Leinölfirnis unbedenklich?

Nersgatt

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Moin!

Ich habe einen Apfelschredder und eine Fruchtpresse gebaut. Die Teile würde ich nun gern mit Leinöl behandeln.
Ich habe gelesen, dass früher Leinölfirnis durchaus bedenklich war, aber man heutzutage das durchaus im Lebensmittelbereich nutzen kann.
Nun hab ich noch einen Rest Leinölfirnis da, das hab ich vor ca. 5 Jahren gekauft.

Dazu gibt es auch ein technisches Merkblatt: http://www.resolve.de/fileadmin/use...lichkeit/recolor_tm_leinoelfirnis_07_2012.pdf
Und das Sicherheitsdatenblatt: http://www.resolve.de/fileadmin/use...ichkeit/recolor_sdb_leinoelfirnis_11_2011.pdf

Darin finde ich aber keine Hinweise, ob ich das für meinen Zweck verwenden kann. Weder positiv noch negativ.

Was meint ihr, kann ich es verwenden?

Danke!
Jens
 

seschmi

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Dieser Firnis enthält Sikkative (Trockensubstanzen). Diese werden zugesetzt, damit das Leinöl schneller trocknet (Stunden bis Tage statt Wochen). Ich habe leider nicht gefunden, welches Sikkativ zugesetzt sind, nur dass welche drin sind. Viele gebräuchliche Sikkative sind aber Schwermetalle (Mangan, Cobalt, Blei ist heute wohl selten). Also alles nichts, was man im Apfelsaft will, auch wenn die Mengen nicht groß sind.

Leinöl, bzw Leinölfirnis ohne Sikkative wären da weniger bedenklich, braucht aber viele Wochen zur Trocknung. Andere härtende Öle sind Walnussöl und wohl auch Mohnöl (habe ich aber noch nie gesehen). Leinöl wird ja in einigen Regionen auch gerne zu Pellkartoffeln genossen. Ich hätte aber Bedenken, dass dann der Apfelsaft nach Leinöl schmeckt. Von den Naturfarbherstellern gibt es Öle mit Volldeklaration, d.h. alle Inhaltsstoffe stehen auch drauf.

Ich würde das Holz einfach roh lassen - nach dem Gebrauch gut säubern, und dann hat es ja ein Jahr Zeit zum Trocken (bis zur nächsten Apfelernte). Da passiert nichts.

Das Thema war hier übrigens schon öfter dran, meist im Zusammenhang mit Schneidebrettern.
 

Sägenbremser

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Hallo Jens

sehe ich genauso wie @seschmi es gesagt hat.
Wenn schon keine Volldeklaration erfolgt, kann
du fast sicher sein das ein Schwermetall als Hilfs-
mittel zur Trocknungsbeschleunigung drin ist.

Im Sicherheitsdatenblatt müssen die nicht stehen.

Also roh lassen und auf die Säure der Früchte setzen,
oder selber sorgfältig das Leinöl einkochen bis der leicht
fischige Geruch nicht mehr wahrnehmbar ist. Das dauert
aber in mehreren Durchgängen schon einige Zeit. Wenn
du den Ansatz noch einige Monate unter Abschluss von
Luft/Sauerstoff ruhen läßt, hast du ein echtes Standöl mit
sehr flexiblen Eigenschaften hergestellt.

Viel Erfolg, Harald
 

Snekker

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Hallo Jens!
Du hast ja ein Jahr Zeit zum trocknen also riskierst du nichts wenn du Haralds Vorschlag annimmst und das Leinöl selber Kochst.
 

WinfriedM

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Du kannst auch sonnengebleichtes Leinöl verwenden. Such mal nach Linolja oder LinoFirn.

Von Leinölfirnis würde ich abraten, wenn nicht aus sehr guter Quelle, z.B. Auro oder Livos und dort auch nur auf Nachfrage, ob für Lebensmittekontakt empfohlen.

Alternativ Biofa Arbeitsplattenöl, dass ist für Lebensmittelkontakt freigegeben.
 

Nersgatt

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Ich danke euch für die Tipps. Ich werde das Holz unbehandelt lassen, das ist wohl die einfachste Lösung. Die Sachen werden ja zu 99% des Jahres trocken im Kellerregal stehen und auf den nächsten Herbst warten.
 

andama

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Meine Eltern haben einen Hobel zum Schneiden von Weißkohl, das Ding ist mehr als 80 Jahre alt und unbehandelt und ist voll funktionsfähig. Wie schon geschrieben nach Gebrauch gut reinigen und trocknen lassen.
 

jotb

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wobei in dem freigegebenen Öl von Biofa die gleichen Trockenstoffe wie in den meisten anderen Ölen von Naturfarben-Herstellern sind.
Ich frage mich auch wo der Unterschied zwischen der DIN71-3 (da wird ja auch von Ablecken/Abnagen ausgegangen) und Lebensmittelkontakt ist.
Ob ich die Arbeitsplatte direkt abschlecke, oder den Umweg übers Lebensmittel nehme, dürfte egal sein :emoji_slight_smile:
 

WinfriedM

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Dein Speichel ist relativ harmlos gegenüber dem, was du so alles auf eine Arbeisplatte kippen kannst und was sich dann herauslöst. Ob das aber wirklich geprüft wird, ist wieder eine andere Frage.

Ansonsten denke ich auch, es geht bei den lebensmittelechten Ölen eher um Prüfungen und erhöhte Anforderungen, keine schädlichen Fremdstoffe im Produktionsprozess hineinzubekommen. Die Rezepte werden sich kaum unterscheiden.
 

Friederich

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Ich danke euch für die Tipps. Ich werde das Holz unbehandelt lassen, das ist wohl die einfachste Lösung.
Auch meine Epmpfehlung. Dann sauber abspritzen und trocken und luftig lagern.
Bei Gelegenheit mal einen alten Winzer fragen, ob deren Holzpressen, die ja oft viele Jahrzehnte in Betrieb waren, irgendwie oberflächenbehandelt wurden. Ich bezweifle es.
Entweder hätte das überhaupt keinen Einfluß, oder es könnte sogar kontraproduktiv sein. Dergestalt, daß eine geölte Oberfläche vielleicht sogar einen besseren Nährboden für Pilz darstellen könnte als das rohe Holz (?).
 

skicu

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Solches Holz würde ich auch unbehandelt belassen.
Allerdings muss ich sagen, dass die Trocknungszeit von reinem Leinöl oft überschätzt wird: ich habe vorletztes Jahr zwei Schreibtische gebaut und mit rohem Leinöl grundiert und mit gekochtem Leinöl weitergeölt. Klar muss man zwischen Ölen und "Benutzen" schon mal ca. zwei Wochen einplanen, dann war das aber zumindest für normalen Hautkontakt gut durchgetrocknet. Für Lebensmittel evtl. nochmal zwei, drei Wochen länger warten...
Aber bei reinem Leinöl (ich hatte welches von leinoelpro) hätte ich absolut keine Bedenken bezüglich Lebensmittelkontakt.

Gruß
Hannes
 

Standöl

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Hallo zusammen,
einige Aspekte zu diesem Thema sind ja schon genannt worden, u.a. daß, zumal für den eigenen Gebrauch, die Flächen auch roh bleiben können. Bezüglich Ölen gibt es eine ganze Reihe von Ölen, welche dafür verwendet werden können. Es konnte mir nämlich bisher niemand die über EN 71 Teil 3 und DIN 53160 hinausgehenden Anforderungen genau benennen. Es ist vielmehr auch darauf zu achten, dass ein "sauberes" Naturöl eine Naturfarbenherstellers verwendet wird. Oder will jemand im Ernst für diesen sensiblen Bereich z.B. ein 2 K Öl mit Isocyanat-Härter verwenden? Das gibt es auch mit den obengenannten Normen!
Gruß
Wolfgang
 

Java

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Was spräche denn, neben reinem gekochtem von den Schmierstoffen befreitem Leinöl, gegen reinen Bienenwachs?
Den kann man heiß machen und dann damit den Fruchtschredder einpinseln.
Das Bienenwachs ist absolut unbedenklich, es steckt sogar in Gummibärchen und wenn ich mich nicht irre, dann werden damit sogar Orangen und sonstige Zitrusfrüchte gewachst, damit sie im Supermarkt schöner glänzen, schöner aussehen und AFAIK auch etwas länger halten.
 
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