Leinöl - was mache ich falsch

Lebowski123

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Hallo,

ich habe in der letzten Woche das erste Mal Leinölfarbe verwendet und irgendwie trocknet es eher schlecht als recht.

Es waren ein paar Fasebretter, die ich für einen Lukenklappe zusammengebaut habe. Ich habe die Bretter einzeln zunächst mit reinem Leinöl grundiert. Das überstehende Öl habe ich dann nach kurzer Zeit abgewischt. Nach einem Tag fühlte sich die Oberfläche fast trocken an. Nach zwei Tagen habe ich dann die erste Schicht reine Leinölfarbe aufgetragen. Der Hersteller hat extra groß aufgedruckt, dass man sehr dünn streichen soll. Das habe ich getan, so dass es eigentlich so aus sah, als hätte ich eine Lasur aufgetragen. Man sah die Holzstruktur noch gut. Das ganze lag in meiner Garage und ich habe, nach Emphelung des Herstellers, für gute Durchlüftung gesorgt.
Nach 2 Tagen sah die Oberfläche nicht mehr naß aus. Wenn man aber mit dem Finger über die Oberfläche fuhr, hat man Farbe an den Fingern, ähnlich wie bei Kreide. Dies wurde etwas besser, aber nach ein Woche, färbte es immer noch ab.
Nun habe ich dann nach 1,5 Wochen alles zusammengebaut und das zweite Mal genaus so dünn gestrichen. Ich dachte mir, veilleicht lag es beim ersten Mal an der Luftfeuchtigkeit und der Temperatur. Deswegen habe ich die Klappen, zur Freude meiner Frau, ein paar Tage in das Haus gelegt, bei 22°C tags über und 18°C nachts. Das hat fast nichts gebracht. Jetzt ist schon wieder eine Woche rum, und es kreidet immer noch.

Was mache ich falsch? Ist es die Luftfeuchtigkeit, die aktuell recht hoch ist?

Ich habe gelesen, das Balsamterpentin (10%-15%) die Trocknungszeit auf ein paar Stunden reduziert, aber die Eindringtiefe reduziert. Ist das noch relevant , wenn ich vorher mit reinem Leinöl grundiert habe (das hat ja gut geklappt). Die Leinölfarbe wird dann ja nicht so tief eindringen, weil ja schon das Leinöl "drinnen" ist.


Besten Dank
 

tomcam

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Hi, es kann sein, dass Du zu sehr verdünnt hast, wenn das Verhältnis Verdünnung und Bindemittel nicht mehr stimmt, also am Ende zu wenig Bindemittel (Leinöl) da ist, so kann man die Pigmente tatsächlich in trockenem Zustand wieder leicht abwischen.
 

Lebowski123

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Hallo,

ich habe ja noch gar nicht verdünnt, sondern die reine Leinölfarbe aufgetragen.
 

tomcam

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Ach so....dann habe ich so erst mal keine Erklärung. Mal den Hersteller kontaktieren... Ich schau grad mal nach, welche wir verwenden...

also, es ist die Ottosson Leinölfarbe. Wir beziehen die über Deffner&Johann.
Da verhält es sich so, dass man die eigentlich nicht verdünnen sollte, jedoch lässt die sich gut verdünnt noch schön deckend verarbeiten und ist nach 24h wirklich trocken.
 

tomcam

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Ja, man schreibt da ja, dass die Durchtrocknen u.U. mehrere Wochen dauern kann. Dünn auftragen bedeutet da auch nicht verdünnt, sondern dünnschichtig auftragen, also schön verstreichen. Warum die Farbe nicht deckt, könnte auch daran liegen, dass sie nicht gut genug aufgerührt wurde, die Pigmente setzen sich sehr gern am Boden ab, gerade bei solch hoher Pigmentanteile merkt man, dass man auf Füllstoffe sicher weitestgehend verzichtet, ebenso auf Schwebehilfen.
Nochmal kräftig durchrühren, wirklich bis auf den Boden....
 

WinfriedM

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Kann sein, dass dein Holz nicht mit Öl gesättigt war und der Leinölfirnis nicht trocken war. Dann saugt das Holz das Öl von der Leinölfarbe weg und oben drauf bleiben die Pigmente mit nur wenig Öl liegen. Dann kreidet es auch ab.

Mach erstmal einen Test: Leinölfarbe mit Wattestäbchen auf eine Glasplatte auftragen (ein kleiner Streifen genügt), in verschiedenen Dicken. 1 Tag bei 20 Grad trocknen lassen und inspizieren. So weißt du erstmal, ob die Farbe an sich trocknet und ob sie abkreidet.

Gut durchrühren ist oft wichtig, nur schütteln reicht mitunter nicht.
 

WinfriedM

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Ich habe gelesen, das Balsamterpentin (10%-15%) die Trocknungszeit auf ein paar Stunden reduziert, aber die Eindringtiefe reduziert.

Das ist völliger Unfug. Balsamterpentin ist ein Verdünner und keine Trocknungshilfe. Für die schnellere Trocknung sind die Sikkative in Firnis bzw. deiner Farbe verantwortlich.
 

veter

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Der Preis von 51,60 Euro / Liter ist ja richtig irre oder macht gar kirre!

Vor einigen Jahren hatte ich zehn Liter Schwedengrün basierend auf Leinöl (neben dem klassischen Schwedenrot bieten die Schweden auch Leinöl-grün an, allerdings keine Dispersionsfarbe), für 80 Euro plus etwa 20 Euro Versand direkt in Schweden gekauft; machte so um die 10 Euro je Liter. Auf meiner jetzt zugewachsenen und nicht mehr auf den ersten Blick erkennbaren Gartenhütte siehts immer noch gut aus nach 2x Auftrag, (damals Ende Sommer aufgetragen, ohne Zwischenschliff, Trocknungwartedauer ca. drei Tage).

Ich vermute mal, dass deine "Vorölung" mittels reinem Leinöl längere Zeit verhindert, dass die letzte Ölung mit kreidender Leinölfarbe tiefer ins Holz eindringen kann, wirkt wohl etwa wie eine Absperrung. LeinölFIRNIS wäre m.E. besser gewesen. Allerdings ist das mit dem Leinölfirnis schon so seine Sache, denn im Winter bei niedrigen Temperaturen (Luftfeuchte m.E. unwichtig) kann es selbst bei Firnis, das ist das, was die früher kurz vor der Vernissage auftrugen, schon ein paar Wochen dauern bis sich alles richtig trocken anfühlt, ganz zu schweigen von den heute öko-design-konformen schmalbrüstigen Alkydharzlacken.

Aber soweit ich mich erinnern kann, ist kreidenende Leinölfarbe sowieso nicht so richtig abriebfest, das staubt so schon,wenn man feste drüberreibt.

Da hat Winnie aber richtig recht, denn Terpentin, egal ob Balsam oder nich, ist reiner Verdünner, kein Beschleuniger. Und ergänzen möcht* ich: die Eindringtiefe (was ist das denn?) wird sogar erhöht!

-- veter
 

Lebowski123

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danke für die Antworten.

Also ich hatte beim Grundieren das nicht eingezogenen Leinöl nach 1 Std. aufgenommen.

Nun habe ich noch zwei fenster vor mir. Die habe ich nun zwei mal grundiert mit Firnis. Ich werde eure Hinweise dabei beachten und berichten.

Zum Preis, wenn man 1 Liter kauft, kostet es auch nur 29,90/Liter: 29 90 L Wodantal reine Lein lfarbe tannengr n 1 Liter gr n | eBay

@veter: Hast du eine Adresse zu deiner Bezugsquelle
 

WinfriedM

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Lese erst jetzt, dass du reines Leinöl zur Grundierung genommen hast. Das wird natürlich ewig nicht trocken. Ich würde nur Leinölfirnis verwenden.

Es ist ein häufiger Irrtum, dass man denkt, das Öl wäre getrocknet. In Wirklichkeit ist es einfach etwas tiefer ins Holz eingezogen, aber noch genauso flüssig. Erfahrene Hände spüren aber, beim drüberstreichen, wann etwas wirklich trocken ist. Dann ist die Oberfläche etwas rauher, weil die aufstehenden Fasern dann auch härter sind.
 

WinfriedM

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Reines Leinöl für Holzzwecke ist eher selten. An jeder Straßenecke hingegen bekommst du Leinölfirnis zu kaufen. Und das ist Leinöl inkl. Sikkativ.

Dein Lieferant hat das übrigens auch: http://shop.algingmbh.com/de/DEXED-Leinoelfirnis?x6d10a=40fcmgaiquddfl9i6rs7mafri5

Ich hatte schon Sikkative, die sich sehr schlecht mit Öl mischen liesen. Musst du mal ausprobieren, evtl. muss das Öl dafür erwärmt werden.

Die Beschreibung liest sich lustig. Zitat: "gelöst in naturidentischen Terpenkohlenwasserstoffen."

Bald wird an der Tankstelle "naturidentisches Benzin" angeboten. Hauptsache irgendwo steht Natur. :emoji_wink:
 

Lebowski123

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Hallo,

aber wie sieht es bei Leinölfarbe aus, also mit Pigmenten. Die kommt man hier noch nichtmals im Fachgeschäft. Und bei den einschlägigen Internetanbietern bekomme ich eben nur reine Leinölfarbe ohne Sikkative.
 

veter

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Reines Leinöl saufen Pferde besonders gerne - frag' die Stallmalerin oder noch besser deren Tante.

Leinölfirnis ist aber nicht nur Leinöl + Sikkative, dazu gehören auch noch Kochen plus Zusätze von Harzen usw., siehe z.B. hier.

Du hättest dir das Leben viel leichter machen können, wenn du mit FIRNIS, siehe meinen ersten Post, oder besser erst gar nicht grundiert hättest. Den Kostenvorteil von Leinöl (ohne firnis) sehe ich hier nur marginal, wenn man die lange Wartezeit gegenrechnet. Macht aber nichts, denn mit dem Leinöl hat man ja nicht grundlegend etwas falsch gemacht, man muss einfach nur abwarten, bis es ausgehärtet und trocken ist (Walnussöl hat ziemlich ähnliche Eigenschaften wie Leinöl, und beide härten gott sei dank auch noch aus; es riecht aber noch besser, finde ich).

-- veter
 

WinfriedM

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Leinölfirnis ist aber nicht nur Leinöl + Sikkative, dazu gehören auch noch Kochen plus Zusätze von Harzen usw., siehe z.B. hier.

Also Harze gehören in Leinölfirnis nicht rein, ich kenne auch keinen Hersteller, der das macht. Und beim erhitzen gehts nur darum, die pflanzlichen Schwebstoffe raus zu bekommen. Das wird heutzutage glaube ich aber auch chemisch gemacht.

Außer Leinöl und Sikkativ sollte nichts anderes im Leinölfirnis sein.
 

WinfriedM

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Und bei den einschlägigen Internetanbietern bekomme ich eben nur reine Leinölfarbe ohne Sikkative.

Die gibts fast immer mit Sikkativen. Auch deine Farbe wird sikkativiert sein, sonst könnte die nicht innerhalb von 24 Stunden leicht getrocknet sein. Hab gerade nachgelesen, da ist 0,01% Mangan-Sikkativ drin.

Ein recht bekanntes Produkt ist Kreidezeit Standölfarbe. Und die ist auch sikkativiert.

http://www.kreidezeit.de/Produktinformationen/PDFs_Datenblaetter/Stand%F6lfarbe.pdf

Hier steht auch, dass Sikkative drin sind:
https://www.reine-leinoelfarben.de/de/wissenswertes/reine-leinölfarbe.html
 

Lebowski123

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Sikkative hin oder her.
Ich habe am Samstag Fenster eingekittet (Leinölkitt). Letzten Sommer habe ich das auch schon gemacht, da war die Oberfläche nach drei fest. Jetzt nicht. Scheint wohl doch ei gewissen Einfluss von Luftfeuchte und Temeperatur zu geben.
 

WinfriedM

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Es gibt sogar einen sehr großen Einfluss in Sachen Temparatur. Bei nahezu allen chemischen Prozessen verdoppelt bis vervierfacht sich die Reaktionsgeschwindigkeit pro 10 Grad Erhöhung.

Siehe auch:
https://de.wikipedia.org/wiki/RGT-Regel

Luftfeuchtigkeit wird weniger Einfluss haben bzw. ich hab diesbezüglich noch nichts gelesen bzw. beobachtet.
 

Lebowski123

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Hallo,

seit dem ich diesen Thread gestartet habe, habe ich jetzt enige Fenster und Fenterläden mit Leinölfarbe gestrichen und dabei einige Variationen getestet. Alles bei den warmen Temperaturen der letzten 10 Tage.

Leinölfarbe roh: Trockenzeit 5 Tage
Leinölfarbe verdünnt: Trockenzeit 2 Tage (wahrscheinlich wegen der dünneren Schichtdicke)
Leinölfarbe mit Sikkativ: 1 Tag (das Sikkativ von oben)
Leinölfarbe mit Sikkativ und verdünnt: keine Änderung 1 Tag

Wenn man Leinölfirnis statt Leinöl als Grundierung verwendet, trocknet die rohe Leinölfarbe deutlich schneller (warum auch immer)
 
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