Oberflächenbehandlung, Kasten, innen

gleiter

ww-robinie
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Grüßt Euch!

Ich brauche eine neue Oberflächenbehandlung für Kästeninnenseiten. Also Seitenwände sowie Fachböden.

Normale Belastung.

Bis jetzt habe ich Imprägniergrundierung und (manchmal) Hartöl von AURO verwendet, an sich völlig ausreichend und perfekt zu verarbeiten - alleine - es dauert mir inzwischen zu lange bis die olfaktorische Belastung auf ein erträgliches und dem Kunden zumutbares Maß gesunken ist.

Über Empfehlungen zu anderen Produkten würde ich mich sehr freuen.

Bedingungen:
-) leicht zu verarbeiten - im Idealfall ein einziger Arbeitsgang.
-) weitest gehend geruchsfrei oder wenn, schnell verflüchtigend.
-) ökologisch absolut unbedenklich, im Idealfall mit Volldeklaration.
-) kein Maschineneinsatz für die Applizierung.
-) glatt geschliffene Oberflächen (z.B. Fichte Korn 180) dürfen nicht wieder rauh werden.

Experimente mit Universalpolituren waren mir zu zeitaufwändig, mattieren (wichsen) kommt zwar ganz gut, ist aber insgesamt zu mühsam.

Gruß, André.
 

frankundfrei

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Klassischer olfaktorisch neutraler Oberflächenschutz

Hallo André,

Deine Bedingungsliste macht es nicht gerade einfach.

Früher verwendete man Tapete, bzw. spezielles Schrankpapier. Das war absolut neutral, schützt gut, lässt sich problemlos austauschen, etc.

Sobald Du aber einen Anstirch suchst, wird es schwierig. Bienenwachsbalsam Aqua oder andere Imprägnierungen auf Wasserbasis scheiden aus, da Du auf keinen Fall willst, dass die Oberfläche wieder rauer wird.

Also ein Öl nehmen, das schnell trocknet und nicht so riecht. Natural arbeitet nicht mit Balsamterpentinöl sondern mit Isoaliphate und Orangenschalenöl als Verdünner und Lösemittel. Ich habe Kunden, die das Möbelhartöl von Natural deshalb vorziehen, weil es "angenehmer" riecht. Allerdings bleibt der Einsatz von Leinöl und die Notwendigkeit, dass das nur luftoxidativ trocknen kann.

Verstärkter Einsatz von Rapsöl, Sonnenblumenöl und/oder Tungöl kann den Geruch ebenfalls verstärken.

Ohne eine ausreichende Trocknungszeit, wird bei jedem Naturöl irgendwo ein Eigengeruch bleiben. Der Kasten sollte also wenigstens vier Wochen offen stehen bleiben. Ich kann Dir gerne mal Proben von den Natural-Ölen zusenden - geruchfrei wird es aber mit Sicherheit nicht abgehen.

Ich würde auch im Innenbereich nicht die Sättigung der Holzfaser mit Öl anstreben. Eine Mischung aus Wachs und Öl sehe ich als schwierig an, weil sich dann die Trocknungszeiten noch verzögern.

Grüße aus Frangn

Frank von Natural-Farben.de
 

gleiter

ww-robinie
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Hallo Frank!

Ich weiß sehr wohl dass die Anforderungen mächtig sind, und Deine Antwort als Kompetenter läßt mich ein wenig mutlos werden.

Ein Möbel innen tapezieren - nun, die Idee ist reizvoll. Alleine bei gefrästen Lochleisten für Fachböden wird's schwierig. Und ich hatte schon eine Anzahl Möbel zur Restauration wo die geklebte Tapete für böse Schäden am Korpus gesorgt hatte.

Wenigstens die Fachböden mit Auslegeware (Einbreitpapier heißt dieses Spezielle übrigens) auszustatten ist auch nur die halbe Lösung.

Wie soll denn eine Mischung ÖL/Wachs beschaffen sein?

Vielleicht sollte ich wirklich dazu übergehen die Schränke innen völlig unbehandelt zu lassen (so, wie es "früher" ja auch üblich war).

Auf jeden Fall vielen Dank für Deine Antwort, André.
 

WinfriedM

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Ich denk, da geht einiges:

1. Grundierung einmal streichen mit Schellack. Danach evtl. einmal mit einem reinen Wachsprodukt drüber (z.B. Biopin Bienenwachs). Oder ölhaltiger Wachs ohne Leinöl, z.B. Livos Alisa Hartwachs.

2. Öl, was nicht auf Leinöl basiert, z.B. Zweihorn NPO. Das riecht kaum, ich habs aber noch nicht auf Schrankinnenflächen getestet. Weiterhin diverse Osmo Produkte, z.B. Dekorwachs farblos, Hartwachsöl, Topoil. Osmo selber empfiehlt meist, einmal dünn streichen wäre für innen machbar.

Grundsätzlich gilt natürlich, nahezu jedes Öl bildet irgendwelche Gerüche aus. Insofern finde ich Schellack + Wachs immer noch am besten. Zumal sich das auch gut mit Öl verträgt (Übergänge von innen nach außen, Anfeuerung).
 

edelres

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Innenbehandlung von Moebeln

Hallo André,

aus welchem Grund willst du die Innenseiten behandeln?

Ich arbeite seit 50+ Jahren mit Moebeln, ausser Tapeten wie Frank schon erwaehnte, habe ich keinerlei Finish im inneren gefunden.

Falls ein Kunde dies ausdruecklich verlangt, spritze ich Schellack 100Gramm/Liter, sieht keinesfalls besser aus als unbehandelt.

Ich rechne fuer die Innenbearbeitung des Moebels den gleichen Preis oder mehr wie fuer die Aussenseiten, z. B. Sekretaer.

Finish an Schubladen Seiten verringert die Gleiteigenschaften.

mfg

Ottmar

PS: Warum einfach wenn es auch kompliziert geht?

 

Dejan

ww-nussbaum
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Hallo André,

Finish an Schubladen Seiten verringert die Gleiteigenschaften.


Er meinte doch die Schubkasteninnenseiten und nicht die Außenseiten des SK, oder?

Also Osmo Hartwachsöl könnte ich mir bei einmaligem Anstrich geradeso vorstellen. Dann muß der Schliff vorher aber extrem fein sein (240 und gegebenfalls vorher leicht Wässern). Aber riechen tut es schon. Dazu muß der Überstand zügig und gründlich abgenommen werden.

Die Schelllackvariante hört sich gut an, finde ich aber auch durchaus aufwändig...

Ich meine in Erinnerung zu haben, daß Livos relativ geruchsarm - nach der gründlichen Trocknung- war, kann es aber nicht 100% sagen, da zu lange her.

lg Dejan
 

welaloba

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Hallo,
ab und an habe auch ich Kunden, die ihr Möbel auch von innen "schön lecker" haben wollen, sprich: Kein rohes Holz. Als einzige vernünftige Möglichkeit für Schubladeninnenseiten und Schrankinnenseiten / Einlegeböden hat sich ein Schellackanstrich herausgestellt. Den kann man nach ausreichender Trockenzeit mit einem Schleifvlies glätten. Hier kann man gleichzeitig ein (Carnauba-) gehärtetes Möbelwachs auftragen - kurz antrocknen lassen, ausbürsten, 1 Std. trocknen lassen und mit festem Tuch auspolieren. Fertig.
NIE NIE NIE irgendwelches Öl verwenden, den Gestank kriegst du aus Innenräumen von Möbeln nie wieder raus.
Gruß Werner
 

gleiter

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Vielen Dank für Eure Antworten.

Ich hab' eigentlich immer meine Möbel auch innen zumindest imprägniert gehabt. Inzwischen scheint allerdings an der Rezeptur was verändert worden zu sein und der "Gestank" geht in der Tat nicht mehr raus. Zudem das eingangs beschriebene "Problem" mit der Zeit.

Schellack und Wachs werde ich jetzt auch mal versuchen, wobei ich noch nicht ganz die Funktion des Schellacks in diesem Aufbau verstehe.

Und ich werde das auf die Fachböden beschränken.

Wie fein schleift Ihr denn innen aus wenn Ihr die Möbel roh läßt?

Gruß, André.
 

WinfriedM

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Der Schellack zieht ins rohe Holz ein und füllt dort die Hohlräume, ähnlich wie beim ersten mal ölen. So imprägniert stellen sich bei Feuchtigkeit keine Fasern mehr auf, auch zieht Wasser kaum noch ein. Der Wachs sorgt dann noch für eine angenehmere Oberfläche und macht die Oberfläche zusätzlich schmutzunempfindlich.
 

welaloba

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Schellack und Wachs werde ich jetzt auch mal versuchen, wobei ich noch nicht ganz die Funktion des Schellacks in diesem Aufbau verstehe.
Und ich werde das auf die Fachböden beschränken.

geht in Ordnung. (Ich merke an, dass ich - wenns besonders gut werden soll und entsprechend bezahlt wird, auch Schubladenböden ausbaue für ordentliche Oberflächen auch für die Innenflächen der Schubkästen.

Wie fein schleift Ihr denn innen aus wenn Ihr die Möbel roh läßt? siehe unten

Gruß, André.

Hallo Andre, der Vorteil bei Schellackoberflächen für Innenflächen von Möbeln ist, dass dieser relativ schnell trocken ist. Wie der Vorredner schon sagte, ist Schellack eine perfekte Grundierung für Wachsauftrag. (funktioniert im Grunde wie Schnellschliffgrund (Nitrobasis)
Feinschliff vor dem Schellackanstrich je nach Anspruch Korn 150 bei Weichhölzern, 220 ist aber auch sehr schön, wie gesagt, je nach Anspruch. Ich habe immer wieder Kundinnen, die es sehr zu schätzen wissen, wenn die Schubladen für die Pullover und andere intime Sachen von innen schön glatt sind und nicht nach den Mottenkugeln der Vorbesitzer riechen. Das ist mit Schellackanstrich und Wachsoberfläche gesichert. Die Wachsmischung ist: 85 % Bienenwachs, 15 % Carnaubawachs im Wasserbad zusammenschmelzen (ganz vorsichtig) und mit Balsamterpentinöl auf cremige Konsistenz einstellen. Davon braucht es auf einer geglätteten Schellackoberfläche nur einen Hauch, am besten mit der erwärmten Wachsbürste aufgetragen und mit einem Frottee - Tuch ausgerieben. Voila und Grüße aus dem verregneten Hessen
Werner
PS: Zum Streichen innen nehme ich in der Regel den wachshaltigen Schellack, der hier völlig ausreicht.
 

gleiter

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Mal ein Feedback:

Vielen Dank für Eure Anregungen. Hatte zwar "nur" normalen Schellack im Haus und auch nicht die von welaloba angeratene Wachsmischung. Dennoch - das Ergebnis ist äußerst zufriedenstellend.

Der Korpusboden (Fichte) war auf 180 ausgeschliffen und wurde ein wenig "rippelig", konnte ohne Nachschleifen so bleiben. Die Fachböden (auch Fichte) hatte ich 220 nachgeschliffen und waren deutlich glatter nach der Schellackbehandlung.

Verwendetes Wachs war AURO Hartwachs - dessen olfaktorische "Belästigung" ist vernachlässigbar, nach zwei Tagen offen ist der Geruch recht kommod.

Eine Frage möchte ich noch nachlegen: Wie vertragen sich Schellack und Weißleim (Leifa PV/H Standard)? Wär' doch fein wenn ich die liegenden Flächen der Korpusse VOR dem Zusammenbau mit Schellack behandeln und kurz mit dem Rotex nachglätten könnte...

Gruß, André.
 

welaloba

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Eine Frage möchte ich noch nachlegen: Wie vertragen sich Schellack und Weißleim (Leifa PV/H Standard)? Wär' doch fein wenn ich die liegenden Flächen der Korpusse VOR dem Zusammenbau mit Schellack behandeln und kurz mit dem Rotex nachglätten könnte...

Gruß, André.

Erstmal danke für die Blumen - schön, dass ich helfen konnte;
wenn ich deine Frage richtig verstanden habe: Auch Schellack würde das Holz absperren - also Leimfugen unbedingt lackfrei halten.
Gruß Werner
 

gleiter

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Erstmal danke für die Blumen - schön, dass ich helfen konnte;
wenn ich deine Frage richtig verstanden habe: Auch Schellack würde das Holz absperren - also Leimfugen unbedingt lackfrei halten.
Gruß Werner

Ok, das wollte ich zwar nicht wirklich lesen, aber ja, Frage richtig verstanden. :emoji_grin:

Gruß, André.
 

WinfriedM

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Wenn du Auro Hartwachs 171 genommen hast: Der enthält auch Leinöl, ist eigentlich nicht optimal. Andersherum: Wenn das geruchsmäßig für die ok ist, dann kannst du bei diesem Produkt auch auf Schellack verzichten, einfach direkt einmal auftragen. Ich mach das auch öfters bei leicht beanspruchten Teilen, weil schnell und unkompliziert bei wesentlich besserem Schutz, als ölfreie Wachse.

Ölfreie Wachse auf Schellack wären z.B.: Biopin Bienenwachs, Clou Antikwachs, PNZ Antikwachs, Briwax... Oder selber herstellen.
 

gleiter

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Wenn du Auro Hartwachs 171 genommen hast: Der enthält auch Leinöl, ist eigentlich nicht optimal. Andersherum: Wenn das geruchsmäßig für die ok ist, dann kannst du bei diesem Produkt auch auf Schellack verzichten, einfach direkt einmal auftragen. Ich mach das auch öfters bei leicht beanspruchten Teilen, weil schnell und unkompliziert bei wesentlich besserem Schutz, als ölfreie Wachse.

Ölfreie Wachse auf Schellack wären z.B.: Biopin Bienenwachs, Clou Antikwachs, PNZ Antikwachs, Briwax... Oder selber herstellen.

Danke auch Dir. Und, richtig, ich habe das 171 in Verwendung. Auf den - wie schon geschrieben ersten Ein"ruch" ist das recht ok., dennoch werde ich mir die vom Werner empfohlene Rezeptur zusammen mixen und damit experimentieren. Resp. mal schauen wie es mit den von Dir Genannten bezgl. Verfügbarkeit hierorts und Ökologie aussieht...

Das 171"solo" hatte ich schon mal getestet und war nicht gerade angetan vom Ergebnis, irgend wie hatte die "füllende" oder "härtende" Komponente gefehlt.

Gruß, André.
 

WinfriedM

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Nur zur Info, das Auro Hartwachs 171 braucht etwa 14 Tage, bis es gut durchpolymerisiert ist. Die ersten Tage fühlt sich das noch deutlich klebrig-weicher an. Oberflächenhärtend, wie bei Schellack, ist das in der Tat nicht.
 

gleiter

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Nur zur Info, das Auro Hartwachs 171 braucht etwa 14 Tage, bis es gut durchpolymerisiert ist. Die ersten Tage fühlt sich das noch deutlich klebrig-weicher an. Oberflächenhärtend, wie bei Schellack, ist das in der Tat nicht.

Veto! :emoji_grin:

Dünn und sparsam aufgetragen, zudem noch mit ordentlich Druck einmassiert und nach einer guten halben Stunde des Rastens mit zwei Fetzen poliert (der Erste für den "Überstand", der Zweite für die "Glätte") ist klebrig-weich kein Thema mehr.

Schon richtig - zum Durchhärten braucht es rund zwei Wochen, aber kleben tut da nichts mehr.

Wie auch immer - das hier war ja bloß eine "Notlösung" und für den gedachten Einsatzzweck (keine zarte Damenwäsche :rolleyes:emoji_slight_smile: wohl ausreichend.

Gruß, André.
 
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