Leidiges Thema: Fräsrichtung

Khartak

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Also ich habe heute mal etwas mehr gefräst als sonst und stelle mir immer wieder die Frage: Wie herum noch mal?

Als ich ein Kreisausschnitt mit einem Fräszirkel gemacht habe, fräse ich sozusagen im Uhrzeigersinn. Das ist ja gegen die Fräsrichtung oder?

Wenn ich gerade fräse dann auch immer von links nach rechts (von mir ausgesehen) oder?

Gibt es eine Faustregel mit der ich mir das besser merken kann? Ich merke mir das sonst immer so wie ich es aus den Videos kenne. Im Frästisch ist die Fräse auf dem Kopf als von rechts nach links fräsen und benutze ich die Fräse handgeführt dann von links nach rechts.

Was ich einfach nicht verstehe, dass wenn ich eine Tauchfräsung mache, also mitten im Werkstück fräse, dürfte es doch keine Rolle spielen in welche Richtung ich fräse, da immer auf zwei Seiten gleichzeitig gefräst wird. Die Klingen packen das Material doch von beiden Seiten also quasi einmal von links und einmal von rechts, was einer Fräsrichtung in beide Richtungen entsprechen würde.
 

yoghurt

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Hallo Khartak,
bei Tauchfräsungen, bei denen der Fräser das volle Material auf allen Seiten zu zerspanen hat ist es wurscht.

Bei Kreisbögen müsstest du theoretisch den größeren Radius im Gegenlauf zerspanen - das halte ich für akademisch.

Ansonsten fräst man im Gegenlauf! Die Angelegenheit lässt sich leichter verstehen, wenn man mit einem Edding auf der Fräse einen Pfeil aufmalt, der verdeutlicht wie die Drehrichtung der Fräse ist. Zumindest ich weiß das auch nicht aus dem Kopf....
 

rafikus

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Hallo

Die Klingen packen das Material doch von beiden Seiten also quasi einmal von links und einmal von rechts, was einer Fräsrichtung in beide Richtungen entsprechen würde.
Ich habe zwar keine Ahnung, was "quasi einmal" bedeuten soll (ist das was anderes als "einmal"?), aber zu dem Rest folgendes:
die Schneiden packen zwar links und rechts ins Material, aber dafür nur vorne und nicht hinten. Dadurch ergibt sich eine Kraft, welche die Fräse aus der Geraden auslenkt. Beim Nutfräsen im Vollen sollte man den Anschlag so platzieren, dass sich die Fräse gegen diesen Anschlag drückt.

Was die Fräsrichtung angeht, so denkst Du es wahrscheinlich richtig, aber ohne zu berücksichtigen, dass Du auch mal von links nach rechts fräsen könntest, aber das Werkstück auch anders liegen kann.
Besser ist es sich zu überlegen, ob durch den Eingriff der rotierender Schneide sich die Fräse selbst in die Fräsrichtung zieht (mitlaufend) oder entgegen der Fräsrichtung wegdrückt (gegenlaufend).

Rafikus
 

dew-tool

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Hallo

Ich schaue auf den Fräser dann sehe ich in welche Richtung die Schneide zum Material steht und dann weiß ich in welche Richtung ich fräsen muß ob es jetzt gleich- oder gegenlauf ist.

Gruß Jürgen
 

SteffenH

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Was ich einfach nicht verstehe, dass wenn ich eine Tauchfräsung mache, also mitten im Werkstück fräse, dürfte es doch keine Rolle spielen in welche Richtung ich fräse, da immer auf zwei Seiten gleichzeitig gefräst wird. Die Klingen packen das Material doch von beiden Seiten also quasi einmal von links und einmal von rechts, was einer Fräsrichtung in beide Richtungen entsprechen würde.

Du wirst dabei ja auch irgendeine Art von Anschlag haben. Je nachdem in welche Richtung du fräst will der Fräser von diesem Anschlag weg oder er will zum Anschlag hin.
 

Khartak

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Du wirst dabei ja auch irgendeine Art von Anschlag haben. Je nachdem in welche Richtung du fräst will der Fräser von diesem Anschlag weg oder er will zum Anschlag hin.

Ah okay, im Fräszirkel wäre der Anschlag dann der Mittelpunkt des Kreises. Bei Benutzen einer Schiene hätte ich dann die freie Wahl und beim Parallelanschlag dann die Seite des Anschlags.
 

Friederich

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Wenn man gegen den Fräser drücken muß, ist es richtig;
wenn man ihn festhalten muß, damit er nicht aus der Hand gezogen wird, falsch.
 

SteffenH

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Bei Benutzen einer Schiene hätte ich dann die freie Wahl

Theoretisch ja. Allerdings ist es auch dabei deutlich angenehmer und kontrollierter im Gegenlauf zu fräsen. Ansonsten will der Fräser "fahren" statt dass er von dir vorgeschoben wird.
 

Khartak

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Theoretisch ja. Allerdings ist es auch dabei deutlich angenehmer und kontrollierter im Gegenlauf zu fräsen. Ansonsten will der Fräser "fahren" statt dass er von dir vorgeschoben wird.

Leuchtet mir ein. Danke an alle für die Hinweise und die noch kommenden! Top Forum!
 

Sägenbremser

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Ist ja eigentlich schon recht einfach @Khartak

Du hast eine rechts drehende Maschine und so
auch Maschinenwerkzeug das die Schneiden in
der Form eingebaut hat. Beim Fräsen im Sinne
des Uhrzeigers hast du Gleichlauf im Innenring,
Gegenlauf auf der Aussenseite. Da entscheidest
du einfach was du am Ende erreichen möchtest.

Beim Einlassen von Beschlägen an Kanten wird
der Gleichlauf immer kurz am Austritt eingesetzt,
aber danach im Gegenlauf die Hauptarbeit gemacht.
Nur so wirst du fehlerfreie Ausfräsungen erhalten.

Beim Einsetzen in der Fläche ist das eher egal. Da
kann das Holz ja nicht einfach aufsplittern. Bei den
wirklich materialabnehmenden Fräsgängen, wie sie
z.b. im Treppenbau üblich sind, wird mit einer etwas
grosszügigen Vorfräsung und passgenauem Endmass
gearbeitet. Handgeführt ist das schon das Können des
Anwenders, auf dem BAZ gibt es dafür verschiedene
Fräser im Werkzeugwechsler.

Gruss Harald
 

Khartak

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Ich stelle mir den Vorgang der Klingen einfach bildlich vor. So verstehe ich auch warum Gleichlauf sauberer ist und gleichzeitig gefährlich, da die Klinge die Maschine in die selbe Richtung ziehen wie der Vorschub ist, nämlich Rückwärts.

Wenn ich meine Fräse und das Werkstück sicher fixiert habe mit einer Schiene oder eben mit dem Pin im Fräszirkel, dann kann eigentlich nichts schiefgehen oder? Mich würde mehr interessieren ob es dem Fräser hinsichtlich des Verschleißes was ausmacht in welcher Richtung er schneidet?
 

yoghurt

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Hallo,
sicher ist relativ, man muss schon zugreifen!

Ja, der Gleichlauf führt zu mehr Verschleiß. Mir wurde es so erklärt, dass im Gegenlauf ein Teil des Holzes gespalten wird, während im Gleichlauf alles geschnitten werden muss.
 

Sägenbremser

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Verstehe zwar den Grundgedanken nicht,
aber bei einer Kreisausfräsung in der Fläche
wird der Materialabtrag schon aus Gründen
der Fliehkräfte immer mehr im Gegenlauf
erfolgen. Das die auf der Schneidenrückseite
wirkenden Kräfte mehr Reibung erzeugen als
die Spänne im Idealfall aufnehmen können ist
dabei nicht zu vermeiden. Bedeutet für mich
einfach früher stumpf.

Gruss Harald
 

raziausdud

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Hallo,

ich bin auch nicht so gut in "einfach etwas merken", wie Gleichlauf oder Gegenlauf.

Daher gibt es auf der Fräse (wurde schon erwähnt ...) und auch auf der Frästischplatte dick angezeichnete Pfeile für die Drehrichtung. Dann habe ich mir noch angewöhnt: "Was passiert an der Front", also dort wohin ich die Fräse drücke oder im Frästisch das Werkstück schiebe. Die Fräse wird entgegen der Drehrichtung an der Front beschleunigt, das Werkstück wird in die Drehrichtung gedrückt. Daraus ergibt sich die Seite des Parallell-Anschlags/Anschlags, natürlich die Seite, zu der das Werkstück "hin will".

Mit den Pfeilen der Drehrichtung erkennt man m. E. auch sofort, ob die Schneiden (an der Front...) aus der Holzoberfläche heraustreten (Ausrisse) oder ins Material eintauchen (sauberer).

Somit erkennt man z.B. auch, dass das Fräsen, dass das Werkstück an den Anschlag drückt, in der Regel etwas unsauberer ist und dass man daher beim "umgekehrten" Fräsen die Fräse bzw. das Werkstück gut festhalten sollte, und dass man daher in diesem Fall nur einen leichten Abtrag vornehmen sollte.

Ich hoffe, ich hab es einigermaßen verständlich erklärt, was nicht so einfach war. Tatsächlich ist es aber so für mich immer leicht und immer abrufbar - ohne Verwechselungsgefahr, egal ob handgeführte Oberfräse oder im Tisch eingebaute Oberfräse/Tischfräse.

Aber es gibt halt solche und solche Menschen: wie unsere beiden Töchter. Die eine kann und will sich vieles einfach nur merken, die andere - die auch sonst "mehr von mir hat" - lernt über das Verständnis ...

Herzliche Grüße
Rainer
 

Hamburger Jung

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Ist vielleicht auch ne Glaubensfrage. Ich würde Immen gen Hamburg fräsen, andere gen Mekka:emoji_wink::emoji_grin:
 

Sägenbremser

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Das wäre jetzt aber auch wirklich im
geografischen Sinn eine Frage deines
üblichen Arbeitsumfeldes:emoji_grin:

Liebe Grüsse Harald
 

raziausdud

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Hall nochmal.

nach meinem letzten Schrieb überlege ich jetzt, ob beim Fräsen eines Kreises (in Vollholz, wegen des bezüglich der Bewegungsrichtung wechselndem Faserverlauf) man eventuell einen Teil (zwei gegenüberliegende Viertel) mit aus dem Material heraustretendem Fräsermesser, den anderen Teil mit ins Material eintauchendem Fräsermesser "machen" sollte, und das noch abhängig davon, ob man den Innenkreis oder den Außenkreis möglichst sauber benötigt ....

Das bekomme ich aber rein im Kopf (und zu dieser späten Stunde) nicht hin. Haarspalterei, Notwendigkeit, Falschdenken - oder was ...:confused:) :emoji_wink:

Nochmals Grüße
Rainer
 

Sägenbremser

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Hallo Rainer

ich weiss ja nun das du auch drechselst.
Wo ist da wirklich das Problem?

Harald
 

matchesder

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Ich habe mal was von einer "Rechte-Hand-Regel" oder so ähnlich gelesen.

Wenn Fräse AUF dem Werkstück:
-Du schaust auf den Handrücken, der rechten Hand
-Der Daumen zeigt an die Kante, die sauber gefräst werden soll
-Der Zeigefinger zeigt in die Richtung, in die Du die Fräse bewegen musst

Wenn Werkstück auf Frästisch (die Fräse praktisch auf den Kopf gestellt):
-Wie oben, aber der Zeigefinger zeigt die Richtung, in die das Werkstück muss.

Grüße

Martin
 

Friederich

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nach meinem letzten Schrieb überlege ich jetzt, ob beim Fräsen eines Kreises (in Vollholz, wegen des bezüglich der Bewegungsrichtung wechselndem Faserverlauf) man eventuell einen Teil (zwei gegenüberliegende Viertel) mit aus dem Material heraustretendem Fräsermesser, den anderen Teil mit ins Material eintauchendem Fräsermesser "machen" sollte, und das noch abhängig davon, ob man den Innenkreis oder den Außenkreis möglichst sauber benötigt ....
Hallo Rainer, für optimale Oberflächengüte sollte das Messer stets mit der Holzfaser schneiden. Beim Fräsen genauso wie beim Hobeln.
Die Kreisscheibe würde man also tatsächlich am besten mit zwei unterschiedlichen Einstellungen fräsen. Bei jedem Viertelkreis gewechselt.
Hierfür benötigt man zwei Fräser mit entgegengesetzten Drehrichtungen.
Oder man dreht den Fräskopf auf der Tischfräse. (Und ändert dann natürlich auch die Drehrichtung).
Das war jetzt aber ungeachtet der Frage "Gleich-oder Gegenlauf".
Ich wüßte jetzt auf Anhieb nicht, ob Gleichlauf irgendwo am Kreis einen Vorteil bringt...
 

Sägenbremser

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Ist ja schon wirklich spät, aber zuweilen
frage ich mich schon wie all diese Möbel
in den letzten 100 Jahren wirklich noch
fertig gestellt worden sind. Die Tischler
werden sich doch nichts so lange mit der
üblichen Drehrichtung ihrer Werkzeuge
auseinander gesetzt haben, aber sie sind
in der glücklichen Lage gewesen zu liefern.

Gruss Harald
 

yoghurt

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Ist ja schon wirklich spät, aber zuweilen
frage ich mich schon wie all diese Möbel
in den letzten 100 Jahren wirklich noch
fertig gestellt worden sind. Die Tischler
werden sich doch nichts so lange mit der
üblichen Drehrichtung ihrer Werkzeuge
auseinander gesetzt haben, aber sie sind
in der glücklichen Lage gewesen zu liefern.

Gruss Harald

Ja nun, Harald!
Wir sind hier bei "Neuling fragt Profi" und diskutieren unser Wissen mit einander. Es gibt aber eben eine großen Unterschied zwischen Wissen und Können. Und obwohl wir in der vielgeforderten Wissensgesellschaft leben (in der das Können vielleicht keine ausreichende Wertschätzung erfährt) geht es im Handwerk genau darum: eine Sache zu können und nicht nur zu wissen wie es geht. Unser Können entzieht sich aber recht erfolgreich der Diskussion im Netz.... In der Werkstatt von Angesicht zu Angesicht hätten wir manches schneller klären können!

Zum Thema: ja es kann sinnvoll sein einen Kreis in Vierteln je nach Faserverlauf zu fräsen. Wenn's aber nicht so sehr splittert und splattert, dann fräst man einfach wie es gerade passt und wendet sich dem nächsten Arbeitsschritt zu!
 

tupilak

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Im Norden
Am besten man klaut das Bild von Routerforum.com
und nagelt es sich an die Wand. :emoji_grin:
Technikbeigesterte laden sich das Bild auf`s Smartphone
oder lassen ein Tablet mit dem Bild als Hintergrundgrafik
von der Werkstattdecke hängen.

Die Hand- und Fingerregel setzt voraus, das man bis dahin unfallfrei
über die TKS/HKS-Runden kam.
 
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