Fillill

ww-pappel
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Guten Abend,

ich lese schon seit langem in diesem super Forum und konnte mir eigentlich alle Fragen durch die Suchfunktion selbst gut beantworten.
Diese aber leider nicht.

Ich bin gerade dabei unser Haus komplett umzubauen, bevor wir umziehen und habe Spaß an ungewöhnlichen bzw. nicht immer den alltäglichen, Materialien. So auch Mineralwerkstoff.

Ich möchte eine Mineralwerkstoffplatte als Arbeitsplatte(n) für unsere Küche einsetzen.
Da ich noch nie wirklich mit dem Material in Kontakt getreten bin, habe ich mir Muster bestellt und mich damit vertraut gemacht, es geschnitten und auch gefräst.
Ich denke das bekomme ich schon hin.

Ich habe dazu eine Tauchsäge (mit Schiene) und eine Oberfräse mit 1000 W (ohne Schiene).

Nun habe ich Verarbeitungsrichtlinien gelesen. Überall steht, dass man eine Oberfräse mit 1500 W (mal mehr, mal weniger) einsetzen soll.
Das macht mich sehr unsicher.

Bei einem Materialpreis von ca. 130 €/m² habe ich keine Lust hier irgendwelche Fehler zu machen, die mir evtl. erstmal gar nicht auffallen.

Wie ist denn hier die Expertenmeinung? Soll ich mich nicht verrückt machen, oder ist es wirklich ratsam, sich eine entsprechend große Fräse zu besorgen?

Vielen Dank schon mal für die Rückantworten.

Gruß, Fillill
 

carsten

Moderator
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Hallo

kommt darauf an was du Fräsen willst.
Kantenprofilierung klappt prima auch mit kleineren Leistungsklassen.
Ausschnitte kann man auch ausschneiden (sägen) und nur einen letzten Rest Fräsen. oder in mehreren Zustellungen Fräsen. Da du ja sicher keine Serienfertigung machst und Zeit vermutlich auch nicht oberste Priorität hat sehe ich da keine Probleme.
Eine gute Absaugung ist da sinnvoller. Scharfes Werkzeug. Beim Verkleben Sauberkeit beachten. Zum Schleifen ein guter Exzenterschleifer und gutes Schleifpapier.
 

Fillill

ww-pappel
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Danke Carsten,

das ist genau die Antwort, die mich mir erhofft habe.

Zeit spielt in der Tat nur eine untergeordnete Rolle.
Eine Absaugung habe ich, bzw. werde ich bei passender Witterung versuchen die Platte im Hof zu bearbeiten, noch passt das ja mit der Witterung und kleben muss ich ja zum Glück nicht.

Ich bin sehr gespannt wie der Schliff wird! Eigentlich bin ich bei sowas eher ein geduldiger Mensch und eine weiße Platte soll ja weniger sensibel auf Schleifwolken reagieren, aber man weiß ja nie. :emoji_slight_smile:

Fillill
 

Sägenbremser

ww-robinie
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Hallo Fillill

schon die Materialzusammensetzungen eines
Mineralwerkstoffes sind entscheidend für den
Arbeitsablauf, den Werkzeugeinsatz und nicht
zuletzt was dich das ganze kosten wird.

Also wäre es schon einmal sinnvoll das von dir
zur Bearbeitung ausgesuchte Material zu benennen.
Dazu gehört neben dem Herstellernamen auch die
angedachte Materialstärke, Ausformung der Platten
und Wandverkleidungen, die vorgesehenen Einbauteile
und nicht zuletzt welche Anwendererfahrungen du auch
noch ausserhalb dieses Werkstoffs vorweisen kannst.

Die Leistungsstärke einer Handoberfräse ist dabei noch
die fast untergeordnete Frage. Bevor du da jetzt grosse
Mengen an Material in die Tonne klopfst, oder mit nicht
so ganz befriedigenden Ergebnissen über lange Zeit dein
häusliches Glück finden müsstest, ist doch die Grundfrage-
warum bist du auf diesen Werkstoff angewiesen?

Um Mineralwerkstoffe wirklich in ihrem vollen Anwendungs-
möglichkeiten auch sinnvoll einsetzen zu können, braucht
es deutlich mehr Equipment als eine grosse Handoberfräse.
Diese harten Werkstoffe verzeihen kaum Fehler beim Zuschnitt,
brauchen sehr hobelschlagsfreie Fügefugen und auch der
Einsatz von speziell dafür konditionierten Fräswerkzeugen ist
eigentlich fast Pflicht um wirklich eine homogene Form dieses
Werkstoffes erreichen zu können. Einige Erfahrungen aus ge-
machten Fehlern bringen das maximal erreichbare Ergebnis
auch deutlich voran. In der Regel werden Anwender von Kollegen
dafür eingearbeitet, oder der neue Anwender ist bereit in eine
mehrtägige Schulung beim Hersteller zu investieren.

Liebe Grüsse, Harald
 

Fillill

ww-pappel
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Danke Harald für die ausführliche Antwort auf meine Frage.

Es soll der Mineralwerkstoff von LWS in der Stärke 12 mm und der Farbe 104 (weiß) zum Einsatz kommen. Die Platten sind 3,68 x 1,35 m groß.

Ich bekomme aus einer Platte die beiden Arbeitsplatten geschnitten, die wir benötigen.
Damit sind keine Plattenstöße und -verklebungen notwendig, die ich mir auch nicht zugetraut hätte.

Mineralwerkstoff hat einige tolle Eigenschaften, die für uns interessant sind. Zum einen ist er homogen und durchgefärbt.
Weiter ist er haptisch weich an der Hand, wenn seidenmatt geschliffen und nicht kalt wie Beton/Stahl/CPL oder weich, also änfällig für Macken, wie Holz.


Benötigt werden zwei Arbeitsplatten.

1. Arbeitsplatte auf einer Insel
ca. 2,04 x 1,04 m.
Ein Ausschnitt für den Herd und ein Ausschnitt für die Spüle. Weiter eine Bohrung als Kabeldurchführung.

2. Arbeitsplatte an der Wand auf Unterschränken
ca. 1,22 x 0,62 m
keine Ausschnitte.

Die Kanten sollen Ober- und Unterseitig mit einer kleinen Fase versehen werden.
Die Platten sollen bündig mit den Schrankfronten abschließen. Zwischen Korpus und Arbeitsplatte wird eine Trägerplatte als Zwischenschicht eingebaut. Diese schließt bündig mit den Korpusen ab, so dass die Platte zu schweben scheint.
Auch deshalb ist Mineralwerkstoff mit 12 mm so interessant.

Die Spüle soll konventionell eingesetzt werden, also nicht flächenbündig eingebaut. Ebenso das Kochfeld. Auch dieses soll einfach aufsitzen.

Ich bin Architekt, was in diesem Forum auch für viel Gelächter sorgen wird, und somit mit der theoretischen Seite des Bauens bestens vertraut.
Praktisch habe allerdings eine Menge Erfahrung. Es ist nicht das erste Haus, dass ich selbst, also mit meinen eigenen Händen umbaue.
Schreinerarbeiten und insgesamt Arbeiten mit Holz habe ich schon häufig und immer gerne ausgeführt.
Ich habe gerade 125m² Baubuche Dielenboden auf einen Blindboden verschraubt, Betten aus Eiche gebaut, in der Vergangenheit schon einen Couchtisch und ein Sidebord aus Kirsche. Immer alles massiv. Viele Treppenstufen, Holzterrassen, unzählige Ikea-Schränke zusammengeschraubt und abgewandelt, Türen und Fenster gesetzt. Und vieles mehr.

An Maschinen habe ich eigentlich alles handgeführte was man für den normalen Hausgebrauch benötigt, bis hin zum Elektrohobel und zum Multimaster. Mein Vater hat eine Kombinationsmaschine von Felder mit Formatsäge, Fräse, Dickenhobel und Hobel. Hier sind wir also bestens aufgestellt.

Ein Kollege hat mit mal von einem Spiralfräser erzählt, der er mal in einem amerikanischen Baumarkt gesehen hat. So einen Fräser könnte ich mir gut vorstellen, da dieser ja keine (Hobel-)Schläge aufs Material überträgt, da die Klinge immer am Material anliegt.
Welchen Fräser würden Sie denn empfehlen?

Gruß, Fillill
 

mj5

ww-robinie
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Die Platten sollen bündig mit den Schrankfronten abschließen.
...
Ich bin Architekt, was in diesem Forum auch für viel Gelächter sorgen wird, ...

Wuahaahaaaha..."bin Architekt - fideriee -, sauf nur noch Sekt, fiedraaa" :emoji_grin:
https://www.youtube.com/watch?v=kAc0m47tqes
Tschulligung, ich konnt's mir nicht verkneifen! :emoji_open_mouth:

Den speziellen Werkstoff kenne ich nicht, hab ich noch nicht bearbeitet.
Von daher kann ich zur Werkzeugfrage wenig sagen.

Aber von der Front-buendigen Arbeitsplatte moechte ich dringend abraten!
Da hast Du eigentlich keine Moeglichkeit auf der Unterseite eine funktionierendeTropfkante einzufraesen
und bei jedem kleineren Unfall laeuft dir die Suppe in die Schraenke und/oder Schubkaesten.

Gruesse
mattes
 

Neige

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Aber von der Front-buendigen Arbeitsplatte moechte ich dringend abraten!
@Fillill schreibt ja:
Die Platten sollen bündig mit den Schrankfronten abschließen.
und das wesentliche:
Zwischen Korpus und Arbeitsplatte wird eine Trägerplatte als Zwischenschicht eingebaut. Diese schließt bündig mit den Korpusen ab
Also kein Problem, insbesonders bei grifflosen Fronten.

Welchen Fräser würden Sie denn empfehlen?
Entweder HM oder Diamant-Fräser

Edit:
Hier mal, wenn nicht schon bereits bekannt, ein Link zur Bearbeitung:
http://www.pro-kunststoff.de/wp-con...hte-handhabung-verarbeitung-und-anwendung.pdf
 

Sägenbremser

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Guten Abend Fillill

denke die Ausgabe kannst du dir bei deinem
Projekt sparen. Es geht ja primär um die Be-
arbeitung der Kanten und bei den sichtbaren
3-4mtr. wird es auch jeder HM- Fräser packen.

Wenn du die Kanten auf der Felder beifräst, ist
das schon einmal eine gute Ausgangslage für die
spätere Schleifarbeit.

Warum wählst du nicht eine satinierte Glasplatte
als Abschluss für deine Kücheneinbauten? Glas ist
kaum deutlich kühler als die Umgebungstemperatur
und jeder gut ausgestattete Glasbaubetrieb kann dir
eine Anarbeitung bieten. Du willst ja auf die fugenlose
Spüle sowieso verzichten, warum sollte es da noch der
Mineralwerkstoff sein?

Gruss Harald
 

Mnyut

ww-kiefer
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Glas ist
kaum deutlich kühler als die Umgebungstemperatur
Wenn man diverse Materialien alle nebeneinander stellt, werden sie, nach einiger Zeit, alle eine ähnlich Temperatur haben. Das sich das eine Material kälter als das andere anfühlt, dürfte daran liegen, dass es die Wärme der anfassenden Hand mal besser und mal schlechter ableitet.

leitet Wärme gut -> einzieht der Hand Wärme -> Metall fühlt sich kalt an
Bei Teppich dann anders rum, obwohl gleich warm.
 

weissbuche

ww-robinie
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Hallo Fillill,
ohne Arrogant wirken zu wollen, aber mal eben mineralische Werkstoffe verarbeiten halte ich für ziemlich riskant. Wir machen mit den Meisterschülern 1tägige Lehrgänge und dass reicht gerade um zu wissen, wie man schneidet und klebt, was man beim Einbau von Herd und Spüle beachten muß und wie man polliert. Gerade das Wärmeverhalten muß beachtet werden (Herd).
Als Architekt kann man doch mal Kontakt mit den Fachberatern aufnehmen und auf viele zukünftige Kunden verweisen.
Beste Grüsse
Eckard
 

Fillill

ww-pappel
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Danke an alle für die Hinweise, Anregungen oder auch Bedenken.
Ich stelle Bilder der Arbeitsplatte ein, wenn ich mit dem demolieren der Kanten fertig bin.

Gruß, fillill
 

Fillill

ww-pappel
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Hallo,

nach den ganzen Hinweisen, Tipps und Ratschlägen zu meinem Anliegen, habe ich dann nochmals Kontakt zu den Fachberatern der Herstellern aufgenommen und viel und lange telefoniert.
Als Ergebnis habe ich dann bei meinem Lieblingsholzfachgeschäft in Pfungstadt ein Angebot für Mineralwerkstoff machen lassen.

Dann passierte das denkbar Unerhoffteste.

Ein Betonfertigteilwerk, mit dem ich vor langer Zeit schon einmal Kontakt wegen einer Küchenarbeitsplatte hatte, schickte mir eine Mail.
Sie sammeln gerade Erfahrungen mit einem Betonwerkstoff, Ducon, und könnten meine Anfrage nun Bearbeiten.

Also bin ich in das Fertigteilwerk gefahren und hatte die Möglichkeit Zusammen mit den Leuten vor Ort meine/unsere Platte(n) zu schalen und zu betonieren.

Und was soll ich sagen? das Ergebnis ist prima!
Sie ist anthrazit gefärbt, 28 mm stark, am Rand mit einem Stufenfalz versehen, so dass sie noch dünner scheint, auf der Oberfläche schalungsglatt und absolut lunkerfrei.

Also haben wir nun eine Betonarbeitsplatte.

Wir haben sie nun eingebaut und die Oberfläche mit Leinöl mehrfach geölt.

Sobald die Küche fertig ist, stelle ich für die Interessierten hier gerne ein paar Bilder ein.

Gruß, Fillill
 

Sägenbremser

ww-robinie
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Hallo Fillill

das mach aber unbedingt, wollen wir sehen.

Habe das einmal selber versucht, aber das war nichts:mad:
Danach habe ich dann zur Glasplatte gegriffen. Ein recht
kostspieliges, aber schönes Ergebnis. Der Kunde war sehr
flexibel, nur wollte er keinen Mineralwerkstoff in der Küche.

Ein wenig Info über Auftragsabwicklung/Preis/Transport ist
hier auch gefragt.

Liebe Grüsse, Harald
 
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