eines solchen Bodens annimmt und noch ein Faible für Holz, seine Porung und natürliche Struktur hat, es aber wie zuvor farb-, licht- und kratzbeständig hochwertig versiegelt.

Als Lack dachten wir bspw. an Pallmann DD 2000 A/B (2K-PUR, lösemittelbasierend). Ggf. mit Grundierung (Pallmann Allbase).

Wir sind Chemiker und haben daher keine Vorurteile gegen Lösemittel-basierende Lacke. Diese setzten und setzen wir auch zur Versiegelung von Möbeln in der Wohnung ein. Wir sind nicht avers gegen diese Materialien, nicht blauer Engel-affin und haben weder mit Allergie noch Kleinkind-Argumenten aufzuwarten.

Zumindest in München stoßen wir allumfassend auf „Öko-Fuzzis“, d.h. es werden uns ausschließlich – zu gewohnt horrendem Münchner-Wucherpreis – 1K-Wasserlacke oder gar Wachse und Matt-Versiegelung angeboten. Die Handwerker bestehen auf Wachs, Mattoptik oder Wasserbasis.

Ist dies überall in der Republik normal?

Es wird schlicht unserem expliziten Kundenwunsch der Wiederherstellung wie zuvor nicht nachgekommen.

Würden wir den Wünschen unserer Kunden so mit Arroganz begegen und mit Füßen treten, wie es die Handwerker bei unserer verzweifelten Suche nach einem Handwerker tun, wäre unser Geschäft tot. Wir verstehen die Situation nicht mehr.

Kennt hier jemand einen guten Parkettexperten, der unser Altbau-nachempfundenes Parkett abschleift und mit lösemittel-basierendem Lack versiegelt, da unser Erachtens viel beständigerer gegen mechanische Belastung.

Vielen Dank im Voraus für einen dankbar angenommenen Tipp eines Handwerkers.
 

vollholz

ww-robinie
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Hallo,
ist der gewünschte Pallmann-Lack denn VOC-konform?
Andernfalls wäre die Ablehnung besagter Handwerker alles andere als Arroganz, sondern schlicht die Einhaltung geltenden Rechts.
Grüße,
Jens
 

schorsch

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Hallo,
Man müßte die konkrete Situation kennen. Nach dem was ich der Schreibe entnehme, würde ich den Auftrag auch nicht annehmen. Hört sich nach anspruchdvollen (schwierigen) Kunden an. Das muss man sich nicht unbedingt bei der derzeitig guten Auftragslage antun. Außerdem werden mittlerweile im Handwerk Könner seltener und damit auch teurer, was auch dringend notwendig ist, damit das Handwerk wieder an Attraktivität gewinnt.
Gruß Georg
 

bello

ww-robinie
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Hallo,

jetzt hat ein Kunde mal ganz konkrete Vorstellungen und keine Farbvorstellungen wie ein "graues kaltes Eisblau mit einem Hauch von Malwe wegen der Melancholie" und wird gleich als schwierig abgetan. Da ist mir doch dieser Kunde lieber, als meine Kunden-Tussi mit dieser Farbbeschreibung.

Gruß
 

112jan

ww-birnbaum
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Hallo,

lt. Decopaint-Richtlinie/ (einfach mal im Netz danach suchen) dürfen bei festen Bauteilen keine Lösungmittelhaltigen Lacke verwendet werden.

gruß Jan
 

vollholz

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Hallo,
es gibt aber durchaus 2-komponentige PUR-Lacke, die VOC-konform sind.
Wenn ich mir allerdings das Datenblatt des genannten Pallmann-Lacks ansehe, weiß ich, daß ich einen solchen Auftrag dankend ablehnen würde.
Grüße,
Jens
 

WinfriedM

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In den letzten Jahren hat sich sehr viel getan, was die Qualität von wasserbasierten Produkten angeht. Manche Hersteller sprechen sogar davon, dass die Wasserprodukte abriebbeständiger sind. Für sehr hohe Beanspruchung gibt es auch 2K-Wasserlacke. Persönlich hab ich gute Erfahrungen mit oli-lacke.de gemacht, aber Pallmann/Uzin bieten da ganz sicher auch erstklassige Produkte. Ich würd mal mit einem Berater dort sprechen.

Warum mit problematischen Lösemitteln arbeiten, wenn es dafür keinen Grund mehr gibt?

Eine hoch beanspruchbare Versiegelung:
http://oli-lacke.de/produkte?lang=de&m_id=2&l_id=3&det=333

Hier findest du noch Infos zu Wasserlacken:
http://oli-lacke.de/pdf/berichte/infoline_01-2008.pdf
 

Intarsie

ww-pappel
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Danke

Erst einmal ganz großen Dank für alle Hinweise auf meinen Eintrag.

Tja, dies scheint es mir nun auch zu sein hier im Schicki-Micki-München mit etwas zu komfortabler Bequemlichkeitsdenke, dass man viel lieber "einfache" (="dumme") Kunden auswählt. Denen kann man ganz fix eine 2-fach 1K-Lackierung mit Pauschalpreis anbieten und dann einfach "nen Lack draufschmieren. Schon ist man schnell fertig. Qualität egal, Marge ist das Ziel. So ein kleinlauter Kunde ist auf jeden Fall leichter zu nehmen als ein Bauherr, der einfach nur mitreden und wissen möchte, was auf seinen Boden kommt. Schade, dass ich diese Arbeitsvermeidung im Kundenkontakt bei Georg so herauslese.

bello spricht mir in puncto Farb-verliebte Tussi absolut aus der Seele. Und was hilft mir eine Einstellung von Handwerkern, die schlicht ihr Knowhow nicht teilen möchten und mich damit zwingen, die niedrige Bereitschaft, sein gegenseitiges Wissen zu teilen mittels Eigenleistung, eigener Lackiererfahrung aus der privaten Möbelrestauration und Wissenanreicherung dem Internet zu kompensieren.
Dann muss ich es mir halt selbst aneignen, wenn man sich zu fein ist in Handwerker-Kreisen.

Ich würde meine Kunden niemals so für dumm verkaufen, wie man es gerade mit mir versucht. Und dann noch wütend wird, wenn ich nachfrage. Ich halte dies nicht gerade für einen guten Ansatz. Tut mir leid.

Als Chemiker bringe ich zudem auch eine gewisse Lack-Kompetenz bedauerlicherweise für alle Volksverdummer mit und kann ja auch nichts dafür, dass ich nicht "Mauve mit einem Hauch eisblau-affin" bin, sondern eben auch das BimSchG und andere und auch die freundlicherweise zitierten Richtlinien kenne. (Im übrigen nicht rechtsbindend und -beugend. Dennoch Danke für den Hinweis.)

Vielen Dank ebenso für die Hinweis zur Güte von wasserbasierenden Lacken und insbesondere Deinen Tipp, Winfried.

Ich habe mich hier schon weichklopfen lassen - da ja nun niemand LM lackieren will - und habe nun H20-Basis angefragt. Was soll ich tun, wenn ich es nicht selbst machen kann (eigentlich Zeitmangel).

Die Anfragen waren wieder unmissverständlich gestellt mit den Bedingungen 2K PUR, zwingend konkrete Benennung des Lackes, d.h. Produktspezifikation. Das Angebot sollte nach Positionen vollständig unter Trennung Material und Arbeitsleistung aufgeschlüsselt sein. Eben genauso, wie ich es als Bauherr von anderen Bauprojekten (im Privat- und Objektbereich) von früher her kenne.

Es kamen viele Angebote, noch teurer als die vorherigen, sämtliche nur als Pauschalangebote ohne Angabe des Lacks. Aufgeführt ist: "Lackierung seidenglänzend". Ein Witz! Dazu ein Preis pauschal pro qm mit noch teureren Preisen als zuvor, die mir zu hoch sind im Vergleich zu dem, was ich früher zahlte. (Natürlich inflationsbereinigt. 45-50 EUR pro qm wäre ein massive Preissteigerung.)

Dies ist doch ein mit Verlaub kurzsichtig-blödes Spiel der bayerischen Handwerker, denen es wohl wirklich zu gut geht und die sich hier irgendwie in ihrer Ehre gekränkt fühlen, wenn man von ihnen Transparenz erwartet. So, wie es in anderen Bereichen längst im Einkauf Standard ist.

Ich habe gerade andere Gewerke vergeben - dort ohne diese Probleme. Liegt es an der Parkettleger-Klientel?

Unfassbar.. ich werde wohl den Plan ändern und selbst schleifen und rollen müssen. Es findet sich kein professioneller Handwerker für dieses Gewerk.

Drum vielen Dank für Ihre Tipps! Ich geh dann mal Lack kaufen und Geräte leihen...

Grüße
Intarsie
 

Rühl

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Einen 2K PUR auf Lösemittelbasis in Seidenmatt auf eine große Fläche ansatzfrei zu bekommen ist nicht ganz ohne Risiko für den Verarbeiter.

Vieleicht deswegen die ablehnende Haltung.



Gruß
 

Intarsie

ww-pappel
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Nicht das erste und einzige Parkett, das so gestrichen ist

Das Parkett ist nicht seidenmatt lackiert (soll auch nicht sein), aber macht nichts.

Vielen Dank für den Hinweis! Das dachte ich mir eben auch schon, da ich selbst ja auch schon größere Möbeloberflächen auf LM-Basis lackiert habe. Diese im übrigen glänzend - man muss aufpassen bei den Ansätzen, ja. Aber es ist ja nicht erstmaliges, besonderes.

Und vorallem: Warum kommt dann auch so viel Quatsch bei Anfragen auf H2O-Basis?

Ich fürchte, sobald in dieser Stadt etwas Arbeit macht, hält man sich vornehm zurück. Ich müsste nur den Profi kennen, der es macht. Ich hoffe auch, ich kriege es hin, da nun schon große Fläche und mit Möbeln nicht gut vergleichbar. Aber einer muss es ja machen...

Viele Grüße
Intarsie

===
Ich finde in den Chats die Sprüche oder in den Handwerker-Auktionen diese nette Symbolsprache, ob "netter" oder "zahlungskräftiger" Kunde auch immer so nett.

Zu den Angeboten fiele mir ein: Wer arbeitet macht Fehler.
 

Rühl

ww-robinie
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Und vorallem: Warum kommt dann auch so viel Quatsch bei Anfragen auf H2O-Basis?



Ich bin auch immer bemüht den Kunden auf die Materialien die "ich" verarbeite zu bringen.

Das hat aber nicht mit Unwillen zu tun sondern beruht darauf das ich diese Materialien "genau" kenne und weiss was auf mich zukommt und nur so das gewünschte Ergebnis garantieren kann.

Als Beispiel sei da mal nur Fertigparkett genannt welches der Kunde super günstig einkauft.
Wenn dann Passungenauigkeit und hohe Fertigungstoleranzen da sind liegt es natürlich am Verlegen. Also Ärger vorprogrammiert.


Aber du wirst schon jemanden finden der jung ist und das Geld braucht.:emoji_grin:



Gruß
 

magmog

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guude,

ich gratuliere zu dem entschluß, die sache selber durchzuführen.

so wie ich die sache mit einem schulmeisterlichen chemiker, der z.b. die VOC-verordnung für "Im übrigen nicht rechtsbindend und -beugend" hält, und dessen negativen erfahrungen erwarten lassen, dass er in dieser angelegenheit die flöhe husten hört, sehe, wird weder der kunde noch der handwerker mit dem auftrag glücklich.
schon das ursprüngliche bestehen auf LM-lack zeigt eine borniertheit gegenüber der gesundheit der handwerker, das letzliche akzeptiern von wasserlack zeigt, wie weit die fachliche ahnung des selbsternannten lackexperten reicht.

ich hoffe, dass sich nicht doch noch ein armer berufskollege ohne kenntnis der vorgeschichte zu dem auftrag überreden lässt.

viel erfolg beim eigenversuch! justus.
 

WinfriedM

ww-robinie
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Du bist auf jeden Fall mit deinen Ansprüchen ein "Besonderer Kunde". Im Sinne, dass der Durchschnittskunde anders tickt. Der will vieles oft nicht so detailiert und genau wissen.

Die meisten Handwerker sind dann eher Experten für die Bedürfnisse der Durchschnittskunden, den können die gut bedienen. Ist auch einfacher, als Leute zu bedienen, die sehr genau wissen, was sie wollen.

Als Besonderer Kunde muss man eben auch besonders lange suchen, um einen Handwerker zu finden, der diese Bedürfnisse bedienen kann. Und dann auch evtl. mehr bezahlen.

Ich ticke übrigens oft auch so - ich will es detailierter und genauer wissen. Das das manch einen Handwerker nervt, hab ich auch schon öfters erlebt. Und ich kenne auch Handwerker, die erstklassige Arbeit machen, aber nicht in der Lage sind, ein Angebot zu schreiben.
 

schorsch

ww-robinie
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Hallo,
ich kann mich den Ausführungen von Justus nur anschließen. Meinem ersten Beitrag sollte ich neben dem Wort schwierig nur das Wort arrogant noch hinzufügen. Aber versuchs doch man mal bei MyHammer. Wenn sich in München mit fast 2000 holzverarbeiteen Betrieben keiner findet der deinen Ansprüchen gerecht wird.
Gruß
Georg
 

veter

ww-esche
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Ich kann den Chemiker sehr gut verstehen. Er ist vom Fach und versteht die Welt nicht mehr, weil unsere EU-Laien nun mal 2003 diese blödsinnige Decopaint-Richtlinie beschlossen haben, die vorschreibt, dass ab 1.1.2010 die Stufe II gilt, nach der ein Lack für Bodenbehandlung nur noch 500 g/l Lösungsmittel enthalten darf.

Im Datenblatt schreibt Pallmann sinnigerweise, dass der 2K-PUR-Parkettsiegel DD 2000 A/B 55% Lösungsmittel enthalte und man auf wasserbasierende ausweichen solle. Dies verführt leicht zu der irrigen Annahme, dass dieser Lack 550 g/l enthalte und damit den Grenzwert von Stufe II überschreite.

Das ist aber mit Sicherheit falsch, denn die Dichte von Lösungsmittel ist immer geringer als die der übrigen Lackbestandteile (unabhängig davon werden % und g/l von Dummen gerne in einen Topf geworfen, was ja offensichtlich sogar in diesem Thread bereits geschehen ist). Ich bin der Überzeugung dass der 2K-PUR-Parkettsiegel DD 2000 A/B die z.Z. gültigen Grenzwerte der Decopaint-Richtlinie vollständig erfüllt, sonst würde Pallmann diesen Lack auch seit Anfang dieses Jahres nicht mehr anbieten.

Ich persönlich vertrete in dieser Sache dieselbe Ansicht wie Chemiker und verarbeite den Pallmann DD 200 A/B u.a. selbstverständlich weiterhin, denn er ist vollkommen gesetzeskonform.

Anmerkung: Ich muss mich seit Jahren mit den bescheuertsten EU-Richlinen (u.a. Eurocode 5) rumschlagen. Obwohl alle Fachleute und selbst die Laien von EU-Vertretern wissen, dass diese Richtlinien weder wissenschaftlich begründet, noch irgend einen praktischen Nutzen haben, werden sie nicht aufgehoben oder ersetzt. Offensichtlich werden solche EU-Richtlinien aber aus Gründen des Markt-Protektionismus dennoch geschaffen, um die Gewinnmaximierung weniger Schmiergelddauerzahler abzusichern und unsere sonst weltweit geschätzten DIN-Normen auszuhebeln.

-- veter
 

WinfriedM

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Wobei doch im Großen und Ganzen die Entwicklung sehr zu begrüßen ist, dass Parkettleger nun weniger Lösemittel einatmen müssen, wir die Umwelt entlasten und die Industrie ihre Hausaufgaben gemacht hat und mittlerweile sehr gute Wasserlacke verfügbar sind. In der Summe sehe ich mehr Positives.

Das auch viel Verrücktes beschlossen wird und im Einzelfall auch diese neuen Decopaint-Richtlinien unsinnig sind, sehe ich genauso.
 
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