Macht der Profi Leimholz wirklich noch selber?

peng1

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Hallo zusammen,

Ich bin gerade dabei einen Couchtisch aus 40mm Eiche zu machen. Das DGL Leimholz (ca 2,7m²) mache ich selber.
Dabei liege ich mit meinen Schnittholzkosten eigentlich schon fast dort, wo ich auch schon fertiges Leimholz in A/B bekommen würde (und der Verschnitt muss minimal sein).

Da ich zwecks Orientierung auch Vergleiche mit der professionellen Herstellung mache, stellte sich mir die Frage wie die Industrie es schafft, Platten zu solchen Preisen zu machen. Schließlich kommen zum Holzpreis (der auch bei Großmengen nicht unter einen gewissen Wert gehen wird) noch die Maschinen- und Arbeitskosten, Lagerung, Transport und Handel.

Für einen Schreiner, dem die Lohnkosten nicht so egal sein werden wie es bei mir der Fall ist, würde es automatisch bedeuten, dass er wo es geht (bei den gängigen Laubholzsorten und Stärken) auf industrielle Leimholzplatten zurückgreift.

Vor dem Hintergrund, dass auch oft enorme Längen (bis zu 3m) angeboten werden, die ja kaum selber (auch Schreiner werden da an Grenzen stoßen) herstellbar sind, würde ich bitte gerne wissen, wie die gelebte Praxis aussieht?

Danke
Klemens
 

Besserwisser

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Ich handhabe das ganz einfach: Alles, an das ich erhöhten Anspruch an Optik und Standvermögen stelle, fertige ich selbst. Schrankböden, Innenwände, die meisten Treppenstufen etc kaufe ich fertig zu.
So kenne ich das auch von anderen Kollegen.
 

WinfriedM

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Bei uns sehen die Preise anders aus. Da ist erstklassiges Leimholz mit durchgehenden Lamellen wesentlich teurer, als Schnittholz. Über den Daumen gepeilt ist da eine Leimholzplatte so Faktor 4 mal teurer, als Schnittholz. Rechnet man Verschnitt mal weg, ist man immer noch locker bei Faktor 2-3.

Mach doch deine Preise mal offen, dann kann man das besser nachvollziehen.

Was auch noch dazu kommt: Industrielle Platten können nie die Qualität von selbst hergestelltem Leimholz haben. Die Holzauswahl ist hier nie so gut und selbst die Verleimregeln werden oft nicht optimal eingehalten.

Du darfst natürlich nicht mit keilgezinkter Ware aus dem Baumarkt vergleichen, diese Preise sind nur möglich, weil jeder Abfall verarbeitet wird und das in irgendwelchen Billiglohnländern. Holznachweise (FSC etc) findet man da oft auch nicht. Also vermutlich zweifelhafte Herkunft.
 

peng1

ww-pappel
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Hallo,

Das Schnittholz liegt bei etwa 1500€/m³ (kaum Äste, wenige Risse). Die Platten würden je nach Länge ab 110€/m² bis 142€/m2 netto liegen.
Schnittholz kommt aus Slawonien. Die Platten kommen von einer österreichischen Firma.

Wie gesagt, mit durchgehender Lamelle in A/B Qualität.

Danke
Klemens
 

Gast aus Belgien

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m³ kann man nur schlecht mit m² vergleichen ohne zu wissen wie dick die Platten sind.

Aber jetzt mal ausgehend von 5 cm Schnittdicke, also Platten von 4 cm, ergäbe Dein m³ 20m² Leimholz (ohne Verschnitt), sprich 1500 € Schnittholz gegenüber 2200 € bis 2840 € für die Platten, das ist doch schon mindestens 700 € Preisunterschied zu Deinem Vorteil.
 

Besserwisser

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Genau. Ohne Verschnitt. Und da liegt das Problem. Mit Verschnitt kehrt sich das Verhältnis nämlich um.
 

Besserwisser

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Um mal bei Eiche zu bleiben: Ich bezahl für 43mm Treppenstufenplatten ca 3700 Euro pro Kubik.
Beim Spezialisten für Treppen kosten mich fertige Stufen 2000 Euro pro Kubik!
Eiche massiv kaufe ich in doppelzöllig für rund 1200 ein. Davon sind für ne 40er Platte schon mal 30% Verschnitt alleine in der Dicke. Wenn ich in der Fläche dann noch 70% habe, waren benötigte und gelieferte Längen in prima Verhältnis, der Splint wenig und die Äste gut verteilt. Ich hab also 50% durch den Hobel und ins Feuerholz geworfen. Macht 2400 netto, ohne Arbeitslohn, Abschreibung, etc.
 

Gast aus Belgien

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Bei der Dicke habe ich ja 20% Verschnitt eingehalten :emoji_grin:

Der TE fragt aber ja nach dem Vergleich zwischen Schnittholz und eigenem Leimholz mit fertigen Leimholzplatten und dann passt die Rechnung selbst in Deinem Beispiel (natürlich ohne Arbeitslohn, .....).
Du bezahlst für die Platten 3700 €/m² und wenn Du sie selber machst kostet es Dich an Holz 2400 €/m³ ......... und das selbst mit 50% Verschnitt gerechnet.
 

Besserwisser

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Das mit den 2000 hast du aber auch gelesen, oder?


"... stellte sich mir die Frage wie die Industrie es schafft, Platten zu solchen Preisen zu machen."
Günstiger Holzeinkauf, rationelle Verarbeitung, komplette Ausnutzung des Materials etc.
 

Sägenbremser

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Guten Abend Klemens

Unabhängig von dem Qualitätsanspruch
für selber hergestellte Massivholzplatten,
der Hersteller von Leimholzplatten arbeitet
selten bis nie mit Stammware. Er bekommt
die Kanteln im längensortierten Zuschnitt in
die Fertigungsstätte geliefert. Das wird auf den
Firmenseiten zwar oftmals gerne anders ins
Bild gerückt, man sieht da grosse Sägewerke,
aber wohl kaum im Laubholzbereich der realen
Verarbeitung entsprechen.

Der Zwischenlieferungsmarkt ist klar abgegrenzt,
in Osteuropa spielt da auch noch der Staat eine
nicht ganz unerhebliche Rolle in der Lieferkette,
bis es beim Weiterverarbeiter auf dem Hof liegt.
Da der Hersteller über ein doch recht breit angelegtes
Lieferspektrum verfügt, kauft er die Rohware im
Angebotspaket zu einem sehr günstigen Preis an.
Dazu braucht er natürlich auch eine Längskeilzink-
verarbeitung um die massig im Lieferumfang
mitgelieferten Kurzlängen in einer noch sinnvollen
Form weiterverarbeiten zu können.

Da sich der örtliche Holzhandel aus der gleichen
Quelle von 6 Herstellern bedient, wird es an der
Preisgestaltung nur über die Menge zu spürbaren
Preisabschlägen kommen können.

Wer die Preise der industriellen Verarbeiter von
Massivholzplatten kennt, weiss schon das es schlicht
unmöglich ist für den Kurs seine Ware selber zu be-
arbeiten. Die Rohware für keilgezinkte Platten wird
aber nicht hinter der Maschine aufgesammelt, die
wird in der kurzen Form schon so geliefert. Wie soll
den das auch gehen, es ist ein Verhältnis von 97 zu
3% im gesamten Handel mit Massivholzplatten in
Deutschland. Es gibt aber auch im Euroraum Länder
die ein reales Verhältnis von 60 zu 40 % haben, was
uns deutlich unseren Unwillen zeigt für eine gute Ware
auch einen angemessnen Preis entrichten zu wollen.

Liebe Grüsse, Harald
 

Mitglied 59145

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Hallo,

das ist halt wie Äpfel und Birnen....:emoji_wink:
Oder wie industriell Furniert und selbst gemacht.....

Es ist halt einfach was anderes!

Wobei natürlich beides seine Berechtigung hat,z.B. Küchenschränke. Da würde ich auch zu FI Leimholz greifen, ich wäre viel zu faul das alles selbst zu machen. Wenn ein Kunde das will natürlich kein Problem, aber für mich bestimmt nicht.:cool:

Will sagen sogar der Leihe sieht den Unterschied ob sich jmd "Gedanken" gemacht hat oder halt nicht.:eek:

Gruss
Ben
 

Holzwurm1952

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Eiche Stammware kostet 150 - 300 € plus einschneiden ausbeute ca 67 %
also Eiche super Ware 300 €/fm + 40 € einschneiden = 340€ für 0,67 m³ = 410 €/m³ Plus Transport und trocknen und Zinsen max. 500€
wer mehr bezahlt ist selber schuld und braucht weder jammern noch große Reden schwingen.
ist einfach zu faul um zu rechnen.
 

Mitglied 59145

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....klar dann lege ich mir noch Lärche, Kirschen, Ahorn, Fichte, Nussbaum und was man sonst noch so brauchen kann hin!!Am besten jeweils 10cbm!!

Das man damit Geld verdienen kann/könnte sollte wohl klar sein, sonst gebe es ja keine Holzhändler.... Aber die Aussage wer mehr zahlt ist selber Schuld finde ich mal wieder sehr Aussagekräftig!!

Ist fast so wie:

Wer Zeit hat sich damit zu beschäftigen........

Gruss
Ben
 

Holzwurm1952

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....klar dann lege ich mir noch Lärche, Kirschen, Ahorn, Fichte, Nussbaum und was man sonst noch so brauchen kann hin!!Am besten jeweils 10cbm!!

Das man damit Geld verdienen kann/könnte sollte wohl klar sein, sonst gebe es ja keine Holzhändler.... Aber die Aussage wer mehr zahlt ist selber Schuld finde ich mal wieder sehr Aussagekräftig!!

Ist fast so wie:

Wer Zeit hat sich damit zu beschäftigen........

Gruss
Ben

klar doch, hab ich locker liegen, etwas über 100 m³ so kann ich billiger Arbeiten abliefern als andere Material einkaufen und hab noch guten Gewinn gemacht dabei.
im EK Eichenrundholz schon für 80 €/fm für B Ware
A Ware ist Furnierstamm !!! wie es in der Forstwirtschaft gehandelt wird!
Im Einkauf liegt der Gewinn, aber viele schenken es den Händlern die arbeiten nicht unter 100 % Aufschlag. Der Schreiner mit 5 % Gewinn und Risiko
 

Gast aus Belgien

ww-robinie
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@Besserwisser, natürlich habe ich die 2000 €/m² für die fertigen Stufen gesehen, aber hierbei geht es um ein Endprodukt, also vorbei an der Eingangsfrage, darum dass ich es eben an der Seite gelassen habe.
Es ist aber doch so, dass der Treppenstufenspezialist keine Platten mit 2 m oder längeren durchgehenden Lamellen nötig hat, Treppenstufen sind ja in der Regel nicht so lang. Er kann darum auf Leimholz zurückgreifen aus kürzeren Lamellen, was sich natürlich schon sehr gravierend im Holzpreis niederschlägt.

Ich kenne es auch so dass kürzere Kanteln viel günstiger sind als lange Kanteln, doch wenn man den Preis per lfm vergleicht, dieser Preisunterschied zeigt sich dann auch in der Folge der Fertigung.
 

derdad

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klar doch, hab ich locker liegen, etwas über 100 m³ so kann ich billiger Arbeiten abliefern als andere Material einkaufen und hab noch guten Gewinn gemacht dabei.
im EK Eichenrundholz schon für 80 €/fm für B Ware
A Ware ist Furnierstamm !!! wie es in der Forstwirtschaft gehandelt wird!
Im Einkauf liegt der Gewinn, aber viele schenken es den Händlern die arbeiten nicht unter 100 % Aufschlag. Der Schreiner mit 5 % Gewinn und Risiko

Und welche Betriebsgrösse hat dein Betrieb?

lg
gerhard
 

ölfisch

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Hallo zusammen,

in 99% der Fälle stellen wir selber her.

Vorteile sind:
-durchgehende Länge bis ca 4,5m
-gestürzte Verleimung/stehvermögen
-Holzauswahl
-verschiedene Stärken aus einem Stamm
-Wertschöpfung bleibt im Betrieb
-prinzipiell alle Holzarten möglich (Platten gibt es ja leider nicht in allen Holzarten - ich weiß auf Bestellung schon aber das kann dauern)


Im übrigen wurde gar nicht (sofern ich es nicht überlesen habe) der Verschnitt bei den Platten angesprochen – der auf Grund der "ach so tollen" A/B Sortierung auch leider manchmal etwas höher sein kann.



Besten Gruß M.
 

WinfriedM

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wer mehr bezahlt ist selber schuld und braucht weder jammern noch große Reden schwingen.
ist einfach zu faul um zu rechnen.

Bitte mal ein ganz klein wenig über den eigenen Tellerrand schauen, auch wenns schwer fällt. Die Bedingungen und Möglichkeiten sind überall sehr unterschiedlich. Zu glauben, dass alle Tischler genau so einkaufen können und müssen, wie du das tust, ist doch wenig realistisch. Und wenn man dann noch die ganzen Hobbyisten hinzurechnet, die hier im Forum sind, funktioniert dein Einkaufsmodell schonmal gar nicht mehr. Wir sind hier ja unter "Neuling fragt Profi", wo die meisten Hobbyisten sind.
 

Besserwisser

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Ist ja auch nicht richtig (bzw gar nicht) gerechnet. Platzbedarf, Risiko des Insektenbefalls bzw des Trocknens, Kapitalbindung, Kosten für nachträgliche, künstlich Trocknung usw.
 

magmog

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am hessischen Main, 63500
Guude,

bei vergleichbarer Qualität sind nach mehrmaliger Kalkulation, über Jahre immer wieder erneut angestellt, die Kosten von fertigem Leimholz und selbst gefertigtem in etwa gleich.
Ich ziehe selbst gefertigtes vor, da ich nach Bild verleimen kann und kein lieblos gefertigtes Leistenholz erhalte.
Auch kommt das ausdrückliche Hinweisen in Angeboten, dass ich auf industriell gefertigtes Material verzichte und handwerklich fertige, bei den Kunden sehr gut an.
 

Hamburger Jung

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Eiche Stammware kostet 150 - 300 € plus einschneiden ausbeute ca 67 %
also Eiche super Ware 300 €/fm + 40 € einschneiden = 340€ für 0,67 m³ = 410 €/m³ Plus Transport und trocknen und Zinsen max. 500€
wer mehr bezahlt ist selber schuld und braucht weder jammern noch große Reden schwingen.
ist einfach zu faul um zu rechnen.

Sowas kann man auch nur schreiben wenn fast am Ural wohnt. Dort wo Platz nicht kostet.
Wenn man in einem Ballungsgebiet ansässig ist, sind die Lagerkosten schon ein vielfaches dessen was das Material beim Holzhöker kostet
 

Holzwurm1952

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Sowas kann man auch nur schreiben wenn fast am Ural wohnt. Dort wo Platz nicht kostet.
Wenn man in einem Ballungsgebiet ansässig ist, sind die Lagerkosten schon ein vielfaches dessen was das Material beim Holzhöker kostet

was man für Lagerplatz bezahlt ist immer Sache des Verhandelns.
Hier kostet ein Grundstück ja auch nur läppische 300 €/m² wenn man eins bekommt.
Meist arbeite ich nur allein, verarbeite aber fast nur Massivholz.
Für den Lagerplatz wo 3/4 meines Holzes lagert zahle ich nix, dafür lasse ich mein ganzes Holz dort einschneiden.
Leute mit großer Klappe machen den meisten Misst, leider immer wieder das gleiche.
Wusste gar nicht das Ural bei München ist.
Wenn jemand sein Holz lieber beim Holzhändler kaufen will, soll er es doch machen.
Aber dann jammern über Holzpreise und klug reden.
Wenn man Klug handelt, keine Arbeiter fest angestellt, keine neuen Maschinen,
ohne Arbeiter auch keine Berufsgenossenschaft, kein Urlaub/Krankheitszeiten von Mitarbeitern, kein Murks Produzieren, das allein frisst schon mal halben Umsatz.
Material Einkauf besonders günstig dann bleibt noch mehr hängen oder man wird mit arbeiten erschlagen
ist nur noch Frage ob 5000 € netto monatlich reichen bei etwas über 200 Stunden.
Wer kennt nicht die Probleme mit den Mitarbeitern.
 
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