Oberflächenbehandlung für Paddelboot-Holzteile

ToK_ToK

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Guten Abend Forum,


ich bin seit einiger Zeit stiller Mitleser hier im Forum und habe bisher sehr dadurch gewonnen.

Ich möchte mich jetzt mit einem Anliegen an Euch wenden, bei dem Ihr bestimmt weiterhelfen könnt: es geht um das Faltboot eines Freundes, dessen jahrzehntelanger Gebrauch an den verbauten Holzteilen nicht ganz spurlos vorübergegangen ist - der (offenbar) verwendete Lack teilweise abgesplittert (wobei dieses Wort sehr übertrieben ist), andernorts hat er Risse bekommen.

Das ist nicht weiter schlimm, der Gebrauch und die Sicherheit sind mitnichten beeinträchtigt. Und es äußert sich auch nicht anders als im Dunkelfärben des Holzes an den Stellen, die Feuchtigkeit abbekommen oder wasserexponiert sind.

Da wir das Boot aber wieder "richtig" herrichten möchten, steht auch eine Behandlung der betroffenen Holzlatten (wahrscheinlich Esche) an. Die Frage, die sich stellt: Lackieren oder ölen?
Der Aufwand, das Holzgrundgerüst komplett zu zerlegen, abzuschleifen und den Schutz neu aufzubauen, ist nicht vertretbar durchführbar. Partielles Abschleifen dagegen schon.

Habt Ihr einen Ratschlag?

Herzliche Grüße zur Nacht,
Thomas
 

edelres

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Leinoelfirnis

Hallo Thomas,

Aus eigenen Erfahrungen als Ex-Faltbootbesitzer, kann ich Leinoelfirnis empfehlen. Das ist die Preiswerteste Schutzmethode. Die Anwendung ist sehr einfach, auf das trockene mit 180er Schleifpapier vorgeschliffene Holz duenn auftragen, ca 45 Mituten einziehen lassen, dann das ueberschuessige Oel abwischen. Min. 24 Stunden trocknen lassen und noch zweimal wiederholen. Leinoelfirnis schuetzt das Holz bei Naesse und kann jederzeit an abgenutzten Stellen usw, nach leichtem Vorschliff erneuert weden. Der Vorteil von Leinoelfirnis ist der, dass nichts Abblaettern kann.
Je nach Beanspruchung nach 5-10 Jahren wiederholen. Ist einmal ein Grundanstrich erfolgt, genuegt in der Regel zum Auffrischen ein weiterer Firnisanstrich.

Beim Faltboot wichtig, dass kein Oel in den Gelenken trocknen kann. Dies ist mir selbst bei einem Eigenbauboot passiert, war dann nicht mehr faltbar.

Wichtig: Mit Leinoel getraenkte Lappen ausgebreitet im Freien trocknen oder sofort verbrennen.

Den gut gemeinten Rat, bezueglich Letokinois, wuerde ich nicht empfehlen, dieser hat seine Verwendung auf Yachten oder sonstigen Booten mit Holzaufbau. Diese Anstriche sehen sehr glaenzend aus, muessen aber staendig gepflegt werden.

Als Gedankenanstoss

mfg

Ottmar
 

WinfriedM

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Wie meinst du das, das Letonkinois Lack ständig gepflegt werden muss? Damit er immer überall schön glänzt, oder damit er seine schützende Funktion erfüllt? Letzteres kann ich mir nicht vorstellen. Da sollte der viele Jahre eine schützende Funktion übernehmen.
 

ToK_ToK

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Hallo Forum,


das ging ja schnell - nur ein Tag rum und schon so viele Antworten, danke dafür.
Werd' mir die Empfehlungen zu Gemüte führen und die Links nochmal durchgehen.

Viele Grüße aus Dresden,
Thomas
 

edelres

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Bootslack

Hallo Winfried,

Der Bootslack von LeTonkinoise, ist ein Koerperreicher Lack, welcher im “Brightwork”(*) auf Booten eingesetzt wird. Es sind umfangreiche Vorbereitungen notwendig, ca 10 – 12 Anstriche empfiehlt die Firma.

(*) ich kenne keine deutsche Uebersetzung.

Um einen Begriff zu geben um was es beim Einsatz dieser Art Bootslacke geht. Haenge ich zwei Bilder aus dem Buch “Brightwork” Von Rebecca J. Wittman an. Frau Wittman ist eine herrausragende Restoratorin fuer Holzboote, an der Westkueste de USA. Ihre Preisklasse ---Wer wegen dem Preis fragen musst, kann sich eine solche Restaurierung sowieso nicht leisten.

Ich sehe bei einem Faltbootgerippe, keinen Vorteil in der Anwendung eines LeTonkinoise-finish gegenueber Leinoelfirnis. Vom Preis ganz abgesehen.

Welche Erfahrungen hast Du mit LeTonkinoise Bootslack gemacht, fuer welche Anwendung hast du diesen eingesetzt.

mfg

Ottmar

PS: Boote mit einem solche Finisch wie auf den Bildern, benoetigen staendige (bei Benutzung taegliche) Pflege, um diesen Zustand jahrelang zu erhalten.
 

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WinfriedM

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Danke Ottmar für die Infos. Zu meinen Erfahrungen: Ich hab mal eine Halterung für ein Steuerruder damit lackiert, welche beim Fahren ständig mit Wasser in Berührung ist. Zuerst hab ich 2mal geölt und dann den Lack ca. 4-5 mal aufgetragen. Das ganze funktioniert seit Jahren gut, wobei das Boot nur etwa 14 Tage pro Jahr im Urlaub genutzt wird.

Was ich im Faltboot-Forum gelesen habe und sich auch mit meinen Erfahrungen deckt: Öllack mit natürlichen Harzen ist nicht so hart und widerstandsfähig/scheuerbeständig hinzubekommen, wie moderne Lacke, die auf Kunstharzen basieren. In ersterem Lack hinterlässt ein Fingernagel z.B. Spuren, bei vielen Lacken auf Kunstharzbasis habe ich da keine Chance, die sind extrem hart. Ich hab hier auch noch eine Tischplatte mit Geigen-Öllack lackiert, da sieht man auch schon diverse Gebrauchsspuren, weil die Oberfläche nicht die Härte erreicht.

Das ist dann auch das spezielle Problem beim Faltboot: Die Außenhaut reibt auf dem Lack, mit Staub und Dreck dazwischen wie feines Sandpapier. Und so eine Beanspruchung können wohl die Kunstharzlacke besser.

Auch ganz wichtig: War die Grundbehandlung des Faltbootes zuvor mit Kunstharzlack, ist ein Ausbessern mit einem Öllack auf Naturharzbasis nicht sinnvoll. Es sei denn, man schleift den alten Lack komplett runter.

Ganz ohne Lack zu arbeiten, also nur zu ölen, ich kanns mir nicht vorstellen, dass das dauerhaft genug ist. An Stellen, wo nichts quellen darf, ist es auch problematisch, z.B. Holz-Metallverbindungen.
 

edelres

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Einen guten Tag Winfried,

Fuer die Mitteilung deiner Erfahrungen aus der Praxis bedanke ich mich herzlichst. Solche in der Praxis erarbeiteten Erfahrungen, zeigen mir neue Gesichtspunkte und erweitern meinen Horizont. Meine Sicht ist darauf begrenzt, was sich aus meinen Arbeiten entwickelt/ergibt.


Mit freundlichen Gruessen aus dem sonnigen California.

Ottmar

PS: Hier in Kalifornien, ist es die Sonne, welche die Lacke auf Tungoelbasis, zerstoert, weniger als das Wasser/Feuchtigkeit.
 

Philipp

ww-birnbaum
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Hallo Winfried,

für die Gerüstteile ist Lackieren mit einem modernen Kunstharzlack (ersten Anstrich verdünnen) sicherlich nicht verkehrt - aber auch der reibt sich ab, v.a. beim Transport des abgebauten Gerüstes durch Scheuern und Kratzen der Metallteile, beim Aufbau, im Gebrauch...nix hält halt ewig.

Das reine Ölen würde ich aber nicht generell vergessen, v.a. beim Dingen, die in dauerhaftem Wasserkontakt stehen (Paddel). Vollholzpaddel würde ich grundsätzlich nur (wiederholt) ölen (Tungöl-Leinöl-Gemisch) und Macken und Dellen nach Gebrauch einfach nachölen. Lackiertes Holz ist meiner Erfahrung nach viel anfälliger für Stockflecken und Fäulnis als geöltes Holz, wenn der Lack beschädigt ist: Wasser dringt unter den Lackfilm, kann durch diesen nicht hindurchdiffundieren und verbreitet Fäulnis - das allgemein verwendete Eschenholz ist ziemlich feuchteempfindlich).

Ich habe meine Eigenbaupaddel (Vollholz) nur geölt und bin damit sehr zufrieden, sowohl was die Dauerhaftigkeit als auch die Griffigkeit angeht. Paddel mit Sperrholzblättern sind an den Blättern lackiert. Hier schützt der Lack aber weniger das Holz als dessen Verleimung, die durch Ölen eben nicht geschützt werden würde.

Frohes Paddeln und viele Grüße

Philipp (selbst Faltbootsammler)
 

ToK_ToK

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Hallo Philipp,


danke für Deine Antwort, vom Gefühl her tendierte ich schon vor meiner Fragestellung in diese Richtung, das hatte Ottmar schon irgendwie bestätigt.

Werd's wahrscheinlich so machen.

Viele Grüße von der Elbe (ja, die wartet auf den ersten Ausflug!),
Thomas
 

ToK_ToK

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Hallo Forum,

seit Sonnabend sind wir von unserer diesjährigen Reise (wen's interessiert: Neiße ab Guben, dann Oder bis ins Stettiner Haff nach Ueckermunde) zurück. So weit, so gut.
Die mit Leinölfirnis behandelten Holzteile haben sich - soweit nach Begutachtung am Wochenende beurteilbar - sehr gut gehalten, nur an den Stellen, wo sich zwischen Oberhaut und Holz Sand eingeschlichen hat, ist die Holzoberfläche logischerweise angerauht, die müssen also nachbehandelt werden.

Ich möchte mich also nochmals herzlich für die Tips bedanken, ich bin überzeugt, daß Leinölfirnis für diesen Anwendungsfall die beste Wahl war, auch wegen der unkomplizierten Handhabung.

Viele Grüße,
Thomas
 

edelres

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Leinoelfirnis

Hallo Thomas,

Vielen herzlichen Dank fuer dein"Feedback"

Deine Bootsreise (Reiseziel) hoert sich traumhaft an. Mit einem Paddelboot kann man eine Landschaft erleben, von einer Seite, welche ein normal Tourist nie zu Gesicht bekommt.

In Bezug auf Leinoelfirnis, stimmen unsere Ansichten vollkommen ueberein. Wichtig ist die die laufende Pflege, ganz unabhaengig vom Verwendeten Oberflaechenschutzmaterial.

Wuensche weiterhin viel Spass am Paddelboot (einschl. Pflege).

mfg

Ottmar

PS: Ich erinnere mich noch gerne an kleine Bootsausfluege dem Main entlang, vor ca 60 Jahren. Damals waren entlang des Maines noch die Altwasser vorhanden, welche eine Fuelle von Natur war vom Boot aus zugaenglich. Einmal in der Daemmerung konnte ich eine Haselmaus an ihrem ins Schilf gebautem Nest beobachten.
 
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