MDF–Kommode bauen, mit wenig Werkzeug und Erfahrung

spearmint

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Hallo liebe woodworker,

Ein schönes Forum habt ihr hier, sehr inspirierend und aufschlussreich. Eine Zeit lang habe ich nun als stiller Beobachter mitgelesen, möchte euch nun aber auch mal um Rat fragen.

Ich bin ein Student aus Berlin (22) und interessiere mich nun seit einiger Zeit für den Möbelbau. 2011 habe ich ohne Erfahrung und mit wenig Plan ein Hochbett in mein 12qm–Zimmer eingebaut und seitdem hat es mich gepackt. Auch einen Tisch aus Fichte habe ich letztes Jahr noch zustande gebracht, bin allerdings nur mit Fuchsschwanz, einigen Klemmen und Spax–Schrauben ausgestattet.

Nun soll es eine Kommode werden. Warum aus MDF? Das hat einige Gründe:
Mit einem Fuchsschwanz winkelecht zu sägen ist mir noch nicht gelungen, für eine Tischkreissäge habe ich leider weder Platz noch Geld und MDF bekomme ich hier super auf den Millimeter winkelecht zugeschnitten. Außerdem gefällt mir die Optik und es ist sehr günstig.

Die Kommode soll 1550mm breit, 750mm hoch und 450mm tief werden. Ich möchte eine Trennwand einbauen, rechts ein Fach zum Öffnen und links drei Schubladen einbauen, wobei die unterste sehr groß sein soll, für Handtücher und Bettlaken etc.
Ich plane mit 16mm weiß beschichtetem MDF für den Kasten und die Schubladenfronten zu arbeiten. Bei dem Schubladenkästen bin ich mir noch nicht sicher.

Die Schubkästen wollte ich so einfach wie möglich bauen. Gestern war ich bei einem Mobelbauer und habe dort ein MPX–System gesehen. Dessen Schubladen waren vier Seiten, die auf den Boden geleimt waren und schließlich mit der Tragerschiene verschraubt waren. Die Fronten wurden dann von innen angeschraubt. Das machte einen guten Eindruck auf mich—sicherlich keine hohe Handwerkskunst, aber ohne Erfahrung und Werkzeug ist es einfacher wohl erstmal besser, oder?

Ich habe nun einige Fragen:

1.) Klingt das vernünftig oder habe ich irgendwelche groben Fehler im Bauplan?
2.) mit welchem Holz sollte ich am besten die Schubladen bauen?
3.) wie verbinde ich die Teile am besten? Ich habe an Lamellos gedacht, eine Lamello–Fräse kann ich bestimmt günstig mieten—oder braucht man viel Erfahrung, um damit zu arbeiten? Sonst dachte ich daran, eine "Kreg Jig" anzuschaffen (gibt es dafür einen anständigen deutschen Begriff?), die kann ich sicherlich für kommende Projekte noch benutzen und sie scheint leicht zu bedienen zu sein. Oder reicht es, das Ganze zu verleimen? Ich wollte sichtbare Schrauben an den Seiten vermeiden.
4.) Was könnt ihr an Ausrüstung empfehlen für einen Anfänger wie mich? Ich habe einen anständigen Akkuschrauber/–bohrer, einen Fuchsschwanz, einige Klemmen, einen Hammer…und das war's.

Vielen Dank schon im Voraus und ich hoffe ich stoße hier niemanden mit meinen Anfängerfragen vor den Kopf,

Grüße aus Berlin,

Hannes.
 

Pendejo

ww-robinie
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3.) wie verbinde ich die Teile am besten? Ich habe an Lamellos gedacht, eine Lamello–Fräse kann ich bestimmt günstig mieten—oder braucht man viel Erfahrung, um damit zu arbeiten? Sonst dachte ich daran, eine "Kreg Jig" anzuschaffen (gibt es dafür einen anständigen deutschen Begriff?), die kann ich sicherlich für kommende Projekte noch benutzen und sie scheint leicht zu bedienen zu sein. Oder reicht es, das Ganze zu verleimen? Ich wollte sichtbare Schrauben an den Seiten vermeiden

Hallo

Ich bin zwar selbst Laie und halte mich deshalb bei den anderen Fragen im Hintergrund, aber zur 3. kann ich dir sicher was sagen, den ich habe mir selbst eine gebrauchte Lamello zugetan. Das Handling mit diesen Flachdübelfräsen ist wirklich kinderleicht und kann man sich selber beibringen. Man findet auch Videos im Netz, beispielsweise von Guido Henn. Ich denke von der Stabilität ist eine stumpfe Verleimung mit MDF bei genauem Schnitt sicher haltbar, allerdings empfand ich die Lamellos bisher noch immer als äussert hilfreich bei der Verleimung, weil sie alles in Platz halten...
 

Frown

ww-nussbaum
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Die Schubladen kannst du auch mit der Lamello zusammenbauen. Die Seiten z.B. aus unbeschichtetem MDF. Die Böden kannst du anleimen/nageln. Günstige Auszüge findest du z.B. hier: Möbelgriffe, Kleiderhaken, Tischbeine, Kleiderlift, Krawattenhalter, Schubladen aus Holz, Scharniere bei Ligno online kaufen..

Allerdings: MDF willst du definitiv nicht in der Wohnung zersägen, nicht ohne eine Absaugung. Mach also einen genauen Plan (vergiss nicht etwas Luft zwischen den Schubladenfronten einzuberechnen) und lass dir die Teile auf Mass sägen.

Ausrüstung: suche mal im Forum, das Thema kam schon einige Male. Der Tenor ist "kauf mit Bedacht und kauf keinen Ramsch sonst kauft du zweimal". :emoji_wink:
 

spearmint

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Hallo und vielen Dank schon mal für eure Antworten. Eine Lamello-Fräse kostet etwa 30€ pro Tag, das lässt sich einrichten. Also wird es wohl Lamello.

Das MDF nicht zuhause gesägt werden sollte, habe ich inzwischen auch rausgefunden. Zum Glück ist der Zuschnitt hier sehr zuverlässig.

Die "Zwischenwand" zwischen Schubladen und Kommodentür soll außerdem von der Tür im geschlossenen Zustand verdeckt werden. Wenn ich 16mm MDF für die Front verwende, wie viel kürzer sollte ich dann die Wand einplanen? 16mm wird ja wohl zu wenig sein, ich hätte 20mm geschätzt. Gibt es da bekannte Werte nach denen man sich richten kann?
Genauso bei den Spaltmaßen zwischen den Schubladen: wie viel kleiner sollten die Fronten sein, reicht 1mm pro Seite?

Danke für eure Tipps, sobald ich mich ans basteln mache, folgen natürlich Bilder. :emoji_slight_smile:
 

Zärtling

ww-kiefer
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1mm Luft wird die Pro seite nicht reichen. Wenn die Schubkästen mal beladen sind und älter werden, kann es scheuern. Wenn bei billigen Auszügen auch noch keine Einstellungsmöglichkeit besteht, hat man verloren.

Ich hab 3 mm Fugen als Standard gelernt; sowohl zischen den schubkästen als auch zur Korpusseite hin.
Den Schubkasten selbst würde ich 10mm schmaler bauen, als das lichte Maß hergibt. Alles weitere kommt mit den Verwendeten Auszügen, hast du schon welche eingelpant?
Wie möchtest du die Korpusseiten eigentlich verbinden, stumpf mit Lamello und verleimt oder auf Gehrung?
 

heiko-rech

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Hallo Hannes,

bevor du weiter planst, überleg dir, welche Beschläge, vor allem welche Schubladenfürungen du verwenden möchtest. Danach richten sich die Abstände Schublade- Seitenwand. Wenn du für die Türen Topfbänder nimmst, kannst du mit 3mm Spaltmaß rechnen. Das übernimmt man dann auch für die Schubladen.

Wie weit die Mittelwand zurückspringt, ist davon abhängig, wie die Türen angeschlagen sind. Wenn es einfach sein soll, lass alle Fronten auf den Korpus, also dessen Kante aufschlagen. Dann springt die Mittelwand nicht zurück, sondern dienst als Aufschlag für Türen und Schubladen.

Gruß

Heiko
 

spearmint

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Liebe woodworker,

nun habe ich um eure Hilfe gebeten, nur um dann so lange nichts von mir hören zu lassen. Ich war viel unterwegs und musste daher meine Baupläne etwas verschieben. Nun kann ich mich jedoch wieder darauf konzentrieren.

Ich habe mich indessen für einen Schubladenauszug entschieden: Hettich 230M Teilauszug. Ich habe mir schon die Details des Auszugs angeschaut und durchschaue die Einschränkungen soweit.

Eine frage habe ich aber noch: ich möchte die Schublade auf den Boden aufbauen und diesen dann an der Unterseite der Schiene befestigen. Für die Seitenteile des Schubkastens wollte ich 16mm MDF nehmen, für Vorder– und Rückseite dann 10mm und für die Blende vorne dann ebenfalls 10mm. Glaube sonst wird die Schublade bereits ohne Inhalt extrem schwer. Der Boden soll 5mm dick werden.

Was haltet ihr davon?

Gruß aus Berlin,

Hannes.
 

beppob

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bei 1omm vorder und hinterstücke wirst du ein Problem mit den lamellos bekommen. das wäre mir zu unstabiel.
ausserdem würde ich vollauszüge nehmen, hettich quadro v6 oder ähnliches von blum. die kosten nicht viel mehr, kannst aber deine schublade anständig in der vollen tiefe nutzen. die normale Ausführung hält 30kg, das ist schon einiges, das reicht auch für deine mdf Schubladen und wenn du bedenken hast, gibt es noch die verstärkte Version bis 50kg.
auch bei den blenden kannst du 16mm nehmen, sonst kannst du die ja nicht mal von innen anschrauben und die blende und die tür sollen ja gleich stark sein und bei der tür brauchst du auch min. 16mm um die topfbänder einzubohren.
5mm schubladenboden ist ok, wenn die schublade nicht gerade übergroß ist.
 

spearmint

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Ich wollte die Kommode nun doch lieber Leimen und verschrauben. Ist zwar optisch nicht so schön, aber günstiger und falls was schief geht leicht umzukehren. Daher auch die der mit den 10mm vorne und hinten. Ich würde die Vorder– und Rückseite dann an die Seiten Leimen und schrauben. Wobei du bei der froh sicherlich recht hast, da sind 16mm wohl besser.

Was die Auszüge angeht: Blum Tandem kosten 17,00€ das Paar, Hettich Teilauszug Rollen nur 3,98€. Das macht bei drei Schubladen schon was aus. Oder überseh ich da was?

Ich wollte ohnehin zunächst mal eine Schublade bauen, mich mit Material und Werkzeugen vertraut machen und dann baue ich evtl eine teurere Führung ein.
 

beppob

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grüß dich,

wenn du geleimt hast, dann ist es aber auch nicht leicht "umzukehren" :rolleyes:
auch beim schrauben, sind lamellos ratsam, die justieren dir deine teile und es verrutscht dir beim schrauben nicht, ausserdem halten wird es auch besser, eine stumpfe Verleimung mit mdf hält nicht wirklich viel aus.
daß der preisunterschied so hoch ist dachte ich jetzt nicht, ich hab allerdings nicht nachgeschaut, sondern hatte das noch so im Hinterkopf :emoji_open_mouth:
aber dann achte, daß du teilauszüge nimmst, wo der Hersteller die gleichen auch als vollauszug anbietet, dann kannst du sie evtl mal tauschen.
wenn du einmal den Komfort von vollauszügen gewohnt bist, dann wirst du keine teilauszüge mehr verbauen. deine kommode hast du vermutlich jahrelang, da interessieren dich in ein paar jahren die paar euro nicht mehr :emoji_wink:
ich verwende sogar bei meinen werkstattschränken vollauszüge :emoji_slight_smile:
 

blues

ww-esche
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Hallo,

kannst ja mal bei mir auf dem Blog vorbei schauen. Ich habe die Schubladen für meinen Rollcontainer mit dem UndercoverJig verschraubt. Setzt aber den KregJig oder UndervoverJig voraus. (Kauf den Kreg Jig :emoji_wink: )

Vorteil, ich hatte auch nur 13 mm Brettstärke und Schubladen die nur 60 mm hoch sind, da kannste Flachdübeln vergessen.

Und spann die Schubladen aber vorher zusammen, sonst drücken die schrägen Schrauben Dir die Seite sonst wohin.

Wenn Du keine Oberfräse hast, kannst Du die Schubladenböden auch platt aufschrauben. Bei Rollschubführungen würdest Du dann seitlich nichts sehen. Rollschubführungen, sind günstig und einfach zum einbauen. Da kommt es nicht mal auf den "mm" an. :emoji_grin:

Gewinnen fängt an mit Beginnen :emoji_grin:

Gruß Andi
 

spearmint

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Hallo Beppo, hallo Andi,

Vielen Dank für eure Hinweise.

Wie gesagt, die Schublade wird eine Art Prototyp, an der ich lernen will, wie man anständig eine baut. Da ich keine Werkstatthabe, und das alles in meinem 13qm–Zimmer hier mache, bin ich nun doch von den Flachdübeln abgekommen (wg. des Drecks beim Fräsen). Zwingen habe ich schon, daher wollte ich die Seiten zusammenspannen, reinbohren, Leim drauf, spannen, verschrauben. Vorne und hinten 10mm, an den Seiten 16mm und das Ganze wird sozusagen auf dem Kastenboden aufgestellt.

Ich möchte die Ausgaben erstmal möglichst niedrig halten, lernen und dann, wenn ich erfolgreich eine gebaut habe, evtl. mehr investieren. Danke für eure Ratschläge, ich melde mich sobald es Neuigkeiten gibt, morgen habe ich frei, da wird gebastelt!
 

dragendorf

ww-eiche
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Hallo,
vieleicht äußert sich ja wer anders, aber ich würde mir einen "undercoverjig" zulegen, von innen Verdeckt schrauben und die Stöße dazu leimen.
Meine cd Würfel Halten mit der Klebeband Methode verleimt auch ohne Dübel und schrauben Top.
Mit der Lamello wirst auch was üben müßen.
Da kommen dann schnell 2 Tage zusammen.
Ansonsten gibts für 30€ gute hifen für Runddübel.
würde ich für nur ein Projekt dem leihen vorziehn.
Zur Lamello brauchst in der Wohnung aufalle Fälle noch nen Sauger.
Beim Bohren gehts mit anschließendem Absaugen Putzen Mit dem haishaltssauger so.
Just My two Centc
 

dragendorf

ww-eiche
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Ah, noch ein tip Google mal schraubfix ists selbe wie der Undercover jig von wolfcraft nur bekommt man den ab und an für nen 10er +versand.
Nutze ihn selber und bin zufrieden.
Kann ja später mal zu Kreg Upgraden wenn man Platz für ne werkstatt hat.
 

Dusi

ww-robinie
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Ich würde noch eine Variante ins Spiel bringen. Warum nicht einfach stumpf verschrauben? wenn man sich ein wenig Gedanken macht, wie man die Konstruktion haben will, dann kann man am Ende kaum Schrauben sehen.

Wenn du vom Korpus das obere und untere Brett zum Beispiel durchgänging wählst, dann sind deine Schrauben unten (sieht man nicht) und oben (sieht man, aber da kann man alternativ eine Art Arbbeitsplatte z.B. aus Fichte auflegen und von unten verschrauben.. und schon sieht man nichts mehr. Und die kombination von weiß mit Holz sieht einfach super aus.

Das gleiche bei den Schubladen. Wenn die Schrauben bei der Schublade vorne und hinten liegen und du eine Dopplung der Schubladenfront nimmst, siehst du keinen Fitzel Schraube.
 
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