Leimspuren beim Kanten anfahren

Tomm

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Hallo,
wir planen eine serielle Belegung von kleinen MDF-Platten (35x21x1 cm) mit weißem Hochglanz-HPL von Wodego.
Die Kanten müssen nach dem Zuschnitt angefahren werden (Kante von Ostermann).
Erste Versuche des Schreiners zeigen Weissleimspuren an den Kanten und Rändern der ziemlich empfindlichen Hochglanzoberfläche. Den drückts raus´. Erfahrungen und Lösungen für das Problem? Gibt´s denn nicht sowas wie einen trockenen Kleber o.ä.?
Die Kanten werden übrigens abschließend noch mit einer 0,5mm Fase versehen, was aber breitere Leimspuren nicht entfernt. Tipps wären klasse. Danke.

Schönen Gruss.
 

saw

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1. warum kein Schmelzkleber?
2. Putzverdünnung sollte eigentlich alles wech bekommen...
 

Tomm

ww-ulme
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Hallo,
danke für die Rückmeldungen. Ich bin nicht so nah an der Kantenfront und weiss (noch) nicht, wie so eine Kantenmaschiene arbeitet.
Bedeutet das, dass der Schmelzkleber keine solchen Spuren hinterläßt und jede normale Kantenmaschiene mit diesem System arbeiten kann?

Komisch, dass man mir sagte, dass die die Musterteile mit Weissleim bekantet haben. Hmmm´...

Dass ich solche Dingen nachgehen muss und mein Schreinerbetrieb nicht über seinen Tellerrand schaut macht mich schon etwas nachdenklich. Jedenfalls bin ich nun etwas weiter und für eine Diskussion besser gewappnet.

Am besten wäre es ja sowieso, wenn keine Leimspuren entstehen und auch nicht jedes Teil mit Reiniger nachbearbeitet werden muss. Da gehts immerhin um mehrere hundert Teile.

Danke soweit einstweilen. Vielleicht melde ich mich nochmals.
 

Lamello 1964

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Hallo Tom,
mal eine Frage am Rande. Sind die Kanten dünn wie Bügelkanten, oder handelt es sich um Starkkanten? Die müssten etwa 2mm dick sein. Ein Foto könnte auch nützlich sein!

Gruß Lamello
 

Tomm

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Servus,
habe das Muster noch nicht in Händen.
Die Kante gibt´s aber, wie ich weiss, in 2+3 mm Stärke.
Schliesst das das Schmelzklebersystem aus?
Gruss. Tom.
 

1981_Holzwurm

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Nein, eigentlich im Gegenteil.
Mit Schmelzkleber oder mit PU-Kleber geht es ja eigentlich am allerbesten.
Je nach Material hält Weißleim teilweise ja gar nicht.

Ich vermute ja mal, das vom Schmelzkleber die Leimspuren herkommen.
Dies ist bei uns auch immer wieder mal der Fall, jenachdem, wie die Maschine eingestellt ist und welche Maschine es ist.

MfG
1981_Holzwurm
 

Tomm

ww-ulme
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Ich versuche das mit meinem Klebemeister zu klären.
Lassen sich die Schmelzklebespuren also nicht vermeiden? Jedes Teil anfassen und sauber machen - ob das die Lösung ist?
 

Lamello 1964

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Hallo Tom,
wenn die Kanten 2-3 mm dick sind, handelt es sich um ABS Starkkanten. Ich verarbeite sie in Kleinmengen nach klassischer Methode. Das bedeutet mit Leim Zulage und Zwinge. Weißleim ist dazu ungeeignet, weil das Material nicht hält. Es gibt spezielle Kantenleime. Unter anderem Kantol von der Firma Ostermann. Wenn ich mich nicht irre kommen die von Dir beschriebenen Kanten von derselben Firma. Ich weiß, das diese Kanten auch maschinell aufgefahren werden. Wie das funktioniert habe ich bisher noch nicht live gesehen. Ich gehe aber davon aus, das Leim und Kante getrennt aufgebracht werden. Bei Schmelzkleberkanten ist der Kleber schon auf der Kante, die erhitzt wird, damit der Kleber schmilzt. Dann wird die Kante durch eine Druckrolle auf das Trägermaterial gedrückt und zum Schluss beigefräst. Bei meiner Methode gibt es auch Leimüberschuss, der auf der Platte klebt. Nach dem Beifräsen mit einer Kantenfräse, sprühe ich die Fläche mit Laminatreiniger an. Der Leimüberschuss lässt sich meist problemlos mit einem Stecheisen entfernen. Schlieren sprühe ich nochmals ein und reibe das ganze mit einem trockenen weichen Tuch ab. Ebenso lassen sich Fingerabdrücke gut entfernen. Besonders bei dunklen Platten.

Gruß Lamello
 

1981_Holzwurm

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Bei Hochglanzplatten ist die Reinigung der Kanten mit dem Stecheisen nicht gerade ein Vergnügen.
Wenn es eine sehr gute Maschine ist (welche wohl nicht jeder hat) und diese sauber eingestellt ist, muß eigentlich so gut wie nichts mehr nachgearbeitet werden.

Problematisch könnte es sein, das die Platten nur eine Stärke von 1cm haben.
Da darf das Kantenmaterial auch nicht recht viel breiter sein.
 

Lamello 1964

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Hallo Holzwurm,
Du hast in beiden Punkten Recht. Ich habe überlesen, daß es sich um Hochglanzmaterial handelt. Ebenso habe ich nicht darüber nachgedacht, daß die Materialstärke nur 10mm beträgt. Es ist aber möglich so dünnes Material mit einer entsprechenden Kantenleimmaschine zu bearbeiten. egal wie breit die Kante ist. Narürlich kann man auch eine Kantenfräse so einstellen, daß man nicht mehr nacharbeiten muss. Ich habe aber trotzdem mit der von mir beschriebenen Methode die besten Ergebnisse erzielt. Auch auf schwarzen Platten. Im Übrigen ist meine Kantenfräse eine umgebaute grüne Bosch Oberfräse, die ich nur noch für solche Zwecke nutze. Wenn ein Interesse besteht stelle ich gerne mal ein paar Bilder ein. Das wird wohl bis Montag dauern weil ich die Fräse im Betrieb Habe.

Gruß Lamello
 

Thomes

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Kante

Hallo Leute und Tomm,

um das Putzen der Teile denke ich, wirst Du nicht drum herum kommen.
Auf der Hochglanzfolie also dem HPL wird eh noch ein Schutzfolie drauf sein.
Deswegen wird der Oberfläche so schnell nichts passieren.

Und das reinigen der Teile ist in einigen Betrieben normal. Ein wenig Nacharbeiten muss man immer. Außer man hat ne neue Homag etc... alles ne Frage des Preises, smile.

Statt mit dem Stecheisen würde ich die Kanten mit der Ziehklinge Putzen.
Mache ich in Sachen Hochglanz oft so. Mit dem Stemmeisen geht es auch.
Einfach ein wenig Schräghalten.... eigentlich auch kein Problem.

Restlichen Schmelzkleber einfach mit speziellem Reinigungsmittel entfernen.

In Sachen Kante würde ich eher auf eine 1,3 mm - 1,5 mm Kante zurückgreifen.
Maximal auf eine 2 mm Kante.

Eine 3 mm Kante käme alleine schon aus Produktionstechnischen gründen nicht in
Frage. Diese Stärke auf ein 10 mm Brett anfahren.... wäre mir zu gefährlich.

Ich denke sie würde gleich nach dem anfahren des Bündigfräsers in der Kantenanleimmaschine wegfliegen. Bei einem cm, ist eben kaum eine große
Haftungsfläche zu erreichen. Fliehkräfte des Fräsers und des damit zu zerspanenden Materials sind auf dieser kleinen Fläche enorm!

Produktionstechnische würde ich nicht gleich die Einzelteile am Anfang herstellen.... :cool: sondern eher später. Aber denke das wird der Schreiner schon Wissen. Oder nach ein paar Versuchen selbst herausfinden.

Grüße, Thomes
 

Lamello 1964

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Hallo Thomas,
Du hast wieder etwas mehr Licht in die Sache gebracht, da Du ja auch Erfahrung mit Kantenleimmaschinen hast. Mir war es bis heute nicht bekannt, daß ABS Kanten auch mit Schmelzkleber aufgefahren werden. Und ich lerne noch immer gerne dazu!
Fakt ist, ohne Nacharbeiten gehtes nicht immer. Die Sache mit der Ziehklinge hätte ich als nächste Möglichkeit in Erwägung gezogen, weil ich sie aus der Resopalverarbeitung meines Lehrbetriebes kenne.

Gruß Lamello
 

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also, wir fahren rundkanten, karnis und auch unsere neue r2 kante an. selbst an den stumpfen kanten gibt es keine stellen, wo der leim austritt. bei den rund und karniskanten weiß ich, dass erst das profil gefräst, dann dieses mit schmelzkleber beschichtet und im durchlauf die kante anbebracht wird. während des andrückens wird die kante selber aber immer mittels heißluftdüsen formbar und der kleber bearbeitbar gehalten. mir ist nicht bekannt, daß jemals einer leimreste entfernen musste. wäre wohl auch kaum vorstellbar, wenn man in einer schicht so ca 800-900 teile dreiseitig beschichten muss. kann aber auch sein, daß es echt mal an der kantenstraße liegt. die ist zwar schon gut sechs oder sieben jahre alt und hat rund 2.500.000€ gekostet. dafür waren die techniker gut ein jahr am basteln, damit alles einwandfrei lief. wir fahren aber keine hochglanz flächen sondern nur normale cpl. diese werden mittels trennmittel und bürsten in der maschine bearbeitet.
 

Tomm

ww-ulme
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Hallo Leute,
ich komme gerade erst dazu, einen Blick in den Thread hier zu werfen. Vielen Dank für die Feedbacks und die sich verselbstständigte Diskussion. Ich habe jetzt ein theoretisches Bild von der Problematik und den technischen Belangen. Wenn ich weiter bin melde ich mich nochmals.
Danke und Servus.
 

presario1978

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@Lamello 1964

Mich würden Bilder deiner umgebauten Bosch Grün OF sehr interessieren. Wäre echt super, wenn du bei Gelegenheit welche einstellen könntest.

bye presario1978
 

poco

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Hi,
habe erst mal einen probelauf gemacht, und es geht. weißes hochglanz HPL auf 8 mm FU wießen Schmelzkleber und 2mm ABS Hochglanzkante. Leimrolle auf Gleichlauf (wegen weniger Kleber auftrag. hinten kommt eine perfekte Kante raus. Haben eine Hebrock 3003DKF. aber auch erst seit zwei Monaten. deswegen der Probelauf. mit einem sauber abgezogenen Stecheisen sollte man aber auch die Leimreste wegbekommen.
 

Lamello 1964

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@Lamello 1964

Mich würden Bilder deiner umgebauten Bosch Grün OF sehr interessieren. Wäre echt super, wenn du bei Gelegenheit welche einstellen könntest.

bye presario1978

Die sollst Du haben! Ich hoffe das ich sie hochgeladen kriege.

Gruß Lamello
 

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Lamello 1964

ww-ahorn
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Hat also geklappt mit den Bildern. Der Umbau zur Kantenfräse ist mehr oder weniger aus der Not entstanden. Eine "richtige" Kantenfräse war mir zu teuer und ist im Prizip nichts anderes als eine Oberfräse, die aber nur zum Beifräsen von Kanten dient. Ich habe dann bei unserem Schreinereibedarf mal rumgestöbert und mir die Kantenfräsen mal angeschaut. Sieht bei denen nur etwas verkaufsfördernder aus. Die Platte die ich unter den Frästisch gemacht habe ist aus Kartan. Das ist das Grundmaterial für Elektroplatinen. Es ist sehr hart und lässt sich gut reinigen. Plexiglas würde es aber auch tun. Einfach ein paar Löcher in der Anordnung der Gewindelöcher im Frästisch bohren, zwei Gewindeschrauben M6 zum fixieren, fertig. Damit ist der Kantenüberstand überbrückt. Das nächste Problem war der Fräser. Alle für mich erhältlichen, passten zu dieser Zeit nicht in die Aufname der Fräse. Ich habe etwas herumexperimentiert und habe einen Profilfräser mit einem größeren Anlaufring versehen, bis die Rundung der Kante passte. Alles wunderbar!
Zur Info! Der Fräser hat das BG Test Zeichen. Trotzdem würde ich jedem Hobbyhandwerker hier im Forum dazu raten, vor Gebrauch einer Maschine, egal zu welchem Zweck einen Kurs zur richtigen Handhabung eine Elektrowerzeuges zu besuchen. Diese werden mittlerweile auch in Baumärkten angeboten.

Gruß Lamello
 
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