Miniprojekt: Messinghammer und andere weniger bekannte Schlagwerkzeuge

Sel

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Wozu braucht man einen Messinghammer? Also ich nehme so ein Teil zum Beklopfen diverser Stahlteile, wenn diese nicht beschädigt werden dürfen. Auch ein krummes Sägeblatt läßt sich damit meist wieder gerade dengeln. Für mich eher uninteressant, aber mittels Messing- oder Kupferhammer kann man funkenfrei klopfen. In bestimmten gefährdeten Umgebungen durchaus ein Thema.

Aber zurück zum Messing. Dieses Metall ist weicher als Stahl, bei Draufkloppen auf den Stahl gibts nur im Messing Dellen. Wer mal Kugellager bewegen muß, weiß sowas zu schätzen. Es gibt auch Dorne aus Messing. Ich benutze allerdings für diese Dorne Aluminiumbronze. Dieses Material ist wesentlich härter und zäher als Messing, das macht sich besser. Alle solchen Schlagwerkzeuge kann man auch aus Kupfer fertigen. Kupfer ist sehr viel weicher als Messing, manchmal braucht man das (das nötige Kleingeld fürs Kupfer vorausgesetzt und eine gute Bezugsquelle).

Die Preise für einen ordentlichen Messinghammer ließen mich erschaudern (ab 40 Euro aufwärts)...
Nee, ich wollte ja nur einen Hammer, nicht ein Museumsstück! Also kaufte ich mir ein Stück rundes Messing, 45mm Durchmesser, 60mm lang, ca. 800g schwer (unter 10 Euro). Aus lauter Arbeitseifer habe ich das Stück poliert, beim Gebrauch wirds freilich nicht lange so schön aussehen, das ist verschmerzbar. Das Holz fürn Stiel ist aus Hickory-Holz. Da ich noch von den schönen Stücken was übrig habe war Sägen, Feilen und Schleifen angesagt. Habe leider keine Möglichkeit zum Drechseln (Hickoryholz wird sich bestimmt sehr schwer drechseln lassen). War letztendlich bissel Arbeit und Zeit, den Stiel aus dem Ganzen zu fertigen. Ist aber schön geworden, denke ich.

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Der kleine Hammer bekam einen Buchenholzstiel. Der Messingkopf ist 17mm im Durchmesser, 26mm lang und wiegt knapp 50g. Unten am Stiel ist eine Messing-Hutmutter, entsprechend zurechtgefeilt. Damit kann ich Rundungen/Dellen ins Material klopfen oder solche ausbessern. Zum Beispiel mache ich das, um Senkkopfschrauben in dünnem Blech ein wenig besser einzupassen.
Die Hammerköpfe habe ich mittels passendem Gewindestab mit dem Stiel verbunden. Der kleine Hammer bekam ein M5-Gewinde, beim großen Hammer wählte ich M8. Hält sogar ohne Kleben bombenfest!

Jetzt brauche ich noch einen Aluminiumhammer und zwei Hammer in unterschiedlicher Größe aus Gummi. Die kaufe ich jedoch, sowas ist echt preiswert zu bekommen. Da lohnt ein Selbstbau kaum.

Ich mache mir bereits ein paar Gedanken wegen dem 800-Gramm-Messinghammer. Der sollte noch eine Kappe bekommen, welche aus PTFE, POM oder einem ähnlichen Material besteht. Nun gibts sowas nicht fertig zu kaufen und neben dem Material brauche ich zur Anfertigung eine Drehmaschine. Da ich diese Maschine nicht habe, muß ich mir was ausdenken. Aber da finde ich schon noch was.
Ich weiß, es gibt entsprechende Werkzeuge mit diesen (Plastik)Kappen im Handel zu kaufen. Möchte ich aber nicht.

LG Sel

Edit:
Im Nachhinein muß ich feststellen, das statt dem 800g-Hammer ein Hammer mit lediglich 500g Masse besser wäre. Vor allem wäre ein etwas kleinerer Hammer handlicher geworden, besser dosierbar beim "kloppen". Na ja, kann ich später auch noch bauen.
 
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Batucada

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Eine tolle Beschreibung, wirklich, die hat mir sehr gefallen.

Und überhaupt, so ein Hammer fehlt mir noch in meiner Sammlung, aber 500 gr wären mir vielleicht noch zu viel, das müsste ich mal prüfen.

Ich mache mir bereits ein paar Gedanken wegen dem 800-Gramm-Messinghammer. Der sollte noch eine Kappe bekommen, welche aus PTFE, POM oder einem ähnlichen Material besteht. Nun gibts sowas nicht fertig zu kaufen und neben dem Material brauche ich zur Anfertigung eine Drehmaschine. Da ich diese Maschine nicht habe, muß ich mir was ausdenken. Aber da finde ich schon noch was.
Ich weiß, es gibt entsprechende Werkzeuge mit diesen (Plastik)Kappen im Handel zu kaufen. Möchte ich aber nicht.

Ich hab einen guten Dreherfreund, der mir für einen kleinen Obulus schon viele Dinge gemacht hat. Wenn Du eine Idee hast, wie ein solches Teil z.B. aus POM an solchen Hämmern befestigt werden kann, könnte man sich ja vielleicht zum gemeinsamen Vorteil arrangieren. Ich hab' derzeit noch genug mit meinem Hobel zu tun, aber an eine fertige Idee würde ich mich gerne dranhängen.

Batucada
 
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ChrisOL

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Die sehen gut aus :emoji_thumbsup:

Wenn die etwas länger hübsch bleiben sollen hilft Zapon Lack. Aber es ist ja nur ein Hammer.

In der Werkstatt habe ich einen selbstgemachten Klüpfel mit Messingkopf. Das kann man noch gut bearbeiten.




Hickoryholz wird sich bestimmt sehr schwer drechseln lassen)

Nur weil es hart ist, heißt es nicht automatisch schwierig zu drechseln. Mit scharfen Eisen geht das. Besonders bei Langholz.
 
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fahe

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...schick. Ich hab' zwar momentan nicht wirklich viel Zeit, aber die Stielchen hätte ich Dir schon schnell gedrechselt.

Zur POM-Kappe: Noch schicker wäre es ja, vom Messingkopf ein Stück des Durchmessers abzusehen, damit die Außendurchmesser wieder gleich sind.
 

Daniboy

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Geht der Stiel in den Kopf hinein , oder liegt der einfach an der Zylinderfläche vom Kopf an?
 

Sel

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@Daniboy
Im Stiel ist ein Gewinde M8, im Hammerkopf ebenfalls. Dazwischen ist ein M8-Messing-Gewindestab. Bei einem Gewinde M8 und Hartholz hält das, bei Gewinden M6 vielleicht auch noch, kleinere Gewinde (wie M5 oder M4) müssen mit 2K-Kleber verklebt werden. Ich verwende Messing, weil der Kopf aus Messing ist. Stahl würde funktionieren, aber er kann rosten. Edelstahl habe ich zuwenig rumliegen. Die beiden Komponenten liegen Kopf an Kopf, jede andere Montageart wäre nur aufwändiger geworden, aber nicht haltbarer für den angestrebten Verwendungszweck.

@schrauber-at-work
Ja, wir sollten ja posten, wenn wir was draus bauen. Habe ich im entsprechenden Thread angefangen, aber für meine Hämmerchen finde ich es besser neu anzufangen.

LG Sel
 

Sel

ww-esche
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Ich könnte jetzt ein Preisausschreiben machen :emoji_sunglasses:
Aus welchem Material ist der Hammerkopf?

3.jpg

Klar, ihr als Fachleute erratet das mit geschlossenen Augen (man riecht das Material bei der Bearbeitung deutlich). Klingelts?

Es ist Pertinax. Ich habe vor genau 34 Jahren (ja, das habe ich mir gemerkt!) aus meinem damaligen Betrieb eine kleine Stange Rundmaterial gestohlen (25cm lang, 4cm Durchmesser). Ich kann das hier so offen zugeben, weil die Tat definitiv verjährt ist, der Diebstahl Ende des vorigen Jahrhunderts war und es den Staat und den Betrieb von damals gar nicht mehr gibt...
Tja, viele Bauteile haben eben so ihre ganz eigene Geschichte :emoji_slight_smile:

Der Hammerkopf ist 60mm lang, 40mm Durchmesser und wiegt kaum was (fast 100g). Der Stiel ist ein Heft einer Feile. Ich habe mir dieses Teil jetzt neu angefertigt, da mein altes Hämmerchen komplett verschlissen war. Den Minihammer benutze ich zum Einschlagen meiner Runddübel, kleinerer Bauteile (Zinken) oder kleiner Verbindungselemente. Dafür ist er ideal. Auch um mal bissel nachzuklopfen, falls eine "Passung" nicht ganz stimmt oder ein Winkel sachte korrigiert werden muß, da eignet sich der Hammer perfekt. Brauchts mehr Kraft, nehme ich den traditionellen Holzklüpfel.

Der Hammer hat einen extrem kurzen Stiel, eher nur einen Griff. Ich schlage locker aus dem Handgelenk, der Arm selbst bleibt ruhig. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig. Aber ich kann so sehr dosiert und zielgenau klopfen. Das Material Pertinax hinterläßt auch auf weichem Holz kaum Spuren. Abfärben, wie viele andere Materialien, tut Pertinax nicht. Und Pertinax federt fast nicht zurück. Alles das sind nennenswerte Vorteile. Das man den Hammer nicht ins Wasser legen sollte, versteht sich von selbst. Zwar habe ich rundum Hartwachs drauf, also so sehr feuchtigkeitsempfindlich ist der Hammer jetzt nicht mehr, aber trotzdem lagere ich den trocken.

Ich bin grade am Aufräumen der Miniwerkstatt und am Aufarbeiten verschiedener verschlissener Teile. Vielleicht finde ich noch was, was ich hier vorstellen kann. Falls es euch interessiert natürlich...

LG Sel
 
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